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LEHRBUCH DER HOCHBAU -KONSTRUI(TIONEN. ERSTER THEIL.
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Lehrbuch Der Hochbau-Konstruktionen

Feb 05, 2016

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Lehrbuch Der Hochbau-Konstruktionen - Erster Theil.
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  • LEHRBUCHDER

    HOCHBAU -KONSTRUI(TIONEN.ERSTER THEIL.

  • LEHRBUCHDER

    HOCHB-L~U -KONSTRUKTIONENVON

    RUDOLPH GOTTGETREUARCHITEKT

    ORDENTL. Pl:WFESSOR AN DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE IN l\ItNCHEX

    ERSTER THEIL.

    lVIAURER- UND STEINl\lETZARBEI~rEN.(STEIN - KONSTRUKTIONEN.)

    MIT EINEM ATLAS VON XXIX TAFELNIN FOLIO

    UND 340 IN DEN TEXT EINGEDRUCKTEN HOLZSCHNI'I'TEN.

    BERLIN.VERLAG VON ERNST & KORN

    (GROPIUS'SCHE BUCH- UND KUNSTHANDLUNG)90 .WILHEUISTRASSE

    (NAcHST DEM ARCHITEKTENHAUSE).

    1880.

  • Vor W 0 r t.

    Die vorhandene Literatur in den Bauwissenschaften war bis zumEnde des vorigen ,Tahrhunderts eine sehr einseitige. Wie schtzenswertheinzelne jener lteren iWerke ber die" ge s a m mt e Ci v i I bau k uns tauch sein mgen, so behandeln sie doch fast ausnahmslos nur elen for-malen Theil der Architektur, insbesondere die Sulenordnungen in Ver-bindung mit der Austheilung und Gliederung der Profile und Gesimse.Technische Mitthailungen ber Baukonstruktionen und Baumaterialienaus den Schriften Vitruv's , aus Plinius, aus den Abhandlungen vonBattista Alberti"}, Vignola und Palladio **) finden sich in ihnen nurhchst drftig vor.

    Der verfhrerische Reiz der Zeichenkunst war zu jener Zeit beiden Bauknstlern so vorherrschend ,dass er ein anderweitiges ,ernstesStudium, auf welchem die Baukunst doch nicht minder beruht, gar nichtaufkommen liess; die Baumeister traten, mit Vitruv zu reden, nicht mitallen Waffen (omnibus armis ornati) auf die Wahlstatt.!

    Der Mangel an praktischen, die Konstruktion von Wohngebudenbehandelnden Bchern machte sich daher auch berall fhlbar. So richtetunter anderen eine ffentliche Stimme in der decade philosophique,Iitteraire et politique aus dem 3. Jahre der franzsischen Republik einenenergischen Appell an die damals in Frankreich lebenden Architekten, inwelchem gesagt wird: "es sei hchste Zeit, dass sich die Bauknstlerendlich der wir t h s c haft 1ich e n Bau k uns t befleissigen mchten.Man erffne ihnen, durch Ausschreibung von Preisen, neue Laufbahnen,und sei vielleicht der Zeitpunkt nicht mehr fern, wo die allgemeineAchtung Demjenigen nicht weniger zu Theil wird, der sich bestrebt,

    *) De re aedificatoria, Florenz 1485.**) Dell' Architettura von Palladio (gestorben 1580) erschien m 4 Bnden, ver-

    deutscht von Bckl-r 1698 in Nrnbersr,

  • VI

    gesunde und bequeme Wohngebude. zn errichten, als dem, der Tempelund Palste entwirft !;; Und schon unter der Regierung Louis XV.beklagte sich der Regierungsarchitekt Patte ber den gnzlichen Mangeleines grndlichen Werkes ber Baukonstruktion*).

    Auch in Deutschland konnten um dieselbe Zeit Bcher, wie: Helfen-rieder's "Beitrge zur brgerlichen Baukunst" (1793), dessen Autor Pro-fessor der Mathematik und Doktor der Theologie an der Universitt inIngolsta.dt war, die Lcken nicht beseitigen. welche von einsichtsvollenBaumeistern tief empfunden wurden; selbst das Buch: "Theoretisch-praktischer Unterricht ber die Baukunst, fr Steinmetzen, Zimmerleuteund jeden baulustigen Hausvater", welches in Nrnberg im Jahre 1794erschienen war , enthielt, ebenso wie mehrere andere literarische Pro-dukte der damaligen Zeit mit hnlich hochtnendem Titel, Nie h t s,was solchem nur einigermassen htte entsprechen knnen.

    Der Altvater der neueren Hochbaukonstruktion, D. Gilly in Berlin,war es, welcher im .Jahre 1795 die Idee fasste, durch Herausgabe einesentsprechenden Handbuches den angehenden Baumeistern einen Leitfadenin die Hand zugeben, und diesen Gedanken durch die in denJahren 1797 und 1798 erschienenen ersten Bnde seiner Landbaukunstrealisirte.

    Als im Jahre 1808 D. Gilly nach vollbrachtem 60. Lebensjahre alsGeheimer Oberbaurath sein fr die vVelt und den Staat so frucht-reiches Leben beschlossen hatte, bernahm es der RegierungsbaurathFriderici, Gilly's Schwiegersohn, und nach dessen Tode der Oberbau-direktor F. Triest, das Handbuch der Landbaukunst in Rcksicht aufdie Konstruktion der Wohn- und Wirthschaftsgebude in 3 Bndenmit Atlas in Kupferdruck weiter zu ergnzen; in dieser Gestalt wurdevon diesem vortrefflichen Werke im Jahre 1831 die fnfte und letzteAuflage herausgegeben.

    Gilly's Bestrebungen waren hauptschlich darauf gerichtet, "g u tund s par s a m " zu bauen, und den angehenden Baumeister sowohl,als auch den Ha n d wer k e I' ber die wichtigsten und zugleich noth-wendigsten Baukonstruktionen, welche die Ausfhrung von Wohngebudenbedingen, zu belehren. Um verstanden zu werden, begrndete er seineLehren in der Art, dass er ber einen blinden Mechanismus sich zwarerhob, dabei aber die Schranken, welche eine praktische Anleitung voneiner mathematischen Theorie htten trennen knnen, nie berschritt; beijeder Konstruktion entwickelte er die allgemein brauchbarsten Vor-schriften und Handgriffe nach leicht fassbarer lVIethoc1e.

    In Frankreich war es Ronclelet, der, 1743 geboren, nach einer

    *) Observations 8Ur les objets les plus importanta c1e l'Architecture. Paris 1769.

  • VII

    grndlichen Vorbildung unter der Leitung Sufflot's eine vielseitige Bau-thtigkeit entfaltete, spter in Italien seinen Studien" oblag, und dannals Professor der Academie des beaux arts "wirkte und die Frucht seinerunermdlichen Thtigkeit und seiner" Forschungen in 5 Quartbndenmit umfangreichem in Kupfer gestochenen Atlas herausgab.

    Rondelet's "K uns t zu bau e n" erstreckt sich auf das gesammteBauwesen und behandelt neben dem Hochbau den Brcken - undStrassenbau, sowie auch die Baumaterialien.

    Wenn Rondelet in allen seinen Schriften der Theorie eine her-vorragende Stellung einrumt, so legt er doch ein sehr entschiedenesGewicht auf praktisch erworbene Erfahrungen, welche sich jeder Bau-meister vorher aneignen msse. ,;Um ber einen Gegenstand richtigurtheilen und endgiltig entscheiden zu knnen, muss man ihn vor Allemgrndlich kennen lernen; solches Erkennen setzt aber oft eine grosseSumme von Wissen voraus; die nicht Jeder in sich vereint; die Theorie,die hauptschlich auf realen B e 0 b a c h tun gen und U n t e r -s u c h u n gen beruhe, knne nur in der Hand eines praktisch gebildetenMannes Erfolge haben, sie msse mit der Praxis Hand in Hand gehen!"

    Die Ku n s t zu bau e n wurde von dem Architekten Distelbarthins Deutsche bersetzt im Jahre 1823 "herausgegeben. Einer grossenVerbreitung hat sich dieses vorzgliche Werk in Deutschland jedochnicht zu erfreuen gehabt; abgesehen davon, dass die Anschauungen vomBauen in Deutschland vielfach von denjenigen der Franzosen abweichen,mag der grosse Umfang des Werkes und der Preis Manchen davonabgehalten haben, es anzuschaffen.

    In unserm Vaterlande erwarben sich um die Bau k 0 n s t r u k t ion s-I ehr e ausser Friderici und Triest noch Menzel, "Linke und Mangervielfache Verdienste; sie alle waren bestrebt, die Lehren Gilly's ihrerZeit entsprechend weiter auszubilden, und es haben die letzteren dreials Lehrer der Baukonstruktion lange und erspriesslich gewirkt. Ganzbesonders aber war es G. Linke, welcher mit grsstem Eifer und bestenErfolgen ein halbes Skulum hindurch an der Berliner BauakademieVortrge ber Baukonstruktionhielt , denen er vorzugsweise seine ganzeKraft zuwandte, ohne dieselbe durch seine umfangreiche Baupraxis jemalsbeeintrchtigen zu lassen.

    Linke's Vortrge; die vorherrschend praktischer Natur waren, wurdenseiner Zeit durch Zinkographie vervielfltigt und bildeten einen usserstbrauchbaren Berather fr alle angehenden Baumeister.

    Um diese Vortrge erfolgreich zu untersttzen) wurden von dertee h ni s c h enD e P u tat ion fr Ge wer b e (einer Schpfung vonSchinkel und Beuth) die Vorlegebltter fr lVlaurer undZ im 111 er 1e u t e herausgegeben, "welchen spter Nachtrge, von G. Stier

  • VIII

    entworfen, folgten. Diese Vorlegebltter*) bildeten und bilden heute !loche111 vorzgliches Hlfsmittel fr die U e b u n gen im K 0 n s t r u ire n.

    Nur durch fieissiges Zeichnen mit Zirkel und Massetab lsst sichein grndliches Vorstndniss fr den konstruktiven Theil des Hochbauesgewinnen, nur hierdurch wird das Auge zum richtigen Sehen angeleitetund fr das Erkennen der richtigen Massverhltnisse erzogen. Je mehrder angehende Architekt sich mit der vergleichenden Darstellung derverschiedenen Konstruktionen befasst, desto sicherer wird sein Blick fr dieBeurtheilung ihrer Stabilitt sich ausbilden, so dass er der theoretischenBerechnung allenfalls nur zur Kontrolle' bedarf; eine 'I'hatsache, die frei-lich jedem Nichtzeichner verschlossen bleibt.

    Linke's Vortrge, so klar und verstndlich sie auch immerhin waren,bewegten sich aber nur in engen und sehr konservativen Grenzen. Einemseiner Schler, einem jungen Sddcutschen , war es vorbehalten, aufden alten Stamm ein junges Reis zu pfropfen. G. A. Breymann hatauf der Basis der Linke'schen Vortrge und unter Benutzung der bereitsin voller Entwickelung begriffenen Tagesliteratur die Baukonstruktions-lehre den Anschauungen und Anforderungen der neueren Zeit ent-sprechend umgestaltet. Als Lehrer der Stuttgarter polytechnischen Schulefr das Fach der Baukonstruktion durfte er sich nachvieljhriger Lehr-thtigkeit wohl dazu berufen fhlen.

    Um den Studirenden Gelegenheit zu geben, die von ihnen erlerntenmathematischen Wahrheiten auf das Baufach zu bertragen, fhrteBreymann berall, wo dies zulssig erschien, die theoretische Begrndungein, ohne jedoch - wie er selbst sagt - den nthigen Raum fr diepraktischen Betrachtungen ungebhrlich zu beschrnken, und es hat seinLehrbuch der Baukonstruktionslehre Lehrern wie Studirenden wesentlicheDienste geleistet.

    Whrend Breymann's Baukonstruktionslehre mehr dem hherentechnischen Unterrichte angepasst war, vermochten es andere Hlfs-bcher hnlichen Inhalts nicht, der Forderung der Zeit gernss einenhheren Aufschwung zu nehmen.

    Den technischen Hochschlern unserer Zeit sind nun aber Aufgabenganz anderer Art zugewiesen; denn, nachdem die technischen Hochschulenins Leben gerufen worden, nachdem die frher vereinten Bauwissen-schaften sich nunmehr in das Hochbau - und in das Ingenieurfachgetheilt haben, zergliedert sich der gegenwrtig zu ortheilende Unter-richt gleichfalls in Bau k 0 n s t ru k t ion s l e h r e fr In gen i e u r eund Hoc h bau k 0 n s t r u k t ion s l e h r e f rAr c h i te k t e n,

    *) Verlag von Emst & Korn in Berlin.

  • IX

    In ersterer Beziehung liegen bereits hochgeschtzte Arbeiten YOLwie : die Bau k 0 n s t r u k t ion s l oh r e fr In gen i eure als Lei t-fad e n f r sei ne Vor t r ge, be ar bei t e t von W. Frauenholz.3 Bnde, und All g e 111 ein e K 0 n s t r u k t ion sIe h red e s In -gen i e urs ,n a c h Vortrgen des Herrn Professor Baumeister,aus ge a r bei te t Y 0 n E. Y. Fe 1d e g g, Kar I s ruh e.

