Berufe der Lagerlogistik Logistische Prozesse: Schülerband Berufe der Lagerlogistik Bearbeitet von Gerd Baumann, Michael Baumgart, Alfred Geltinger, Volker Kähler, Inka Schliebner 18. Auflage 2014. Buch inkl. Online-Nutzung. 575 S. Softcover ISBN 978 3 441 00360 1 Format (B x L): 17,6 x 24,6 cm Gewicht: 1199 g Wirtschaft > Spezielle Betriebswirtschaft > Logistik, Supply-Chain-Management schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.
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Berufe der Lagerlogistik
Logistische Prozesse: Schülerband
Berufe der Lagerlogistik
Bearbeitet vonGerd Baumann, Michael Baumgart, Alfred Geltinger, Volker Kähler, Inka Schliebner
18. Auflage 2014. Buch inkl. Online-Nutzung. 575 S. SoftcoverISBN 978 3 441 00360 1
Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr
Für wen ist das Lehrbuch gedacht?Das Lehrbuch hat den Anspruch eines logistischen Fachbuches für Auszubildende, Umschüler, Ausbilder, Lehrkräfte und Dozenten. Es soll� die Logistik umfassend darstellen,� den Unterricht intensivieren,� die Vorbereitungen auf die Abschlussprüfung erleichtern und� über die Aus- und Weiterbildungszeit hinaus Wissen und Anregungen vermitteln.
Welche Ziele verfolgt das Lehrbuch?Angestrebte Ziele sind� das selbstständige, verantwortungsvolle Denken und Handeln anzuregen,� die Fach- und Lernkompetenz für logistische Prozesse zu stärken und� über unterschiedliche Fragetechniken und Bearbeitungsformen die Methoden- und
Sozialkompetenz zu fördern.
Wie ist das Lehrbuch aufgebaut?Das Lehrbuch entspricht den Lernzielen und Lerninhalten der KMK-Rahmenlehrpläne für die Ausbildungsberufe Fachkraft für Lagerlogistik und Fachlagerist und umfasst die Lernfelder 1 bis 11. Das Lernfeld 12 „Kennzahlen ermitteln und auswerten“ wird durch das Lehrbuch „Betriebliche Wertprozesse“, Best.-Nr. 00362, abgedeckt. Wirtschafts- und sozialpolitische bzw. rechtliche Inhalte der Lernfelder 1 bis 11 sind im Lehrbuch „Wirt-schafts- und Sozialprozesse“, Best.-Nr. 00363, dargestellt. Mathematische Inhalte dieser Lernfelder werden im Lehrbuch „Fachrechnen“, Best.-Nr. 00361, behandelt. Querverweise in den Büchern zeigen dem Leser die Verbindungen auf:
FR Fachrechnen,
BWP Betriebliche Wertprozesse,
WSP Wirtschafts- und Sozialprozesse.
Wie sind die einzelnen Lernfelder strukturiert?Vorwiegend wird auf die Entwicklung von Handlungskompetenzen geachtet. Dabei gilt folgender Aufbau:� Einleitende Situation mit Handlungsaufträgen� Darstellung des Stoffes� Kernwissen als Zusammenfassung� Aufgaben zur Lernzielsicherung
Weitere Aufgaben zur Übung und Prüfungsvorbereitung finden Sie in verschiedenen Arbeitsheften des Verlags. Im BPW können Sie die Lernsoftware Puzzle zur Darstellung von Verladevorgängen downloaden.
Welche Neuerungen enthält die 17. Auflage?Neben farblichen, grafischen und bildlichen Überarbeitungen legten die Autoren Wert auf Aktualisierung. Dazu gehören� neue Abfallvorschriften,� neue Gefahrstoff- und Gefahrgutvorschriften,� neue Kommissioniertechniken,� aktuelle Zahlen im Versand.
Die Autoren wünschen den Lernenden und Lehrenden ein erfolgreiches Arbeiten mit diesem Buch und sind für Anregungen und Kritik dankbar.
Im Lager der Zweirad GmbH herrscht Chaos. Bei Neu-anlieferungen weiß niemand, wo die Teile untergebracht werden sollen. Platz ist zu wenig vorhanden. Ständig wird die Ware umgelagert. Wenn Mitarbeiter Teile für die Kunden, die Werkstatt oder die Produktion brauchen, be-ginnt erst einmal das große Suchen.
Nachdem sich die Beschwerden häufen und die Geschäftsleitung sich von der derzeitigen Lager-situation ein Bild gemacht hat, beschließt sie den Bau eines neuen Lagers. Sie erhalten den Auf-trag, an der Planung dieses Lagers mitzuwirken.
Handlungsaufträge
1. Bevor Sie mit der Planung des Lagers der Zweirad GmbH beginnen, überlegen Sie, welche Güter Sie in Ihrem eigenen Haushalt wo lagern.
2. Leiten Sie aus den gesammelten Überlegungen aus Handlungsauftrag 1 ab, welche Aufgaben die Lagerhaltung erfüllt.
1.1 Aufgaben des Lagers
Lagerhaltung ist nichts Neues. Schon unsere Vorfahren legten Nahrungsmittelvorräte an und schufen dafür entsprechende Lagerstätten. Auch aus der Tierwelt ist eine Vorratswirtschaft bekannt. So vergraben Eichhörnchen im Herbst die gefundenen Nüsse im Erdreich, um sie in Notzeiten wieder auszugraben. Allerdings ist deren Lagerhaltung recht planlos, sodass – nach Angaben von Tierwissenschaftlern – die Eichhörnchen, die mit einem recht schlechten Ge-dächtnis ausgestattet sind, die Vorräte nur rein zufällig wiederfinden. Im Prinzip haben wir es hierbei mit der ersten Form der chaotischen Lagerhaltung zu tun – aber dazu später mehr.
Unter dem Begriff Lager versteht man zweierlei:� den Raum, in dem Güter auf Vorrat aufbewahrt werden� die Gegenstände selbst, die gelagert werden1
Lernfeld 2 Güter lagern
1 Der Plural (Mehrzahl) von Lager ist Lager. Meint man aber in der Kaufmannssprache die Warenvorräte, so heißt es im Plural „Läger“.
