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Plakatverfahrende.indymedia.org/node/23331 (B) Vom gestörten
Frieden undseinen Folgen
de.indymedia.org/node/23195 Keinen Frieden mit denFeind*innen
der Freiheit solidarisch zur Prozessbegleitung!
ReggeaFieberde.indymedia.org/node/30009 (B) Ein lauer
Winterabend oderwie beim LKA das ReggeaFieber ausbrach
de.indymedia.org/node/30263 Freispruch Fieber
Tortede.indymedia.org/node/17757
Ferienwohnungde.indymedia.org/node/9412
de.indymedia.org/node/21250 Prozessbericht
Flensburgde.indymedia.org/node/31249
Lausitz23abcwien.net/?p=6774
NerofreeNero.blackblogs.org
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Solange ein Rebell am Leben ist, büßt der Staat einen
strategischen Rückschlag ein. Er hat es nicht geschafft den Kreis
zu schließen: er muss neue Kriege anzetteln, er muss neue Verfahren
ausarbeiten, er muss neue Energie aufwenden, neueTechnologien
erforschen, um eben diesen Kreis zu schließen. Aber wenn die
Rebellen sich für ein Projekt vereinigen, wenn die Rebellen zu
Revolutionären werden, dann ist der Staat erst richtig in
Gefahr.
Vetriolo, anarchistische Zeitung, Italien 2019
22
Die Diskussionen, die in dem Kontext der Repressiongegen Nero zu
Deals und Einlassungen geführt wurden,sind ein Ansatz, um
revolutionäre Methoden imUmgang mit der Repression zu erkunden.
Bestärkendsind die bisher wenigen aufgezeigten Beispiele, beidenen
eine offensive Strategie verfolgt wurde. Nicht zuunterschätzen sind
jedoch auch Fälle, bei denen esKritik hagelt, denn aus „Fehlern“
kann nur gelerntwerden. Die Unfehlbarkeit überlassen wir
denÜbermenschen. Wir, unser Bewusstsein, entsteht durchFehler, die
logischerweise erst durch die grundlegendeEntscheidung zu handeln
begangen werden können.Daher muss auch die Angst vor Fehlern und
demHandeln überwunden werden. Die Verantwortlichkeitbesteht nicht
darin, die angeblich fehlerhaftenGefährt*innen zu stigmatisieren,
sondern gemeinsamdie Gründe der Fehlschläge zu verstehen und
beimnächsten Mal dafür zu sorgen, dass es besser läuft.Manchmal
gibt es auch dumme Zufälle und Pech die zurVerfolgung führen, so
was liegt nicht in unseren Händenund muss ärgerlicherweise
hingenommen werden.
Was Anwält*innen betrifft: Sie sind die Vermittelndenzwischen
den Rebell*innen und der Herrschaft. Siedienen also der Mediation
beider Interessen. Sie sindTechniker*innen, Spezialist*innen in
der, von derAutorität geschaffenen, Gesetzesgebung. Ihre
Expertiseführt zu einer Abhängigkeit unsererseits, die wir
eineinstinktive Abscheu gegenüber der staatlichen Justizverspüren.
Insofern stellt sich die generelle Frage,inwieweit eine
unreflektierte Kollaboration mit denAnwält*innen unsere Positionen
beeinträchtigen kann.Generell könnte man behaupten, dass sie
demspeziellen Zweck dienen sollen, der von uns im Vorausdefiniert
wurde. Ein Freifahrtschein für sie wäreunverantwortlich und
entmündigend. So sollte dieZusammenarbeit auf bestimmte Ziele
hinarbeiten, dieim besten Falle nicht der
Schadensbegrenzungnachhecheln, sondern auf die offensive
Prozessführungund politische Positionierung. Es ist schier
unmöglichein vorgekautes Rezept in Gänze vorzulegen, denn
jederRepressionsfall ist mit unendlich vielen Facettenversehen.
Im Falle der Teilnahme an einer Gerichtsverhandlungstellt sich
die Frage, inwiefern wir bereit sind, wie derName schon sagt, zu
verhandeln. Über was verhandeln?
Über unsere Ideen und Taten? Wie kann darüber jemalsmit der
Autorität verhandelt werden? Letzten Endesgeht es darum, unsere so
schon eingeschränkte Freiheit,die im Falle einer Verurteilung
abhanden kommt,möglichst zu bewahren. Darum verhandeln wir.
Darumakzeptieren wir Kompromisse, lassen uns auf Deals einund
machen Einlassungen. Im schlimmsten Fall zeigenwir ernsthaft Reue,
distanzieren uns, oder verpfeifensogar unsere Gefährt*innen. Es
scheint allesgerechtfertigt zu sein, um die eigene Haut zu
retten.Wem kann man das verübeln?
Hier tritt die Verantwortung ins Spiel: Die
unabdingbareVerantwortung gegenüber unserer Gefährt*innen
undKompliz*innen. Jedes Mal, wenn wir uns treffen, umuns
auszutauschen, zu organisieren, zu konspirierenund anzugreifen,
gehen wir ein Einverständnis ein, keinloses Versprechen, sondern
einen verschwörerischenPakt. Dieser Pakt bindet uns an unsere
Kompliz*innenund an die Überzeugungen, für die wir kämpfen.
Somitsind wir ausschließlich uns selbst und
unserenMitverschwörenden Rechenschaft schuldig. Dieseenorme
Verantwortung muss uns bewusst werden undin ihrer Konsequenz kann
das heißen, jeglicheZusammenarbeit mit den Feinden der Freiheit
zuverneinen. Dies ist ein sehr hoher ethischer Anspruch,ihn zu
definieren und zu erreichen bedarf vielerDiskussionen und
gemeinsamer Erfahrungen, er ist aberausschlaggebend für das
notwendige Vertrauenuntereinander und in sich selbst.
Vertrauen in die Gefährt*innen und in sich selbst ist
eingrundlegender Aspekt des revolutionären Bewusstseins.Es
bekräftigt die Überzeugung und beflügelt dieKampfbegierde. Jeder
Versuch der Individualisierungund Isolation ist vergebens und
prallt an uns ab, wennwir die Gewissheit über gegenseitiges
Vertrauens haben.Deswegen ist die Solidarität mit Gefangenen
undAngeklagten keine bloße humanitäre Dienstleistung, umsich im
eigenen Aktivismus bestätigt zu fühlen, sonderneine Verpflichtung
unter den Revolutionär*innen, aufdie man vertrauen muss. Sie ist
essenzieller Teil desPaktes, den man aus freier Entscheidung
eingegangenist.
So the bet remains to us, every anarchist cell and individuality
that promotes continuous attack and rebellion, to prove that there
will be no truce with the enemy neither now nor ever. Particularly
in times of repressive operations one does not step back, but
insteadreignites the outbreaks of attacks in order to become truly
dangerous. To remain a threat as an internal enemy at the heart of
the system. Because everything that rolls downhill, stops only when
it finds an obstacle in front of it, otherwise it will continue to
do soindefinitely by continuously increasing speed, carrying away
anything of inferior proportions. It is a live bet, without end,
but with continuity, evolution and one direction only...
liberation, anarchy. Olga Economidou
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Im Mai letzten Jahres haben unterschiedlicheZusammenhänge
Veranstaltungen rund um das ThemaRepression organisiert. In dieser
Broschüre werden dreidieser Veranstaltungen dokumentiert und
dieDiskussionen, die in deren Rahmen stattfanden,wiedergegeben.
Die Texte spiegeln nicht immer die Meinung derVeranstalter*innen
wider, es ist uns jedoch wichtig denProzess darzustellen und einen
Beitrag zu einer Debattezu leisten, die kontrovers geführt wurde
und so weitergeführt werden sollte.
Die drei Veranstaltungen hatten unterschiedlicheSchwerpunkte. In
der ersten ging es um den, zu demZeitpunkt Gefangenen, Nero und um
seineProzessstrategie, sowie die Soliarbeit. Die
zweiteVeranstaltung befasste sich mit Deals und Einlassungenund
legte den Schwerpunkt auf aktuelleProzessstrategien und den Umgang
mit Repression. Beider letzten Veranstaltung gab es im Gegensatz zu
denanderen eine langfristige Vorbereitung, da versuchtwurde anhand
eines konkreten Strafbefehls, einenDiskussionsprozess zum Umgang
mit individualisierterRepression zu führen.
Wir wollen das Vorwort und das Fazit nutzen, umunsere Positionen
zu der Thematik darzulegen.
Wir lehnen es ab Deals einzugehen, Einlassungen zumachen, Reue
zu zeigen oder gar „Entschuldigung“ zusagen, da wir gegen das
Konstrukt von Schuld undUnschuld sind und dies den Herrschenden
überlassen.Denn sobald wir uns dazu herablassen uns mit dereigenen
Schuldfrage auseinanderzusetzen, sind wirschon Teil dieser
Logik.
Wir können auf unterschiedlichen EbenenVerantwortung für Taten
und Ideen übernehmen. VorGericht können wir beispielsweise mit
einer politischenErklärung, ohne ein Geständnis abzulegen und
eineSchuld anzuerkennen, unsere Positionen vertreten.
Jenseits des staatlichen Rahmens übernehmen wir
Verantwortung, indem wir uns mit allen, die unsereIdeen teilen,
solidarisch erklären und eineKomplizenschaft eingehen.
Es ist wichtig unser Handeln im Repressionsfall zureflektieren,
damit wir die Deutungshoheit unsererTaten zurückerlangen. Dabei ist
es irrelevant, umwelche Aktionsformen es sich handelt, grundlegend
istein bewusstes Agieren, mit allen dazugehörigenKonsequenzen,
welches man vor sich und denGefährt*innen verantworten kann.
Ein Ziel von Repression ist immer Abschreckung: dieeine Person
ist betroffen und du könntest die nächstesein. Offensive Soliarbeit
wird oft als kontraproduktivbetrachtet, um schnell und
unspektakulärrauszukommen. Das hört nicht nach der
konkretenFestnahme auf, sondern setzt sich in der Art, wie
dieProzesse geführt werden, fort: In Einlassungen,Aussagen, Reue,
Alibis und Ausreden. Diese Art vonReaktion auf Repression basiert
auf der Annahme, dassauch nicht so viel passieren kann, wenn man
für seinepolitischen Taten keine Verantwortung übernimmt.
DieHoffnung, dass dieses reaktionäre, passive Handeln füruns
funktional ist, beruht nur auf dem Vertrauen in denStaat.