    Bei der Bearbeitung der Hoc h bau - K 0 n s t r u k t ion s l e h r e f rAre h i t e k t e n hat es nun der Verfasser bernommen, das bisher vor-handene Material zweckentsprechend umzugestalten, beziehungsweise zuergnzen; er glaubte sich hierzu nach einer nahezu 30jhrigen Lehr-thtigkeit in diesem Fache berufen und ging hierbei von folgenden An-schauungen aus:

    1. Es ist kein Grund vorhanden, die allgemeine Lehre von denBaustoffen (Baumaterialien) den Ingenieuren anders vorzutragen, als denArchitekten; deshalb wurde es 'fr zweckdienlicher gehalten, diesenLehrstoff nicht, wie das meistentheils geschieht, als Einleitung den ein-zelnen Hauptabschnitten der Baukonstruktionslehre voranzuschicken.Beide Lehrdisciplinen sind auch so wichtig und umfangreich, dass jedefr sich Stoff genug in sich fasst, um selbststndig gelehrt zu werden.Die Zeit, wo die Baumaterialienlehre nur oberflchlich behandelt wurde,scheint denn doch vorber zu gehen, weil man sich klar darber ge-worden ist, dass fr den gebildeten Techniker die Kenntniss der Bau-stoffe ebenso wichtig ist, wie die Physiologie fr den Mediziner.

    2. Der gesammte Lehrstoff erfordert eine streng systematische Be-handlung. Der Verfasser war daher bemht, denselben demgemsszuordnen und dem angehenden Architekten zugleich in kurzer aber mg-lichst klarer Sprache vorzufhren; eben deshalb erschien es gerechtfertigt,dem Texte sehr viele Holzschnitte wie auch einen Atlas mit vielen Stahl-stichen in korrektester Darstellung beizugeben; hierdurch findet dasrichtige und leichte Verstndniss eine wesentliche Untersttzung. Dastechnische Zeichnen ist ja die eigentliche Sprache der gesammten Technik,und darf dem entsprechend unter gar keinem Vorwande vernachlssigtwerden! *)

    3. Bei der Hochbaukonstruktionslehre ist die Bauformenlehre nahezuvollstndig ausser Betracht zu lassen, denn letztere ist eine so umfassendeund dabei fr den Architekten so wichtige Lehre, dass sie unter keinerBedingung nur so nebenbei behandelt werden darf ! Was haben ber-haupt nur wenig ausladende Gesimse und Gliederungen mit der Bau-konstruktion zu thun? Steht auch bei einer grossen Anzahl von Gesimsen

    *) Nicht mit Unrecht ist das Zeichnen von einem unserer lteren Philosophenals Pasigraphie, d. h. als die gemeinsame Schriftsprache bezeichnetworden, dieallein von allen gebildeten Nationen verstanden wird.

  • xolme Zweifel die Form in einem gewissen Zusammenhange mit der Kon-struktion, so erfordern sie doch, mit fast einziger Ausnahme der Haupt-gesimse , keiner e i gen t 1ich e n k 0 n s t r u k t i v e n Lsung, und mitdemselben Recht. mit welchem man einen gTOSSen Theil der Formenlehre

    , u

    in die Bcher ber Baukonstruktion aufgenommen hat, knnte man den-selben den Bchern der Baumaterialienlehre einverleiben: weil - wie all-bekannt - das zur Disposition stehende Baumaterial in hohem Grade denCharakter aller Bauformen beeinflusst t Die Baukonstruktion in bezugauf Bauform hat sich vorherrschend nur mit elen weit ausladenden Haupt-gesimsen zu befassen. Wollte man die Bauformenlehre mit der Bau-konstruktion verquicken, so mchte bei dem Massenmaterial der ersterenletztere verschwindend klein ausfallen. - Der Verfasser war daher be-mht, sich streng an sein Programm zu halten.

    4. Ebenso hat der Verfasser sorgsam zu vermeiden gesucht, seinerArbeit den Charakter einer Kompilation wirklich ausgefhrter Bau-konstruktionen zu geben, da es nur zu hufig geschieht, dass solche unver-mittelt ohne Zusammenhang aneinander gereiht werden. Solche lVIittheilungensind freilich dem Pr akt i k e r stets ein sehr erwnschtes Material frdie' unmittelbare Nachbildung ; nichts desto weniger aber mchten sieals ein Ruin alles selbststndigen Denkens und daher als bedenklich zubezeichnen sein - ganz besonders in einem Lehrbuche. J eele Bau-konstruktion geht aus einer Summe von gegebenen Bedingungen hervor,welche , wenn sie nicht alle bekannt sind, ihre richtige Beurtheilungunmglich macht; daher soll eine Baukonstruktions 1ehr e nur daraufhinzielen, das innere Wesen smmtlicher Konstruktionen dem Studirendensoweit klar zu machen, dass sie dann weiter als Gegenstand graphischerUebungsaufgaben verwendet werden knnen. Zu solchenpassenclenUebungsbeispielen bietet der beigegebene Atlas das geeignete Material,vor dessen gedankenlosem Copiren jedoch nicht genug gewarnt werdenkann! Es befinden sich in ihm Aufgaben von der leichtesten bis zurschwierigsten Art, so dass die Studirenclen fr die schwerer zu lsendenAufgaben sich Schritt fr Schritt vorbereiten knnen.

    5. Alles, was vorherrschend Sache des Ha n d w er Je s der Maurerund Steinmetzen ist, gehrt weniger in die Lehre der Baukonstruktion ;hieraus mag sich die vielleicht Manchem auffllige Krze erklren, mitwelcher z. B. die Steinverbncle, die Pisetnauern etc. behandelt sind.Dagegen wurde ganz entschiedenes Gewicht (besonders bei den Gewlben)darauf gelegt, dass das in der' beschreibenden Geometrie Erlernte ebensogewissenhaft zur Anwendung gebracht werde, als die graphische Statik beiden Untersuchungen ber die Stabilitt der Gewlbe. Hierbei war dieAnsicht massgebend, dass die Bau me c h a ni k fr Architekten, wie frIngenieure immer noch neben cler Bau k 0 n s t r u k t ion bestehen solle,

  • XI

    jedoch ebenfalls mit fleissigeu analytischen wie graphischen Uebungenverbunden, ohne welche selbst der klarste Vortrag niemals den be-absichtigten Erfolg erreichen wird.

    Die statischen Untersuchungen wurden nur soweit verfolgt, als siezum richtigen Verstandniss der Stabilittsverhltnisse fr die einfachenTonnen-, Kappen-, Kreuz- und Kuppelgewlbe sich nothwendig erwiesenhaben. Die bezglichen Untersuchungen wurden in elementarer Weisemit ausschliesslicher Anwendung des graphischen Verfahrens angestellt,und konnte dies hier um so eher gengen, als eineeingehende theoretische Abhandlung ber die sta-tischen Momente der einfachen Mauern, der Sttz- undFuttermauern, sowie der Gewlbe und der dazu ge-h I' i ge n L ehr ger s t e auf A n I' e gun g des Ver fa s s e r s vonHerrn Privatdozenten Dr. Wittmann verfasst wurde,w e l c h e als Ergnzung der Hochbaukonstruktionen mitdie sen i n g lei c h e m Ver 1a g e e I' s chi e n e n ist.

    In Rcksicht auf die grossen Schwierigkeiten, welche sich in stati-scher Beziehung einer zuverlssigen theoretischen Erforschung aller inder Hochbaupraxis vorkommenden, 0 f t s ehr k o m pli z i r t e n K 0 n-s t r u k t i o n e n entgegen stellen, sowie beidemaufflligenFaktum, dass so manche Bauausfhrung der gegen-w r t i g a 11 g e m ein ein gefhrt e n T h e 0 r i e ger ade zuS pot t e t, w I' e e s u s s e r s t w n s c h e n s wer t h , d u r c h f 0 I' t-gesetzte Studien eine gesichertere Basis fr dieT h e 0 r i e der Hoc h bau k 0 n s t-ru k t ion e n zu f in d e n.

    6. Schliesslich wurden vom Verfasser bei den Abschnitten berMauern , Gewlbe, ber Verputz und dessen sthetische Ausbildung,sowie ber Estriche geschichtliche Notizen entweder vorangeschickt oderauch mit hinein verflochten. -

    Was die Eintheilung des Lehrstoffes anbetrifft, so ergab sich dieNothwendigkeit einer Zerlegung desselben in 4 Hauptgruppen.

    1. Hochbaukonstruktionen in Stein 0 der die Ar bei te n d e sMaurers und S' e i n h a u e r s ;

    11 Hochbaukonstruktionen in Holz 0 d e r d i e Ar bei te n d e sZimmermanns;

    IH. Hochbaukonstruktionen in Eisen 0 der d i e A r bei t e n cl e I'Schmiede und Schlosser;

    IV. Hochbaukonstruktionen des inneren Ausbaues; h i er her geh r e ndieThr- undFensterkonstruktionen, Heizungun d V e 11 t i 1a t ion , Hau s was s er 1e i t TI 11 g e11, Hau s-tel e g r a p h i e u n d Abo r t e.

  • XII

    Der I. Ban d b e h a n d e lt d i e Hoc 11 b a n k 0 n s t r u k t ion e nIn Stein (die Maurer- und Steinhauerarbeiten).

    Die Ei 111 ei tun g: welche den ganzen Stoff des Staatsbauwesens(Kameralbau) zergliedert, enthlt auch die Lehre vom Baugrunde unddessen Untersuchung; ferner elie Fundationen, soweit dieselben in dasGebiet des Hochbaues eingreifen.

    Dann folgtA. Die Lehre vom Rohbau,

    welcher wieder zerfllt in:1. Die::tU a u e r Tl mit d e n i h 11 e n an geh r e n cl e n S c h or n -

    s t e i n r h r e n , Bgen und Gesimsen;2. Die Ge w 1b e und der e n S ta b i 1i t t ;3. Die m a s s i v e n T I' e P P e n.

    undB. Die Lehre vom Ausbau,

    in welchem Abschnitt der Verputz mit dessen sthetischer Ausstattungund die Pflasterungen und Estriche eingehende Behandlung finden *).

    . In bezug auf die einzelnen Abschnitte mgen nachfolgend noch wenigeBemerkungen Platz finden, um darauf aufmerksam zu machen, in wie weit

    . die hier behandelte Hochbaukonstruktionslehre von anderen Bcherngleichen Inhaltes abweicht:

    Bei dem Abschnitt ,,:Mauern~' wurde dem sogenannten "D r e i-qua r ti e r e " eine bedeutendere Rolle, als bisher geschehen war, ein-gerumt.

    In bezug auf die von der Baupolizei vorgeschriebenen Mauerstrkenwurde unterlassen, speziell auf diese oder jene Bauordnung Rcksicht zunehmen, es schien vielmehr ausreichend, allgemeine Stze in dieser Be-ziehung aufzustellen.

    In den geschichtlichen Notizen, welche der Konstruktion der Ge~wlbe vorausgehen, ist den alten BabyIoniern die Prioritt der Gewlbe-kunst zugeschrieben, und wurde die eigenartige Technik der rmischenGewlbe einer eingehenden Betrachtung unterworfen; eine weitere, ingleichem Mass stabe ausgefhrte Zusammenstellung von Gewlben aus derZeit der Tarquinier bis in die Renaissancezeit hinein mchte ein will-kommener Beitrag sein, die epochemachenden Perioden der Gewlbe-technik mit einander in Vergleich ziehen zu k~lllen.

    Besondere Aufmerksamkeit wurde der Gewlbetechnik der Gegen-wart zugewendet, und erschien dies dem Verfasser schon aus dem Grundegeboten, weil dieser Theil der Baukonstruktion bisher durchaus mangelhaft)

    '

  • XIII

    Ja ungengend behandelt worden war. Um die Unklarheit bel' das\Vesen der Gewlbe zu beseitigen, hat der Verfasser bei Darstellungderselben sich theils der orthogonalen, theils der isometrischen Projektionenbedient; seine vieljhrige Lehrpraxis hat ihn berzeugt, dass nur hierdurchdas r ich t i g e Verstndniss fr die Gewlbe gewonnen werden kann,und dass es nur so mglich wird, die Studirenden auch mit Konstruktionenbekannt zu machen, welche frher aus dem Bereich der Bauschulen aus-geschlossen waren!

    So wurden genaue Anleitungen ertheilt zur Darstellung der verschie-denen Stichkappen bei den Tonnen - und Kuppelgewlben. Die Kreuz-gewlbe, die Stern - und auch die normannischen Gewlbe sind inihrem konstruktiven Wesen zuerst systematisch entwickelt und dann anausgefhrten Beispielen so eingehend behandelt, dass hierdurch nach desVerfassers Meinung eine wesentliche Lcke ausgefllt wurde.

    In gleich systematischer Weise wurde auch das Kuppelgewlbe mitseinen Kassetten behandelt , und versucht, den Begriff, beziehungsweisedie Nomenklatur der verwandten Kugel- und bhmischen Gewlbe richtigfestzustellen, denn es erscheint nicht gerechtfertigt, den Namen Kuppel-gewlbe auch auf diese letztgenannten Gewlbe anzuwenden, wenngleichdies selbst in den besten Werken ber Baukonstruktion geschehen ist.

    Das Durcheinanderwerfen dieser Gewlbebezeichnungen hngt offen-bar damit zusammen, dass man die Gewlbe selbst in ihren wesentlichenUnterschieden nicht erkannt hat, und dies ist besonders zu sagen vomsogenannten bhmischen Gewlbe. Der Verfasser hofft, auch in dieserBeziehung einen \Veg angegeben zu haben, welcher das bisher bestandeneDunkel bel' diese Gewlbe erhellt.

    Ohne die ganz genaue Kenntniss der im Hochbaue vorkommendenoft sehr komplizirten Gewlbe ist eine Stabilittsuntersuchung nichtmglich, und erst die neuere Zeit hat sich daran gemacht, elie Kreuz-und Kuppelgewlbe in den Kreis der Untersuchungen zu ziehen.