Kein Betrieb kann auf ein Lager verzichten, da unmöglich nur immer so viel eingekauft werden kann, wie in der Produktion eines Industriebetriebs oder beim Verkauf eines Handels-betriebs gerade benötigt wird. Somit erfüllt die Lagerhaltung folgende Aufgaben:
� Sicherungsaufgabe. Bei Lieferverzögerungen, Transportschwierigkeiten, bei anfallen-dem Mehrverbrauch oder erhöhter Nachfrage sichert die Lagerhaltung vor Engpässen. Nicht umsonst wird der eiserne Bestand/Mindestbestand auch Sicherungsbestand ge-nannt und erfüllt die Sicherungsfunktion des Lagers.
� Überbrückungsaufgabe. Fallen Herstellungs- und Verwendungszeitpunkt auseinander, so wird dies durch die Lagerhaltung überbrückt. So dauert die Ernte nur wenige Wochen, der Verbrauch erstreckt sich aber über das ganze Jahr hinweg.
Das Lager erfüllt aber auch eine Überbrückungsaufgabe/Ausgleichsfunktion, wenn die Beschaffung von Gütern zeitlich und mengenmäßig mit dem Verbrauch in der Pro-duktion nicht parallel verlaufen. Umgekehrt entfällt bei der Beschaffung nach dem Just-in-time-Verfahren die Überbrückungsaufgabe der Lagerhaltung.
Auch das Fertigwarenlager erfüllt eine Ausgleichsfunktion, wenn in der Produktion aus Kostengründen große Stückzahlen hergestellt und auf Lager genommen werden und der Verkauf erst nach und nach erfolgt.
� Spekulationsaufgabe. Sind Preissteigerungen zu erwarten, schafft ein früher Ein-kauf Preisvorteile, die die Kosten der Lagerhaltung überwiegen (z. B. Heizölkauf im Sommer).
� Umformungsaufgabe. Gerade in Lägern der Handelsbetriebe finden Umfüll-, Misch- oder Sortiervorgänge statt, um dem Kunden ein breites Sortiment (Warenauswahl) zu bieten und die Ware in den gewünschten Mengen (100 g, 500 g usw.) und Sätzen (Dichtungssatz, Reparatursatz usw.) bereitzustellen. Zur Umformungsaufgabe gehört aber auch die Aussortierungsfunktion, wenn nicht mehr benötigte, veraltete oder verdorbene Güter aus dem Lager entfernt werden, um Platz für neue Güter zu schaf-fen. Auch die Verschrottung ist dazu zu zählen.
� Veredelungsaufgabe. Etliche Güter erhalten erst durch ihre Lagerung ihre volle Qua-lität und Reife (Wein, Holz, Tabak, Malz, Käse usw.). Man spricht dann von Produktiv-lagern.
Kernwissen
Zu den Aufgaben der Lagerhaltung zählen:� Sicherungsaufgabe� Überbrückungsaufgabe/Ausgleichsfunktion� Spekulationsaufgabe� Umformungsaufgabe� Veredelungsaufgabe
Aufgaben
Stellen Sie fest, welche Aufgaben die Lagerhaltung in den folgenden Fällen jeweils zu erfüllen hat.
a) Nach der Herstellung werden die Produkte bis zum Verkauf in einem Auslieferungslager gelagert.
b) Um Produktionsausfälle zu vermeiden, wird ein Mindestbestand gehalten.
c) Die Ware erhält durch die Lagerung ihre notwendige Qualität.
d) Der Betrieb kauft in Erwartung steigender Preise die doppelt benötigte Menge und lagert sie ein.
e) Die Mitarbeiter im Lager entnehmen von einer Palette mit 1 000 Teilen jeweils 10 Teile und packen diese in Schachteln mit Firmenlogo.
1.2 Lagerarten
Lager ist nicht gleich Lager. Bevor mit der Planung eines Lagers begonnen werden kann, muss erst die Lagerart nach bestimmten Merkmalen festgelegt werden. Zu den wichtigs-ten Unterscheidungsmerkmalen zählen:� die zu lagernden Güterarten� die Betriebsart des Unternehmens� der Lagerstandort� die Lagerbauweise� der Lagereigentümer� die Lagertechnik� die Lagereinrichtungen� die Lagertransportmittel
1.2.1 Unterscheidung nach den Güterarten
Für die Planung eines Lagers ist bedeutsam, welche Güter darin gelagert werden sollen. Dazu können die Güter nach verschiedenen Merkmalen weiter unterteilt werden:
nach ihrer Konsistenz (Struktur): feste, flüssige, gasförmige Güter
nach ihrer Materialart: Holz, Metall, Kunststoff, Glas
nach ihrem Gewicht: leichte oder schwere Güter
nach ihrem Volumen: kleine, große, sperrige Güter
nach der einzulagernden Menge pro Güterart: geringe oder hohe Bestände
nach ihren Lager- und Verbrauchseinheiten: Stück, Paar, Dutzend, Zehnerstufung (z. B. je 100 Stück)
nach ihrem Lagerzustand: verpackt, unverpackt, stapelbar, nicht stapelbar
nach ihrem Wert: geringwertige oder hochwertige Güter
nach ihrer Empfindlichkeit vor Bruch, Temperatur, Nässe usw.:
Industriebetriebe sind hauptsächlich mit der Herstellung von Gütern (Maschinen, Möbel, Kleidung, Lebensmittel usw.) beschäftigt. Der Leistungsprozess läuft dabei gleich ab.
Der Leistungsprozess bedingt deshalb auch verschiedene Läger:
� Roh-, Hilfs- und Betriebsstofflager. Es ist möglich, ein zentrales Lager für den Ge-samtbetrieb zu errichten oder jeweils am Ort der Verwendung ein eigenes dezentrales Lager zu führen. Diese Läger erfüllen vorwiegend eine Sicherungsaufgabe, d. h. die reibungslose Versorgung der Produktion mit Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Beim Einkauf großer Mengen aufgrund günstiger Preise üben die Läger aber auch die Über-brückungs- und Spekulationsfunktion aus.
