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Nov 26, 2021

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Plattenspieler Burmester B 175Autor: Josef Bruckmoser Fotografie: Rolf Winter

Sie liegen völlig richtig, wenn Sie

bei „voll integriert“ an ein HiFi-

Gerät denken, bei dem alles drin

und dran ist. Erst recht liegen Sie

richtig, wenn Sie bei einem „voll in-

tegrierten“ Plattenspieler an diver-

se Modelle der Einsteigerklasse

denken. Dazu gehört der neue Bur-

mester B 175 naturgemäß ganz und

gar nicht. Dieser „aktive“ Platten-

spieler, wie der Hersteller ihn

nennt, wäre kein Burmester, wenn

„voll integriert“ hier nicht viel mehr

bedeuten würde, als dass tatsäch-

lich alles drin und dran ist.

Staunen, staunen, staunen

Die ersten Skizzen und Ideen für einen Plattenspieler aus demHause Burmester gehen noch auf Dieter Burmester selbst zurück.Aber gut Ding braucht Weile, zumal die Edelmanufaktur aus Ber-lin keine Geräte von der Stange baut, sondern immer einen ganz ei-genen Weg abseits der ausgetretenen Pfade sucht. Man wollte ebengenau nicht den x-ten High-End-Vinyldreher der Art bauen, wie esdiese nun wirklich reichlich auf dem Markt gibt. Und das nicht zu-letzt von potenten deutschen Herstellern, die seit Jahrzehnten Er-fahrung mit dem Bau hochwertiger, technisch wie musikalisch aus-gereifter Plattenspieler haben. Es sind Geräte, die dem High-Enderalle Möglichkeiten anbieten und offen lassen, das Laufwerk, denTonarm und das Tonabnehmersystem in jedem noch so kleinenParameter nach seinen persönlichen musikalischen Vorlieben zudesignen. Da sind der Fantasie – und dem Spieltrieb – außer einpaar physikalischen Gesetzen beinahe keine Grenzen gesetzt.Genau für diese Zielgruppe ist der Burmester B 175 nicht ge-

dacht. Man hat gar nicht versucht und es wäre tatsächlich auchnicht sinnvoll gewesen, dieses Rad neu zu erfinden. Vielmehr ha-ben die Berliner von vornherein ein ganz eigenständiges Konzeptverfolgt. Eben deshalb ist es auch möglich gewesen, sich auf demWeg zu diesem Ziel mit den besten Köpfen aus der Szene zusam-menzusetzen und auf deren Know-how aufzubauen. Denn dieseanderen renommierten Hersteller hatten von vornherein die Ge-wissheit, dass der Burmester-Plattenspieler nicht als völlig identesKonkurrenzprodukt zu ihren Spitzengeräten auf den Markt kom-men wird. Daher darf man sich die Zusammenarbeit der Berlinermit ihren Fachkollegen auch nicht so vorstellen, dass Burmesterein „best of“ der vorhandenen Laufwerke, Tonarme und Tonab-nehmersysteme zu einem eigenen Gerät zusammengebaut hätte.„Nein, wo Burmester draufsteht, muss definitiv auch Burmesterdrin sein“, sagt Entwicklungsleiter Stefan Größler dezidiert. „Da-her wäre es für uns überhaupt nicht infrage gekommen, bei einemder renommierten Hersteller einen Plattenspieler – wenn auchnach unseren Vorgaben – in Auftrag zu geben und dort bauen zulassen.“ Vielmehr habe die hauseigene Entwicklungsabteilung dieLinie vorgegeben und dem B 175 die unverkennbaren Burmester-Gene anerzogen.

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Der Plattenspieler B 175 ist auf den ersten Blick als Burmester-Gerät erkennbar. Die Front ist im klassischen Chrom der Berliner gehalten. Mit dem Drehknopf wird die Geschwindigkeit eingestellt. Der Wipp-schalter rechts bietet die Stellungen ON, STBY und OFF. Das aufwen-dige Netzteil ist in ein eigenes Gehäuse ausgelagert