Wir meinen, dies ist zu kurz gedacht. Beispielsweisehabe ich
eine Anzeige wegen Vermummung und gehedeswegen nicht mehr zur Demo
oder eine wegenLandfriedensbruch und komme auf drei, vier
JahreBewährung raus und muss mich dann an bestimmte,vom Staat
vorgegebene, Regeln halten, sonst gibt es denBewährungswiderruf und
es geht zurück in den Knast.
Für uns ist Knast ein Kampfgebiet, der Prozesssaal istein
Kampfgebiet, sowie die entfremdete Arbeit oder dertote
sinnentleerte Alltag, den uns dieses System bietet.Im Knast und im
Prozess hört das Leben nicht auf – esist vielleicht anders,
schwieriger und setzt neueHerausforderungen...
Mit den Veranstaltungen wollten wirHandlungsoptionen
diskutieren, wie wir möglichstkollektiv unsere Haltung wahren und
weiterhinhandlungsfähig sein können, ohne mit dem Staat undseinen
Schergen zu kooperieren.
Leider haben sich viele Personen und Zusammenhängevon einer
offensiven, politischen Prozessführung undbegleitung immer weiter
entfernt. Wir fragen uns
Solange ein Rebell am Leben ist, büßt der Staat einen
strategischen Rückschlag ein. Er hat es nicht geschafft den Kreis
zu schließen: er muss neue Kriege anzetteln, er muss neue Verfahren
ausarbeiten, er muss neue Energie aufwenden, neueTechnologien
erforschen, um eben diesen Kreis zu schließen. Aber wenn die
Rebellen sich für ein Projekt vereinigen, wenn die Rebellen zu
Revolutionären werden, dann ist der Staat erst richtig in
Gefahr.
Vetriolo, anarchistische Zeitung, Italien 2019
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Umfeld, Verlust jeglicher Sicherheit undDepersonalisierung. Doch
wenn man sich mit denGefährt*innen austauscht, die die Erfahrung
gemachthaben, sagen die meisten, dass es die intensivste Zeitihres
Lebens war, noch mehr sogar, als der Knast. Dieskann negativ oder
positiv gewertet werden. Die Fluchtjedoch kategorisch
auszuschließen, wäre töricht. Manwürde sich der Selbstermächtigung
verweigern, überdas eigene Leben zu entscheiden. Ein
weiteres,folgendes Szenario wäre dann die konkrete Planung.
Imbesten Fall hat man Zeit sich davor Gedanken zumachen und so kann
man sich der pragmatischenUmsetzung dieses Vorhabens widmen.
BestehenInfrastrukturen, die die Flüchtenden unterstützenkönnen?
Wenn nicht, wie können diese aussehen? Nichtzu unterschätzen ist
der psychologische Gesichtspunkt:die Entscheidung das Umfeld, die
Freund*innen undFamilie, das bisherige Leben aufzugeben und
dieUngewissheit vor dem was kommen wird. Diezermürbende Frage wann
und ob man jemals wiederzurückkehren kann. All dies und vieles mehr
kann denKlandestinen bei ihrer schwermütigen Entscheidungzum
Verhängnis werden.
Hingegen können uns Gefährt*innen im Knast oder
mitKnasterfahrung motivieren, mit der Repression einenUmgang zu
finden. Ihre Kämpfe, ob persönlich oderkollektiv, sind Teil unserer
Kämpfe und umgekehrt.Gefährt*innen, die von Repression betroffen
sind undsich getreu ihren Ideen verhalten, können unsinspirieren.
Die „Stärke“ einer Bewegung zeigt sich inder individuellen
Bereitschaft, das Risiko zu handelnund sich zu solidarisieren
einzugehen. DieseBereitschaft basiert nicht auf der Quantität, der
Anzahlvon Menschen wie beispielsweise innerhalb
einerMassenbewegung. Denn die Kraft und der Mut, die wirkonkret
erfahren, bilden sich bei den vielen kleinen undgrößeren Momenten
der Diskussion, Kritik und Aktionmit Gefährt*innen. Der Wunsch und
die fälschlicheAnnahme, dass nur dann eine Bewegung stark ist,
wennsie viele Teilnehmende hat, kann uns dazu verleiten,dass die
Warterei auf die Massen überhand nimmt undin der Zwischenzeit
nichts passiert. Für dieRebell*innen, die leben wollen, ist die
Warterei eins derschlimmsten Szenarien. Das hat nichts mit
blinderSelbstaufopferung oder Avantgardismus zu tun, sondernmit der
schlichten Erkenntnis, dass der Wunsch und die
Suche nach dem bewussten Akt der Revolte und derSolidarität
nicht warten kann. Dahinter steht keinstumpfes politisches Kalkül,
sondern derunbeschreibliche Drang die Freiheit zu leben.
Um diesen Drang einen Ausdruck zu geben, haben undbrauchen wir
Ideen, Vorschläge undHandlungsmöglichkeiten, damit wir die
Revoltebeginnen können. Wehe denen, die versuchen denFunken der
Revolte im Keim zu ersticken, demStaatsapparat mit seinen
Diener*innen, aber auch denStrukturen und Strömungen, die sich
politisch auf der„richtigen“ Seite sehen, aber durch ihre Politik
dasWeiterbestehen der ausbeuterischen Realitätgarantieren, sogar
fördern. Das können linkeRepräsentant*innen einer
Befriedungspolitik oderZusammenhänge, die reformistische
Feuerwehrpolitikverfolgen, sein. Daher lasst uns aus dieser
Polaritätzwischen Staatstreue, Reformismus und Populismusausbrechen
und unabhängig davon eigene Wegeeinschlagen, die die Konstrukte von
LegalitätIllegalitätund SchuldUnschuld nicht nur infrage stellen,
sonderngrundsätzlich verneinen. Es bedarf keiner Befriedungoder
Bürokratisierung der Kämpfe und des darausresultierenden Umgangs
mit der Repression, sondernder Notwendigkeit dieser mit dem Hass
gegen dieAutorität und der Liebe zur Freiheit zu begegnen. Denndies
sind die grundlegenden Empfindungen, die unsüberhaupt erst
anspornen zu handeln.
Es liegt in der Natur von Gerichtsverfahren, dass siepolitisch
sind. So fällt es schwer zu glauben, dass durchdie Relativierung
„minderer" Anzeigen, das tatsächlicheAusmaß der autoritären
Unterdrückung ausgeblendet,sogar verleumdet wird. Deswegen ist es
leider nochnotwendig zu versuchen, die Prozesse für die
eigenenLeute und die Öffentlichkeit zu politisieren, also
mitpolitischer Relevanz zu füllen. Man könnte dies sogarim
positivsten Sinne als Möglichkeit sehen, denpolitischen Kampf auch
im Gerichtsaal weiterzuführen.An sich wäre dies logisch, sofern die
vorher genannteVoraussetzung der politischen Relevanz von
Verfahrengegeben ist. Laut der geführten Diskussionen, ist
deraktuelle Zustand der „Bewegung“ nicht der Beste und somüssen die
Rebell*innen unaufhörlich und weiterhinauf eine gewisse, zumindest
minimale, Integritätdrängen.
So the bet remains to us, every anarchist cell and individuality
that promotes continuous attack and rebellion, to prove that there
will be no truce with the enemy neither now nor ever. Particularly
in times of repressive operations one does not step back, but
insteadreignites the outbreaks of attacks in order to become truly
dangerous. To remain a threat as an internal enemy at the heart of
the system. Because everything that rolls downhill, stops only when
it finds an obstacle in front of it, otherwise it will continue to
do soindefinitely by continuously increasing speed, carrying away
anything of inferior proportions. It is a live bet, without end,
but with continuity, evolution and one direction only...
liberation, anarchy. Olga Economidou
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warum und fordern eine weitergehende und breitereDiskussion
darüber ein. Solange es Widerstand undRevolten gibt, wird der Staat
immer mit all seinenMitteln darauf reagieren. Diese Mittel wurden
aufgrundtechnischer Möglichkeiten und Gesetzesänderungenerweitert
und wir müssen uns diesen neuenHerausforderungen stellen.
Widerstand sollte keine Spielwiese und das Gericht
keinEinkaufsladen für Deals und Einlassungen sein. Wennwir von
unseren Ideen und Aktionen überzeugt sind,müssen wir auch mögliche
Konsequenzen, im
schlimmsten Fall Flucht, Knast oder Tod, in unsereKämpfe
einbeziehen.
Für eine Bewegung, die sich ernst nimmt, sollte klarsein, dass
sie mit Menschen, die verhaftet werden, mitVerfahren überzogen
werden oder in den Knastkommen, solidarisch ist. Solidarität sollte
offensiv sein,denn es ist relevant, dass unsere Kämpfe innerhalb
undausserhalb der Knäste weitergeführt werden.
Eine Bewegung, die sich nicht um ihre Gefangenenkümmert, ist
schon lange tot!
Zur Zeit der Veranstaltung im Mai 2018 saß Nero schonfast ein
Jahr im Knast. Er wurde zu 18 Monaten Haftverurteilt, weil er einen
Bullenhelikopter mit einemLaserpointer geblendet hat. Seine
Prozesstrategie wardefensiv und es gab den Versuch, aufgrund
desVorwurfs (Gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr),
dasVerfahren zu entpolitisieren. In der Veranstaltung wurdedieser
Prozess geschildert und auch die Soliarbeitkritisch beleuchtet. In
der anschließenden Diskussionwurden einige besondere Punkte
debattiert, sobeispielsweise die Rolle der Anwält*innen,
dieVorbereitung auf den Knast innerhalb vonBezugsgruppen und der
Umgang mit der Repression imKnast. Neben Kritik an Nero und der
Soligruppe wurdeneinige Beispiele aufgeführt, die sowohl besser als
auchschlechter gelaufen sind und so wurden in derDiskussion diverse
Punkte festgehalten, die hierzusammengefasst werden.