Die Organisation des Lagers kann sein:
� Stofforientiert. Bei dieser Lagerung werden gleichartige Güter oder Gütergruppen in dafür vorgesehenen Lägern zusammengefasst.
� Verbrauchsorientiert. In verbrauchsorientierten Lägern ist die Lagerung der Teile nach dem Bedarf der Teile in der Fertigung ausgerichtet. Handlager am Arbeits-platz.
Merke
Rohstoffe bilden den Hauptbe-standteil eines herzustellenden Gutes, z. B. Holz bei einem Schrank, Stahl bei einem Fahrzeug.
Hilfsstoffe spielen bei der Herstel-lung eines Gutes wert- und mengen-mäßig nur eine geringe Rolle, z. B. Leim, Schrauben.
Betriebsstoffe werden bei der Her-stellung eines Gutes verbraucht, z. B. Strom, Wasser, Schmierstoffe.
Einkauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen am Beschaffungsmarkt
Beschaffungslager/Eingangslager für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
� Puffer-, Werkstatt- oder Zwischenlager. Durchlaufen die hergestellten Produkte
mehrere Fertigungsstufen (beim Auto-mobilbau: Presswerk Karosseriebau Lackierung Endmontage), dann ent-stehen dazwischen häufig Wartezeiten und somit Zwischenläger. Damit er-füllen Zwischenläger häufig eine Über-brückungsfunktion. Bei Fließfertigung sind Zwischenläger vermeidbar.
� Fertigwaren- oder Erzeugnislager. Können die hergestellten Erzeugnisse
nicht sofort verkauft werden, lagert man sie zwischenzeitlich ein. Aufgabe des Fertigwarenlagers ist damit hauptsäch-lich die Überbrückung zwischen Produk-tion und Verkauf. Dies kommt beson-ders dann vor, wenn, um Umrüstkosten der Maschinen zu vermeiden, eine große Menge/Losgröße eines Produktes auf einmal hergestellt wird. Man spricht hier von Fertigung auf Lager.
Bei Fertigung im Kundenauftrag erfolgt die sofortige Lieferung des hergestellten Produktes an den Kunden. Hier entfallen weitgehend Fertigwarenläger.
� Sonderlager. Neben den genannten Lagern führt der Industriebetrieb für die benötig-ten Werkzeuge und das benötigte Büromaterial eigene Werkzeuglager und Büroma-teriallager. Besonders im Automobilbereich ist ein Ersatzteillager erforderlich, um Händler und Werkstätten mit Ersatzteilen für Reparaturen und Wartungsarbeiten be-liefern zu können. Für die Fachkräfte im Lager bedeutsam ist das Packmittellager, in dem die für den Versand notwendigen Packmittel aufbewahrt werden.
1.2.2.2 Großhandel
Großhandelsbetriebe verkaufen Waren in großen Mengen an den Einzelhandel und an Industriebetriebe. Hierfür sind große Läger notwendig. Zur Senkung der Lager- und Transportkosten sind diese Läger meist am Rande der Städte angesiedelt. Außerdem be-sitzen sie häufig einen eigenen Gleisanschluss bzw. befinden sich nahe von Hafenanla-gen oder Autobahnen. Viele Großhändler unterhalten noch eigene Auslieferungslager, um Transportweg und -zeit zum Kunden zu verkürzen.
Bei einem Kommissions- oder Konsignationslager stellt ein Lieferer (z. B. Hersteller) seinem Kunden (z. B. Großhändler) auf eigene Kosten seine Ware zur Verfügung. Die Ware bleibt Eigentum des Lieferers, lagert aber beim Kunden. Die Entnahmen durch den Kunden werden monatlich abgerechnet. Für den Kunden verringert sich die Kapitalbin-dung und der reibungslose Arbeitsablauf bleibt gesichert.
Vom Kommissionslager zu unterscheiden ist das Kommissionierlager, in dem die Güter z. B. für einen Kundenauftrag kommissioniert werden.
Der Einzelhandel bezieht seine Waren direkt vom Hersteller oder über den Großhandel und verkauft sie in kleinen Mengen an den Endverbraucher.
Einzelhandelsbetriebe unterhalten ein Verkaufslager und ein oder mehrere Reserve-lager. Das Verkaufslager ist der Verkaufsraum, in dem die Ware dem Kunden angeboten wird. Im Reservelager wird die Ware angenommen, ausgepackt, geprüft, ausgezeichnet und gelagert, bis sie im Verkauf benötigt wird.
1.2.2.4 Spedition
Auslieferungslager. Vielfach unterhalten Industriebetriebe bei Speditionen ein Lager, aus dem die Güter bei Abruf durch den Kunden ohne Verzögerung durch die Spedition ausgeliefert werden können.
Umschlagslager. Güter verschiedener Absender werden hier entladen, sortiert, nach ihren Empfangsorten bzw. Empfängern umverteilt und anschließend auf die entspre-chenden Fahrzeuge verladen. Eine Lagerung der Ware im herkömmlichen Sinn findet dabei nicht statt.
1.2.3 Unterscheidung nach dem Lagerstandort
1.2.3.1 Vorgaben bei der Standortwahl
Die Wahl des geeigneten Standorts wird bestimmt durch verschiedene Vorgaben:
� nach internen Vorgaben. So werden Art, Gewicht und Volumen der Güter, aber auch die Anzahl der Ein- und Auslagerungen entscheidend sein für die Standortwahl. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass umschlagsstarke, schnelldrehende Güter kosten-günstiger über dezentrale Standorte, umschlagsschwache, langsam drehende Güter dagegen besser über zentrale Standorte verteilt werden.