    Die in dem Kapitel ber die Stabilitt der Gewlbe undcl e I' e n S t ii t zen angestellten Betrachtungen basiren auf der Theorieder S t t z - beziehungsweise lVI i t tel d I' U c k s 1i nie. Hierbei wurdenun versucht, die Begriffe genauer festzustellen, als dies in vielen Ab-handlungen ber elieGevvlbetechnik geschehen ist. Der Unterschiedbeider Linien wurde oftmals nicht scharf genug betont, ja zuweilen ganzbersehen.

    Zur Unterscheidung beider Begriffe wurde jene Gleichgewichtslinie,welche die Druckmittelpunkte in den aufeinander folgenden Lamellen-grenzen enthlt, der Definition entsprechend S t t z I i nie genannt, wobeidiese Lamellengrenzen vertikale oder radiale Ebenen (Fugenflchen) seinknnen. Dagegen wurde das ber den Einzelgewichten konstruirtc Seil-

  • XIV

    polygen, ebenfalls ohne Rcksicht auf die Richtung der Lamellengrenzen,der Bezeichnung in der graphischen Statik entsprechend, als JH i t t e 1-k r a f t 1i nie, oder, da hier nur Druckkrfte in Betracht kommen;als JH i t tel d r u c k s 1i nie bezeichnet.

    Bezglich des Verlaufs der Mitteldmckslinie aber stehen sich dieeinzelnen Meinungen immer noch schroff gegenber, und es wird sich dieseFrage endgltig auf rein theoretischem Wege nie mal s lsen lassen,da aus den drei Gleichgewichtsgleichungen der Horizontalschub nachGrsse und Lage nicht vollstndig bestimmt, also auch der Angriffs-punkt im Scheitel des Gewlbes nicht durch Rechnung erhalten wer-den kann.

    Hiermit fallen alle Anhaltspunkte fr den thatschlichen Verlaufder Drucklinie , fr die Art der Vertheilung des Drucks in den Fugen,und in letzter Linie fr die Bestimmung der Gewlbedicke fort, und sindwir in dieser Beziehung lediglich auf die Erfahrung angewiesen.

    Dementsprechend wurden fT die Dimensionirung der Gewlbebgendie empirischen Angaben aufgenommen; ebenso der Verlauf der Sttz-linie im Innern den neueren Beobachtungen an ausgefhrten Kon-struktionen anzupassen gesucht. Wenn dabei auch die wissenschaftlicheSeite der Abhandlung eine Einbusse erlitten haben sollte, so zeigt sichandererseits, dass die mit Hlfe der hier entwickelten Anschauungen ge-wonnenen Resultate sich den Erfahrungen. der Praxis besser anschliessen,als jene, welche mit Anwendung der Na v i er' s ehe n oder gar derViII are e au ' s c h e n Theorie der Drucklinie erhalten werden.

    Von den Gewlbeanordnungen wurden nur die symmetrischen be-handelt, indem die Theorie auf die unsymmetrischen oder einhftigen einer-seits nicht schwer anzuwenden ist, andererseits solche unsymmetrischenoder einhftigen Bgen wegen ihres unschnen Ansehens wohl nur seltenvorkommen drften.

    Gewlbe unter Belastungen zu untersuchen, wiesolche niemals im Hochbaue vorkommen, wurde unter-lassen; auch mchte darauf aufmerksam zu machen sein,dass bei Untersuchung .v o n HochbaukonstruktionenResultate, die 3 bis 4 m starke :Mauern ergeben, aufVoraussetzungen beruhen, welche im Hochbaue ausge-s chI 0 s s e n sei n soll t e n.

    Der Abhandlung ber die Gewlbe schliesst sich diejenige bel' diemassiven Treppen an.

    Als Schluss werden die Putz- und Pilasterarbeiten besonders in bezugauf ihre sthetische Bedeutung besprochen; hier. finden sich auch Mit-theilungen ber die verschiedenen Arten, ursprnglich rohes Mauer-werk das Kunatbedrfniss befriedigend zur Anschauung zu bringen,

  • xv

    indem nicht allein die verschiedenen Methoden der monumentalen Malerei,sondern auch die Marmorinkrnstationen , der Schmuck durch Intarsienund .l\Iosaik eine eingehende Besprechung finden. Das Gleiche ist beider Abhandlung ber die Bildung der aus Steinmaterial hergestelltenFussbden zu sagen.

    Indem nun der Verfasser noch die angenehme Pflicht erfllt,Herrn Architekt G 11n er, Assistent des Hochbaulehrfachs in Mnchen,an dieser Stelle fr seine Mitwirkung bei der Bearbeitung dieses Hand-und Lehrbuches zu danken, bergiebt er dasselbe hiermit der Oeffentlich-keit mit dem Wunsche, dass sein Werk wohlwollende Aufnahme beidrn Publikum und nachsichtige Beurtheilung Seitens der Fachkennerfinden mge.

    M ii n c h e n, im November 1879.

    Der Verfasser.

  • Illhaltsverzeichniss.

    Einleitung . . .Die Lehre vom Baugrunde:

    seine Beschaffenheit ." Untersuchung.

    das Grundgraben .

    Die Fundation oder der Grundbau:durch Verdichten des Erdreichs

    " Steinschttungeri.."Betonirung . . . . ." plattenfrmige Gesteine und Sandschttung" Holzkonstruktionen" liegenden oder Schwellrost" stehenden oder Pfahlrost" Schraubenpfhle

    Konstruktion der SpundwndeMauerbrul1nen und Senkksten

    ]Iaurer- und Steinmetzarbeiten (Steinkonstruktionen).Arbeiten des Rohbaues.

    Die Mauern mit ihren Rauchrhren, Bgen und Gesimsen.GeschichtlichesMauern aus knstlichen SteinenDer Block- und Kreuzverband

    " Dreiquartierverband" gothische Strom- und Sulenverband .

    Das Vorsetzmauerwerk. . . . . . ." Mauerwerk mit Hohlrumen . . . .

    Die praktische Ausfhrung des Mauerwerks" Permeabilitt der Mauern . .

    Mauern' aus natrlichen Steinen:aus rohen Bruchsteinen . . . .

    " bearbeiteten Werkstcken (Quadern)" gemischtem, Mauerwerk . . . .

    Sockelverkleidungen . . .Mauern aus Stampf- und GusswerkRauchrhren, steigbare

    " russische (nicht steigbare)

    Seite1

    51114

    15161719202123262730

    334244484950515153

    55566065687073

  • XVIII Inhaltsverzeiclmiss.

    B ge 11. Allgemeines ." scheitrechte.Segment- und RundbgenSpitzbgen. .Gedrckte Bgen (elliptische)Bog e n ver b a n d fr Backstein

    v" " HausteinStrke der BgenLehrgerste

    Konstruktion der Gesimse (Hauptgesimse)

    Seite757779808189919G9799

    Strke der Mauern:der freistehenden

    Sttzmauern.., Raum umschliessenden

    108113114

    18719019219419519G198200201207208211

    181185

    12112212412(j131132133134136138139141144150151154155

    , 156163166169172173175177179

    Gewlbe.Ge s chich tli ehe Notiz e n

    Gewlbe bei den Assyriern" "Aegyptern

    . ' 'i n Rlnern" der Sophienkirche ." des Doms zu Speyer ." "" Kln" " " "Florenz" der Peterskirche in Rom

    Allgemeines und Eintheilung der GewlbeDas Tonnengewlbe (Kufengewlbe)

    Widerlagsstrke nach RondeletBacksteingewlbe mit Stichkappen .Kassebtirbes Tonnengewlbe nach Mller

    Das Kappen- oder GurtgewlbeKonstruktion nach Moller

    Das Klostergewlbe ohne und mit StichkappenDas Kreuzgewlb e ohne Stich und mit Stich

    Die Entwickelung der Gratform .Das normnnische Kreuzgewlbe .

    Das gothische oder Sterngewlbe (Grundrissformen)Die Rippenformen . .ber quadratischem Raum (ohne Stelze)

    " " " (mit Stelze) ." oblongem Raum.

    Stelzmethode .N etzgewl b e ..

    Pfeiler und Dienste, Gewlbeanfnger, SchlusssteinDas normnnische oder angelschsische Gewlbe (Fcher-

    gewlbe) .Das Kuppelgewlbe

    mit Pendentifs" Stichkappen." mit Kassetten

    Das Kugelgewlbenach Moller's Konstruktionber achtseitigem Raum .

    Das bhmische GewlbeKugelkappen, bhmische Kappen

    Das scheitrechte, Spiegel- und lYIuldengewlbeDie Topf- und Gussgewlbe .

  • Inhaltsverzeichniss.

    Ueber die Stabilitt der Gewlbe und deren SttzenDas Tonnen z ew lb e

    Bestimmunzen der Gewlbestrkec~ ,,'iViderlagsstrke

    XIXSeite212213222225

    Stabilittsuntersuchungen fr spezielle Flle.Das Kappen- und Kreuzgewlbe . 230

    " Kuppelge-wlbe (einfaches) 235S t a.b i 1i t t s u n tel' su ch u n gen der D 0 P p e1k u pp el n.

    Kuppel des Tempels der Minerva medica 239Pendentifs von S. Vitale und S. Michele zu Pavia 241Die Sporen bei S. Maria Maggiere zu Nocera . 242Das Widerlager der Kuppel S. Vitale zu Ravenna 243

    , " " . der Sophienkirche in Konstantinopel 245" "" des Baptisteriums S. Giovanni in Florenz 246

    Die Doppelkuppel von S. Maria deI Fiore in Florenz 250" " " S Peter in Rom . 252" Kuppel der Befreiungshalle in Kelheim . 253

    Stabilittsuntersuchung der Peterskuppel in Rom 254Die an der Petcrskuppel vorhandenen Armirungen 258

    Schlussbetrachtung ber die Stabilitt der Gewlbe 260

    Massive Treppen.Allgemeines 262Eintheilung der massiven Treppen 266Untersttzte Treppen

    durch Untermauerung . 268" Unterwlbung 270" Wangen 273

    Freitragende Treppen 274Spindeltreppen 279

    Die Arbeiten des Ausbaues.Die Arbeiten des Putsens,

    Geschichtliche Notizen 281Der ussere Verputz (Rapputz) 283

    Besenputz, Spritz- und RieseIbewurf 284Der ordinre glatte Putz 284Anstrich durch Kalkfarbe 286

    " "Oelfarbe etc. 287Ausstattung durch Malerei:

    durch Freskomalerei 288" Stereochromie 290" Sgraffito 293

    Enkaustische Malerei 296Temperamalerei . 296

    Ausstattung der Faeaden durch Inkrustation:durch Marmor, Porphyr, Serpentin etc, 297

    " . Terracotta (enkaustische Fliesen) 298" Cement 299" Mosaikarbeiten 300" Stuckarbeiten 301

    Der innere Verputz.Der gewhnliche und der Deckenputz 302

    " Weissstuck . 303" Stuckmarmor 304" Stuccolustro 307

  • ""

    xx Inhaltsverzeichniss.

    Die Pflasterungenmitte l s t natrlicher Gesteine

    " Marmorplatten (Lithostrata)Die Nielloarbeiten . . .

    mitte1st MarmormosaikDer 'I'errazzo-, Battula- oder venetianische EstrichDas Mosaik-Asphaltpflaster .

    m i tt el s t knstlicher Steine (Ziegel) .,. engobirter und plattirter Fliesen

    Thonmosaik .Cernentplttchen

    Estriche.LehmestricheKalkmrtelestriche .Cementestriche (Trassestriehe)Gyps- und Asphaltestriche

    Seite

    307308309310311312313314315316

    316317818319

  • Inhaltsverzeichnissdes dem ersten Theile der Hochbaukonstruktionslehre

    von R. Gottgetreu beigegebenen Atlas.

    Tafel I. Vorrichtungen zur Untersuchung des Baugrundes.Fig. 1 u. 2: Bohrgerste ; Fig. 3: Schutzkasten von Gusseisen; a Ramm-klotz, b Rohraufsatz beim Rammen, c Ventilbohrer, d Bohrstange,e Stangengelenke fr den Bohrhebel , t' Wendeeisen zum Rohrc1rehen,9 Hohlbohrer , li u. h l Sclmeckenbohrer, i Meisselbohrer , k Spitzbohrer,l Kronenbohrer, m u. ml Steinzieher, n Stangenfnger, 0 u. 0 1 Rohrzieher,p Bohrhebelklampe , 1', 1'1 U. 1''' Schraubenschlssel, s u, Si Schutzkastenvon Gusseisen, t Muffelrhre zur Grundwasser-Untersuchung.

    Tafel H. Der lieg-ende oder Schwellrost mit Spundwand in Verbinc1ung mit Bruch-stein- unc1 Backsteinmauerwerk; letzteres im. Blockvorbande. Details vonGrund- und Langschwellen, sowie von c1en Spundbohlen.

    Tafel III. Der stehende oder Pfahlrost mit Spundwand in Verbilld~mg mit Bruc~lsteinund gemischtem Mauerwerk (Quadern und Backsteinen). Details derGrundpfhle.

    'I'afel IV. Backsteinverbnde fr verschieden sich schneidende Mauern und ver-schiedene Pfeiler (13 Uebungsbeispiele).

    Tafel V. Backsteinverbnde fr verschieden geformte Pfeiler und Sulen (11 Uebungs-beispiele).

    Tafel VI. Gemischtes Mauerwerk, aus Quadern und Backsteinen, im Sockel ausQuadern und Bruchsteinen.