Der wahrhaft Tapfere fürchtet kein Urteil, es sei denn das des
eigenen Gewissens.Erich Mühsam
20
Die Diskussionen, die in dieser Broschürezusammengefasst worden
sind, beruhen auf derPerspektive des Aufbruchs und Ausbruchs,
mitEinbeziehung der daraus folgenden unumgänglichenKonsequenzen. Es
soll ein Aufbruch sein, in dem dieSehnsucht nach der grenzenlosen
Freiheit gelebt wird.Einen Aufbruch, der dazu anstiften soll im
hier undjetzt, die existierende Welt zum Einsturz zu bringen,
mitwohlüberlegten Taten und bewussten Vorschlägen füreine Welt ohne
jegliche Herrschaft, Ausbeutung undsonstiger Unterdrückung. Der
Aufbruch soll somit alsAnfang vom Ende der alten Welt angesehen
werden.Der Ausbruch soll die konkrete Handlung sein, die dazuführen
soll, dieses Ende hervorzurufen. Ein Ausbruchaus den Zwängen dieser
Gesellschaft, die jede Personvon uns seit der Geburt mit ihren
starren Werten undVorstellungen vergiftet. Wenn dies der
Ausgangspunktunseres Wesens ist, dann liegt es nahe, gewisse
Risikenfür die Veränderung in Kauf zu nehmen. Diese Risikenführen
nicht selten zu einer Bestrafung und eineraufgezwungenen Isolation,
unter anderem durch dieUrteile der staatlichen Justiz.
Klar ist, dass jegliche Isolation das Ziel hat, dieRebell*innen
zu brechen, körperlich und seelisch. DenRebell*innen muss dieser
mögliche Werdegangallgegenwärtig sein. Blindlings in die Fänge des
Feindeszu laufen, kann fatale Folgen haben. Deswegen ist es
eine persönliche und kollektive Verantwortung
jeglicherrevolutionärer Bewegung, mit offenen und kritischenAugen
an die Tat zu schreiten. Dies heißt nicht, die Wutund den Hass
gegen jegliche Autorität einzudämmenund die Wildheit bändigen zu
wollen, im Gegenteil!Eine Auseinandersetzung mit den Folgen des
eigenenHandelns kann das Verständnis von der Notwendigkeitder
Revolte und des Angriffs nur verstärken. Die darausresultierende
Verlustangst der eigenen Freiheit,Privilegien, sogar des eigenen
Lebens muss thematisiertwerden und kollektiv besprochen und
überwundenwerden. Denn nichts ist lähmender, als nicht zu
wissen,was der Angst entgegengesetzt werden kann.
Die Erfahrungen mit dem zurzeit größten Druckmittelder
Staatsmacht können nur dazu dienen, diese Angstzu verlieren,
beziehungsweise zu verstehen, dass auchinnerhalb der Mauern der
staatlichen Kerker allesweitergeht. Niemand kann behaupten, dass es
eineinfaches Unterfangen ist, mir erhobenen Kopf denErniedrigungen
und Demütigungen im Knaststandzuhalten, aber ähnliche, wenn auch
entschärfte,Erfahrungen mit Autoritäten machen wir auch
in„Freiheit“. In allen Situationen müssen die
Rebell*innenMöglichkeiten finden, ihrem Drang nach der
RebellionHandlungsraum zu geben.
In diesem Zusammenhang ist es notwendig, auch überdie Flucht,
die Klandestinität, das Abtauchen, dasVerschwinden zu reden. Diese
sollen nicht als ultimativeLösung vorgeschlagen werden, denn sie
bergen in sicheine andere Art von Isolation, eine völlig neue, für
diemeisten wahrscheinlich eine noch unbekanntereErfahrung, als der
Knast. Sie sind verbunden mitEinsamkeit, Handlungsunfähigkeit,
Abhängigkeit vom
dieselbe Gesetzgebung (Visdp) benutzen, die Regelnvorschreibt
und den Regelbruch bestraft, um nicht alsVerfasser*in des Inhalts
verantwortlich gemacht zuwerden? Einige werden mit einem müden
Augenrollendarauf reagieren und sagen; lieber so, als
unendlichviele und teure Verfahren. Seit wann bitte
schönbeeinflusst denn der Pragmatismus des bequemerenWeges eine
revolutionäre Bewegung? Dann könnten wirja, überspitzt gesagt,
gleich in die Politik gehen, um die
Gesetze zu unseren Gunsten umzuschreiben, äh sorry,abzuschaffen.
Die eigentliche Herausforderung basiertauf der gewollten
Verantwortlichkeit, die in derenormen Bedeutung und dem
potenziellen Ausmaßunserer Worte und Taten liegt. Was das genau
heißt,von welchen Inhalt die Rede ist, was der Unterschiedzwischen
Märtyrertum und Verantwortlichkeit ist undwas das mit uns zu tun
hat, kann in zukünftigenDebatten, Texten und Aktionen ausgeführt
werden.
Ich gestehe Niemandem das Recht zu, mir seinen Willen
aufzudrängen, egal unter welchem Vorwand. Ich sehe nicht ein, wieso
ich nicht das Recht haben sollte, ein paar Trauben oder Äpfel zu
essen, nur weil sie Mr. X gehören... Was hat er getan, wasich nicht
getan habe, das ihn zum alleinigen Nutzniesser macht? Ich sage:
nicht, und daher habe ich das Recht meine Bedürfnisse zu stillen
und wenn er mich mit Gewalt davon abhalten will, werde ich
revoltieren und meine Stärke mit ihm messen. Wennich angegriffen
werde, werde ich mich mit allen möglichen Mitteln verteidigen.
Octave Garnier
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Der wahrhaft Tapfere fürchtet kein Urteil, es sei denn das des
eigenen Gewissens.Erich Mühsam
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anderem, bei den Vorbereitungsgesprächen miteinbezogen und es
wurde klar gemacht, dass er nichtsin Eigenregie machen soll. Also
keine Abmachungen mitder Staatsanwaltschaft und keine
Gesprächsbereitschaftmit der Richterin. Die Anwaltsstrategie wurde
von demBetroffenen und dem Umfeld bestimmt und hatte dasZiel, durch
die Befragung der Staatsschützer, Druck aufsie auszuüben, sie zu
nerven und sie möglicherweise inWidersprüche zu verwickeln. Das hat
wunderbarfunktioniert! Besonders der unerfahrenste Zivibulle,
derauch Hauptzeuge war, wurde vom Anwalt regelrechtfertig gemacht.
Er und seine Kollegen spürten die ihnenfeindlich gesinnten
Augenpaare in ihren Nacken. Alleindeswegen war die
Prozessbegleitung der Gefährt*innenschon wichtig. Der Betroffene
hat wiederum nur seineErklärung vorgelesen, ohne den Anspruch als
Siegeroder Verlierer aus dem Gericht zu gehen. DieVermutung lag
eher nahe, dass alleine durch dieoffensive Erklärung, die Richterin
zu einem vielleichtsogar härteren Urteil verleitet wird. Die
Erklärungwurde aber gefühlt gar nicht von der
Richterinwahrgenommen. Nur der Staatsanwalt schien ihr
eherzuzuhören, wahrscheinlich um sich in seiner Vermutungeinen
Staatsfeind vor sich sitzen zu haben, bestätigt zufühlen. Der
Staatsanwalt hatte ein noch höheresStrafmaß gefordert, da ja keine
Einsicht oder Reuegezeigt worden ist. Er hat dann noch irgendwas
davongelabert, dass die Tage von Hamburg schon demTerrorismus
ähneln. Von Staatsseite also das üblicheGeschwätz! Der Anwalt
plädierte letztendlich aufFreispruch, weil seiner Meinung nach die
Aussagen vonden Zeugen zu ungenau waren und es keinetatsächlichen
Beweise für die angeklagte Tat gab.Erstaunlicherweise hat die
Richterin ohne mit derWimper zu zucken und ohne Bedenkpause
denFreispruch bestätigt. Alle Kosten übernimmt dieStaatskasse. Das
war wohl eine kleine aber feineSchlappe für die Staatsanwaltschaft
und Staatsschützer,die sich wahrscheinlich schon auf die
Verurteilunggefreut hatten. Doch wie ist der Prozess für uns
zuwerten? Der Erfolg dieses Prozesses liegt nicht imFreispruch,
sondern in der Umsetzung der vorhergetroffenen Entscheidungen, sich
auf ganz bestimmteArt zu verhalten. Am Abend vor dem Prozess
wurdezum Beispiel das Plakat, das unter Anklage stand,
inverschiedenen Teilen Berlins nochmal plakatiert, umsozusagen dem
Staat genüsslich den gestrecktenMittelfinger zu zeigen.
Was überhaupt den Sicherheitsapparat dazu bewegt,solche
Lappalien mit Strafbefehlen zu verfolgen, ist eineandere Frage.
Wahrscheinlich liegt es am geringenbürokratischen Aufwand oder an
der Übermotivationgewisser Zivibullen. Es als eine staatliche
Strategie zubewerten, kann so und so gesehen werden. In
nächsterZeit wird sich zeigen, wie die Richter*innen aufähnliche
Prozesse reagieren werden. Und es wird sichauch zeigen, wie die
betroffenen Gefährt*innen dieProzesse führen werden.
Im Nachhinein kann noch erwähnt werden, dass kurznach dem
Prozess der Staatsanwalt Einspruch gegen dasUrteil eingelegt hat.
Er hat ihn dann aberzurückgenommen, nachdem das schriftliche
Urteilversendet worden ist. Vielleicht gab es die wageHoffnung vom
Staatsanwalt, dass die Richterin es sichdoch noch anders überlegt
oder es war ein pro formaSchritt. Insgesamt kann man mit
derProzessvorbereitung und führung zufrieden sein, weildas, was man
sich vorgenommen hat, durchgezogenwurde. Der Freispruch ist dabei
ein unerwarteterNebeneffekt. Ein Kritikpunkt kann die zu
geringgehaltene „Öffentlichkeitsarbeit“ sein. Denn wenn eskeine
Unterschiede zwischen Lappalien und „großen“Prozessen geben soll,
dann sollte man auch mitderselben Energie an „kleine“ Prozesse
herangehen unddie Öffentlichkeit miteinbeziehen. In dem
PlakatProzess schien es eher ein KatzundMaus Spielzwischen zwei
Rivalen. Klar kann es sich komischanhören zu sagen, wenn ein*e
Gefährt*in wegenPlakatierens Stress hat, muss das ganze
Umfeldplakatieren gehen und womöglich noch mehr Anzeigensammeln. Es
muss uns aber auch bewusst sein, dassbesonders das unspektakuläre
und potenzielllangweilige Plakatieren ein wichtiges
kommunikativesWerkzeug einer subversiven Methode und Idee,
diedarauf beruht das Bestehende umzustürzen, ist. Essollte
unabhängig von Repression sowieso in unseremWaffenarsenal sein. Aus
diesem Blickwinkel kann dasgedruckte Wort für die Herrschaft
genauso gefährlichsein, wie ein wütender Mob von Individuen. So
machtes sehr wohl Sinn für den Staatsapparat, dass
dieRevolutionären für den Inhalt ihrer Texte belangtwerden. Doch
wie könnte man sich jemals davonabwenden oder sich auch nur im
Geringsten davondistanzieren? In diesem Kontext wird nun
eineprovokante Frage in den Raum gestellt: wie kann man
Ich gestehe Niemandem das Recht zu, mir seinen Willen
aufzudrängen, egal unter welchem Vorwand. Ich sehe nicht ein, wieso
ich nicht das Recht haben sollte, ein paar Trauben oder Äpfel zu
essen, nur weil sie Mr. X gehören... Was hat er getan, wasich nicht
getan habe, das ihn zum alleinigen Nutzniesser macht? Ich sage:
nicht, und daher habe ich das Recht meine Bedürfnisse zu stillen
und wenn er mich mit Gewalt davon abhalten will, werde ich
revoltieren und meine Stärke mit ihm messen. Wennich angegriffen
werde, werde ich mich mit allen möglichen Mitteln verteidigen.
