Online Gambling (Mobile Gambling) Social Gambling Spielanreize, Risikopotenziale, (Präventionsmöglichkeiten) Dr. Tobias Hayer Institut für Psychologie und Kognitionsforschung Universität Bremen #Zocken: Junge Menschen im Sog von Glücks- und Computerspielen Potsdam, 26. September 2017
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Online Gambling (Mobile Gambling) Social Gambling · 2017-09-27 · Online Gambling (Mobile Gambling) Social Gambling Spielanreize, Risikopotenziale, (Präventionsmöglichkeiten)
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Online Gambling (Mobile Gambling)
Social Gambling Spielanreize, Risikopotenziale,
(Präventionsmöglichkeiten)
Dr. Tobias Hayer Institut für Psychologie und Kognitionsforschung
Universität Bremen
#Zocken: Junge Menschen im Sog von Glücks- und Computerspielen Potsdam, 26. September 2017
spielen „glücksspielen“
playing gambling
dient dem Aufbau emotionaler, kommunikativer, sozialer, kognitiver und motorischer Kernkompetenzen
fördert die Persönlichkeitsentwicklung, leistet einen wesentlichen Beitrag für
das kindliche Lernen
ubiquitär, zweckfrei, Als-ob-Realität
primärer Spielanreiz: Geldgewinne
demeritorisches Gut
Jugendschutzbestimmungen
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Allgemeine Vorbemerkungen
gaming
Phase 1 – Entscheidung für eine Glücksspielteilnahme
Phase 2 – Geldeinsatz Hoffen auf den Gewinn: Anspannung, Stimulation, Nervenkitzel
↳ Emotionsregulation (positive Verstärkung) ↳ Ablenkung von Belastungen (negative Verstärkung)
kein Glücksspiel, aber „free to play/pay to win-Modell“: Optionaler (i.d.R. geringer) Geldeinsatz ohne
Geldgewinnmöglichkeit und ohne überwiegenden Zufallseinfluss
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
x
Gambling
Gaming
Social Non-social
z.B. Roulette z.B. Zynga-Poker
z.B. Stand-alone-Spiele z.B. Farmville
Social Gambling – Begriffsannäherung (II)
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Simuliertes Glücksspiel im Internet („Glücksspiel-Surrogate“):
digitale interaktive Glücksspielaktivität, die keinen direkten Einsatz von Geld erfordert, aber ansonsten aufgrund des Einsatzes virtueller Währung und des als
zufallsbedingt wahrgenommenen Spielausgangs strukturell identisch mit klassischen Glücksspielformaten ist
Social Gambling – Begriffsdefinition
Meyer, G., Brosowski, T., von Meduna, M. & Hayer, T. (2015)
Hierunter fallen im Wesentlichen:
(1) entsprechende Spielangebote in sozialen Netzwerken (2) Demoversionen kommerzieller Internet-Glücksspielangebote
(3) simulierte Glücksspiele im Zuge von Videospielen
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Social Gambling – Versuch einer Taxonomie modifiziert nach Gainsbury et al. (2014)
Einstiegs-Prädiktoren: (1) Teilnahme an simulierten Glücksspielen in sozialen
Netzwerken (von zu Hause) (2) Werbe-Exposition (simuliertes/echtes Glücksspiel)
Prädiktoren für Migrationsbewegungen (I)
Kim et al. (2015): Befragung von 409 Erwachsenen im 6-Monats-Längsschnitt (M=30 Jahre) Einschlusskriterium: Erfahrung mit Social Casino Games, nicht jedoch mit
Online-Glücksspielen
26% berichteten von einer Migration auf echte Glücksspielwebsites
Prädiktor Odds Ratio
Spielzeit (Social Casino Games) 1,16 ns
Spielmotiv: Kompetenzerwerb 1,09 ns
Spielmotiv: Spannung/Erregung 0,69 ns
Mikrotransaktionen 8,16*
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Prädiktoren für Migrationsbewegungen (II)
Dussault et al. (2017, in press): Befragung von 1.220 Jugendlichen im 12-Monats-Längsschnitt (M=15 Jahre)
Einschlusskriterium: keine Glücksspielerfahrung
29% berichteten von einem Einstieg in die echte Welt des Glücksspiels, allerdings fast ausnahmslos im terrestrischen Bereich
Prädiktor Odds Ratio
Geschlecht (w) 0,59*
Alter 1,38*
Impulsivität 1,14*
Alkoholkonsum 1,29*
Cannabiskonsum 1,17*
Teilnahme an simulierten Glücksspielen 1,57*
Spielformspezifische Analysen bestätigen diesen Bezug aber nur für Poker!