    Tafel VII. Schornsteinrhren.Fig. 1: Anlage von steigbaren Schornsteimhren; Fig. 2: Anlage vonrussischen Schornsteinrhren mit Putzthrchen auf den Korridoren;Fig. 3: Anlagen von russischen Schornsteinrhren mit Putzthrchen imKellerj Fig. 4: Anlage von oblongen engen Schornsteinrhren mit Heiz-kamin und Putzthrchen.

    Tafel VIII. Bgen aus Hausteinen.Figg. 1 bis 4: Bgen mit geradem und schrgem Anschlag: Figg. 5 bis 8:Kernbogen ber einer Thrffnung.

    Tafel IX. Zur geschiohtliohen Entwickelung der Gewlbe.Figg. 1 bis 3: assyrische Gewlb e; Figg. Ll bis 9: gyptische Gewlbe iFigg. 10 bis 18: rmische Gewlbe.

  • XXII Inhaltsverz.eichniss des beigegebenen Atlas.

    Tafel X. Zur geschichtlichen Entwickelung der Gewlbe.Fig. 1: Cloaca maxima; Fig. 2: Porta deI Arco, Fig. 3: Tempel derVenus und Roma zu Rom; Fig. 4: das Pantheon in Rom; Fig. 5: Scphien-kirehe in Konstantinopel ; Fig. 6: Dom zu Speyer ; Fig.7: Dom zu Kln;Fig. 8; S. Maria deI Fiore zu Florenz; Fig. 9: Baptisterium S. Giovannizu Florenz; Fig. 10: St, Peterskirche zu Rom.

    Tafel XI. Das Tonnengewlbe mit Stichkappen in ylinder-, Kegel- und Kugelform.Tafel XII. Das Kappengewlbe (mit Stichkappe).Tafel XIII. Das Kreuzgewlbe mit geradem Stich und Entwickelung der Gratform.Tafel XIV. Das Kreuzgewlbe mit geradem Stich; Gewlbe ber einem regulren

    achtseitigen Raum.

    Tafel XY. Das spt-romanische Kreuzgewlbe.Tafel XVI. Das spitzbogige Sterngewlbe bel' quadratischem Raum,Tafel XVII. Das Sterngewlbe bel' einem oblongen Raum.Tafel XVIII. Das Sterngewlbe; Details von Rippen, Pfeilern und Schlusssteinen.

    (

    'I'afel XIX. Das normannische oder Fchergewlbe.Figg. 1, 2 u, 3: Entwickelung der einzelnen Felder nach der Ab-wickelung; Figg. 4 u. 5: hngendes Fchergewlbe; Figg. 6 u. 7: Decken-dekoration im Schlosse zu Babelsberg.

    Tafel XX. Das ellipsoidische Gewlbe,Tafel XXI. Das bhmische Gewlbe,Tafel XXII. Das Kuppelgewlbe mit kegelfrmigen Stichkappen, mit und ohne

    Pendentifs.

    Taf. XXIII. Das Kuppelgewlbe mit Kassetten.Fig. 1: Konstruktion nach Emy und Gottgetreu ; Fig. 2: Kassetten-konstruktion am Pantheon zu Rom.

    Tafel XXIY. Das Kuppelgewlbe der Befreiungshalle in Kelheim,Tafel XXV. Einfache berwlbte Treppe mit hlzernen Deckplatten.Tafel XXVI. Freitragende Treppe aus Granit; freitragende Treppe in Hufeisenform.Tafel XXVII. Bestimmung der Sttz - und Mitteldruckslinie fr das Tonnen - und

    preussische Kappengewlbe.

    Tafel XXVIII. Stabilittsuntersuchung eines Kreuzgewlbes ber quadratischem Raum.Tafel XXIX. Die Peterskuppel in Rom; zur Untersuchung der Stabilitt derselben.

  • Verzeichnissderjenigen Bcher, welche in mehr oder weniger eingehender

    Weise die Hochbaukonstruktionen behandelt haben:

    1879.1. Theil.1865.

    1842.

    Gilly, D., Handbuch der Landbaukunst , bearbeitet von D. G. Friderici undF. T riest. 6. Auflage. 1831-1836.

    Rondelet, J., Theoretisch-praktische Anleitung zur Kunst zu bauen, bersetztnach der 6. franzs. Auflage von C. H, D'i es t eIb ar th und J. Hess.1833 -1836.

    Wolfram, B., Lehrbuch der Baukunst. 1839.Moller, G., Beitrge zur Lehre der Baukonstruktionen. 1833-1.844.Rarres, B.,Die Schule der Baukunst fr Maurer und Steinmetzen. 3. Auf-

    lage. 1870.Engel, F., Handbuch des gesammten landwirthschaftl. Bauwesens. 6. Auf-

    lage. 1879.Ringhofer, E., Die Lehre vom Hochbau. 1862.Wanderley, G., Die Konstruktionen in Stein. 2 Bnde. 2. Auflage. 1878.Linke, G., Vortrge ber Kamoralbau (liehogr.). 1855.Menzel, Dr. C. A. und C. Schwatlo, Der Steinbau. 7. Auflage. 1879.Fleischinger, A. F. und W. A. Becker, Systematische Darstellung der

    im Gebiete der Landbaukunst vorkommenden Konstruktionen. (DieMauerwerks- oder Steinkonstruktionen. 1858-1861.)

    Becker, W. A., Der feuerfeste Treppenbau von natrlichen und knstlichenSteinen. 2. Auflage. 1862.

    Behse, Dr. W. H., Die praktischen Arbeiten des Maurers und Steinhauers.5. Auflage. 1879.

    Schmlke, 0., Die Konstruktionen des Hochbaues.Scheffers, A., Handbuch der Baukonstruktionslehre.Reine, G., Darstellung der allgemeinen Baukunde.Michel, Jos., Praktische Baugewerkslehre. 1870.Mller, H., Die Maurerkunst. 1875.Breymann, G. A. und R. Lang, Allgemeine Baukonstruktionslehre. 4 Bnde.

    5. Auflage. 1879.Neumann, R., Ueber den Backstein. 1879.Degen, L., Der Ziegelrohbau. 1874.Bethke, H., Dekorativer Ziegelbau. 1878.

  • XXIV Boherverzeiclrniss, '

    "

    "

    Heinzerling, Dr. F., Die angreifenden und widerstehenden Krfte der Brcken-und Hochbaukonstruktionen. 1867.

    Navier, L., Die Mechanik der Baukunst. 1851,Scheffler, Dr. H., Theorie der Gewlbe, Futtermauern etc. 1857.Ott, K. v., Vortrge ber Baumechanik. 1877.Holzhey, E., Vortrge ber Baumechanik. 1879.Wittmann, Dr. W., Die Statik der Hochbaukonstruktionen. 1879.Leroy, C. T. A., Dei.' Steinschnitt, bersetzt von Kaufmann. 184'7.Ringleb, Dr, A., Lehrbuch des Steinschnitts.Vorlegebltter fr Maurer, herausgegeben von der k. technischen Bau-

    deputation.fr Ziegel- und Steinarbeiten von Ungewitter. 1855.der Baugewerkschule in Holzrainden. 1857.fr Maurer und Zimmerleute von G. Stier.

    "" der Baugewerkschule zu Hxter.Taschenbuch des Ingenieurs vom Verein die Htte. 1877.L'architecture et la construction par D. Ram m ee. 1871.

  • Ei 111 ei tun g~.

    Mit der Lehre von s m m tl ich e n Ban wer k endes Staates beschftigtflieh der Ka m e r a l b a u").

    Der Begriff Ba 11 wer k umfasst nicht nur die verschiedenen Arten vonGe b u den, sondern auch alle von. Menschenhand errichteten Werke, welchedem Fr i e den sowohl als auch dem Kr i e g e zu dienen haben, die sich er-strecken be r das L a n d und das M e e 1'; so gehren zu den Bauwerkenim weitem Sinne des Wortes die S tr a s s e n und Eis e n b ahn e n mit ihrenD n r c h I s sen, Tun n e l s und Via d u k t e 11, ferner die B r c k e n - undVV a s.s erb a u t e n, die Ha fe TI a n lag end es ]V[ e er e. s , die F 0 r ti fi -k a t i 0 TI e n; im weitesten Sinne aber gehrt hierher auch die S chi f f s b an -k uns t , der ]V[ a s e h i ne n - und der Bel' g bau.

    Ein so umfangreiches Feld der technischen Thtigkeit kann von dem ein-zelnen Individuum unmglich berwltigt werden und daher erscheint es nothwendig,das bergrosse Material zu zergliedern. Demgernss bilden sich an unsern tech-nischen Hochschulen Are h i t e k t e n einerseits, In gen i e u r e (Bau- undMaschineningenieure) andererseits, denen gemeinsam die Aufgabe obliegt, sichdem Studium der Bauwerke des Staates zu unterziehen; whrend sich dieArchitekten vorherrschend mit der Lehre jener Bauwerke befassen, die manunter der Bezeichnung "G e b u d e" zusammenfasst, beschftigen sich dieIngenieure vorherrschend mit dem S tr a s s e n - und Eis e n b ahn bau, mitdem B r c k e n - und vVa s s erb a u.

    Die Aufgabe, fr die Sicherheit des Staates im Kriegsfalle zu sorgen, flltin der Regel den Mi I i t a i r - I n gen i e u r e n zu, die ein eignes Geniecorpsuntermilitairischer Formation bilden.

    Die Lehre von den Gebuden fasst man wohl unter dem Titel: Hoc h -bau k und e oder b I' ger 1ich e Bau k uns t zusammen und zergliedert diesein die konomische oder l a n d w i r t h s c h a f't l i c h e Baukunst nnd indie s t d t i s ehe. Ban k uns t , die man auch als S t a d t b a u oder Ci v i l -bau bezeichnet.

    Die- ko n 0 mi s c h e oder 1a n d wir t 11 s c h a f t 1ich e Bau k uns thandelt von der zweckmssigen Anlage aller landwirthschaftlieher Bauten; dies t d t i s ehe Bau k uns t umfasst aber nicht allein den Bau der brgerlichen

    *) Unter Kameralwissenschaften (Cameralia) begreift man im engem Sinne dieFinanzwissenschaften , im weitem die Staatswissenschaften , deren hauptschlichstesGebiet wieder die Nationalkonomie ist.

  • 2 Einleitung.

    ,yohnsttten, der Fabriken und der andern Gebnde zn gewerblichen Zwecken:sondern hat sich auch mit dem Bau von Palsten. Domen, Kirchen, Kapellen,Denkmlern und allen audern Staatsgebiluc1en der verschiedensten Art zubeschftigen.

    Bei allen Werken der Rmkunst. bei welchen allein dem ussern Bedrf-nisse des Lebens geniigt werden soll, kommt es streng genommen nur daraufan: eine vollstndige Zweckerfllung zu erstreben, und hierzu gengt die An-eignung einer glcklichen Kombinationsgabe, U ebung und 'mechanisches Geschick;geht aber der Baumeister davon aus, dem mechanischen Werke seiner Handzugleich das Geprge seines Geistes aufzudrcken, und erhebt er dasselbe zumTrger einer hheren Idee, so betritt er damit das Gebiet der s c h n e nBan k u Tl S t -- der Ar c 11 i t e k t u r - welche als Schwester der P 0 e sie,der Mal e I' ei und der S k 11I pt u I' dem Gebiete der Aesthetik mit angehrt.

    Welcher Art auch immerhin ein Gebude sein mge, so stellen wir stetsan dasselbe folgende drei Hanptbedingungen:

    1. Dauer entsprechende Festigkeit;2. zweckmssige Iiequemlichkeit (Brauchbarkeit);3. s t h e t i s ehe Dur c h b i I d u n g (S c h lJ n h e i t ).Die Dan er e n t s P r e c 11 end e Fes ti g k ei t gipfelt vor allen Dingen

    in der Forderung, dass ein jedes Gebnde unter allen Umstnden so lange eindurchaus sicheres Gefge besitzt,als es sein Zweck erheischt, und demgernsskann -die Festigkeit eines te m pOl' I' enG e b u des eine ganz verschiedenesein von der eines mon u m e n t a l e n Bau wer k es, das stets darauf be-rechnet sein muss, der sptesten Nachwelt erhalten zu bleiben.

    Mit der Dauer entsprechenden Festigkeit befasst sich nunc1ie L ehr evon der K 0 n s t l' U k t i o n des Hoc h b n u o s im innigen Verein mit derL ehr e von cl e n B a um a tel' i a l i e n; obwohl beide nur eine rein praktischeBedeutung zu haben scheinen, so bten sie doch bei der Entwickelung derArchitekturgeschichte eine intensive Wirkung mit aus; in allen Zeitperiodenbeeinflussten neue Konstruktionssysteme und die Anwendung verschiedener Bau-materialien den formalen Charakter der Architektur und wirkten denmach mitbei der Ausbildung aller Baustile. So steht - um nur einige Beispiele anzu-fhren der in Griechenland in Flle vorhandene prachtvolle Marmorim innigen Zusammenhange mit der Architrav - Architektur der Tempelbauten.whrend die Rmer durch das ihnen zur Disposition stehende Baumaterial zurBogen- und Gewlbekonstruktion hingeleitet wurden; im weitem Verlaufe derArchitekturgesehiehte spielte die erweiterte Gewlbetechnik eine hervorragendeRolle in der byzantinischen, romanisehen und gothisehen Stilbildung und selbsthat das vielfach vorkommende, erst in der Renaissancezeit nher erkannteMaterial -- der Gyps - auf den formal dekorativen Theil der sogenanntenRococcozeit einen nicht zu unterschtzenden Einfluss ausgebt; eine hnlicheWirkung mchte fr unsere Zeit der immer mehr sich geltend machenden Ver-wendung. des Eisens und der andern Metalle zuzugestehen sein I

    Mit der z w eck m s s i gen B e q u e m I ich k e i t und der st h e t i -sc h enD ure h b i I du n g eines Gebudes beschftigt sich der Unterricht imE nt wer fe n von Ge b 11 u den (Komposition). Dieser hat darauf hinzu-arbeiten, dass jedes Gebude so eingerichtet wird, dass die Bentzung seinerRumlichkeiten nach allen Seiten hin zweckentsprechend und bequem ist; dem-gemss muss der Anordnung und der Aufeinanderfolge der einzelnen Rnmlich-keiten, der Wahl ihrer Grssenycrhltnisse, der Beleuchtung und der zw eck-

  • Einleitung. 3

    aufs Gewissenhafteste entsprochen werden ;noch so grossartig erscheinender Bau sich als

    entsprechenden Kommunikationgeschieht dies nicht, kann eintotal unbrauchbar erweisen.