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Herausgekommen ist ein Plug-and-play-Gerät, bei dem ich ausdem Staunen nicht herausgekommen bin. Schon der Anspruch ansich, einen „voll integrierten“ oder „aktiven“ Plattenspieler aufhöchstem Niveau zu bauen, erscheint waghalsig. Ganz anders alsdie preisgünstigen Einsteigergeräte, die den technisch wenig ver-sierten Vinylfan damit glücklich machen, dass seine Platten jetztbesser klingen, als er sie vor 30 oder 40 Jahren hören konnte, istder B 175 in der Reference Line der Berliner angesiedelt. Er spieltdaher in einer völlig anderen Klasse und ist trotzdem ein echtesPlug-and-play-Gerät, das schon beim Aufbauen so einfach und lo-gisch funktioniert, wie man das von Burmester gewohnt ist. In denbeiden schweren Kartons sind selbst die schützenden Styropor-platten einzeln nummeriert, ganz abgesehen davon, dass sich derAufbau beinahe selbstredend auf wenigen Seiten des Manuals inklaren Schritten erklärt. Das Einzige, worauf man aufpassen muss,sind die Bandscheiben, bringt der gesamte Plattenspieler doch einKampfgewicht von mehr als 60 Kilogramm auf die Waage. Odergenauer gesagt auf die Basisplatte, die bei einem „voll integrier-ten“ Plattenspieler von Burmester selbstverständlich zum Liefer-umfang gehört. Genauso übrigens wie der Sauggriff, mit dem dermassive Plattenteller – ein Sandwich aus zwei Schichten Alumini-um und einer Schicht Messing dazwischen – punktgenau zentriert

Links oben: Der Plattenteller wird von nicht weniger als vier AC SynchronMotoren angetrieben, die sich im Außenquadrat um den Subteller befinden.Diese „Quadratur des Kreises” und der Einsatz mehrerer Riemen sorgendafür, dass kein ungleichmäßiger Zug auf das zentrale Lager entsteht. Die-ser aufwendige Antrieb hat den Plattenteller jederzeit fest im Griff

Rechts oben: Durch die völlig gleichmäßige seitliche Belastung ist das Tel-lerlager laut Hersteller „lebenslang wartungsfrei ausgelegt”. Das Lagerspiegelt, wie viele andere Details dieses Plattenspielers, den hohen Qua-litätsanspruch von Burmester in der Fertigung

Unten: Für den einfachen, völlig logischen Aufbau ihres Plattenspielers ha-ben die Berliner buchstäblich an alles gedacht. Zum Lieferumfang gehörtsogar ein Sauggriff, mit dem der schwere Plattenteller exakt mittig und oh-ne Verkanten auf den Subteller aufgesetzt werden kann. Der Plattentellerselbst ist ein Sandwich aus zwei Schichten Aluminium und einer SchichtMessing dazwischen. Dieses Konstruktionsprinzip sorgt für optimale Dämp-fungseigenschaften, die durch die Bitumenbeschichtung auf der Rückseitedes Tellers nochmals gesteigert werden

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und waagerecht auf den Subteller aufgesetzt werden kann. Undzwar exakt so, wie es zwei rote Markierungen anzeigen. Bei Bur-mester wird nichts dem Zufall überlassen. Der Laie kann jederzeitdas absolut gute Gefühl haben, dass er nichts falsch machen kann.Was für den Aufbau gilt, gilt auch für das Benutzermanual, das

trotz der sehr detaillierten Beschreibung der Handhabung desPlattenspielers mit ein paar wenigen Seiten auskommt. Von dendiversen Parametern, die man üblicherweise bei einem High-End-Spieler dieses Niveaus einstellen muss, wird lediglich auf zweiDrehknöpfe hingewiesen. Der eine befindet sich am Tonarm undist für das Antiskating zuständig, das sehr anschaulich mit derebenfalls im Lieferumfang vorhandenen Testplatte optimiert wer-den kann. Mit dem anderen lässt sich auf der Rückseite des Gerätsdie Impedanz für das System anpassen. Dafür stehen Werte von100, 220, 330 und 470 Ohm sowie 1,0 und 4,7 kOhm zur Verfü-gung. Da das Burmestersystem mit seinen Spulen aus hochreinemKupfer nur eine interne Impedanz von 5 Ohm (!) hat, waren inmeiner Anlage die 100 Ohm goldrichtig. So ist es auch in der ge-druckten Bedienungsanleitung empfohlen. Die im Online-Ma-nual angegebenen 4,7 kOhm können allenfalls in einer tonal sehrzurückhaltenden Anlage passend sein. Das wird aber jeder Nutzerohnehin nach Gehör und Vorliebe justieren. Grundsätzlich sind alle diese Parameter ab Werk optimal einge-

stellt, genauso wie der Azimuth, für den es zwei Klemmschraubengibt, sowie die exakte Auflagekraft für das hauseigene System undder vertikale Abtastwinkel (VTA). Die Auflagekraft lässt sich miteiner Tonarmwaage leicht überprüfen und gegebenenfalls mitdem Gegengewicht mit Feinstgewinde nachjustieren. Für die