Octave Garnier
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Ist das Schicksal als Sieger oder Besiegter zu enden nicht
ausserdem besser als die düstere Resignation und langsame, endlose
Agonie des Proletariers, der im Ruhezustand stirbt, ein Narr, der
nichts vom Leben gewonnen hat? Der Bandit, er spielt.Er hat daher
ein paar Chancen zu gewinnen. Und das ist genug. Victor Serge
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Ein Plakat, viele Diskussionen, eine PositionDie Relevanz einer
Auswertung kann darin bestehen,basierend auf den gesammelten
Erfahrungen,gegenwärtige und zukünftige Spannungen innerhalbeiner
revolutionären Bewegung zu verschärfen, zureflektieren und
kritisieren. Diese kollektivenSpannungen beruhen auf der jeweiligen
Individualitätund dem Willen zur Tat zu schreiten. Es sind
diesebeiden Zutaten, die uns im alltäglichen Lebenanspornen,
Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen,die uns mal mehr mal
weniger in Gefahr bringenkönnen. Man könnte auch behaupten, dass es
dieunausweichlichen Konsequenzen unserer Taten sind, dieder
Herrschaftsapparat für die Revoltierenden parathält, mit denen ein
bewusster Umgang erlernt werdensollte.
Ein Strafprozess ist in seinem Kern ein gewaltsamer Aktdes
Staates, um das unbeugsame Individuum zubestrafen, um es zu
isolieren und letztendlich zubrechen. Ziel ist die Kollaboration
mit der Macht, Reuezeigen und eine Schuld eingestehen. Daher stellt
sichdie Frage für die Staatsfeinde, wie sich vor Gerichtverhalten.
Es gibt sicherlich nicht den wahren undeinzigen Weg, um kämpferisch
im oder außerhalb einesGerichtssaals zu agieren. Dennoch sollte die
politischeGesinnung, besonders derjenigen, die jeglicher Macht
den Kampf erklärt haben, in jedem Moment des Lebensdie Inhalte
und Taten widerspiegeln. So können vorGericht, vor den Bullen, vor
jeglichem Moment derUnterdrückung einige Verhaltensweisen von
Beginn anausgeschlossen werden. Reue zeigen wäre so gesehennoch
viel widersprüchlicher als sonstige Aussagen, weilman in dem Moment
Verrat an sich selber begehenwürde. Zudem wäre die Hoffnung, durch
Reue eineStrafminderung oder Erlass zu bewirken, eine sehrnaive
Herangehensweise. Inspirierend könnte unteranderem sein, die eigene
Position auch im Gerichtsaalbeizubehalten. Den Verlockungen der
Staatsdiener zuwiderstehen und die gewollte Distanzierung zu
seinenTaten zu ignorieren.
Der konkrete PlakatProzess, so wie er vorbereitetworden ist und
wie er schlussendlich verlief, ist dasErgebnis verschiedener
Diskussionen zwischenMitstreiter*innen. Der Hauptanspruch war, Wege
undMittel zu finden, um die Repression zu entschärfen
undHandlungsmöglichkeiten zu erkunden. Die Diskussionenwurden unter
vier Augen, kollektiv und auch öffentlichgeführt, um einen
möglichst großen Austausch unterGefährt*innen zu ermöglichen. Es
wurden Texte,weitere Plakate und eine Themensammlung zum
ThemaRepression veröffentlicht. In den Gesprächen wurdeklar, dass
es den Willen gibt, eine offensiveProzessführung zu haben. Konkret
hieß dies, denAnwalt als Werkzeug zu „benutzen“, und nicht alles
vonihm vordiktiert zu bekommen. Der Anwalt wurde, unter
Wenn ich mich entschließe zu sprechen, dann nicht, um mich gegen
die Taten zu verteidigen, die mir vorgeworfen werden, denn nur die
Gesellschaft, die durch ihre Organisation die Menschen in einen
ständigen Kampf gegeneinander versetzt, istverantwortlich.
Ravachol
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Der Vortrag zum Thema Deals & Einlassungen fand am24.05.2018
in der Kinzigstraße 9 / FHain statt. Es waruns ein Bedürfnis dieses
Thema nochmalsanzusprechen, da wir der Meinung waren und sind,dass
das Thema staatliche Repression und der Umgangdamit zu wenig
Beachtung innerhalb einer wie auchimmer definierbaren Bewegung
einnimmt. Das fängtbeim lockeren Plausch mit den Bullen an, wenn
nachdem Weg zur Demonstration gefragt wird oder versuchtwird bei
einer Zwangsräumung eben jenenKettenhunden ins Gewissen zu reden
und hört auf,wenn vor Gericht Reue gezeigt oder im schlimmsten
Fallgegen andere ausgesagt wird. In den letzten Jahren gabes
verschiedene Informationstage, Kundgebungen unddirekte Aktionen,
die uns motiviert haben, einenAustausch zu dieser Thematik zu
fokussieren.
""WWeennnn dduu vvoorrhheerr aauussggeemmaacchhtt hhaasstt::
wweennnn eeiinnmmaall eettwwaassppaassssiieerrtt,, ddaannnn
kkeeiinn WWoorrtt,, kkeeiinnee AAuussssaaggee,, ddaannnn hhaasstt
dduueeiinn ssiicchheerreess GGeeffüühhll!!““ (Sonja Suder)
Der Einladungstext, mit dem zu dieser Veranstaltunggeladen
wurde, soll hier nochmals abgedruckt werden:
Wir laden euch ein zu einer Diskussion über Einlassungen,Deals
und politische Prozessführung. Alle kennen dieGrundsätze aus der
„Anna & Arthur halten‘s Maul“Kampagne. Wir wollen auf die
Entstehungsgeschichtedieser Strategie eingehen und diskutieren,
warum esimmer noch wichtig ist, sich daran zu halten. Es scheintso,
dass immer mehr Menschen, die unmittelbar vonRepression betroffen
sind, diese Grundsätze als hohlePhrase begreifen und lieber ihre
eigene Haut rettenwollen. Der individualisierte Umgang
beiRepressionsfällen, der durch ein Umfeld entsteht, welcheskeine
Verantwortung mitträgt, steht im starken Gegensatzzur allseits
bekannten Parole: „Getroffen hat es einige,gemeint sind wir
alle.
Häufig wird die Solidarität mit den Betroffenen vonRepression an
eine Unschuldsvermutung geknüpft. Dasheißt im Umkehrschluss, dass
man sich bereits damitabgefunden hat, die staatlichen Institutionen
und ihrKonstrukt von Schuld und Unschuld anzuerkennen undsomit ihre
Autorität hinzunehmen.
Wir wollen diskutieren, wie wir wieder zu dem Punktgelangen,
dass Prozesse im Gerichtssaal politisch(offensiv) geführt und
außerhalb – jenseits einerjuristischen Perspektive – begleitet
werden. Es findet eineanhaltende, in Verfahren vorgespielte,
Entpolitisierungbzw. Distanzierung im Zuge von Repression statt.
Hierzuthematisieren wir einige gegensätzliche Strategien
inaktuellen Prozessen.
Wir wollen auch ein paar positive Beispiele mit auf denWeg
geben, um für die Zukunft Handlungsspielräume zueröffnen.
FreeThemAll.noblogs.org/veranstaltungen
Das Thema staatliche Repression und möglicheGegenstrategien wird
oftmals sehr emotional und aufunterschiedlichen Ebenen behandelt /
diskutiert, daviele Menschen bereits ganz
persönlicheErfahrungswerte besitzen. Daher wurde im Vorfeld
derDiskussion ein Vortrag gehalten, um zum einen dasThema
einzugrenzen, aber auch um einenWissensaustausch bzw. eine
Wissensbasis zuermöglichen.
Das Rad muss dabei nicht neu erfunden werden.Nehmen wir
beispielsweise die „Anna & Arthur halten‘sMaul“Kampagne:
Im November 1987 wurde während einerDemonstration gegen die
Startbahn West auf Bullengeschossen. Neben dieser Zuspitzung des
Protestes,wurden als direkte Aktionen gegen Atom undKriegspolitik
und dem Startbahnwestprojekt zurStörung der Infrastruktur auch
viele Strommastengefällt. Nach den Schüssen zogen die Bullen durch
alleHäuser und Wohnungen mit einer vorgeschobenenMordanklage und
forderten Aussagen zu denAufenthaltsorten der Menschen am Tag der
Schüsse. Vorallem wollten sie jedoch herausfinden, wer hinter
denAngriffen auf die Infrastruktur steckte. Viele ließen sichdurch
den Mordvorwurf so enorm unter Druck setzen,dass sie aussagten
nicht dabei gewesen zu sein. Ausdiesen Aussagen haben die Bullen
ihre Netzwerkanalysegemacht und konnten den Kreis der
Tatverdächtigeneingrenzen und sie teilweise auch verurteilen.
Darausentstand die „Anna & Arthur halten‘s Maul“Kampagne,denn
egal wie man Deals, Einlassungen oder Aussagenmacht, spielt man dem
Staat Infos zu, die es ihmmitunter erleichtern, Analysen über
unsereZusammenhänge zu machen.