    Die st h e t i s ehe Aus s tat tun g endlich hat sich nicht nur auf dasAeussere eines Gebndes zu erstrecken, sondern in gleicher "Weise auf dasInnere; vorzugsweise aber ist die architektonische Schnheit in den Haupt-verhltnissen zu suchen und ist eine rhythmische Anordnung der Massen anzu-streben, zu denen dann wieder jeder Einzeltheil in harmonische Beziehung zutreten hat. Jedem Gebude ist dabei der entsprechende Charakter klar unddeutlich aufzuprgcn , so dass die architektonische Schnheit eines Landhausesin ganz anderer IV eise aufzufassen ist, als die eines stdtischen Wohngebaudes,dessen formale Bedeutung wiederum nach den obwaltenden Umstnden sich insehr weiten Grenzen bewegen kann.

    Soll zur wirklichen Ausfhrung eines Gebudes geschritten werden, so istes nothwendig, auch die konomisch-wirthschaftliche Seite ins Auge zu fassen,und denmach bedingt eine geordnete Baufhrung einen gewissenhaft aufgestelltenK 0 s t e n v 0 r ans c h I a g.

    In1 innigen Zusammenhang mit den Kosten eines Bauwerkes steht aberauch die Bedingung; dass jeder Konstruktionstheil ber die statischen Bedrf-nisse seiner Zwecklichkeit nicht unnthiger vVeise einen Mehraufwand von Bau-material und Arbeit erfordert.

    Der Prozess; mit den geringsten Massen an Material die absolut nothwen-dige Sicherheit fr alle Konstruktionstheile eines Bauwerks zu erreichen, verliefals ein vorherrschend empirischer in ziemlich trger Langwierigkeit und erst die "vorgeschrittene Entwickelung der mathematischen Wissenschaften diente dazu,den Sinn und den. Geist der Konstruktion zu erlutern und so recht anschau-lich zu machen.

    Die Mathematik lehrt uns, die Gesetze der S tat i k , der Me c h a ni kund der gr a p h i s ehe n S tat i k auf alle Konstruktionen in bezug auf Sta-bilitt anzuwenden, und kann somit als sicherer Regulator aller konstruktivenIdeen angesehen werden. Ein Hauptfaktor in dieser Frage bleibt aber stetsdie im Verlauf der Architekturgeschichte sich geltend gemachte Er fa h r U n g ,die nie unbeachtet bleiben darf und aus der wir alle unsere Erfahrungs-koefficienten ermittelt haben.

    Praxis und Theorie haben sich in der Neuzeit segenbringend ergnzt undhaben Resultate hervorgebracht, von denen die frhere Zeit keine Ahnunghatte. Beweise hierfr liefern die khnen Brcken und Viadukte unserer Eisen-bahnen, die khnen eisernen Konstruktionen unsrer Ausstellungspalste etc.,die im Vergleich mit frheren Bauwerken des Mittelalters mit so geringemAufwand an Material ausgefhrt sind und dadurch - besonders dem Laien --das hchste Staunen erwecken; hier erkennen wir die epochemachende vVirkungder mathematischen "Wissenschaften in hohem Grade an!

    Gehen wir nun auf die K 0 n s tr u k ti 0 n des Hoc h bau es selbst ber,so versteht man darunter die Lehre von der zweckmssigen und regelrechtenZusammenfgung aller und jeder einzelnen Theile eines Bauwerks, so dass demersten Haupterforderniss eines jeden Baues, der Da u e r h a ft i g k ei t , in jederWeise entsprochen wird, den anderen Hauptbedingungen aber, der Zweckmssig-keit und Schnheit; kein Eintrag geschehe; dabei soll die Form selbst ans derKonstruktion leicht hervorgehen und in ihrem Charakter die Eigenthmlichkeitdes verwendeten Materials nie verlugnen ; es darf denmach kein Baumaterial

  • 4 Einleitung.

    als ein fremdartiges erscheinen; so dass sich sofort Eisen als Eisen; Holz alsHolz, Stein als Stein charakterisirt *).

    Bei Anwendung mustergiltiger Konstruktionen ist stets ein gesundes, fehler-loses Banmaterial in Anwendung :7,11 bringen, aber man hat auch die BeschRffen-heit des Bau g r und e s zu beachten ; ein solcher muss nicht allein 11 n -w an d el bar, sondern auch mglichst t r 0 c k e n sein.

    V orhandenes Wasser kann, besonders wenn es viel Kohlensure enthlt,zur Auflsung des Steinmaterials - je nach dessen ZusammensetzungVeranlassune aeben " sehr schdlich aber wirken auf Mauerwerk Chlornatriumb uund faulende Stoffe, sobald solche im Baugrunde sich befinden; was nur allzuhufig der Fall ist.

    Chlornatrium (Kochsalz) ist ein hufiger Begleiter der Gartenerde undgiebt zur Bildung von Mauertrass Veranlassung " sobald es mit kohlensauremKalk in Verbindung tritt. Kohlensaurer Kalk kann als Baustein die Mauerzusammensetzen oder als regenerirter Mrtel die Verbindung der Bausteinevermitteln; durch chemische Wahlverwandtschaft bildet sich dann kohlensauresNatron und Chlorcalcium. Ersteres zeigt bei seiner Auswitterung halbkugel-frmig angehufte Nadeln, whrend das Chlorcalcium als schleimige Flssigkeitdie Mauer berzieht und durch seine hygroskopische Eigenschaft die Mauerdurchnsst LInd allenfalls das Steinwerk , besonders schlecht gebrannte Back-steine, erweicht. Tritt dann der Frost ein, so werden die vom 'Wasser durch-setzten' Schichten "abfrieren"; durch diesen Prozess wird eine Zerstrung desMauerwerks eingeleitet; die so lange fortwirkt, als das hygroskopische Chlor-calcium im Mauerwerk vorhanden bleibt.

    Durch' Anwesenheit stickstoffbaltiger faulender, organischer Stoffe bildetsich durch den Sauerstoff der Luft Ammoniak, das durch hhere Oxydation zuSalpeterbildungen (salpetersaures Kali) Veranlassung geben kann und dann imMauerwerk KaI k s a l p e t e r bildet, der, ebenfalls Wasser an sich ziehend, zumsogenannten S alp e t e r fr a s s Veranlassung giebt; eine gleicbe Zerstrung;kann sich im Mauerwerk geltend machen, wenn auf dem Bauplatze Flssig-keiten vorhanden sind, die gelste Salze in sich fhren, wie Schwefel- undSalpetersure, schwefelsaure Magnesia, Chlormagnesium etc.; auch Gewsser,welche Ammoniak und Schwefelwasserstoff in sich aufgenommen haben, knnenzerstrend auf das Mauerwerk wirken (Kloakenwasser),

    Nicht immer ist ein fehlerfreier Baugrund aufzufinden, auf dem man un-mittelbar ein Gebude errichten knnte, .und muss man zu verschiedenen Mittelngreifen, um den vorhandenen Baugrund zu verbessern. Um aber entscheidenzu knnen, zu welchen Mitteln der Verbesserung man zu greifen hat, erscheintes nothwendig, den Baugrund nach allen Seiten hin grndlich kennen zu lernen,und diese Erkenntniss giebt: die L ehr e v 0111 Ba 11 g r und e.

    *) Dieser fr die geschichtliche Entwickelung der Architektur so wichtige Satzwird leider nur von zu Vielen fr entbehrlich, ja, sogar fr hchst bedenklich gehalten,da er die Phantasie des frei schaffenden Knstlers in lstige Fesseln banne. "Manhat sich schon lngst daran gewhnt, die edelsten Formen des Alterthums, welchedem Marmor entsprungen waren, in Surrogaten der bedenklichsten Art herzustellen,und scheut sich auch heute nicht, Gewlbe, Hauptgesimse aus Holz herzustellen, den-selben aber das Aussehen von Stein zu geben; so macht sich auch der Trieb immergeltender, den ganz ~LUs Holz konstruirten Thren und 'I'horen Steinformen aufzu-heften, die geradezu der eigentlichen Natur dei:: Holzes spotten! \AI0 der Form diemnere Wahrheit fehlt, ist sie selbstverstndlich auch weit entfernt von absoluterSchnheit.

  • Einleitung.

    Die Lehre vom Baugrunde,s e i n e Beschaffenheit und seine n te r s u c h u u g.

    Die gewlllte oder gegebene Stelle, welche zur Ausfhrung eines Gebndesdient, heisst dessen GI' und und B 0 den; die Dauer eines auf demselben er-richteten Bauwerks hngt wesentlich von der tragfhigen, unwandelbaren Be-schaffenheit des Baugrunc1es ab. Die Ennittclung dieser Tragfhigkeit ist frjeden Baumeister hchst wichtig.

    . Wie ein jeder Krper nach dem Verhltniss seiner Schwere auf seineU nterlage drckend. wirkt, ebenso drckt ein Gebude nach dem Verhltnissseiner Massen auf seinen Baugrund, welcher so widerstandsfhig sein muss, dasser nicht allein in folge dieses Druckes keine Einsenkung erleidet, sondern auchnoch einen bedeutenden U eberschuss an Widerstand zu leisten vermag.

    Besteht der Baugrund nicht gerac1e aus Fels, sondern aus den bekanntenErdarten , so wird der Untergrund durch das darauf lastende Bauwerk mehroder weniger eine Zusammenpressung erfahren, wodurch im Bauwerke selbsteine Hhenvernderung sich geltend machen wird, welche das" Sie h set z e n "genannt wird. Ein ungleiches Sichsetzen der Baumassen verursacht aber unterUmstnden gewaltsame Trennungen in denselben, ja kann sognr zum EinsturzVeranlassung geben.

    Jedes Gebude bedarf zu seiner Sicherstellung eine tragfhige Sub-s t r u k t i o n , welche keiner Vernderung durch Frost unterworfen sein darf;solche Substruktionen nennt man Fun d a m e n t e oder G run d m aue r n undwerden dieselben berall da angeordnet, wo das Mauerwerk eines Gebudesauf den Baugrund pressend wirkt.

    Der Frost bewirkt , indem er in den feuchten Boden eindringt, eine Aus-dehnung des Grund nndBodens, besonders ein Heben, das sich bei eintreten-dem Thauwetter im Frhjahr oft in hohem Grade bemerkbar macht; bei unsin Deutschland nimmt man an, dass der Frost auf die Tiefe von 0,80 bis1,00 m, allerhchstens bis 1,50 m nicht mehr schdlich auf den Untergrundeinwirken kann, und deshalb sind die Fundamente unserer Bauwerke bei anund fr sich gut e m Baugrunde im allgemeinen nicht tiefer als 1,00 m zulegen. Fundamente, die im Innern eines Gebndes liegen und gegen Frostgeschtzt erscheinen, knnen weniger tief angelegt werden, wenn dies die G (Hedes Baugrundes gestattet.

    Tiefer wie 1,00, hchstens 1,50 m in einen festen Baugrund mit derSubstruktion hinabzugehen , ist durchaus nicht nothwendig, und die vielver-breitete Anschauung, dass Gebude, je hher und schwerer sie sind, auch umso tiefer fundirt werden mssen, beruht durchaus auf irrigen Anschauungen;es kommt einzig und allein darauf an, dass der Baugrund das Gewicht desGebudes sicher zu tragen im Stande ist, gleichviel in welcher Tiefe ber 1 bis1,50 m er zum Fundiren bentzt wird.

    Aeltere Baumeister wollen die eben ausgesprochene Ansicht nicht in allenFllen gelten lassen und behaupten, besonders hohe Bauobjekte , wie Fabrik-schornsteine , Thrme mssten schon deshalb auf grosse Tiefen hinab fundirtwerden, um hierdurch fr sie einen mglichst tiefliegenclen Schwerpunkt zugewinnen. In bezug auf die Fundation der Thrme weisen sie auf den Um-stand hin, dass alle Kirchenbaumeister der frheren Zeit ihre Thurmbautenungemein tief func1irt haben; aus diesen nicht stichhaltigen Grnden besteht nochdie veraltete Hegel: Bei hohen Schornsteinen und Thrmen whle man. zur

  • 6 Einleitung.

    Tiefe der Fundamente 1/';2,5 bis 1/3 0 der gesammten Mauerhhe + 1 bis 1,50111 "'");nach einer andern , lteren Regel gab man Kirchthrrnen eine Fundamenttiefevon 1/7 bis 1/6 ihrer ganzen Hhe **) + 1,5 m.