Das Bild vorne zeigt links auf der kleinen Platine die digitale Motorsteuerung.Sie verrichtet ihre Arbeit mit einem hochpräzisen Oszillator und ist weitest-gehend immun gegen Schwankungen der Netzspannung. Die große Platinerechts zeigt die beiden Kanäle der Phonovorstufe. Ganz oben sind die Span-nungsregelung und -filterung zu sehen. Darunter befinden sich die zweiteVerstärkerstufe und die RIAA-Entzerrung. Unmittelbar links neben den bei-den symmetrischen Ausgängen ist die Impedanzanpassung positioniert

Die klar gegliederte Rückseite des Plattenspielers enthält von links den Au-to Power Down Schalter, den Drehknopf für die Impedanzeinstellung desTonabnehmers, die Phasenumschaltung und die symmetrischen Ausgängemit der genauen Markierung von Plus und Minus. An der Buchse rechtswird das Netzteil angeschlossen

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VTA-Einstellung gibt es im Manual keine näheren Hinweise, so-dass man hier fragen könnte, was denn nun wäre, wenn ein Bur-mester-Liebhaber ausnahmsweise doch einmal mit dem Tonab-nehmer eines anderen Herstellers „fremdgehen“ wollte?„Selbstverständlich können in diesem wohl eher seltenen Fall allenotwendigen Parameter entsprechend eingestellt werden“, betontStefan Größler. „Aber die Einstellungen für ein Fremdsystem wür-de beim B 175 wohl in der Regel der Fachhändler vornehmen.“Absolut bestätigt werden kann an dieser Stelle, dass dieser Falltatsächlich „eher selten“ bzw. bei den meisten Benützern gar nichteintreten wird. Denn der B 175 hat mit dem hauseigenen Systemschon nach wenigen Stunden so zweifelsfrei „wie ein Burmester“aufgespielt, dass es eine helle Freude war. Der kardanisch gelager-te 9 Zoll Tonarm mit Multi Layer Carbon Rohr und einem Hy-bridlager aus Stahl und Keramik arbeitet mit dem Burmestersys -tem mit Nude Shibata Nadel optimal zusammen. Ein Silberkabelführt die winzigen Signale des Tonabnehmers auf kürzestem Wegzum internen Phonoverstärker, der auf den Schaltungen des le-gendären Burmester 100 Phono Preamplifier basiert und für denEinsatz im B 175 optimiert wurde.„Glasklar“, „weit ausgeleuchteter Raum“, „völlig schlackenlos“

und „frei von jedweden Artefakten“ waren die ersten Stichworte,die ich notiert habe. Und das mit einem durchaus herausfordern-

Links oben: In der Headshell des Tonarmssitzt ab Werk ein fix eingebauter und einge-stellter Burmester-Tonabnehmer. Das ausdem Vollen gefräste Aluminiumgehäuse ist inseiner Form genau der Headshell angepasst.Die Nadel mit Nude Shibata-Schliff sitzt aufeinem Saphir-Träger und ist ebenso wie derMC-Generator genau auf den Tonarm abge-stimmt

Rechts oben: Der 9 Zoll Tonarm ist karda-nisch in Form eines Hybridlagers aus Stahlund Keramik gelagert. Vorne sind der Ton-armhebel sowie der Drehknopf für die Ein-stellung des Antiskatings zu sehen. Die Fein-einstellung des Antiskatings ist mithilfe derBurmester-Testplatte, die selbstverständlichauch zum Lieferumfang gehört, höchst ein-fach zu bewerkstelligen