� nach externen Vorgaben. Damit ist gemeint, dass die freie Wahl des Standortes häu-fig begrenzt ist durch Bauvorschriften, Umweltauflagen, Bestimmungen zum Lärm-schutz bzw. zur Lagerung gefährlicher Güter. Auch die Möglichkeiten der Energiever-sorgung und der Entsorgung von Abfällen, Chemikalien, Schmutzwasser sind bei der Standortwahl zu berücksichtigen.
Zu den externen Vorgaben zählt aber auch die verkehrsgünstige Standortwahl. Gerade Großunternehmen suchen als Standort für ihre Verkaufsläger neben der Nähe zum Kunden auch die Nähe zu Autobahnanschlüssen, Flughäfen, Häfen oder an das Schienennetz. Nicht nur aus Kostengründen, sondern aufgrund verkehrstechnischer Überlegungen er-richten heute viele Unternehmen ihre Läger am Rande einer Stadt.
1.2.3.2 Zentrale Lager oder dezentrale Lager bei der Beschaffung
Roh-, Hilfs- und Betriebsstofflager werden meist in der Nähe der Produktionsstätten gebaut. Nur so ist der Materialfluss zwischen Lager und Fertigung kostengünstig, schnell und störungsfrei zu bewältigen. Das Unternehmen muss sich dabei zwischen zentraler oder dezentraler Lagerung entscheiden.
Wird der gesamte Produktionsbereich von einem zentralen Lager aus versorgt, ergeben sich verschiedene Vorteile:� Die vorhandenen Lagereinrichtungen und Förderzeuge können besser genutzt werden.� Die Raumausnutzung ist günstiger.� Die notwendigen Materialvorräte können niedriger gehalten werden.� Der Gesamtbedarf ist besser feststellbar.� Weniger, aber dafür größere Einkäufe senken die Beschaffungskosten (weniger Bestel-
lungen, höherer Mengenrabatt).� Das Personal ist besser einsetzbar.� Die Kontrolle bei der Materialannahme und -abgabe ist gut durchführbar.
Ist die Entfernung zwischen dem Lager und den Produktionsstätten groß, empfiehlt es sich, in der Nähe des Fertigungsbereichs einzelne dezentrale Lager anzulegen, um die Transportwege zu verkürzen. Dies gilt besonders bei schweren und sperrigen Gütern. Auch bei der Anlieferung der Güter im Just-in-time-Verfahren werden kleinere dezentrale Lager bevorzugt.
Dezentrale Lager bieten weitere Vorteile:� Die Abstimmung zwischen Lager und Produktion bzw. Verkauf ist meist einfacher.� Der Informationsfluss zwischen den Abteilungen läuft schneller.� Sie erlauben den Einsatz von Spezialgeräten (Heizung, Lüftung, Befeuchtung) und ge-
währleisten eine sachgemäße Lagerung.
Zentrales Beschaffungslager
Dezentrale Beschaffungslager
1.2.3.3 Zentrale Lager oder dezentrale Lager beim Absatz
Für Fertigwarenlager dagegen sucht man die Kundennähe, um den Kunden schnell be-liefern zu können. Auch hier bestehen die Alternativen, alle Kunden aus einem Zentral-lager zu beliefern oder Regionallager und Auslieferungslager als Distributionslager (dis-tribuieren = verteilen) dezentral einzuschalten. Dabei gilt:
Auslieferung von Gütern an Kunden direkt aus einem Zentrallager
Auslieferung von Gütern über dezentrale Regional- und Auslieferungsläger an die Kunden
� niedrige Lagerkosten� hohe Transportkosten� langsame Liefermöglichkeit� weniger Kundenkontakt
� hohe Lagerkosten� niedrige Transportkosten� schnelle Liefermöglichkeit� besserer Kundenkontakt
Besonders im Bereich der industriellen Fertigung befinden sich am jeweiligen Arbeitsplatz Handlager für Kleinteile wie Schrauben, Dichtungen, Nieten, Kabel usw. Hierdurch werden der Arbeitskraft unnötige Wege erspart. Der Verbrauch dieser Materialien erfolgt meist zu-griffsfrei, d. h., bei Bedarf wird aus dem Handlager Material entnommen, ohne dass die einzelne Entnahme notiert wird. Dadurch werden einerseits umfangreiche Verwaltungsar-beiten eingespart, andererseits ist jedoch der Verbrauch nicht genau kontrollierbar.
1.2.4 Unterscheidung nach der Bauweise
Die zu lagernde Ware bestimmt in den meisten Fällen auch die Art und das Aussehen des Lagers.
1.2.4.1 Freilager
Freilager sind für die Lagerung von witterungsunempfindlichen und wenig diebstahlge-fährdeten Gütern geeignet. Ihr häufigster Anwendungsbereich ist bei Schüttgütern, Holz, Baustoffen und Leergut zu finden. Die baulichen Maßnahmen beschränken sich auf eine Befestigung des Bodens, der die Verschmutzung minimieren und außerdem einen entspre-chenden Untergrund für den Einsatz von Transport- und Fördermitteln schaffen soll.
Unter halboffenen Lägern versteht man überdachte Lagerflächen, die seitlich keinen Schutz bieten, jedoch niedrige Bau- und Unterhaltskosten schaffen. Zur Aufbewahrung in halboffenen Lägern eignen sich Maschinen, Rohre, Erze, Stahl. Wie schon beim offenen Lager ist eine Umzäunung zum Schutz vor Diebstahl erforderlich.
1.2.4.2 Bunker-/Silo-Tanklager
Bunker, Silos oder Tanks sind Speicherbehältnisse zur Lagerung von Schüttgütern, Flüssig-keiten oder Gasen. Die Bauformen können – je nach Lagergut – zylindrisch oder quader-
Die Herausgabe der gelagertenWare erfolgt nur an die nament-lich im Lagerschein genannte Person. Soll der Herausgabe-anspruch auf eine andere Person übertragen werden, ist eine Abtretungserklärung erforderlich.Nachteil: umständliche Über-tragung des Lagerscheins an eine andere Person
Die Herausgabe der gelagerten Ware erfolgt an jede Person, die den Lagerschein vorlegt. Soll der Herausgabeanspruch auf eine andere Person über-tragen werden, ist dieser Person nur der Lagerschein zu über-geben.Nachteil: Gefahr, dass eine unberechtigte Person das Recht an der Ware erwirbt
Der Lagerschein kann durch einen Übertragungsvermerk (Indossament) auf der Rück-seite des Lagerscheins auf eine andere Person übertragen werden. Die Herausgabe der gelagerten Ware erfolgt somit an die genannte Person oder „deren Order“. Die Übertragung bewirkt den Eigentumsüber-gang der gelagerten Ware.