    Gut nennt man einen Baugrund, welcher geeignet ist, bei gewhnlicherFundamentanlage , die Last eines Gebudes sicher zu tragen, ohne sich dabeistellenweise verschieden zu setzen. Die Tragfhigkeit eines zum Bauen geeig-neten Baugrundes hngt aber nicht allein von seiner Dichtigkeit, sondern auchVOll der :l\fchtigkeit oder Dicke der Erdschichten ab. Hufig wechseln trag-fhige Schichten mit nicht tragfhigen, sowohl ber - als nebeneinander, undmssen diese Verhltnisse besonders bei Anlage von Fundamenten ins Augegefasst werden.

    Einen sicheren Massstab fr die Tragfhigkeit eines j eden Baugrundesziffernmssig zu gewinnen, ist bei der oft sehr wechselnden Beschaffenheit desBodens usserst problematisch, und liesso sich nur durch eine Probebelastung,die selbstverstndlich mit vielen Umstnden verbunden sein kann, ermitteln;fr sogenannten ge w a ch sen e n Boden schwanken die Angaben fr die zu-lssige Belastung eines Quadratmeters Grundflche von 80000 bis 100 000 kgoder 80 bis 100 t,

    Nach anderen Angaben betrgt die Druckfestigkeit des natrlichen Bau-grundes:

    .Bezeichnung des natrlichen Baugrundes Zulssige Belastung perQuadratmeter in Kilogr.

    70 000" 8000050000

    Lehmboden oder Thon mit SandGewhnlicher BaugrundSehr fester Baugrund (felsiger Untergrund)

    Bei gutem Untergrund empfiehlt sich:als interimistische Belastungals definitive Belastung im Mittel

    200004000040000

    bis

    "

    "

    8000050000

    120000

    Nach der neuen Berliner Bauordnung ist der Quadratmeter guten Bau-grundes mit hchstens 35 000 kg zu belasten, whrend W e i s hall p t die zu-lssige Belastung des Sandbodens zu 15 000 bis 18 00 Okg nnnirnmt.

    Nach Aridern kann man unbedenklich die Fundamentsohle eines ausgrobkrnigem scharfen Sande bestehenden Baugrundes mit 40 000 kg belasten.

    Schreitet man der Sicherheit wegen wirklich zu einer Probebelastung einesBaugrundes, so legt man nach Aushebung der Baugrube, aber mindestens 1 mtief, rechteckig bearbeitete Steinplatten oder auch wohl Bohlenstcke mit ebenenFlchen auf den Grund und belastet "diese mit schweren Steinen, Eisen-barren etc, so lange, bis der Boden nachzugeben beginnt, und lsst die Lasteinige Zeit auf den Boden wirken. Tritt kein weiteres Einsinken ein, so lsstsich die Tragfhigkeit des Bodens fr die Flcheneinheit aus der Grsse der

    *) Ein 40 m hoher Schornstein msste hiernach 42~ + 1,5 = 3,1 111 tief fundirto .

    werden.**) Die erste Regel auf einen 60 l1l hohen 'I'hurm angewendet, ergbe eine Fun-

    60clamenttiefe von 25 +1,5 = 3,9 111, whrend nach der lteren Regel eine Tiefe von66 -'j- 1,5 = 11,5 111 angezeigt wre :

  • Einleitung, 7

    gedrckten Flche und dem Gewichte der Belastung leicht ermitteln. DerSicherheit wegen wird man den Baugrund niemals mit seiner ganzen Trag-fhigkeit in Anspruch nehmen: man begngt sich in den meisten Fllen mitdem halben Gewicht.

    Um einen Moorgrund auf seine Tragfhigkeit zu prfen, Iiess die sterr-rcichische Sdbahn einen stumpf abgeschnittenen Pfahl ~-on 1 0' Grundflcheso auf den Boden stellen, dass er durch eine Fhrung loth recht hinabsinkenmusste. Die Einsenkung des Pfahls hrte auf, wie er nach und nach mit25 Ztr. belastet war ; wurden aber pltzlich noch 10 Ztr. aufgebracht, so. ver-sank der Pfahl vollstndig im Moore. Der Boden war also im Stande, dieerstere Last zu tragen, doch war seine Widerstandskraft nicht gross genug,um auch noch die zweite Last aufnehmen zu knnen. In dem obigen Fallebetrug die Tragfhigkeit des Moorbodens 14000 kg per Quadratmeter.

    Fr einen weniger tragfhigen Baugrund wird man sich dadurch zu helfensuchen, dass man die Grsse der Fundationsgrundfiche verhltnissmssig ver-mehrt; hierdurch wird der Druck auf eine grssere Flche vertheilt und erscheintvermindert. Dies Verfahren kann selbst auf ziemlich nachgebenden Baugrundausgedehnt werden, indem man den Druck einer Gebudelast auf eine so grosseFlche vertheilt , dass der auf einer Quadrateinheit des Baugrundes lastendeDruck mit dessen Trafhigkeit im Gleichgewicht steht, oder besser von letzterernoch bertroffen wird.

    Gengte beispielsweise bei vorhandenem gewachsenen Baugrunde der bei-gefgte Mauerquerschnitt , Fig. 1, wobei sich das Fundamentmauerwerk gegendie getragene Mauer nur wenig verbreitert, so wrde bei weniger tragfhigemBaugrunde diese Basis verhltnissmassig breiter zu machen sein, wie dies inFig. 2 angedeutet ist; die hier sich ergebende Vertheilung des Druckes erstreckt

    Fig. 1. Fig. 2.

    sich alsdann auf eine weit grssere Oberflche, wodurch die Pressung aufdie Quadrateinheit des Baugrundes selbstverstndlich bedeutend geringer wird.

    Um einem ungleichmssigen Setzen eines Gebudes von vorn herein ent-gegenzuwirken, ist es rthlich , die Gebudemassen womglich gleichmssigber den Baugrund zu vortheilen ; ist jedoch eine solche Vertheilung derMassen nach der Bestimmung des Bauwerkes nicht mglich, so muss ganzbesonders darauf geachtet werden, dass den schwereren Massen eine im Ver-hltniss breitere Fundamentgrundflche gegeben wird; ferner ist darauf zuachten, dass die Mittellinie des Drucks mit der Mittellinie des Fundaments ZU~sammcnfllt,

  • 8 Einleitung.

    Sind z: B. bei einem Baue stark belastete Pfeiler zu fundiren , so wirdderen .,Sohle" (unterste Druckfliichc) eine grsserc quadratische Abmessunggegebel;, als wie dies Lei gering belasteten Pfeilern nothwenc1ig ist. l?ie Ver-breitcrunz ist entweder in ALs c h r gun gen oder - was am hufigstender Fall '--'ist, in ALt I' e P P u n gen anzulegen. Fig. 3 und Fig. 4: geben eineder hier blichen Anordnung.,

    l~ig-. 3 u. 4. Fig, 5.

    Eine Anlage nach Fig. 5 wird nur in dem Falle gerechtfertigt sein,wenn das zur Fundation verwendete und von oben belastete Material vollstndiggegen Bruch gesichert erscheint.

    Fig. 6.

  • Einleitung. 9

    Als eine Verbreiterung der Fundamente , zur U ebertragung des Druckesauf eine grssere Grundflche und zugleich zu einer zweckmassigen Ausgleichunguneleieher Druckwirkunzen dienen die sehr hufig verwendeten Er c1- oder G r un d-

    a a ~

    bgen; diese werden nach den nebenstehenden Skizzen Fig. 6 und Fig. 7

    ---------------~===7i ;---~------- ------, ---, \ 11 1// ............ \ It /~/ ,~\ I

    ___ 1( ----- . ~~I

    ._-------------~~--~---_._---------------_._.~~--- -----------

    Fig.7.

    in umgekehrter Lage, mit dem Scheitel abwrts, zwischen die Fundamente,besonders zwischen einzelne Fundamentpfeiler gespannt, und vermehren hier-durch die Druckflche in hohem Grade.

    Die K 1ass i f i k a t ion des Baugrundes beruht auf den Mitteln, die an-gewendet werden mssen , ihn mit gesichertem Erfolge zum Bauen verwendenzu knnen; je nachdem diese gering, gross der sehr bedeutend sind, unter-scheidet man wohl:

    1. gut e n Bau g r U n d , bei dem keine besonc1ern Anstrengungen ge-macht zu werden brauchen, um ihn zum Bauen zu verwenden, hierher gehrt:Fels, angesclnvemmtes Diluvialgerlle (Mnchener Baugrund), trocken liegender

  • 10 Einleitung.

    Lehm und Thon mit Sand vermischt, grobkrniger Sand und unter Umstndenauch feinkrniger band;

    2. mit t I e I' erB a u g I' und, bei dem, um ihn zum Bauen verwendenzu knnen, ein grsserer Aufwand von technischen Mitteln geboten erscheint,hierher gehrt: Triebsand, Thon, Mergelerde und unter Umstnden Torf- undWiesenerde (wenn diese beiden letzteren kompakte Beschaffenheit besitzen),dann Acker- und Dammerde ;

    3. s c h 1 e c h tel' Bau g l' U n d ist solcher, der sehr kostspielige Mittel inAnspruch nimmt, um ihn bautchtig zu machen, und hierher gehrt: Schlamm,Moor und jeder aufgefllte Baugrund *).

    F e l s i ger Bau g r und, aus hinlnglich starken und zusammenhngen-den Massen bestehend, muss der Verwitterung zu widerstehen im Stande sein;besteht der Felsen aber aus dnn gelagerten Schichten, zwischen welchen sichwohl Lettenlagen befinden, die vom Wasser erweicht werden knnen, habenferner die Lagen eine geneigte Richtung, so kann auch er nicht unmittelbarzum Bauen Verwendung finden und verlangt eine umsichtige Vorbereitung, diewohl in stellenweisem Entfernen der unsichern Schichten zu bestehen hat, umberall fr die aufzubringende Last ein vollstndig sicheres Unterlager zugew111nen.

    A n g e s c h wem m t es D i 1u via 1ger 11 e ist meistens mit Sand undlehmigen Theilen durchsetzt und besitzt vorzgliche Tragfhigkeit; eine Strkevon 1,50 m ist gengend, um ein drei Stock hohes massives Gebude zutragen.

    Gleich geschtzt als guter Baugrund ist der durchaus tr 0 c k e n 1i e gen d eL eh m g l' und, besonders der von gelber Farbe, mit Gerll und Sand unter-mischt; eine 2 m hohe Schicht gengt, um darauf mit Sicherheit unsere grssernstdtischen Gebude zu errichten.

    G r 0 b k r n i ger San d ist nur dann als Baugrund unbrauchbar, wenner in zu geringer Mchtigkeit ansteht, oder wenn er eine zu geringe horizon-tale Ausdehnung besitzt und so ein durch den Druck veranlasstes seitlichesAusweichen zulsst; im andern Falle ist er, besonders untermengt mit lehmigenTheilen und Gerllen bei einer Schichtenstrke von 2 m in bezug auf seineTragmhigkeit dem trockenen Lehm gleich zu stellen.

    F ein k r n i ger San d von 2 bis 3 m Mchtigkeit und gehriger hori-zontaler Ausbreitung, und von Quellen oder Wasseradern nie h t durchzogen,kann unbedenklich dem guten Baugrunde beigerechnet werden.

    Bei Tri e b s a n d , der oft von Quellen und Wasseradern durchzogen ist,mssen nicht selten vielfache Hindernisse beseitigt werden, die hauptschlichim Andringen von Wasser bestehen; ist die Mchtigkeit nicht bedeutend genug,muss sehr hufig zur Betonirung oder auch wohl zum liegenden Rost ge-schritten werden.

    *) Die neueren Bauordnungen fordern auch von jedem Bauplatz, dass "e r denAnforderungen der ffentlich en Ge su n d h e i t.sp flege en t s P r e ehen 111 SS eo d er en ts pre ch en d ge111 a.ch t w e r d e"; demgeinss ist hauptschlich darauf zusehen, dass Gebude vollstndig gegen alle Ueberschwemmungen gesichert sind; aberauch das Grundwasser darf ein Gebude in seinem Bestande nicht bedrohen. und dem ent-sprech81.1d i~t es nothwendig , dass sowohl das 'I'agswasser sowie aucll das Grund-wasser 111 seinem .hchsten Stande berc1~sichtigt werde. Ausserdem ist dafr Sorgezu tragen, dass ehe Abfhrung aller flssigen Abflle, das Haus- und Gebrauchswasser,das von der Kche und Waschkche , der Reinigung des Hauses etc. kommt, durchAbzugskanle aus dem Bereich der menschlichen Wohnunsren abgeleitet werden kann.

  • Einleitung. 11

    Sehr bedenklich als Baugrund ist der T lt 0 n, besonders der blaugefrbte ;wird er temporr vom Wasser erweicht, dann aber wieder trocken, so machtsich in seiner ganzen Masse nbwochsolungsweise ein Anschwellen und Schwin-den geltend, das dem darauf fundirten Bauwerke sehr gefhrlich werden kann;bleibt J' edoch sein Feuchtiskeitszustand stets derselbe, so treten die eben er-b 'whnten Bedenken wohl mehr und mehr zurck, immerhin hat man beim Fun-diren auf Thongrund die grsste Vorsicht anzuwenden.

    Ist Tor f - und ,Vi e sen erd e sehr kompakt, so kann sie, je nachdemsie trocken oder sehr nass ist, durch Betonirung oder liegenden Rost zumBaugrund verwendet werden; gehen diese Erdarten aber in flssigen Schlammund Moor ber, so zhlen sie zum schlechten Baugrund und erfordern dannwohl, um darauf bauen zu knnen, Pfahlrost oder Senkbrunnen.

    vVe i tau s der s c h l e c h t e s t e Bau g r und aber ist der durch Auf-fit 11u n g entstandene, der fast in allen lteren Stdten vielfach vor-handen ist, indem Weiher, Stadtgrben, Kanle, Kies- und Sandgruben durchBauschutt und Kehricht ausgefllt und planirt wurden; um das gewonneneTerrain wieder nutzbar zu machen, wurde es bepflanzt und es almt oft Nie-mand, was hinter dem anscheinend' schn gelegenen Bauplatz steckt! Solch einBaugrund verlangt in der Hegel die allerkostspieligsten Mittel.