Unten: Der 9 Zoll Tonarm besteht aus einemcarbon Alu Rohr. Er hat eine effektive Längevon 238,2 mm und eine effektive Masse von13 g. Die Auflagekraft des Tonabnehmerswird am Tonarm mit einem Gegengewicht mitFeinstgewinde eingestellt. Die Azimuth-Ein-stellung erfolgt über Klemmschrauben. AlleParameter sind ab Werk exakt eingestellt

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Plattenspieler Burmester B 175

den Material, mit Friedrich Gulda, der mit den Wiener Philhar-monikern unter Claudio Abbado Mozart: Klavierkonzerte - PianoConcertos Nr. 20 & 21 eingespielt hat (Deutsche Grammophon,DG 2530 548, D 1975, LP). Guldas zugriffiges Spiel ist auf Anhiebgeradezu physisch greifbar geworden. Was immer sich im Orche-ster abspielte – das Soloinstrument stand felsenfest in der Bran-dung. „Man möchte fast nicht glauben, dass ein solches 60-kg-Schwergewicht so leicht und luftig spielen kann“, heißt es in denHörnotizen. Und: „Es ist ein so durchsichtiger, bis in die letztenFacetten hinein klarer Klang, als ob die Sonne soeben die letztenSchleier des Frühnebels weggezogen hätte.“ Da lag eine Gegen-probe mit Alfred Brendel dringend nahe. Dieser hat in seiner we-niger vehementen, eher fließend erzählerischen Spielweise MozartKlavierkonzerte Nr. 20 D-moll KV 466 / Nr. 23 A-dur KV 488 mitder Academy of St. Martin-in-the-Fields unter Neville Marrinereingespielt (Philips 6833 119, D/A/CH 1974, LP). Der Konzertflü-gel klingt auf dieser Aufnahme des D-moll-Konzerts etwas voller,

um nicht zu sagen gedeckter als in derextrem ausgeleuchteten und direktereingespielten Gulda-Version. Zweifel-los geht der zweite Satz, die „Romanze“,beim „Erzähler“ Alfred Brendel mehrans Herz als bei dem stets kräftig in dieTasten greifenden Friedrich Gulda. Da-gegen geht Gulda den dritten Satz be-sonders fulminant und mitreißend an.Explosiv sprüht das Klavier seine Tönein den Hörraum, wie vom Solistenelektrisiert spielen die Wiener Philhar-moniker auf. Dem Burmester sind sol-che feinen Unterschiede bei ein unddemselben Musikstück nur recht. Mitstoischer Ruhe nimmt der Plattenspie-ler die jeweilige Information aus den

Das massive externe Netzteil hat eine sepa-rate Spannungsregelung für die Motoren unddie analoge Elektronik. Neben den zwei Tra-fos nehmen die zwölf Elkos einen Großteildes Platzes ein. Sie sorgen für eine Siebka-pazität von mehr als 80000 µF. Neben den El-kos rechts sind die für alle Bereiche getrenn-ten Linearregler zu sehen. Auf der Platinebefindet sich im Bild oben links das energie-sparende und effiziente Stand-by-Netzteil.Die Steckverbinder sind goldbeschichtet

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Rillen auf und folgt dem persönlichen Timbre der beiden so un-terschiedlichen Interpreten auf dem Fuß.Apropos stoische Ruhe: Dieses Laufwerk hat mit seinen nicht

weniger als vier Motoren den schweren Plattenteller jederzeit festim Griff. Diese AC Synchron Motoren sind an den Ecken eines ge-dachten Vierecks angeordnet, sodass auf den in der Mitte sich dre-henden Subteller keinerlei ungleich zerrenden Kräfte einwirkenkönnen. Diese „Quadratur des Kreises“, wie es auf der Burmester-Website heißt, und der Einsatz von nicht weniger als vier Riemensorgen nicht nur für eine extrem kurze Hochlaufzeit. Die Berlinergeben aufgrund dieser völlig ausgeglichenen Belastung des Sub-tellers auch das Versprechen, dass das Tellerlager „lebenslang war-tungsfrei ausgelegt“ sei. Das ist beruhigend, aber viel wichtigerbeim Hören war immer wieder das Gefühl eines absoluten Gleich-laufs, so als ob diesen sich drehenden Plattenteller wirklich nichtsaus der Ruhe bringen könnte. Der dreht sich und dreht sich unddreht sich, vergleichbar mit einem Motor mit einem extremgroßen Hubraum, der jede Irritation, die über das Fahrwerk vonder Straße kommen könnte, wie nichts wegsteckt. Selbstverständ-lich kommt dabei auch das Gesamtgewicht des Chassis mit insSpiel, das mit der Basisplatte dazu beiträgt, dass der B 175 vonäußeren Einflüssen so weit wie nur möglich ungerührt bleibt.Aus dieser stoischen Ruhe heraus kann die Musik ganz locker