Ist das Schicksal als Sieger oder Besiegter zu enden nicht
ausserdem besser als die düstere Resignation und langsame, endlose
Agonie des Proletariers, der im Ruhezustand stirbt, ein Narr, der
nichts vom Leben gewonnen hat? Der Bandit, er spielt.Er hat daher
ein paar Chancen zu gewinnen. Und das ist genug. Victor Serge
17
wurden, kommt nicht von irgendwoher. Der direkteAngriff auf
Machtstrukturen und deren Symbole undVerteidiger*innen ist Teil
einer revolutionärenPerspektive, die für eine emanzipatorische
Gesellschaftkämpft. Für eine befreite Gesellschaft, ohne
jeglicheUnterdrückung des Menschen durch den Menschen.Denn die
gewalttätige Unterdrückung des Menschenerschafft soziale
Ungleichheiten, Ausbeutung,Machtkonflikte und letztendlich Kriege.
Das sindeindeutig alles Eigenschaften eines modernen Staates der
sich aber stets seiner Angreifbarkeit bewusst ist. DerGrundpfeiler
der westlich zivilisierten Welt, derKapitalismus, entspringt keiner
natürlichenGegebenheit, denn sonst wären der Staat, seineGesetze,
Knäste und Strafmaßnahmen überflüssig.Diese deuten auf seine
Verletzbarkeit hin! Denn wasvom Menschen erschaffen wurde, kann
auch nur durchihn wieder zerstört werden!"
Nun kam es am 8. August zur Verhandlung vor demBerliner
Amtsgericht. Nach mehreren gemeinsamenDiskussionen darüber, was
denn eine offensiveProzessführung konkret für den Gerichtssaal
bedeutenkann, sind wir zum Entschluss gekommen, sowohl
eineErklärung (siehe oben) vorzulesen, als auch eineBefragung der
PMSBullen durch einen Anwaltdurchzuführen. Dabei war uns klar, das
bereits dieAnwesenheit des Angeklagten ein Widerspruch zu
einerkonsequenten Feindschaft dem Gericht gegenüberdarstellt. In
Abwägung dazu, dass sich das Entziehenvom Prozess wohl nur
kurzfristig realisieren lässt, oderalles andere in keinem
Verhältnis zwischen Aufwandund Konsequenzen gestanden hätte, fanden
wir denWeg, im Gericht selbst unsere Ablehnung dieserInstitution
kundzutun eine Möglichkeit, ohne dabeiunsere Ideale zu verraten.
Das eine anwaltlicheVertretung dabei war und sich somit in gewisser
Weiseauf das juristische Schauspiel eingelassen wurde, wardas
Resultat einer strategischen Überlegung unter derBerücksichtigung
aktueller Entwicklungen in Bezug aufdie Rolle der PMSBullen, die
sich zunehmend alsBerufsidentifizierer in solchen Prozessen einen
Namenmachen, wie auch anhand der kürzlich erschienenBroschüre
„Gefährderleaks“ gut zu erkennen ist. Um esdiesen nicht zu leicht
zu machen, sollten sie sichzumindest mit den Unannehmlichkeiten
einerZeugenbefragung konfrontiert sehen, und somöglicherweise
vorgeführt werden.
Nach der öffentlichen Ankündigung den Prozess zubegleiten, wurde
dieser kurzfristig in einenSicherheitssaal verlegt und Auflagen
erteilt. So wurdenauch hier wieder Personalausweise aller
Besucher*innenkopiert. Nach Eröffnung der Verhandlung hat
derAngeklagte die Prozesserklärung verlesen, die
vonStaatsanwaltschaft und Richterin im weiteren
Verlaufunkommentiert blieb. Anschließend wurden die dreiZivis vom
LKA, welche wie gewohnt mit Kodiernummerauftraten, weil sie sich
der Gefahr für Leib und Lebendurch die „Szene“ ausgesetzt sehen,
nacheinander inden Zeugenstand berufen und durch den Anwaltbefragt.
Ihre Aussagen, wie sie auf den Angeklagtenaufmerksam wurden und ihn
beim Kleben beobachtethaben wollen, schienen dabei nur
dieStaatsanwaltschaft überzeugt zu haben, welche imanschließenden
Plädoyer 120 Tagessätze forderte. DerAnwalt plädierte auf
Freispruch aufgrund ungenauerAngaben der Bullen und die Richterin
schloss sich demüberraschenderweise an.
Dieses Resultat ist natürlich sehr erfreulich, zumal derStaat
nun für die ganzen Kosten aufkommen muss undwir uns mit besseren
Dingen beschäftigen können alsKohle zu organisieren. Außerdem wird
dieGlaubwürdigkeit der PMS‘ler, mit jeder Schlappe die
sieeinfahren, wohl fragwürdiger werden und kannzumindest für
zukünftige Verfahren von Nutzen sein.Wir wollen uns davon aber
nicht täuschen lassen undder Logik der Justiz verfallen. Für uns
war und ist klar,dass es hier nicht um die Frage von Schuld
oderUnschuld gehen kann, und somit ein Freispruch nichtein Sieg
bedeutet. Mit einer Verurteilung hätten wirgenauso einen Umgang
gefunden, aber wenn die Bullenzu blöd sind ihre Beweise richtig
vorzulegen, nehmenwir es dankend an. Interessant ist für uns
vielmehr dieStärke und Komplizenschaft, die sich aus
gemeinsamenHandlungen, Prozessen und Diskussionen entwickeln.Dies
schafft erst die Bedingungen, die uns den Mut unddie
Entschlossenheit gibt, dem Staat offensiv zubegegnen und die Angst
vor den Konsequenzen, die diesnach sich zieht, zu minimieren. Und
nicht zuletzt freutuns natürlich, das solche Angriffe auf unsere
Ideen dazuführen, dass diese noch mehr Verbreitung finden unddie
zur Anklage gebrachten Plakate jetzt wieder in denStraßen zu sehen
sind.
Irgendein Solidarisches Umfeld
Quelle: de.indymedia.org/node/23510
Wenn ich mich entschließe zu sprechen, dann nicht, um mich gegen
die Taten zu verteidigen, die mir vorgeworfen werden, denn nur die
Gesellschaft, die durch ihre Organisation die Menschen in einen
ständigen Kampf gegeneinander versetzt, istverantwortlich.
Ravachol
-
7
Input
Um eine kontroverse Diskussion / Auseinandersetzungmit diesem
Thema zu erleichtern, wurde zum Anfangder Veranstaltung ein Input
gehalten, welcher mitprovokanten Fragen endete. Es wurde hierbei
kurz aufdie Entstehungsgeschichte der
Aussageverweigerungeingegangen, welche maßgeblich durch die „Anna
&Arthur halten‘s Maul“ Kampagne geprägt wurde. Wennwir von
Repression sprechen, ist es in der Regelnotwendig eine ähnliche /
gleiche Definition vonjuristischen Begriffen zu haben. Es scheint
dahersinnvoll die Begriffe Einlassung, Deal und politischeErklärung
näher zu beschreiben.
Ein Deal ist in jeder Stufe des Verfahrens möglichund kann von
allen Seiten initiiert werden. Erscheint oft verführerisch, da es
ohne ihnunmittelbar vor der Gerichtsverhandlung keineGarantie für
den Ausgang des Verfahrens gibt, esmuss demnach mit dem maximalen
Strafmaßgerechnet werden. Inbegriff eines Deals ist in denmeisten
Fällen eine Anerkennung der Vorwürfe,zumindest teilweise. Weiterhin
kann er an weitereBedingungen geknüpft sein z.B.: Entschuldigung
/Reue; DNA Entnahme (G20); Aussagen zurweiteren Aufklärung
(Einlassung); Distanzierungetc... Es ist auch möglich, dass
konkrete AuflagenTeil des Deals sind z.B.: Arbeitsstunden;
Geldstrafe;Kontaktverbote; therapeutische
Maßnahmen(Antiaggressionstraining, anonyme Alkoholiker,Entzug)
usw...
Politische ErklärungAls politische Erklärung wird im Gegensatz
zurEinlassung eine Statement bezeichnet, das denpolitischen Kontext
einer Aktion unterstreicht. Esgeht hierbei nicht darum, Aussagen
über die eigeneRolle bei der vorgeworfenen Tat zu tätigen,
sondernsich mit der Idee, die dieser zugrunde liegt,
zusolidarisieren. Es wird die politische Verantwortungübernommen,
ohne das SchuldUnschuldTheatermitzuspielen.
In anderen Ländern, beispielsweise inGriechenland, ist es
üblich, die Verbundenheitzwischen Tat und den eigenen
politischenVorstellungen zu erläutern. Dieses Vorgehen,schwächt die
Macht des Staates, weil diebeschuldigte Person zum einen weder auf
dasSchuldUnschuldKonstrukt eingeht und zumanderen eine
Öffentlichkeit für unser Handelnschafft. Zusätzlich erzeugt es ein
Gefühl, derKompliz*innenschaft und Solidarität bei
allenBeteiligten.
Einlassung
Als Einlassung wird eine Stellungnahme / Aussagezum
Anklagevorwurf durch die beschuldigte Personbezeichnet. Dabei ist
es unwesentlich, wemgegenüber die Einlassung stattfindet, egal ob
vorGericht oder bei einer Vernehmung durch Bullenoder
Staatsanwaltschaft. Auch eine schriftlicheStellungnahme,
beispielsweise vorgelesen durch dieAnwält*innen, ist eine
Einlassung.
Da eine Einlassung eben nicht nur die politischeEbene, sondern
auch die Frage nach Schuld undUnschuld aufgreift, fungiert sie
gleichzeitig auch als(Teil) Geständnis oder als ein Abstreiten
derVorwürfe. Sie ist dabei nicht an Reue oderEntschuldigungen
gebunden, sondern es ist sehrwohl möglich, sich zu den Tatvorwürfen
(Schuld /Unschuld) zu positionieren und sich danach nichtweiter zu
äußern. Eine Einlassung ist somit nichtimmer gleich ein Geständnis,
aber durch sie werdenden Repressionsbehörden weitere Beweise und
/oder Informationen gegeben. Diese können danachentweder gegen
einen selber oder andere Personengenutzt werden (s.
StartbahnWest).
DealDer Deal ist eine juristische Verständigung /Einigung, oft
mit dem vordergründigen Ziel dasVerfahren zu verkürzen. Ein Deal
wird unterRichter*innen, Staatsanwaltschaft sowieAnwält*innen
verhandelt, mit der beschuldigtenPerson gibt es in der Regel nur
eine kurzeRücksprache, bei der es meist um die Frage geht, obauf
den Deal eingegangen werden soll oder nicht.
Ein Ziel der Repression ist die Distanzierung
undIndividualisierung von Betroffenen. Warum scheint esheutzutage
einfacher für den Staat dieses Ziel zuerreichen? Im Vortrag wurde
dies mit einerVeränderung der Verteidigungsstrategie innerhalb
derSzene beantwortet. Als möglicher historischerWendepunkt wurde
der G8 2007 in Rostock genannt.