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Implikationen für primärpräventive Handlungsansätze
Ziel Informierung über die
Glücksspielsuchtgefahren
Veränderung der gesellschaftlichen
Wahrnehmung des Glücksspiels
Förderung von Lebenskompetenzen
(z.B. Coping)
Verringerung der Verfügbarkeit
Strategie Gesundheitsaufklärung Gesundheits-
kommunikation Einsatz von
Verhaltenstrainings Gesetzgebung
Empfehlung
Erstellung, Implementierung und
Evaluierung von Präventionsprogrammen unter Berücksichtigung multipler Adressaten
(z.B. Jugendliche, Eltern, Lehrer, Trainer)
Multimediale Aufklärungs-kampagnen
Integration eines evaluierten
Glücksspielmoduls in bereits bestehende
effektive Programme zur Suchtprävention
Erhöhung der Zugangsbarrieren
+ Testkäufe zur
Überprüfung der Jugendschutz-bestimmungen
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Evaluierte Präventionsmaßnahmen
Hayer, T. & Brosowski, T. (2014). Evaluation des Browsergames "Spielfieber": Akzeptanz, Effekte und Potential. München: Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Bayern e.V.*
Kalke, J., Buth, S. & Hiller, P. (2012). Glücksspielsucht-Prävention an Schulen: Entwicklung und Evaluation eines Stationenparcours. Abhängigkeiten: Forschung und Praxis der Prävention und Behandlung, 18(3), 27-44.*
Walther, B., Hanewinkel, R. & Morgenstern, M. (2013). Short-term effects of a school-based program on gambling prevention in adolescents. Journal of Adolescent Health, 52, 599-605.*
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Nationale Aktivitäten im Überblick Hayer (2017)
Jugendbezogene Maßnahmen zur Prävention der Glücksspielsucht
Methode Treffer Beispiele
Unterrichts- bzw. Lernmodule 11 Stationenparcours
Game-based Learning 3 Wenn-Ich-Karten
Theaterstücke 3 Zocker
Medienbasierte Prävention 12 Spielfieber
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Aktuelle Trends (I)
Erhöhung der Ausschüttungsquoten über Einbindung von
Verschmelzung von Glücksspiel- und Computerspielanbietern
Erfindung innovativer Geschäftsmodelle
Selbstregulation vs. gesetzgeberische Regulation
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Der erste bekannte Fall eines kriminellen Bibliomanen in Deutschland war Pfarrer Johann G. Tinius. Er veruntreute Kirchengelder und verübte mehrere Raubmordversuche, um seine Sammelleidenschaft zu
finanzieren. Hierfür wurde er 1823 zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt.
Anstelle eines Fazits: Eine kritische Relativierung
Dr. Tobias Hayer Potsdam, 26.09.2017
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Kontaktadresse
Dr. Tobias Hayer Universität Bremen
Institut für Psychologie und Kognitionsforschung Grazerstr. 4
Hayer, T., Bachmann, M. & Meyer, G. (2005). Pathologisches Spielverhalten bei Glücksspielen im Internet. Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, 28 (1-2), 29-41.
Hayer, T. (2012). Jugendliche und glücksspielbezogene Probleme: Risikobedingungen,
Entwicklungsmodelle und Implikationen für präventive Handlungsstrategien. Frankfurt/M.: Peter Lang.
Meyer, G., Brosowski, T., von Meduna, M. & Hayer, T. (2015). Simuliertes Glücksspiel: Analyse und Synthese empirischer Literaturbefunde zu Spielen in internetbasierten
sozialen Netzwerken, in Form von Demoversionen sowie Computer- und Videospielen. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 23, 153-168.
Hayer, T. & Brosowski, T. (2016). Simuliertes Glücksspiel im Internet: Anmerkungen zu möglichen (Sucht-)Gefahren aus psychologischer Sicht.
Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 97, 4-12.