und leicht dahinplätschern, sie kann sich aber auch mit allerWucht eines großen Orchesters entladen. Das demonstrierten

xxxMitspielerLaufwerk: Kuzma Stabi Reference Tonarm: Kuzma Stogi Refe rence Tonabnehmer:Benz Micro Ruby open air, Benz LP, Benz L2 Wood, Ortofon Cadenza Red, OrtofonA95, Ortofon Rohmann, Dynavector XV-1S, Dynavector Te Kaitora Rua CD-Lauf-werk: Theta Data Basic (Philips CDM 9 Pro) D/A-Wandler: Theta DSPro GenerationIII Hi-Rez Formate:McBook Pro mit Playersoftware Amarra Phonostufe: Jeff Row-land Cadence, Audio Research PH5 Vorverstärker: Jeff Rowland Synergy II End-verstärker: Jeff Rowland Model 12 Lautsprecher: Trenner & Friedl Parker 95 (up-date Berylliumhochtöner 2017) Kabel: Cardas Golden Reference, Cardas NeutralReference, Cardas Clear (Phono und Line), Brodmann Acoustics, Audiodata LS CU4(Lautsprecher) Zubehör: bFly-audio PowerBase, Clearaudio Vinyl Harmonicer,Millen ium Carbon LP Matte, Dereneville Magic Mat, SID Analog (Sound improve-ment disc „A“), SIC (Sound im prove ment coupler), Clearlight Audio RDC-Kegel, Au-dioplan Sicomin Antispikes SIAS, ART Dämpfer, Einstein-Netzleiste und -Netzkabelxxxx

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Christian Thielemann und die WienerPhilharmoniker bei Eine Alpensinfonievon Richard Strauss (Deutsche Gram-mophon, DG 479 7446, EU 2017, LP).Wie hier beim Abstieg in „Gewitter undSturm“ die Pauken mit ihrem ganzenVolumen den Raum füllen, bis sich miteinem letzten Donner alles in Wohlge-fallen auflöst, ist ein großartiges Bei-spiel für die Schubkraft, die dieser Plat-tenspieler entwickeln kann. Bei dieserAufnahme hat sich auch die exzellenteAusleuchtung der Bühne besonders be-währt, die beim B 175 von Anfang aneinen nachhaltigen Eindruck hinterlas-sen hat. Präzise arbeitet der Burmesterbei Strauss das jeweilige Thema ausdem Gesamten des Orchesters heraus,von der dunklen Nacht über den Son-nenaufgang und der Erscheinung amWasserfall bis hin zum Anstieg auf dieAlm, vorbei an blumigen Wiesen. Far-benprächtig breiten sich diese Bildervor dem geistigen Auge zu einemgroßen Panorama aus. Hier ist es an der Zeit, ein Wort über

die Basswiedergabe des B 175 zu sagen.Eine Benchmark war dafür neben di-versen Pauken die linke Hand vonMartha Argerich auf ihren Early recor-dings (Deutsche Grammophon, DG479 6065, EU 2016, 2-LP). Hier war be-reits im „Presto“ bezeichnend, wie ex-akt auch bei schnellen Läufen in der lin-ken Hand die einzelnen Anschlägeabgebildet werden. Da spielt kein Bass,der sich in ungebührender Weise breit-macht und die Aufmerksamkeit durchdas Vortäuschen eines großen Volu-mens auf sich zieht. Vielmehr sind dietiefen Töne bei all ihrer Gewichtigkeitvoll in das übrige „glasklare“Klangspektrum integriert. „Man hat nie

Die original Burmester-Tellerauflage bietet zwei Seiten: mit der Acrylseitenach oben belebt sie den Klang, mit der textilen Rückseite nach oben hatsie eine eher besänftigende Wirkung. Hier entscheidet allein das subjektiveKlangempfinden, und selbstverständlich sind auch Experimenten mit ande-ren Plattenteller-Auflagen keine Grenzen gesetzt