Rede nie mit den Schweinen! Ob Presse, Bullen oder Justiz. Die
Feinde der Freiheit sind die unseren!
16
sind. So kann und soll ein Gericht Schauplatz einerpolitischen
Auseinandersetzung mit dem Staat sein?Inwieweit wollen die
Revolutionär*innen die Mittel desStaates benutzen um ihn zu
verletzten und bestenfallszu zerstören? Können und sollen diese
Mittel dazugenutzt werden um Schuld, Unschuld, Reue und Dealszu
vermittlen?
7) Ethische Grundsätze bestimmen unser Handeln, sindsomit strikt
verbunden mit der Eigenverantwortungunserer Taten, dies schliesst
eine defenisve Positionierungvor dem Staat aus.
Wenn ein Gericht mit seinen Kumpanen nicht dereinzige Schauplatz
unseres GegenAngriff ist, wo ist erdann? Wenn von
Eigenverantwortung die Rede ist,dann ist damit die Bedeutung
unserer eigenen Worteund Taten gemeint. Sie zu verstehen heisst mit
denKonsquenzen unserer Ethik leben zu müssen. Denn wodie Rede von
Revolution, Aufstand, sozialerKonfliktualität ist kann nicht
erwartet werden, dass dieGegenseite nichts unternimmt.
Offensichtlich reicht esschon davon zu sprechen und diese Ideen zu
verbeitenum Angriffsziel zu werden. Das genau ist mitKonsequenzen
gemeint, aber ein solidarisches Umfeldkann sie auf eine kollektive
Ebene bringen, wo dieEigenverantworlichkeit zu einer
Komplizenschaft wirdmit jedem/r Beschuldigten.
Für mich ist das Gericht, dieses Gebäude der Autorität,kein
wesentlicher Schauplatz einer anarchistischen undrevolutionären
Auseinandersetzung mit der Herrschaft.Die Kämpfe für eine Welt ohne
Ausbeutende undAusgebeutete finden im alltäglichen Leben und auf
denStraßen statt. Ein Gerichtsverfahren ist eineaufgezwungene
Momentaufnahme, die versuchtlaufende und vergangene Kämpfe zu
schwächen undihrer Mitstreitenden zu entziehen.
In gewisser Weise lasse ich mich aber auf das
juristischeSchauspiel ein, indem ich heute auf der
Anklagebanksitze. Ich hätte auch einfach das festgesetzte
Bußgeldzahlen können, um auf diese Gerichtsverhandlung
zuverzichten. Doch Buße für was? Ich bin heute hier, umeine gewisse
Öffentlichkeit zu erschaffen, die aufzeigensoll, was Repression
offensiv entgegengestzt werdenkann. Ich bin nicht hier um mich zu
entschuldigen,noch meine Überzeugungen auf juristischer und
defensiver Ebene vor Richtenden zu rechtfertigen. Mirist
vollkommen klar, dass ich so wie grundsätzlich alleAngeklagten
exemplarisch verurteilt werde, um anderedavor abzuschrecken die mir
vorgeworfenen Taten zubegehen. Ich bezweifle, dass in diesem Fall
die Intentionder generellen Repression und Unterdrückung
eineWirkung haben wird, weil ich mich nicht als Personangegriffen
fühle, sondern hauptsächlich für mein Ideevon einem menschlichen
Zusammenleben ohne jeglicheHerrschaft. Diese Idee ist aber nicht
einzig und alleinemir angehörig. Das haben tausende von
Gefährtinnenund Gefährten Mitstreitenden unter anderem im Juli2017
in Hamburg offensichtlich gezeigt.
Das heute Staatsbeauftragte über mich richten werden,bedeutet
für mich ein Eingeständnis der Verwundbarkeitdes Staates. So
gesehen bin sicherlich nicht ichderjenige, der sich rechtfertigt
mit diesem Prozess undUrteil, sondern Ihr: die Ihr eure
blutgetränkte Machtund Untertänigkeit für Staat und Kapital
verteidigenmüsst! Auf Grund meiner Überzeugungen bestehe ichgewiss
nicht auf das Recht der Meinungsäußerung,denn die Rechtssprache ist
nicht die meinige.
Dementsprechend erwarte und fordere ich nichts vondiesem Gericht
und seinen Dienenden, denn wie ichschon gesagt habe: Die Kämpfe
gegen die bestehendeOrdnung und für eine befreite Gesellschaft
werden ananderer Stelle ausgetragen.
Kurzauswertung nach dem ProzessVerschiedene Aufrufe,
Diskussionen und Texte haben inletzter Zeit erneut die Frage nach
einem offensivenUmgang mit Verfahren und
Gerichtsprozessenaufgeworfen. Im Zusammenhang mit dem Verfahren
umdas Plakatieren des G20 Plakats „Es wird weitereAngriffe geben“
wurde probiert dazu einen praktischenAnstoß zu geben. In einem Text
unter dem Titel „Denöffentlichen Frieden stören“, der im April in
denStraßen Berlins verbreitet wurde und sich auf diesesVerfahren
bezieht, hieß es dazu:
"Die Tatsache, dass die befreienden Momente desAngriffs auf den
Staat beim G20 in Hamburg imPlakattext inhaltlich als Notwendigkeit
und logischeKonsequenz von Ausbeutungsverhältnissen beschrieben
Freiheit für jeden Einzelnen und für jede Gruppe im
revolutionäre Handeln, Freiheit jeder Gruppe und Einzelnen
hinsichtlich der Koalition, dadurch Beförderung des initiativen
Handelns, des Selbstvertrauens, auf die Kraft des Einzelnen,
Wirkung desEifers des Einzelnen, der Sache zu nützen durch die Tat,
und was die Hauptsache ist: Befreiung vom Bleigewicht, der
Bevormundung handlungsunfähiger "Führer“. Johann Most
-
8
verhält. Einige sitzen trotz Entschuldigung, anderewurden aus
der UHaft / Knast entlassen, obwohl sienichts gesagt haben (Peike
und
Fabiounitedwestand.blackblogs.org/erklaerungvonfabiovanlaesslichdersitzungam07november2017imamtsgerichthamburgaltona).
Die Hoffnung auf ein milderes Strafmaß ist dabei
eherWunschgedanke und wird vom Staat immer wieder alsDruckmittel
eingesetzt, man macht sich also erpressbar.Früher war es auch in
Deutschland normal, dasszumindest nichts gesagt wird. Weder bei den
Bullen,der Staatsanwaltschaft noch vor Gericht.
KollektivesSchweigen ist politisch. Auch hier stärkt
einvorbereiteter Zusammenhang das eigene
politischeSelbstbewusstsein, sowie das Vertrauen
untereinanderfüreinander einzustehen. Ein positives Beispiel für
diesegelebte Solidarität kann das in Kauf nehmen vonBeugehaft sein.
Dies wird oft angedroht bzw. verhängt,wenn man als Zeug*in keine
Aussage macht. Hier siehtman deutlich, dass Repression nicht immer
nurBeschuldigte treffen kann und es daher umso wichtigerist, einen
kollektiven Umgang damit zu finden(K.O.M.I.T.E.E. keine Aussage
trotz Vorladung bei derBAW in Karlsruhe dageblieben.net ;
Magdeburg:
2005rhffm.blogsport.eu/files/2016/07/broschuere_der_hunger_des_staates_nach_feinden.pdf
S.49).
Ein weiteres Zeichen der Solidarität ist dieProzessbeobachtung.
Noch bis in das Jahr 2012 gab esbeispielsweise bei den
Autobrandstiftungsprozessenmehr solidarische Menschen als Plätze im
Gerichtssaal.Doch warum gibt es in letzter Zeit immer
wenigeröffentlich besuchte Prozesse in Berlin? Gibt es
wenigerInteresse? Mögliche Gründe könnten sein, dass esweniger
öffentliche Aufrufe zur Prozessbeobachtungvon Gruppen oder auch im
Stressi gibt. Viele Leutewollen ihre Einlassungen nicht öffentlich
machen, weiles immerhin noch im Bewusstsein verankert ist, dass
esScheiße ist. Repression ist zu einem Nischenthemaverkommen,
Interesse besteht meist nur noch beipersönlicher Betroffenheit.
Viele Leute sagen auch, dasssie Paranoia / Angst haben, weil ihr
Ausweis kopiertwird oder sie mit Straftaten und Gruppen in
Verbindunggebracht werden können. Gegenkonzepte können auchhier
wieder eine aktive Soliarbeit sein, diebeispielsweise öffentlich zu
Prozessbeobachtung aufruftund / oder eine gemeinsame politische
Erklärungverfasst, die vor Gericht verlesen wird.
Andere Handlungsmöglichkeiten, um den Gerichtssaal
Hier gab es eine Distanzierung von Gewalt durch Teileder Szene
schon während des Gipfels. Aber auchdanach gab es dadurch eine
Spaltung derSolidaritätsbewegung. Es scheint, dass seit dem
beivielen die Gewaltfrage bei der Bemessung vonSolidarität das
wichtigste Bewertungsmittel ist. Auchscheint es, dass die
Solidarität innerhalb der linkenSzene abhängig von der Darstellung
durch diebürgerlichen Medien geworden ist.
Dieses unsolidarische Verhalten könnte ein Grund fürdie
vermehrte Anzahl an Unschuldskampagnen in denletzten Jahren sein.
Auch der Rückgang von aktiverSoliarbeit in und um den Prozess
könnte damitzusammenhängen. Für die Betroffenen hat dies aberauch
noch eine persönliche Ebene. So kann eineDistanzierung zu einer
Individualisierung undEntpolitisierung (beispielsweise weil man die
Leutenicht mehr sehen will) führen.
Die Entpolitisierung und Individualisierung führt amEnde zu
einer Anerkennung des SchuldUnschuldKonstruktes und damit zu einer
Akzeptanz derstaatlichen Spielregeln. Durch Einlassung und
Dealsnimmt man individuell die konstruierte Schuld an.
Repression geht auch immer einher mit der Angst vorVerachtung
(beispielsweise durch bürgerliche Medienoder eben der eigenen
Szene) und dem Verlustgesellschaftlicher Anerkennung. Viele denken,
siemüssten alleine für das gerade stehen, was sie getanhaben oder
sie beschreiben ein absurdes Unwohlsein /Schuldgefühl, andere in
die Folgen und den Umgangmit der Repression einzubeziehen.