BeispielOrderlagerschein: Der Einlagerer erhält vom Lagerhalter über die Einlagerung einen Orderlager-schein, den er durch ein Indossament an einen seiner Kunden überträgt. Somit wird der Kunde des Einlagerers berechtigter Besitzer des Lagerscheins und erlangt damit den Herausgabe-anspruch an dem eingelagerten Gut.
Die Auslieferung eines Teils des Gutes erfolgt gegen Abschreibung auf dem Lagerschein. Der Abschreibungsvermerk ist vom Lagerhalter zu unterschreiben.
Tipp
Bearbeiten Sie den im Arbeitsheft abgebildeten Lagerschein.
Im Gegensatz zum Lagerschein ist der Lagerempfangsschein nur eine Quittung des Lagerhalters über den Empfang des Gutes. Das Gut wird zwar grundsätzlich nur gegen Rückgabe des Lagerempfangsscheines herausgegeben, der Lagerhalter ist aber nicht ver-pflichtet, die Berechtigung des Vorzeigers des Lagerempfangsscheins zu prüfen. Nach Prüfung der Berechtigung des Abholers könnte er sogar das Gut ohne Vorlage des Lager-empfangsscheins aushändigen.
BeispielEin Fahrzeughersteller steht vor der Entscheidung, die fertiggestellten Fahrzeuge vor dem Ver-sand in einem eigenen Lager oder in einem Fremdlager zu lagern. Das Unternehmen plant mit einem durchschnittlichen Lagerbestand von 500 Fahrzeugen.
Fremdlagerung variable Kosten 60,00 EUR pro Fahrzeug
Tipp
Fixe Kosten sind unabhängig vom Lagerbestand, z. B. zu zahlende Zinsen für einen aufgenomme-nen Kredit für den Bau des Lagers.Variable Kosten sind abhängig vom Lagerbestand, z. B. die Lagermiete wird nach der Zahl der gelagerten Fahrzeuge berechnet.
a) Ermitteln Sie, welche Lagerart beim geplanten Lagerbestand günstiger ist.
b) Ermitteln Sie, welche Lagerart günstiger ist, wenn sich der Lagerbestand verdoppelt.
c) Ermitteln Sie, bei welchem Lagerbestand beide Lagerarten gleich teuer sind.
d) Stellen Sie den Kostenvergleich grafisch dar.
Lösung a) und b)
Menge in Stück
Eigenlagerung Fremdlagerung
Fixe Kosten Variable Kosten20,00 EUR je Fahrzeug
Gesamtkosten 60,00 EUR je Fahrzeug
500 30 000,00 10 000,00 40 000,00 30 000,00
1 000 30 000,00 20 000,00 50 000,00 60 000,00
Bei einem Lagerbestand von 500 Stück ist die Fremdlagerung um 10 000,00 EUR günstiger.Bei einem Lagerbestand von 1 000 Stück ist die Eigenlagerung um 10 000,00 EUR günstiger.
Lösung c)über eine Gleichung mit der unbekannten Menge x:Fremdlagerung = Einlagerung (Fixkosten + variable Kosten) Rechenweg60x = 30 000 + 20x – 20x40x = 30 000 : 40X = 750
Bei einem Lagerbestand von 750 Fahrzeugen sind Eigenlagerung und Fremdlagerung gleich teuer. Man spricht dabei auch von der kritischen Lagermenge.
Hier handelt es sich um stabile Kisten aus Sperrholz mit Winkelprofilen, die schnell zu-sammengelegt und aufgebaut werden können. Aufgrund ihrer Konstruktion mit Kufen unter der Bodenplatte oder auf Paletten können sie auch unterfahren sowie gestapelt werden. Im zusammengelegten Zustand sind sie sehr platzsparend.
Aufgebaute Holzkiste Zusammengelegte Holzkiste
2.2.5 Holzaufsetzrahmen
Zusammen mit Flachpaletten bilden die Rahmen aus Massivholz, die auf die Palette aufgesetzt werden, ein vielseitiges Verpa-ckungssystem. Man kann hier Kisten in unterschiedlicher Höhe, mit oder ohne De-ckel, mit oder ohne Zwischenböden sowie mit Trenneinsätzen erhalten. Außerdem sind die Aufsetzrahmen nicht nur stabil, sondern auch zusammenlegbar und damit sehr platzsparend. Palette mit Aufsetzrahmen und Deckel
2.2.6 Verschlag
Verschläge sind meist offene Rahmenkon-struktionen aus Holzbrettern oder -latten. Sie bieten weniger Schutz als Kisten, sind dafür aber billiger in der Herstellung. Im Allgemeinen werden sie als Einwegverpa-ckung benutzt. Verwendung finden Ver-schläge beim Transport und Lagern von Glas-, Wand- und Steinplatten, sanitären Einrichtungsgegenständen (z. B. Badewan-nen, Waschbecken usw.), größeren Maschi-nen und -teilen usw. Offener Verschlag
3.2.1 Schutzmittel gegen mechanische Beanspruchungen
Mechanische Beanspruchungen können sein: Druck, Stoß, Fall, Verrutschen usw. Folgen sind beispielsweise: Bruch, Kratzer und Beulen.
Papier und Rollenwellpappe
� Das weiche Seidenpapier wird für besonders empfindliche Ware verwendet.
� Packpapier (dickeres Papier) ist fester und dient zum Einpacken spitzer/scharfkantiger bzw. unempfindlicher Gegenstände.