    A c k er -, Gar t e n - und D a m m erd e sind vor dem Bauen vollstndigvom Baugrunde zu entfernen und drfen selbst zum Hinterfllen des Mauer-werks nicht verwendet werden; ihr Gehalt an organischen Stoffen, ihr hufigerGehalt an Kochsalz erzeugen nur zu hufig den fr die Gebude so gefhr-lichen Mauerfrass (vergl. S. 4).

    Ein guter Baugrund ist aber - wie dies bereits erwhnt wurde - ab-hngig von der Mchtigkeit,. in der er ansteht; sehr hufig finden sich weitausgedehnte Sandablagerungen , welche Torf oder Wiesen bei Ueberfiuthungenvollstndig, hin und wieder nur in mssig starker Schiebt, berdeckt haben,und es tritt hier der Fall auf, dass unter einem anscheinend guten Baugrundeein schlechter Untergrund sich befindet; eine wichtige Frage beim Fundirenvon Gebuden betrifft auch das Grundwasser , das stets nach seinem hchstenStande ermittelt werden sollte. Aus alle dem geht hervor, dass es eine Haupt-bedingung beim Bauen ist, vor der Wahl eines Bauplatzes die Beschaffenheitseines Grund und Bodens nach allen Beziehungen hin gr n d 1ich kennen zulernen, und dies kann nur durch eine sorgsame U n t crs u c h u n g des Bau-gr und e s geschehen.

    Die Untersuchung des Baugrundes

    hat sich stets auf eine grssere Anzahl von Stellen zu erstrecken und nament-lich sind jene Punkte zu untersuchen, wohin die Hauptmassen des Bauwerkszu stehen kommen. Ein wichtiges Hilfsmittel bei Beurtheilung eines Baugrundeseiner bestimmten Oertlichkeit gewahren dem ausbenden Baumeister die Er-fahrungen der Brunnenmacher, die oft tief in die Erde eindringen, um brauch-bares Trinkwasser heraufzufrdern ; '\tuch vorhandene Gebude, die sich in ihrenFundationen vollstndig bewhrt haben, lassen darauf schliessen, dass in ihrerunmittelbaren Nachbarschaft sich gleichfalls ein guter Baugrund befindet. Immer-hin aber ist es sicherer, in allen, auch anscheinend noch so gnstigen Verhlt-nissen eine wirkliche Untersuchung des Baugrundes vorzunehmen, denn die Mglich-keit eines pltzlichen Wechselns der Terrainbeschaffenheit oder das V orhandenseineines aufgefllten Grundes ist keineswegs ausgeschlossen und knnen sich durch

  • 12 Einleitung.

    das T'ntorlassen von BaugrundLlntersnclnmgen Schwierigkeiten ergeben ~ die oftdas Misslingen des projektirtcn Bauunternehmens zur Folge haben.

    Am griindlichsten 'wird mall die Beschaffenheit des Baugrundes kennenlernen, wenn man so tief wie mglich in den Boden eindringt; in neuesterZeit haben einige zrosse Stdte, so z. B. Mnchen, das ganze Stac1tterraingeognostisch untersuohen lassen , und wurde hierdurch nicht allein eine genaueKenntniss der Bodenverhltnisse gewonnen, sondern auch der Stand dc~ Grund-wassers ermittelt.

    Man verwendete hierzu den auf Tafel I dargestellten Apparat mit allem seinenZubehr. Das bentzte Bohrgerst mit ,Vindevorrichtllng, in Fig. 1 dargestellt,findet doppelte Verwendung, ein mal zum Einrammen von eisernen Muffen-rhren , das andere mal zum Dirigiren des Erdbohrers. Fig. 2 zeigt das Ge-rst bei der Funktion des Ra m m e n s , Fig. 1 bei der des B 0 Ii r e n s; inbeiden Fllen ist in der Tiefe von beilufig 4 m das Erdreich ausgehoben undmittelst starker Bohlen ausgefuttert. Das Rammen erfolgt durch eine Zugleinemittelst des mit Cl Cl Cl bezeichneten Rammklotzes ; die hier verwendeten Muffen-rhren sind von Eisen und haben bei 9 bis 10 cm im Durchmesser eine Lngevon je 2 m; die unterste Rhre erhlt unter Umstnden, um besser in dieTiefe eindringen zu knnen, einen keilfrmig versthlten untern Rand; beimEinrammen dieser Rhren nimmt der Rohraufsatz b den Schlag des Schlag-werkes auf und schtzt so die Muffenrhren gegen Deformation. Beim Herab-schlagen der Rhren wird deren Inhalt herausgehoben und untersucht. Amgrndlichsten kann dies durch den in c dargestellten V e n t i 1b 0 h r e r ge-schehen, der beliebig durch eine in Gi dargestellte B 0 11 I' S t a n g e verlngertwerden kann; das S t a n gen gel e nk e des Erdbohrers wird vom Bohrgerstmitteist eines Seils stets in vertikaler Stellung erhalten und erfolgt dessenDrehung durch das VV end e eis e n, das in l seine Darstellung gefunden hat.Zum erfolgreichen Eindringen in den Erdboden sind je nach der Beschaffenheitdes Grund und Bodens verschiedene Vorbohrer und andere ,Yerkzeuge nothwendig;bei verwachsenem Boden verwendet man Hohl- oder Schneckenbohrer g und h,bei Steinen entweder Meissel- i, Spitz - k oder Kronenbohrer l, jenachdemman es mit geringerem oder grsserem Widerstande zu thun hat; im letzterenFalle wird es oft nothwendig, sich auch des Steinziehers m. und ?n' zu bedienen.Bricht, was hin und wieder wohl vorkommt, eine Bohrstange ab, so bedientman sich des Stangenfngers n, derselbe soll in das eingeschnittene Schrauben-gewinde die abgebrochene Bohrstange aufnehmen, um sie dann empor heben zuknnen. Um die Muffenrhren allenfalls mitteist der 'Winde des Bohrgerstesheraus heben zu knnen, dienen die Rohrzieher 0 und 0'. Um , sich ber dieSchwankungen des Grundwassers orientiren zu knnen, lsst man die Muffen-rhren t in dem untersuchten Grund und Boden zurck und giebt der oberenmit einem Holzpfropf verschliessbaren Ausmndung eine sicher verschliessbareFassung von Gusseisen, wie dies in der Fig. 3 des Nhern angegeben ist.

    Bei der anerkannt wichtigen Rolle, welche das Grundwasser sowohl beimBauen, besonders von Kellern, tiefliegenden Feuerungen etc., als auch in sani-trer Beziehung spielt, wre es usserst erwnscht, berall ein klares Bildber die Schwankungen des Grundwassers zu gewinnen i der hieraus gewonneneV ortheil ist ein so beraus eminenter, dass die verhltnissmassig geringenKosten solcher Bodenuntersuchungen gar nicht in Betracht kommen knnen;es wre wnschenswerth , dass alle grsseren Stdte sieh klar zu werdensuchten, wie der Boden, auf dem man seine VYolmsttte allfgeschlagen hat, inWirklichkeit beschaffen ist.

  • Einleitung. 1o.J

    Der eben besprochene Apparat lsst sich brigens auch mit grossem Vor-theil fr beschrnktere Baugrunduntersuchungen bentzen *); steht jedoch einsolcher Apparat nicht zur Verfgung, so wird man wohl genthigt sein, sichmit den bisher herkmmlichen Bangrunduntersuchungen zu begngen. Auchhierbei wird man gut thun, so tief wie mglich in den Baugrund einzudringen,und dies geschieht wohl am einfachsten durch "G r ab e n "; eine solcheUntersuchung des Baugrundes ist jedoch bei verschiedenen, besonders lockerenErdarten ohne kostspielige Absteifungen gar nicht mglich; ist andererseitsdas Erdreich von 'Nasser erfllt, so werden auch in solchem Falle der Unter-suchung sehr enge Grenzen gesteckt.

    Ein sehr bliches Verfahren aber besteht in der Anwendung des Vi s i t i r -oder So n dir eis e n s, einer schweren und mit einer Stahlspitze verseheneneisernen Stange, am besten in der Lnge von 2 m, und einem Durchmesser von30 mm. Mit aller Kraft wird diese Stange in den Boden hinabgestossen,wobei man nach dem mehr oder weniger leichten Eindringen des wuchtigenEisens auf die grssere oder geringere Widerstandsfhig''reit des Erdreichesschliesst; dabei ist bei festem Baugrunde der Stoss "h a r t v , bei nicht festem" n a c h ge b e n cl',,; immerhin gehrt zur Beurtheilung der Tragfhigkeit desBaugrundes, der mit dem Sendireisen untersucht wird, ein praktischer Sinn, dererst durch oftmaliges Arbeiten mit diesem Instrumente erworben werden kann.

    Um mit dem Sondireisen tiefer in den Boden eindringen zu knnen, gdibtman wohl vorher einen Schacht, und beginnt von dessen Sohle aus die wei-tere Untersuchung. Sondireisen, in welchen Vertiefungen angebracht sind, umin denselben etwas von dem vorhandenen Grund und Boden mit ans Tages-licht zu frdern, haben gar keinen Werth und knnen deshalb unbercksichtigtbleiben.

    Sehr erfolgreich sind die Boc1enuntersuchungen durch "B 0 h r e n v , undunterscheidet man hier das Bohren mit 0 ff e n e n und das mit g es c h l 0 s -sen e n Erd b 0 h r e r n.

    Hierbei wird die obere Rasendecke , die oft vielfach mit VVurzeln durch-setzt ist, mit dem sogenannten L ff e 1b 0 h r e r durchdrungen, worauf dannbei kompaktem Erdreich der offene Zylinderbohrer folgt; durch Zuhilfenahmevon "G e s t n gen" kann dieser Bohrer bei tiefem Eindringen in den Bodenbeliebig verlngert werden. Die Tafel I giebt hierber Aufschluss.

    Ist es ein "fl i es sen der" Boden (feiner wasserhaltiger Sand oder Kies),so mssen s c h 1i e s s bar e oder auch V e n ti 1b 0 h r er verwendet werden;die letzteren sind die einzig empfehlenswerthen; der Ventilbohrer ist auf derTafel I dargestellt ; wie erkennbar, befindet sich zunchst der am untern Theileder Hlse angebrachten Bohrwindung ein vortretender Rand, durch welchendie Oeflhung eine beengtere wird. Diese Oeffnung wird durch eine mitCharnier versehene Klappe geschlossen. Wird nun der Bohrer in Thtigkeitgesetzt, so wird die Klappe beim Eindringen in den Boden durch die Erdegehoben und der obere Theil des Bohrers mit Erde gefllt werden. BeimHeraufheben drckt das in den Bohrei eingetretene Material die Klappe nieder,so dass man im Stande ist, auch das flssigste Material, selbst Wasser , mitdiesem Bohrer zu Tage zu frdern.

    Den Grund und Boden endlich durch Ein r a m m e n von Pro b e -

    *) In Mnchen ist das stcltif~che B8,U::1Illt stets bereit, gegen Ersatz seiner Aus-lagen die Gnmduntersuclmng von Baupltzen mit dem ihm gehren den Apparat VOl'-lwl1l11All 7,11 lassen.

  • 14 Einleitung.

    P f h 1 e n; wie dies fter vorgeschlagen wird; zu untersuchen; mchte in denmeisten Fllen unthunlich erscheinen; allerdings wird man durch Eintreibeneines langen Pfahles mitte1st der Lauframme aus dem leichten oder schwerenDurchdrinzen desselben ziemlich sichere Schlsse ber die Beschaffenheit desClBodens ziehen knnen; die ganze Manipulation hat aber -- besonders in derNhe von schon bestehenden, Gebuden - seine Bedenklichkeiten und ist auchmit ziemlichen Unkosten verbunden ; demgernss mchte die Untersuchung desBaugrundes durch Eintreiben von Probepfhlen nur da angezeigt sein, wo manvon vornherein eine Fundation durch Pfahlrost herzustellen in Aussicht genommenhat, in welchem Falle dann die Probepfhle so angeordnet werden, dasssie als "G r 11n d P f 11 I e" mit verwendet werden knnen.

    Die erste Arbeit, die nun das Errichten eines Bauwerks erheischt; besteht im

    G run d g r ab e n.Bei trockenen, ziemlich festen Bodenarten bietet das Ausaraben des Ban-

    , '--'

    grundes keine besondern Schwierigkeiten; bei lockerem, sogenanntem fliessen-den Boden werden aber Bschungen nothwendig, die um so flacher angelegtwerden mssen I je lockerer der auszugrahende Sandboden ist. Bei grossenTiefen werden stufenfrmig zurckgesetzte Bschungen - sogenannte Bnke -nothwendig, die dann zugleich dazu dienen, den Grund und Boden ohne An-wendung von Gersten aus der Baugrube heraus zu befrdern. Knnen desfehlenden Raumes wegen - was nur zu hufig der Fall' ist - solcheBschungen oder Bnke nicht nngelegt werden, so sind Holzabsteifungen noth-wendig, so dass dann die losen Erdschichten durch Bretter oder Bohlen mitZuhlfenahme von Pfahl- und Riegelholz am Abrutschen verhindert werden.