Eine Gegenstrategie wäre, durch ein solidarischesUmfeld /
Verhalten diese Ängste abzubauen. Denn werein solides Umfeld hat,
wird in der Regel besser mitdiesen Problemen umgehen können, da
diese Personnicht alleine gelassen wird.
Es wurde bereits beschrieben, dass eine
unpolitischeProzessführung in der Regel zu einer
Individualisierungder Betroffenen führt. Der gern zitierte
Slogan:„Getroffen hat es einen, gemeint sind wir alle.“, scheintnur
noch eine hohle Phrase zu sein. Im Folgendenwurden Beispiele
aufgeführt, die mit dem Mythosbrechen, dass es von Nachteil wäre,
Prozesse politischoffensiv zu führen.
So erhielt Nero trotz Einlassung das maximale Strafmaßund
besonders die G20 Prozesse haben gezeigt, dass eskeinen Unterschied
macht, wie man sich vor Gericht
Rede nie mit den Schweinen! Ob Presse, Bullen oder Justiz. Die
Feinde der Freiheit sind die unseren!
15
ermittelt, d.h. es könnte eine hilfreiche Warnung seinund zum
anderen könnte mit der Veröffentlichung einoffener Raum zum Treffen
vereinbart werden, an demsich verschiedene Individuen über den
IstZustandinformieren können und zusammenschliessen können,um auf
ihre Art und Weise Solidarität in der Situationauszuüben, z.B.
Sponti, Soligruppe zum Thema, direkteAktionen.
2) Solidarität beudeutet nicht nur Kostendecken,
sondernbestehende Kämpfe weiterführen.
Kämpfe weiterführen kann heißen, ausgehend von derAnalyse eines
Repressionsvorfalls, Fazite aus demErlebten zu ziehen und
perspektisch den Kampf aufintelligente Art zu verändern ohne jedoch
die Qualitätder permanenten Konfliktualität zu mindern und ausden
Augen zu verlieren. Dadurch wird grundlegend dasPrinzip der
Repression, dass Kämpfe ins Stockenkommen oder in geringerer
Qualität stattfinden,bekämpft. Kostendeckung ist zwar nötig, aber
nurinsofern nicht alle Energie und Zeit für das Geldorganisieren
drauf geht. Es gibt auch weitereMöglichkeiten an Kohle zu kommen,
die verbunden seinkönnten mit einer politischvisierten Praxis
(sieheEnteignung jeglicher Art, Abendessen unterGefährt*innen,
etc.). Ausserdem überwiegt beiSolidaritätsVeranstaltungen oft der
subkulturelleAspekt, wo politische Inhalte nicht beachtet
werdenoder schlicht untergehen. Die Frage könnte unteranderem sein,
wie Treffpunkte der „linken“ Szene mehrmit Inhalten gefüllt werden
können?
3) Das bedeutet auch „anscheinend“ kleine
Strafanzeigenöffentlich zu machen.
Die Repressionsmethode der Bußgeldstrafen istmittlerweile gang
und gebe. Dies bewirkt einerseits,besonders in Städten mit einer
großen „linken“Infrastruktur, das Bußgelder einfach
hingenommenwerden, da ja eh eine SolidaritätStruktur die
Kostenstemmt. Andererseits wird genau bei diesem,spitzgesagt,
Dienstleistungsystem der politisch relevanteAspekt der Repression
völlig ausgeblendet. Langfristigsind Bußgelder natürlich nervig
aber hinnehmbar, daskleinere Übel, vor dem Knast. Dieses
DamoklesSchwerthängt dauernd über unseren Köpfen und ist in
unserenKöpfen. Da sind kleinere kontinuierliche Strafanzeigenviel
effektiver, uns davor abzuhalten Straftaten wiederzu begehen, weil
sie uns mit dem Gedanken vor derEndstation Knast erpressen.
Deswegen sind „kleine“
Strafanzeigen nicht zu unterschätzen, besonders aufeiner
psychischen Ebene.
4) Konsequenzen der allgemeinen Strafverfolgung vonsolchen
Lappalien.
Die psychische Ebene der Repression spielt eine vielgrößere
Rolle, als die der blanken und auf der Hautspürbaren Gewalt. Das
haben viele Machtstrukturenschon längst gelernt und dementsprechend
ihreMethoden verfeinert. Unsere Aufgabe, als diejenigen diediese
Machstrukturen zerstören wollen, besteht darindiese Methoden zu
erforschen und aufzuzeigen um sieunwirksam zu machen. Wie schon
gesagt kann einelangandauernde in kleinen Dosen iniziierte
Repressionmehr Schaden bei den Gefährt*innen bewirken, als
eineinzelner Faustschlag in einer physischenAuseinandersetzung mit
den Bullen. Dies zeigt sichunter anderem wenn wegen kleinen
„Delikten“ schonmehr oder weniger martialische
Hausdurchsuchungengestartet werden. Diese Vorgehensweise ist
genaustenkalkuliert, aber nicht um tatsächlich Beweise zuermittlen,
sondern um zu schikanieren. Die Bloßstellungder persönlichen
Intimsphäre kann destruktiveWirkungen auf den/die Betroffene
haben.
5) SoliArbeit deshalb auch bei kleinen „Delikten“ wichtig.
SoliArbeit heisst in diesem Sinne: Die Betroffenen
zuunterstützen, auf jedenfall. Wobei es wichtig ist, auchfür
Gefährt*innen von wo anders her, aus diesenErfahrungen lernen und
erst recht zu erfahren. Dieserkollektive Austausch von Wissen und
Erfahrungen kannder individuellen Stärkung nützen und Ideen ins
Spielbringen offenisiv die Repression zu bekämpfen. SoliArbeit kann
deswegen auch heißen die Repression zuinvertieren und zu einem
Gegenangriff aufzurufen. Seidieser inhaltlich oder mit Taten
verbunden, am Bestenbeides.
6) Fragwürdig zu glauben den Staat mit seinen eigenenMitteln
(Unschuld, Reue, Deals eingehen) zu bekämpfen.Wegkommen von
juristischer Ebene.
Ausgehend von der Tendenz eines notwendigenGegenangriffs bei
Repression, der auf einer grundlegendabneigenden Haltung gegenüber
jeglicher Herrschaftberuht, stellt sich die Frage wie und wo
diesenvollbringen. Die Mittel die der Staat
einen/einerBeschuldigten zu Verfügung stellt, um sich
zuverteidigen, sind gewollt begrenzt und vom Staat
selbsterschaffen, sowie die Gesetze die gebrochen worden
Freiheit für jeden Einzelnen und für jede Gruppe im
revolutionäre Handeln, Freiheit jeder Gruppe und Einzelnen
hinsichtlich der Koalition, dadurch Beförderung des initiativen
Handelns, des Selbstvertrauens, auf die Kraft des Einzelnen,
Wirkung desEifers des Einzelnen, der Sache zu nützen durch die Tat,
und was die Hauptsache ist: Befreiung vom Bleigewicht, der
Bevormundung handlungsunfähiger "Führer“. Johann Most
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9
für politische Statements zu nutzen, können ebensovielfältig
sein wie an anderen öffentlichen Orten. Siekönnen sowohl innerhalb
als auch außerhalb desGerichts stattfinden und zielen auf die
gegenseitigeSolidarität und Stärkung ab. Es wurden zum Schluß
desVortrags noch einige Beispiele genannt, die
unsHandlungsmöglichkeiten aufzeigen.
Für die wegen Bankraub beschuldigte Lisa wurde aneinem
Verhandlungstag, der gleichzeitig ihr Geburtstagwar, von den
Besucher*innen ein Geburtstagsliedgesungen. Obwohl es im Vorfeld zu
großenDiskussionen gekommen ist, ob dies schädlich für
dieVerhandlung sei, wurde der Plan durchgezogen. Lisa hatsich sehr
gefreut und der Prozesstag wurde wiegewohnt fortgesetzt. Jegliche
Befürchtungen sind alsonicht eingetreten.
In Dresden kam es zu einer anderen Art vonWiderstand. Als die
Richterin den Saal betrat und dieAnwesenden nicht von ihren Plätzen
aufstanden,schäumte sie vor Wut. Auch nach mehrmaligerAufforderung
kamen weder das Publikum noch dieAngeklagte ihrem Autoritätswunsch
nach. Sie ließ denSaal räumen, wobei die Angeklagte freiwillig mit
denBesucher*innen den Saal verließ und der Prozess inihrer
Abwesenheit weitergeführt wurde.
In Athen spuckte eine Beschuldigte der forensischenGutachterin
ins Gesicht, um zu zeigen, dass DNA sehrwohl übertragbar ist.
In Potsdam weigerten sich die Prozessbeteiligten denProzess zu
beginnen, solange es keinen ausreichendgroßen Saal für alle
Besucher*innen gibt.
Gabriel und Begonia Pombo da Silva kamen aus Protestgegen
Durchsuchungen am Gericht in Boxershorts undBadeanzug ins
Gericht.
Folgende Fragen wurden vor derVeranstaltung verteilt:1. Wie sehr
lassen wir uns von Paranoia einschränken?
2. Führen mehr Leute im Knast zu mehr Solidarisierung?
3. Welche Rolle nehmen Anwält*innen ein und welchegestehen wir
ihnen zu?
4. Gehen Leute, die widerständig und kompromisslos sind,gestärkt
aus dem Knast bzw. der Repression hervor?
5. Sollte man auch bei kleinen Delikten große
Strafenprovozieren, indem man die Aussage verweigert oder
einen Deal nicht eingeht?
6. Sind Erfahrungswerte verloren gegangen, sodass
sichunerfahrene Leute schwerer auf Repression
vorbereitenkönnen?
7. Lohnt es sich überhaupt kompromisslos undwiderständig zu
sein, wenn draußen nichts passiert oderkein kreatives Umfeld da
ist?
8. Setzt man mit offensivem Handeln auf der StraßeGefangene
unter Druck oder sollte es selbstverständlichsein? Bedarf es der
Erlaubnis / Initiative der Gefangenen,um Soliaktionen zu
machen?