� Rollenwellpappe (einwellig) ist nicht nur preisgünstig, sondern fängt durch ihre wel-lenförmige Konstruktion Stöße sowie Druck gut ab.
Packgut in Seidenpapier Packgut in Rollenwellpappe Packpapier
Holzwolle und Papierwolle
Beide sind preisgünstige Abfallprodukte, haben hohe Dämp-fungseigenschaften und nehmen die Luftfeuchtigkeit auf, enthalten aber auch relativ viel Staub. Papierwolle kann rela-tiv günstig aus dem Reißwolf entnommen werden.
Papierpolster und Luftpolsterkissen
Diese Schutzmittel empfehlen sich für größere Füllräume. Sie können auch selbst ma-schinell hergestellt werden, sind sehr leicht, preisgünstig und wiederverwendbar. Luft-polsterkissen haben außerdem den Vorteil, dass sie völlig staubfrei und damit auch für elektronisches Packgut gut geeignet sind.
Papierpolster Luftpolsterkissen
Luftpolsterfolie und Schaumstofffolie
Beide schützen empfindliche Oberflächen und Ware vor Beschädigung, sind sehr leicht und elastisch.
Ein Packtisch ist ein Arbeitstisch zum manuellen Verpacken. Er soll sowohl ergonomi-sche Anforderungen bei stehender oder sitzender Tätigkeit erfüllen als auch möglichst rationelles Verpacken ermöglichen. Je nach Größe und Ausstattung können bei Packti-schen verschiedene Einrichtungen integriert sein:� Magazin für Packmittel (z. B. zusammengelegte Schachteln) � Magazin für Packhilfsmittel (z. B. Wellpapperolle, Klebeband)� kleine Geräte (z. B. Abroller, Schere)� Schneidevorrichtungen usw.
Umfangreicher Packtisch mit vielen nützlichen Einrichtungen
5.2.2 Geräte
Zum rationellen Verpacken werden neben einem Packtisch auch noch zahlreiche klei-nere Geräte benötigt, um alle Arbeiten schnell und sicher durchführen zu können.
Nützliche Geräte beim Verpacken:� Waage� Handabroller für Klebebänder� Etikettenspender� Papierabroller (Wellpappe, Packpapier)� Schrumpfpistole (erzeugt Hitze zum Schrumpfen der Folie)� Umreifungsgerät (zum Spannen, Verschließen, Abschneiden)� Klammergerät/Hefter (mit Heftklammern) zum Verschließen von Schachteln und
6 Vermeidung, Verwertung und Entsorgung von Verpackungen
Einstiegssituation
Wohin mit der Verpackung?
Das hat sich so manche Privatperson oder Mitarbeiter in der Warenannahme sicher schon öfter gedacht, wenn man erhaltene Ware ausgepackt hat und nun vor gebrauchten Packmitteln und Packhilfsmitteln steht.
Außerdem stellt sich eine weitere Frage: Muss so viel Verpackung sein?
Handlungsaufträge
1. Informieren Sie sich in Ihrem Betrieb darüber, was dort mit erhaltenen (gebrauchten) Verpa-ckungen geschieht.
2. Überlegen Sie mögliche Auswirkungen, die der hohe Verbrauch von Verpackungsmaterial in In-dustrieländern hat. Diskutieren Sie die verschiedenen Aspekte in der Klasse.
3. Welche Funktion hat der „Grüne Punkt“? Informieren Sie sich ggf. im Internet darüber.
6.1 Rechtliche Grundlagen
In Deutschland gibt es vor allem zwei rechtliche Bestimmungen, in denen die Vermei-dung, Verwertung und Beseitigung von gebrauchten Verpackungen bzw. Verpackungsab-fällen geregelt ist. Dies sind:
Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz Verpackungsverordnung
Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen, kurz KrW-/AbfG
Verordnung über die Vermeidung und Verwer-tung von Abfällen, kurz VerpackV
311Vermeidung, Verwertung und Entsorgung von Verpackungen
6.2 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG)
Kreislaufwirtschaft: Kreislauf:
Güter/Stoffe, die nicht mehr benötigt wer-den, sollen wieder zurückgeführt werden in die Produktion (also Recycling).
6.2.1 Zielsetzungen des Gesetzes
Der Zweck des KrW-/AbfG ist die� Förderung der Kreislaufwirtschaft,� Schonung der natürlichen Ressourcen (Rohstoffe, Quellen) und� Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen.
Das Gesetz legt auch die Prioritäten (Rangordnung) beim Abfall fest. Dabei gilt folgende Reihenfolge:
6.2.2 Abfallverwertung und -beseitigung
Das Gesetz unterscheidet beim Abfall zwei Arten:
Abfälle zur Verwertung
� stoffliche Verwertung = Recycling (Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abfällen) Dies dürfte bei vielen Verpackungsmitteln der Fall sein (vor allem bei Schachteln aus Karton bzw. Pappe und bei Holzpaletten)
� energetische Verwertung = Verbrennung zur Energiegewinnung Dies kommt infrage, wenn eine stoffliche Verwertung nicht möglich ist.
1. VERMEIDUNG: Produktion und Konsum sollen so gestaltet sein, dass möglichst wenig Verpackungsabfall anfällt.
2. VERWERTUNG: Unvermeidbare Verpackungsabfälle müssen ordnungsgemäß verwertet werden.
3. BESEITIGUNG: Nicht vermeidbare und nicht verwertbare Verpackungsabfälle müssen umweltverträglich beseitigt werden (z. B. durch Verbrennung).
Nachdem dem Geschäftsführer der Emder Elektro-großhandels-GmbH, Herrn Bruns, die statistischen Zahlen des letzten Geschäftsjahres vorgelegt worden waren, hat er zu regelmäßigen Abteilungsleitersitzun-gen eingeladen. Er ist mit der Situation des Unter-nehmens überhaupt nicht zufrieden. Aufgrund der starken Konkurrenz ist der Absatz leicht gesunken. Auch die Kostensituation hat sich gegenüber den Vor-jahren verschlechtert.