Das 60,8 kg schwere Chassis des B 175 hält Störungseinflüsse von außenschon von sich aus weitgehend fern. Zum „Plug-and-play“-Plattenspielervon Burmester gehört aber auch die passende, im Lieferumfang enthalteneBasisplatte. Ihre spezielle Karbonfaserdämpfung wirkt als zusätzliche me-chanische Entkopplung des Plattenspielers vom Untergrund

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den Eindruck, aha, hier fängt jetzt der Bass an. Viel-mehr geht das Frequenzspektrum völlig homogenvon den unteren Mitten und oberen Bässen in dieganz tiefen Regionen hinunter“, heißt es in den Hör-notizen. In der „Sonata No. 7 in D Major Op. 10 No.3“ von Ludwig van Beethoven treibt die linke Handvon Martha Argerich den zweiten Satz „Largo E Mes -to“ ruhig voran, während sich in der rechten Handleicht und luftig das Thema entwickelt. Beim drittenSatz wird der Hörer unmittelbar vom tänzerischenCharakter dieses „Menuetto (Allegro)“ erfasst.Angesichts seiner extremen Auflösung in den Höhen

wollte ich dem B 175 nicht die Frage ersparen, wie ermit S- und Zischlauten umgeht. Ein Härtetest dafürist Ella And Louis (Verve Records, MG V-4003, USA1956, LP). Bei der markant gutturalen Stimme vonLouis Armstrong auf dieser Platte bleibt kein Augetrocken. Die S-Laute werden aber sofort ungemütlich,wenn eine Anlage nicht exakt auf den Punkt spielt.Tatsächlich hat der Burmester diese Probe aufs Exem-pel bravourös bestanden. Wunderbar wurde das Vi-brato in der Trompete auf „Stars Fell On Alabama“abgebildet. Ebenso sind die Stimmen von Louis Arm-strong und Ella Fitzgerald mit all ihren feinstenSchwingungen hörbar geworden. Ja, die „S“ waren da,wie sie auf dieser Platte zum Markenzeichen vonArmstrong gehören, aber sie sind nie ins aggressiv Zi-

schende gekippt. Der B 175 hat das Qualitätskriteri-um bei dieser LP – Kann ich genussvoll und ent-spannt zuhören? – voll und ganz erfüllt. So feinsinnigwie bei Ella And Louis hat der Burmester-Plattenspie-ler auch die Stimme von Jennifer Warnes auf ihremAlbum Another Time, Another Place (Impex Records,IMP6032, US 2019, LP) wiedergegeben. So genau wiemithilfe des B 175 habe ich diese vielen Nuancen nochnicht gehört. Die Stimme der Singer-Songwriterin istnoch immer sehr kräftig, aber die ganz subtilen Zwi-schentöne sind mehr geworden, bis hin zu einermanchmal leichten Brüchigkeit, in der die wider-sprüchlichen Erfahrungen aus den Lebensjahrzehn-ten einer reifen Frau aufblitzen. Eine reine Freude ist,wie die Hammond beim Song „Tomorow Night“ singtund swingt. Wollte man dem ersten Burmester-Plattenspieler ei-

nen individuellen Charakter zuschreiben, dann wärees am ehesten der, dass sein Augenmerk immer dortliegt, wo der Ton entsteht. Das waren in der Stimmevon Louis die Stimmbänder und weniger der guttu-rale Resonanzraum des Kehlkopfs. Das waren bei ei-nem Konzertflügel oder einem Cello die Saiten, beiBläsern das Mundstück, bei Pauken das Fell. Ist derjeweilige Ton in höchster Präzision getroffen, dannbreitet er sich unmittelbar in den dazugehörigen Re-sonanzraum aus und erhält dadurch das richtige Ge-