9. Gibt es in Bezug auf den Vorwurf Grenzen derSolidarität?
de.indymedia.org/2007/01/166335.shtml
Religion, die Herrschaft über den menschlichen Geist; Eigentum,
die Herrschaft über die menschlichen Bedürfnisse; und Regierung,
die Herrschaft über die menschliche Selbstbestimmung,
repräsentieren die Festung menschlicher Versklavung und denganzen
damit verbundenen Schrecken. Emma Goldman
14
Aufruf zur ProzessbegleitungIm Spätsommer 2017, nach den G20
Revolten wurdedas Plakat „Es wird weitere Angriffe geben!“
öffentlichverbreitet. Der Staat reagierte darauf mit
einemStrafbefehl, der anklagt, dass mit diesem Plakat
deröffentliche Frieden gestört wurde. Weiter: es wird voneinem
besonders schweren Fall des Landfriedensbruchsausgegangen, weil die
in Hamburg begangenenStraftaten auf „öffentlichem Straßenland
gutgeheißenwurden und zur Wiederholung aufgefordert
wurde“.Letztendlich wurde eine Geldstrafe von 80 Tagessätzenzu
jeweils 30 Euro festgesetzt.
Die Tatsache, dass die befreienden Momente desAngriffs auf den
Staat beim G20 in Hamburg imPlakattext inhaltlich als Notwendigkeit
und logischeKonsequenz von Ausbeutungsverhältnissen
beschriebenwurden, kommt nicht von irgendwoher. Der direkteAngriff
auf Machtstrukturen und deren Symbole undVerteidiger*innen ist Teil
einer revolutionärenPerspektive, die für eine emanzipatorische
Gesellschaftkämpft. Für eine befreite Gesellschaft, ohne
jeglicheUnterdrückung des Menschen durch den Menschen.Denn die
gewalttätige Unterdrückung des Menschenerschafft soziale
Ungleichheiten, Ausbeutung,Machtkonflikte und letztendlich Kriege.
Das sindeindeutig alles Eigenschaften eines modernen Staates der
sich aber stets seiner Angreifbarkeit bewusst ist. DerGrundpfeiler
der westlich zivilisierten Welt, derKapitalismus, entspringt keiner
natürlichenGegebenheit, denn sonst wären der Staat, seineGesetze,
Knäste und Strafmaßnahmen überflüssig.Diese deuten auf seine
Verletzbarkeit hin! Denn wasvom Menschen erschaffen wurde, kann
auch nur durchihn wieder zerstört werden!
Daher wundert es nicht, dass schon ein Plakat, welcheszur
Überwindung der Ausbeutungsverhältnisse aufruft,staatlich verfolgt
wird. Was bleibt dem Staat anderesübrig, als die eigene Macht mit
Gewaltausübung undStrafverfolgung zu rechtfertigen und
durchzusetzen? Sokann ein Ansatz der revolutionär und antiautoritär
seinwill, nichts anderes als herrschaftsfeindliche
Ideenunerbittlich zu verbreiten und sie in direkte
Aktionenumzusetzen.
Diese angeklagten Ideen können nicht in einemjuristischen
Kontext verteidigt werden, da sie
grundsätzlich darauf abzielen, das Justizsystem undalles was
dafür steht, zu zerstören. Aufgrund dieserTatsache kann vor dem
Staat keine Reue, Schuld oderUnschuld gezeigt werden.
Den Staatslakaien ist es unwichtig, dass plakatiertwurde und
somit „nur“ eine eventuelleSachbeschädigung begangen wurde, wichtig
ist derverbreitete Inhalt. Vor diesem Staat sind alle Menschen,die
subversive Ideen verbreiten, potenzielleStraftäter*innen, das ist
nichts Neues. Daher ist es klar,dass mit diesem Strafbefehl
indirekt alle diejenigengemeint sind, die auf den Barrikaden in
Hamburggekämpft haben. Jede*r mit einer
unterschiedlichenVorstellung von einer neuen Welt, aber mit dem
selbenWunsch nach einem Umsturz.
Jedes Maß an Repression kann entmystifiziert undeventuell sogar
gebrochen werden, wenn der einzelnenbetroffenen Person ein
solidarisches Umfeld den Rückendeckt. Und wenn die Analysen und
Praxen, für die ein*eEinzelne*r angeprangert ist, kollektiv
verantwortetwerden und eine generelle Komplizenschaft
entwickeltwird.
Es wird weitere Infos und Taten geben!
Thesen der öffentlichenDiskussionsveranstaltung1) Isolierung und
Individualisierung durchbrechen mitKollektivierung
(Bekanntmachung).
Der erste Schritt bei einem staatlichen Angriff gegenunsere
Strukturen und Gefährt*innen kann dieBekanntmachung sein. Dies
bricht die Isolieurng deseinzelnen Individuums und der Struktur
auf. Dabei istzu bedenken inwiefern Medien der Herrschaft
benutztwerden sollen, die unsere Inhalte meist nichtunverfälscht
darstellen und für ihre eigene Profit undSensationsgier ausbeuten.
Dementsprechend könneneigene Medien und Kommunikationswege
gefundenwerden, die eine Nachricht eventuell auch in einenKontext
eines des gegenwärtigen Kampfes bringt.
Indem der staatliche Angriff z.b. eineHausdurchsuchung
veröffentlicht wird, teilt man zumeinen Gefährt*innen mit, in
welcher Sache der Staat
Ein Teil der Gesellschaft besitzt das Monopol auf dieses Geld
und benützt dieses Metall dazu, sich den Rest der Welt Untertan zu
machen. Zu diesem Zweck haben sie alle möglichen Folterinstrumente
erfunden, wie etwa Gefängnisse etc...Octave Garnier
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Religion, die Herrschaft über den menschlichen Geist; Eigentum,
die Herrschaft über die menschlichen Bedürfnisse; und Regierung,
die Herrschaft über die menschliche Selbstbestimmung,
repräsentieren die Festung menschlicher Versklavung und denganzen
damit verbundenen Schrecken. Emma Goldman
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Das, im Folgenden beschriebene, Verfahren ist beendetund alle
Texte, die es dazu gibt, werden hierchronologisch abgedruckt.
„„IInn ddeenn SSttrraaßßeenn HHaammbbuurrggss hhaabbee iicchh
uunnkkoonnttrroolllliieerrtteeFFrreeiihheeiitt ggeeaattmmeett,,
aakkttiivvee SSoolliiddaarriittäätt,,
ddiieeEEnnttsscchhlloosssseennhheeiitt,, ddiiee ttööddlliicchhee
OOrrddnnuunngg,, ddiiee uunnss vvoonneeiinniiggeenn RReeiicchheenn
uunndd MMääcchhttiiggeenn aauuffeerrlleeggtt
wwiirrdd,,ggrruunnddssäättzzlliicchh aabbzzuulleehhnneenn..‘‘‘‘
(Riccardo Lupano JVABillwerder, Hamburg, 20. Juli 2017)
Der Aufstand beim G20 in Hamburg 2017 hat gezeigt,dass die
rebellische Entschlossenheit stärker sein kannals jede
(vorbeugende) Kontrollvorkehrung. Das ist diewichtigste Erkenntnis
dieser Tage, für die Rebell*innen,aber auch für die Feind*innen der
unkontrolliertenFreiheit.
Deswegen ist klar, dass der Staat mit all seiner Machtnach
Verantwortlichen, nach Rädelsführer*innen, nachStraftäter*innen
fahndet. Klar ist: irgendwer wirdfrüher oder später dafür belangt
werden, bzw. einsitzen.Die letzten Entwicklungen diesbezüglich,
siehe„Internationale Fahndung“ zeigen das sehr gut. Einepolitische
oder antipolitische Bewegung, egal welcherGröße und Tendenz, muss
sich mit dieser Tatsacheauseinandersetzen.
In den vergangen Wochen gab es in Berlin mehrereVeranstaltungen
und Diskussionen zum ThemaRepression und der Frage nach dem Umgang
damit.Generell gab es viel Zustimmung zu der Idee,
offensiveHandlungsmöglichkeiten auszuspähen. Verbundenwurde dies
mit dem Wunsch, Gerichtsverfahrengrundsätzlich mehr auf eine
kollektive und politischeEbene zu bringen. Deshalb kann diese
anstehendeGerichtsverhandlung als möglicher Ansatz undInspiration
für darauf folgende Verfahren dienen.
Fakt ist: Das diesmalige Verhalten und diePositionierung vor
Gericht sind ein Resultatverschiedenster Momente des Austauschs
unter
Gefährt*innen. Deshalb beruht die Prozessführung nichtauf einer
individuellen Entscheidung, was ja auch einTeilziel der
Unterdrückung sein kann. Die kollektiveAuseinandersetzung hat das
qualitative Potenzial, dieVereinzelung von Angeklagten aufzuheben.
Wo auseinem solidarischen Unterstützer*innenumfeld
eineKomplizenschaft entsteht, die sich kollektivverantwortet und
handelt. Denn wie heißt es doch soschön: es trifft einen, gemeint
sind wir alle...
Kommt vor und in das Gericht und bringt Plakate,
Flyer,Broschüren, Transpis und was ihr wollt zum Thema G20,
staatlicher Unterdrückung usw. mit! Lassen wir unsnicht
einschüchtern, unsere Überzeugungen weiterhinzu vermitteln!
„„SSiiee sseellbbsstt hhaabbeenn ddiieesseenn HHaassss
pprroodduuzziieerrtt,, ddeerr ssiiee iinnHHaammbbuurrgg
hheeiimmggeessuucchhtt hhaatt.. MMiilllliioonneenn vvoonn
MMeennsscchheennwweerrddeenn aauussggeebbeeuutteett,,
vveerrsskkllaavvtt ooddeerr dduurrcchhAAbbsscchhiieebbuunnggeenn
iinn ddeenn ssiicchheerreenn TToodd ggeettrriieebbeenn..““
(Auseinem Strafbefehl, Zitat vom Plakat „Es wird weitereAngriffe
geben“)
Ein Teil der Gesellschaft besitzt das Monopol auf dieses Geld
und benützt dieses Metall dazu, sich den Rest der Welt Untertan zu
machen. Zu diesem Zweck haben sie alle möglichen Folterinstrumente
erfunden, wie etwa Gefängnisse etc...Octave Garnier
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Der erste, der, nachdem er ein Stück Grund und Boden eingezäunt
hatte, auf den Einfall kam, zu sagen: dies gehört mir, und der
Leute fand, die einfältig genug waren, um es zu glauben, war der
eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft.JeanJacques
Rousseau
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Der erste, der, nachdem er ein Stück Grund und Boden eingezäunt
hatte, auf den Einfall kam, zu sagen: dies gehört mir, und der
Leute fand, die einfältig genug waren, um es zu glauben, war der
eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft.JeanJacques
Rousseau