In der heutigen Sitzung hat Frau Janssen, die Leiterin der Einkaufsabteilung, den Auftrag, über eine Fort-bildungsveranstaltung der Industrie- und Handels-kammer über Optimierung logistischer Prozesse zu berichten, an der sie teilgenommen hatte. Anschlie-ßend soll darüber diskutiert werden, ob und ggf. in welcher Weise die vorgestellten Konzepte auf die Emder Elektrogroßhandels-GmbH übertragbar sind. Der Leiter der Verkaufsabteilung, Herr Oltmanns, hält dies angesichts der ernsten Situation für Zeitver-schwendung. Er ist der Meinung, dass man sich mehr auf den Absatz und die „Mitbewerber am Markt“ konzentrieren solle. Wenn der Absatz stimme, seien die Kostenprobleme auch lösbar, ist er sich sicher. Frau Janssen widerspricht ihm energisch und weist darauf hin, dass logistische Prozesse und deren Optimierung nicht auf den Beschaf-fungsbereich allein begrenzt sind.
Handlungsauftrag
Informieren Sie sich darüber,
a) was mit dem Begriff „Logistik“ gemeint ist,
b) welche Zielsetzung und Aufgaben der Logistik zugewiesen werden und
c) wie die Logistik in Ihrem Betrieb organisatorisch verankert ist (z. B. eigene Abteilung oder als Funktion mehreren Abteilungen zugeordnet).
Unter Logistik werden die aus den Unternehmenszielen abgeleiteten planerischen, ausführenden und kontrollierenden Maßnahmen zur Gewährleistung eines optimalen Informations-, Material- und Werteflusses vom Beschaffungs- bis zum Absatzmarkt verstanden.
Logistik entspringt dem Militärwesen. Dort verstand man unter Logistik alle Arbeiten, die mit der Versorgung der Truppen mit Nahrung, Kleidung, Unterkünften, Fahrzeugen, Waffen oder Munition zusammenhingen.
In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Begriff in der privaten Wirt-schaft übernommen. Zunächst war die Logistik eine reine Verkaufs- und Versandlogistik, die für die optimale Belieferung der Käufer zu sorgen hatte.
Durch Marktsättigung, nachlassendes Wachstum, verstärkten Wettbewerb und individuelle Kundenwünsche mussten die Unternehmen immer stärker auf die Kosten achten. Damit kamen auch die Beschaffungs-, Lager- und Transportkosten zunehmend in den Blick.
Trotz der Bedeutung der Logistik gibt es in der Praxis und in der Literatur noch keine einheitliche Auffassung über die Logistik. Häufig werden die Begriffe Beschaffung, Ein-kauf, Materialwirtschaft und Logistik nebeneinander verwendet. Die Beschaffung von Anlagen, Personal und Kapital wird dabei zur Logistik im weiteren Sinn gerechnet und soll in diesem Zusammenhang nicht weiter betrachtet werden.
1.2 Aufgaben der Logistik
Vorrangiges Ziel unternehmerischen Handelns ist die Erwirtschaftung eines möglichst hohen Gewinns. Die Logistik muss, wie die übrigen Unternehmensbereiche auch, dazu beitragen, dieses Unternehmensziel zu erreichen.
Aufgabe der Logistik ist es, dafür zu sorgen, dass
� die richtigen Objekte (Material, Energie und Informationen),
� in der richtigen Menge,
� in der richtigen Qualität,
� zur richtigen Zeit,
� zu richtigen (minimalen) Kosten,
� am richtigen Ort sind.
Als Ort kann dabei der Kunde, aber auch die Produktion in einem Industriebetrieb oder die Werkstatt in einem Handwerksbetrieb gemeint sein.
In diesem Sinn umfasst die Logistik im Rahmen der betrieblichen Leistungserstellung alle Maßnah-men zur Gewährleistung eines optimalen Material- und Informationsflusses vom Lieferanten in das Unternehmen, innerhalb des Unternehmens und vom Unternehmen zum Kunden.
Diese Definition der logistischen Aufgaben soll anhand einer Reihe von Beispielen ver-deutlicht werden.
Beispiele für
� die betriebliche Leistungserstellung: Herstellung, Reparatur oder Verkauf von Gü-tern, Erbringung von Dienstleistungen (Transport, Lagerung, Kreditgewährung, Versi-cherung)
� Maßnahmen in der Logistik: – planende Maßnahmen im Hinblick auf den Lagerplatz, die Bestellmenge oder die
Fahrroute – durchführende Maßnahmen wie Einlagern, Auslagern, Verpacken, Transportieren – kontrollierende Maßnahmen: Lieferscheine mit Waren vergleichen, Bestände
überprüfen
� Material: Rohstoffe, Handelswaren oder Energie
Unter Informationen versteht man zweckgebundenes Wissen, das beispielsweise in Form einer Mitteilung oder Nachricht weitergegeben wird. In diesem Zusammenhang fließen Informationen
� innerhalb des Betriebes zwischen den Mitarbeitern sowie
� zwischen Betrieben, z. B. gegenüber Lieferern, Kunden oder Transportunternehmen.
Die Form des Informationsaustausches (= Kommunikation) ist vielfältig:
Im Unternehmen finden logistische Maßnahmen in nahezu allen Unternehmensberei-chen statt. Dazu zählen insbesondere Beschaffung, Lager, Transport, Verkauf, Entwick-lung und Forschung, Fertigung, Instandhaltung, Entsorgung, Informationswesen.