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Plattenspieler Burmester B 175

wicht und die notwendige Fülle. Das istbeispielgebend auf Inspiration des jun-gen Cellisten Sheku Kanneh-Masondeutlich geworden (Decca 483 3883,UK 2018, LP). Im Unterschied zu demsehr direkt aufgenommenen Piano beiMartha Argerich ist hier das Cello mitseinem ganzen vollen Resonanzkörpereingefangen. Dieser verleiht den Stri-chen des Bogens auf den Saiten ein tie-fes Fundament. Und dennoch ist auchhier dieser allererste Moment zuspüren, in dem der Bogen die Saiten an-regt. Dieser Moment, der dem B 175seine ganz eigene, ausgeprägte Präzisi-on verleiht. Es klingt ein wenig banal,aber man könnte das auch als eine he -rausragende Art von „Treffsicherheit“bezeichnen, die immer genau insSchwarze trifft. Oder, um nochmals aufden Anfangsbegriff dieses Tests zurück-zukommen: Die tiefen Töne des Cellosbei „Jacqueline’s Tears“ sind ebenso„voll integriert“ wie die Stimmen vonElla, Louis oder Jennifer.Beim Burmester B 175 wird jedes In-

strument und jede Stimme in hohemMaße authentisch wiedergegeben. DerHörer staunt und staunt und staunt,auf welches Niveau die Berliner ihrenPlug-and-play-Plattenspieler gebrachthaben. Dass dieser auch seinen stolzenPreis hat, liegt nicht zuletzt an dem„aktiven“ Konzept, bei dem vom Chas-sis und dem ausgelagerten Netzteilüber den Tonarm und das Tonabneh-mersystem bis zum Phonoverstärkeralles drin und dran ist. Liebhaber desBesonderen bekommen ein Gerät, daszwei bislang unvereinbar scheinendeGegensätze unter einen Hut bringt:Das Sorglospaket eines technisch „vollintegrierten“ Plattenspielers, der auch

musikalisch „voll integriert“ auf allerhöchstem High-End-Levelspielt. Der B 175 lässt in jedem Detail der Entwicklung wie derhandwerklich-technischen Umsetzung keinen Zweifel daran, dasser zur „Reference Line“ gehört. Und das nicht nur innerhalb derProduktlinie von Burmester.

xxxxPlattenspieler Burmester B 175Laufwerk:Funktionsprinzip:Masselaufwerk mit Riemenantrieb mit integriertem Phonover-stärker, fix montiertem Tonarm, mit oder ohne Tonabnehmersystem Geschwindig-keiten: 33 1⁄3, 45 U/min Antrieb: Vier Riemen, angetrieben von vier AC SynchronMotoren Motorsteuerung: digitale Motorelektronik mit hochpräzisem OszillatorPlattenteller: CLD Bauweise Alu/Messing/Alu Gewicht: 60,8 kg Maße (B/H/T):45/25/39 cm

Phono-Vorverstärker:Frequenzgang: 16 Hz – 102 kHz (+0,2 dB/ -3 dB), Subsonic-Filter bei 16 Hz Eigen-rauschen am Ausgang: -71 dBV (unweighted 22,4 kHz) Eingangsimpedanzen(MC): 100 Ohm, 220 Ohm, 330 Ohm, 470 Ohm, 1,0 kOhm, 4,7 kOhm Klirrfaktor:0,0018 % (1 kHz / 0,5 mV) Verstärkung: 70 dB (1 kHz) Kanalabweichung: < 0,1dB Ausgänge: analog XLR

Tonarm:Armrohr:Multi Layer Carbon, Effektive Länge: 238,2 mm Überhang: 16,2 mmAzimuth-Einstellung: Klemmschrauben Gewichteinstellung: Feinstgewinde Tonarmgewicht: 0,7 kg Effektive Masse: mittelschwer (13 g)

Tonabnehmer:Prinzip:MC-System Schliff: Stylus Nude Shibata Gewicht: 12 g Nadelnachgie-bigkeit: 14 µm/mN Innenwiderstand: 5 Ohm Abschlusswiderstand: größer 40Ohm Frequenzgang: 20 – 25000 Hz (bei -3 dB) Kanalabweichung: ≤ ±1 dB

Ausgelagertes Netzteil:Leistungsaufnahme: 52 W (eingeschaltet), < 1 W (Stand-by), < 0,5 W (ausge-schaltet) Gewicht: 8,6 kg Maße (B/H/T): 45/9,7/31,6 cm

Gesamtpreis: 31800 Euro

Kontakt: Burmester Audiosysteme GmbH, Wilhelm-Kabus-Straße 47, 10829 Berlin,Telefon 030/7879680, www.burmester.dexxxx