    Sehr erschwert wird jedoch das Ausheben und Fortschaffen des Baugrundesaus der Baugrube, wenn das Grund- oder Quellwasser in grossen Massen sichgeltend macht. Das Quellwasser lsst sich unter sehr gnstigen Umstndenverstopfen und zwar durch Einschlagen eines Pfahles, durch Dichten mittelstThon oder Beton, in den meisten Fllen aber muss es, wie auch das Grund-wasser, entweder abgeleitet oder ausgeschpft werden.

    Das Ableiten ist selbstverstndlich nur dann ausfhrbar, wenn ein tiefergelegener Ort vorhanden ist, wohin das 'Wasser geleitet werden kann. Wirdein Ausschpfen nothwendig, so geschieht dies entweder mit Handsimern,Wurfschaufel , Schwungschaufel , Pumpen, Paternosterwerken, Schanfelwerken,Kastenwerken oder N orien und endlich archimedischen Wasserschnecken, wobeitheils Menschenkraft, theils Dampfkraft in Anwendung kommt.

    Ist ein Gebude in nchster Nhe von stehendem oder fliessendem Wasserzu bauen, so erscheint es oft geboten, die Baugrube durch eine knstliche vVandgegen das andringende Wasser abzuschliessen ; solche knstlichen Wnde be-stehen entweder aus einem b l o s s e n Erd da m moder aus D m m e n ausHol z w n den.

    Erd d m m e werden in der Regel aus dem stehen gebliebenen gewachsenenBoden gebildet; ihre Breite an der Basis betrgt dann das Vierfache derWasserhhe.

    D m m e ans Hol z w n d e n werden Fan g e d 11, m m e genannt undunterscheidet man dabei Sei t e n fa 11 g e d m me mit einer Holzwand undvorgeschttetem Erdreich, oder K ast e 11 f a n g e d m m o mit zwei Holzwnden,deren Zwischenraum am besten mit einem gemischten thonhaltizen Erdreich aus-gestampft wird; die Konstruktion solcher Fang'ecHimme wird bei der Rost-fundation weitere Besprechung finden. .-

  • Einleitung. 15

    In 'weit hherem Gr::tde als beim Gebtiudebau machen sich bei den Fun-dationen des Wasser- und Brckenbaues sehr bedeutende Schwierigkeiten geltend;auf diese hier einzusrehen . wrde zu weit fhren, und haben wir es hier mit1:> ,einer Spezialitt zu thun , die mehr der Baukonstruktion fr Ingenieure undnamentlich dem "\Yasser - und Brckenbaue zugezhlt werden muss. Um sichber diesen Theil der Bautechnik eingehend zu unterrichten, wird 11:i8r auf dasH a n d b u c 11 der W as s erb a u ku n s t von G. H::t g e 11 hingewiesen, dasin seinem zweiten Bande die Brunnen , Wasserleitungen und Fundimngen be-handelt. (Berlin bei Ernst & Korn. IH. Auflage. 1870.)*)

    Die Fun d a t ion 0 der der G r und bau.

    Unter Fun d a t ion oder GI' und bau versteht man im allgemeinen dieHerstellnng derjenigen meist in der Erde liegenden Mauermassen, welche einemBauwerke zur unmittelbaren sicheren Untersttzung dienen, inbegriffen sindhierbei alle Anlagen, welche zur Verbesserung des Baugrundes oder zur gleich-

    ,mssigen Vertheilung der ungleichen Belastung nothwendig sind. Nur wennein Gebude auf zu Tage tretendem Felsengrund errichtet wird, dessen vretter-bestndigkeit unzweifelhaft ist, kann ein Gebude olme ein eigentliches Funda-ment belassen werden.

    Bei einem Gebude mit unter der Erde liegenden Kellerrumen dienenderen Mauern dem darber sich erhebenden Mauerwerke zwar auch als Fun-darnent , werden aber Kellermauern genannt, und nur ihre unter der Keller-sohle liegenden 'I'heile erhalten den Namen Fundnmentmauern und bildenFundamente fr die Kellermauem und im weitem Sinne fr die hherliegenden Etagenmauern. Giebt man den Fundamenten, wie dies hufig derFall ist, einen oder mehrere nach unten hin sich verstrkende Abstze, so nenntman diese Ban q u e t t e oder Erd b n k e.

    Da der Grund und Boden, auf dem ein Bauwerk errichtet werden soll,nicht immer der Art ist, dass man ihn ohne weiteres' zum Daraufbauen ver-wenden kann, so muss auf Mittel Bedacht genommen werden, denselben inentsprechenJer 'IV eise zu verbessern, solche Mittel bestehen nun:

    I. im Verdichten des Erdreichs vor dem Legen der Fundamente;H. durch Bildung fester zusammenhngender Zwischenlagen zwischen

    dem pressbaren Boden und dem Fundamentmauerwerke des Bauwerks ;dies geschieht:

    a) durch Stein-, Beton- oder Konkretschttung,b) durch natrliche Gesteine mit mglichst grossen Lagerflcheu,c) durch Sandschttung ;

    In. dnrch Holzkonstruktionen, und diese sind:a) der liegende Bohlen- oder Schwellrost,b) der stehende Pfahlrost (Pilotage);

    IV. durch Herstellung einzelner, bis auf den festen Grund abgetiefterPfeiler.

    Das Ver die h t endes Erdreiches kann nur bei gleichmssiger Beschaffen-heit des Untergrundes ausgefhrt werden, und geschieht wohl' durch Au f-bringen von Lasten, oder auch durch Schlagen mit gewhnlichen Handrammen.Eine solche Verbesserung des Baugrundes hat seiner Unvollkommenheit wegen

    *) Sehr empfehlenswcrth ist auch das Handbuch der Pundirungsmefhodsn vonL. Klasen. Leinziz 1879.

  • Einleitung.

    ein sehr beschrnktes Feld, und mchte hchstens bei Gebnden Anwendungfinden, die mehr untergeordneter N atur sind.

    Die Tragfhigkeit eines verdichteten Baugrundes durch eine auf die Flchef vertheilte Belastung P ergiebt sich aus der Formel

    Pw=y.

    Die "Wirkung eines solchen Stampfens mit der Ramme wird selbstverstnd-lich um so grijsser sein, je schwerer der Klotz und je grsser die End-geschwindigkeit bei seinem Aufschlagen ist; hiernach ergiebt sich als Massdes Effekts der Ramme das Produkt aus Schwere und Endgeschwindigkeit desRammklotzes, was durch die Formel

    P= 9,5 G. causgedrckt wird; wobei P den Druck in Kilogramman bedeutet, den einQuadratmeter verdichtetes Erdreich auszuhalten vermag, G bedeutet das Ge-wicht des Rammklotzes in Kilogrammen, c einen der Fallhhe h (in Metern)entsprechenden Koefficienten.

    Die folgende Tabelle giebt nach Rondelet die Werthe von c fr ver-schiedene Fallhhen (h):

    bei h in Werthe11

    bei h in Werthe 11

    bei h in Werthe

    I1:Meter fr c

    11Meter fr c Meter fr c

    I --

    Ii0,32I

    11,47 2,60 32,37 I 4,87 44,300,65 16,20 I 2,92 34,34

    I5,20 45,76

    0,97I

    19,821

    1 3,25 36,19 11 5,52 47,171,30 22,90

    11

    3,57 37,96 'I 5,85 48,531,62 25,95 I 3,90 39,63 I 6,17 49,861,95 28,02 4,22 41,25 I, 6,50 51,152,27 30,28 4,55 42,80 i 7,80 56,03

    I I i IIEin Beispiel mge hier Platz finden: Es lastet eme Mauermasse mit~000 kg auf 1 qm Grundflche; der vorhandene Rammbr wiege 150 kg,wie hoch muss dieser Rammbr gehoben werden, um eine Pressung des Erd-bodens zu bewirken, welche die betreffende Last zu tragen vermag?

    20 000 .Antwort: = 14 = C; dieser Werth von centspricht emer9,5.150

    Fallhhe von ca. 0,60 m,Eine bedeutendere Stellung in der Verbesserung eines pressbaren Bodens

    gestatten die sogenannten S t ein s c h t tun gen (Rammbeton); hierbei werdensmmtliche, breiter als die Fundamentmauer angelegten Fundamentgruben oderFundamentgrben mit einer 0,30 m hohen Schicht Stein- oder Bauschutt ber-deckt; mitte1st einer Schwung- oder Zugramme wird diese Schicht eingerammt,wobei die Steinbrocken sehr stark zerkleinert sich ziemlich dicht in einanderfgen; auf die erste Lage kommt dann eine gleich starke zweite, die in gleicherWeise behandelt wird, und so fort, bis das Ganze eine Strke von 1 bis 1,5 merhlt. Durch solches Einrammen von Steinschutt wird der Grund und Bodenin hohem Grade nicht allein nach unten hin, sondern nach allen Seiten be-deutend zusammer.gepresst; die erroi 11te 'I'ragfhii:;keit wird abc.' jedenfalls mitBhhngig sein von der S(~hv-ere des R~\mmbren und von c1erHhe seinss

  • Einleitung. 17

    Falls; unter Umstnden trgt selbst eine nur 0,50 m starke Schicht vonRammbeton ein zwei Etagen hohes Gebude.

    Eine feste Unterlage fr die Fundamente mit Zuhlfenahme einer Schlag-ramme zu gewinnen, hat viele Schattenseiten, und so mchte auch in neuerZeit der Rammbeton mehr und mehr ausser Gebrauch kommen.

    Die vorzglichen und auch in so sehr grossen Massen produzirten Roman-und Portlandcemente geben uns ein Mittel, schnell erhrtende und dann festzusammenhngende Massen auch olme die umstndliche Rammarbeit herzu-stellen, und whlen wir dazu Gemenge von Steinbrocken , Sand und vVasser~mrtel, die dann B e ton - , K 0 n k r e t - oder GI' 0 b m r tel *) genannt werden.Die Anwendung von Beton wird sich ohne Zweifel mehr und mehr verallge-meinern, immerhin' bleibt es aber auffllig, dass gerade zur Fundation von Ge-buden diese Grndungsmethode verhltnissmssig seltene Annahme findet,whrend es vielen Orts vollstndig gelungen ist, ganze Gebude, und zwarmehrstckige, aus Beton herzustellen.

    Dass Beton, richtig bereitet, in bezug auf seine Festigkeit mit den bessernBausteinen die Konkurrenz besteht, ist allgemein bekannt , ebenso auch dieThatsache, dass der betreffende Erhrtungsprozess sich schnell und energischvollzieht und dass das erhrtete Produkt dem Wasser vollstndigen Widerstandentgegensetzt. Betonirungen erscheinen stets als vollstndige Monolithen undbesitzen einen Zusammenhang, der bei keinem andern Mauerwerk in so hohemGrade erreicht werden kann. Whrend jedes Mauerwerk, besonders das mitLuftmrtel hergestellte, sehr lange braucht, bis seine Erhrtung sich vollzogenhat - und dies ist in erhhtem Grade von dem in der Erde sich befindendenMauerwerke der Fall -, so wird ein starkes "S ich set zen" der Gebude-massen schon in der Substruktion gar nie zu vermeiden sein, und dieses beun-ruhigende Sichsetzen wird unter Umstnden jahrelang fortdauern. Beim Beton,der in kurzer Zeit Steinhrte besitzt, wird ein Sichsetzen, veranlasst durch dasFundamentmauerwerk in sich, nie stattfinden knnen.

    Bei der Herstellung von Betonfundationen ist auch darauf hinzuweisen,dass dieselbe eine ungemein einfache Behandlung gestattet, und dass bei hohenSteinpreisen -. wie sie gegenwrtig berall sich geltend machen - Beton-fundationen billiger sind, wie solche- aus reinem Mauerwerk, besonders wenndie Baustelle selbst beim Ausheben des Erdreichs Sand, Kies oder Gerlleliefert. Den schtzenswerthesten Dienst leisten aber Betonirungen dann, wennWasserzudrang bei den Fundationen sich geltend macht, weil in diesem Falledas sonst so kostspielige Fortschaffen des Wassers gar nicht geboten erscheint.Die Englnder, die den Beton Konkret nennen, setzen ihn zusammen ausMischungen von Portlandcement und Steinbrocken oder Kies, Schlacke, Kohlen-asche und Sand, jenachdem von diesen Materialien einzelne leichter zu beschaffensind. Beim Betoniren selbst geht man so zu Werke, dass die Massen z, B.1 Theil Portlandcement, 6 Theile Meeressand ,6Theile Abflle von Bruch-steinen abgemessen auf eine Bretterunterlage nur durch dreimaliges "U m -s c h l a gen" mit der Schaufel, unter Zubringen des nthigen Wassers gemengtwerden; die fertig hergestellte Betonmasse wird dann in die Fundamentgrbenhinabgeworfen, wodurch die Masse sich vollstndig dichtet; die Erhrtung trittmeistens nach 24 Stunden ein, und kann: oft schon nach Verlauf von einigenTagen mit dem Aufmauern begonnen werden.

    .Dur eh a 11 s i r r i g ist die vielfach noch bestehende Ansieh! j dass rmn

    *) Beton in Frankr ':h, Krnk:,'et in England, Grobmrtel in. Deutschland genannt.Go t tg e t r eu l Hocnt.aukor.ctrukticn. 2

  • 18 Einleitung.

    Betonfundationen nur in einem durchaus durchnsstem Terrain vornehmen drfe;jedes natrliche Terrain ist dazu geeignet, nur bedarf ein durchaus trockenerBoden der Zufhrung knstlicher Nsse, damit derselbe nicht allenfalls demBeton sein zum Erhrten nothwend