Logistikbereiche: Logistische Maßnahmen:Planung, Durchführung und Kontrolle von Maßnahmen
Beschaffungslogistik zur optimalen Beschaffung der Objekte (Material, Energie, Information) bei den Lieferanten bis in die eigenen Läger und die eigene Produktion
Lagerlogistik zur optimalen Standortwahl, Lagerorganisation und Lagertechnik
zur optimalen Gestaltung des Fertigungsprozesses von der Übernahme des bereitgestellten Materials bis zur Abgabe der hergestellten Produkte an die Distribution
Transportlogistik zur optimalen Gestaltung des innerbetrieblichen und außerbetrieblichen Transports hinsichtlich Transportwege, Transportmittel, Be- und Entladung
Ersatzteillogistik zur optimalen Beschaffung und Bereithaltung von Ersatzteilen
Instandhaltungs-logistik
zur Gewährleistung der ständigen Betriebsbereitschaft der Anlagen (Maschinen, Werkzeuge, Fördermittel, Fahrzeuge)
Distributionslogistik zur optimalen Übernahme der Produkte aus der Fertigung oder dem Lager und deren Weiterleitung zum Kunden
Entsorgungslogistik zur kostengünstigen und umweltfreundlichen Entsorgung nicht mehr benötigter Materialien
Informationslogistik zur Gestaltung eines reibungslosen Informationsflusses und zum Aufbau eines betriebsinternen wie betriebsübergreifenden Informationssystems mithilfe der EDV
1.4 Ziele der Logistik
Ziel des Logistikkonzepts eines Unternehmens muss sein, die einzelnen Logistikberei-che nicht isoliert für sich arbeiten zu lassen, sondern die logistischen Aktivitäten sach-lich und zeitlich aufeinander abzustimmen und zu einer Konzeptkette zu verknüpfen. In vielen Unternehmen sind solche integrierten Konzepte bereits vorhanden.
Die Logistikkette beginnt und endet nicht an den Toren des Unternehmens, zunehmend werden Lieferanten und Kunden in die Kette mit einbezogen. Man spricht in diesem Zu-sammenhang von Supply Chain (Versorgungskette). Es geht darum, die Geschäftspro-zesse besser aufeinander abzustimmen und Reibungsverluste an Schnittstellen zu vermei-den. Auf dieses Problem wird an späterer Stelle (Punkt 2.7) ausführlich eingegangen.
Es geht letztlich um die Optimierung der Logistikleistung. Konkret kann dies bedeuten:
� kurze Durchlaufzeiten der Fertigung (Fertigungszeit)
� kurze Lieferzeiten (Auftragsbearbeitungszeit, Fertigungszeit, Zeit für Kommissionierung, Verpackung, Verladung, Transport)
� Einsatz umweltschonender Transportmittel und Materialien
1.5 Einbindung der Logistik in die Unternehmensorganisation
In welcher Form die Logistik in die Unternehmensorganisation eingebunden ist, hängt vor allem von folgenden Faktoren ab:
� Unternehmensbranche (Industrie, Handel, Handwerk oder Dienstleistung)
� Unternehmensgröße (Zahl der Mitarbeiter, Umsatz, Marktanteil)
� Anforderungen des Marktes (Lieferer und Kunden) an die Logistikleistungen des Un-ternehmens
In der Praxis kommen verschiedene Möglichkeiten vor:
� Die logistischen Aufgaben sind auf die einzelnen Abteilungen (Einkauf, Fertigung, Ver-kauf) aufgesplittet. Es gibt keine eigene Abteilung Logistik. Die Bedeutung der Logistik kommt durch die Unternehmensorganisation nicht zum Ausdruck.
Einkauf Fertigung
Unternehmensleitung
Verkauf
� Im Unternehmen wird eine eigene Abteilung Logistik geschaffen, die gleichberechtigt neben anderen Abteilungen angesiedelt wird. Probleme kann es geben, wenn die Logis-tikabteilung als Konkurrenzabteilung angesehen wird.
� Die Abteilung Logistik wird als eigener Bereich unterhalb der Führungsebene über den einzelnen Sparten angesiedelt (Stabsabteilung). Hier kommt die Bedeutung der Logis-tik für das Unternehmen am besten zum Ausdruck.
Kernwissen� Unter Logistik werden alle planerischen, ausführenden und kontrollierenden Maß-
nahmen zur Gewährleistung eines optimalen Informations-, Material- und Werteflus-ses verstanden.
� Aufgabe der Logistik ist es, dafür zu sorgen, dass die richtigen Materialien in der rich-tigen Menge und Qualität rechtzeitig zu möglichst geringen Kosten an den richtigen Ort geschafft werden.
� Informationen sind zweckgebundenes Wissen. Sie werden in Form von Mitteilungen oder Nachrichten weitergegeben. Sie fließen innerhalb des Betriebes und zwischen Betrieben.
� Zu jedem Materialfluss gehört ein Informationsfluss, der dem Materialfluss voraus-geht, ihn begleitet oder ihm nachfolgen kann.
� Die Logistik bezieht sich auf nahezu alle Unternehmensbereiche, insbesondere auf die Beschaffung, das Lager, den Transport und den Verkauf, aber auch auf Entwick-lung, Fertigung, Instandhaltung, Entsorgung und das Informationswesen.
� Ziel der Logistik (Optimierung logistischer Prozesse) ist es, die einzelnen Logistikbe-reiche sachlich und zeitlich aufeinander abgestimmt zu einer Konzeptkette zu ver-knüpfen.
Die Logistikkette bezieht die Zulieferer und Kunden mit ein (Supply Chain).
� Die Logistik ist unterschiedlich in die Unternehmensorganisation eingebunden. Ab-hängig von Branche und Größe des Unternehmens werden logistische Aufgaben ent-weder in den einzelnen Abteilungen erledigt (keine eigenständige Logistikabteilung) oder einer Logistikabteilung zugewiesen.
Aufgaben
1. Definieren Sie den Begriff „Logistik“.
2. Erläutern Sie, auf welche Weise die Logistik dazu beitragen kann, das Unternehmensziel zu erreichen (Aufgaben der Logistik).
3. Erklären Sie den Zusammenhang zwischen dem Informations- und dem Warenfluss.
4. Nennen Sie die Logistikbereiche.
5. Schildern Sie, wie die Logistik in die Unternehmensorganisation eingebunden sein kann.
6. Erläutern Sie die Bedeutung von Logistikkonzepten und Logistikketten.