INHALT HISTORIE GEGRÜNDET 2004 2. JAHRGANG/NR. 02 AUSGABE 02/05 - JUNI/JULI/AUGUST INNOVA BAUGESELLSCHAFT MBH · GESELLSCHAFT FÜR INNOVATIVES BAUEN · BOBERSBERGSTRASSE 12 · 01558 GROSSENHAIN · TEL. 03522/523829 · FAX 03522/503875 · WWW.INNOVA-BAUGESELLSCHAFT.DE I hr müsst euch das Relief auf den Daumen hauen lassen, da ist immer was zum Bezahlen da“, riet ein etwas vorlauter Gaukler während des Stadtfestes auf dem Mittelaltermarkt am Kulturschloss lauthals. Als er dann für das Foto rekrutiert wurde, hatte er doch erhebliche Angst um den Teil seiner Hand, der offensichtlich das Geld zählt. Wenn er gewusst hätte, was er für eine seltene Prägung bekommen würde, wenn er denn still hielte, hätte er sich vermutlich Sauer prägt „Geld“ des Markgrafen Dietrich Grossenhainer 2 Zeitrechnung 3 Siegfried Hoffmann 4 Stadtfest 5 Ausbilder Schmidt 5 Spanischer Hof Gröditz 6 Zeithainer Lustlager 7 Vorsorgebuch Herold Herold INTERVIEW nicht so sehr gewehrt. „Denn es ist das erste Mal seit 800 Jahren, dass diese Art Münzen wieder hergestellt wird“, erklärt Norbert Sauer. Der Großenhainer Bauunternehmer empfand, stilecht als mittelalterlicher Prägemeister kostümiert, Brakteaten der Mark Meißen nach. Brakteaten sind hohlgeprägte Münzen mit einer einseitigen Prägung. Sie waren offizielles Zahlungsmittel für ein Herrschaftsgebiet und somit nur in einer bestimmten Region im Umlauf. Durch die reichen Silbervorkommen in Sachsen wurde diese Art der Währung in der Mark Meißen, die damals erheblich größer war, erstmals hergestellt und verwendet. Die Repliken aus dem frühen 13. Jahrhundert sind dünne silberne Denare. Originale im Museum Alte Lateinschule Markgraf Dietrich, der später der „Bedrängte" genannt werden sollte, regierte unser Gebiet von 1197/98 bis 1221. Er gehörte zu den mächtigsten Fürsten im Osten des Reiches. Dietrich weilte im Jahre 1207 mit großem Gefolge in Großenhain auf der Burg. Um diese Zeit gab es mindestens acht Münzprägestätten in der meißni- schen Herrschaft. Jedes Jahr wurde das alte Geld verrufen und neues geprägt. Dadurch entstand eine große Zahl von Münzen unter einer Regentschaft. Sie zeigen oft ähnliche Motive, sind aber mit unterscheidbaren Details versehen. Das Bild, welches Norbert Sauer gemeinsam mit den Gästen des Stadtjubiläums herstellte, stammt aus dem Fundus des Dresdner Münzkabinetts. Es zeigt den thronenden Markgrafen. In den Händen hält er die Insignien, die ihn als weltlichen Fürsten auszeichnen: den Reichsapfel in der Linken und das Lilienzepter in der Rechten. „Diese Münzen hat es hier gegeben, ich bewege mich somit auf his- torisch sicherem Terrain“, meint er. „1841 wurden am Zwingerwall in Großenhain Brakteaten dieser Art gefunden“, bestätigt Frauke Hellwig, die Leiterin des Museums Alte Lateinschule. Dort sind übri- gens in der Sonderausstellung „Fernhan- del zwischen Ost und West“ die origi- nalen Fundstücke zu sehen. Die nachempfundenen Münzen können bei der Innova Baugesellschaft in der Bobersberg Straße 12, Großen- hain, zum Preis von drei Euro erworben werden. Text und Foto: EM Bauunternehmer Norbert Sauer (li.) als Prägemeister beim Mittelaltermarkt
Meißen nach. Brakteaten sind hohlgeprägte Münzen mit einer Herrschaftsgebiet und somit nur in einer bestimmten Region im Stadtjubiläums herstellte, stammt aus dem Fundus des Dresdner Reichsapfel in der Linken und das Lilienzepter in der Rechten. Jahre 1207 mit großem Gefolge in Großenhain auf der Burg. Um erworben werden. Vorsorgebuch Ausbilder Schmidt Siegfried Hoffmann erhebliche Angst um den Teil seiner Hand, der offensichtlich das Zeitrechnung Text und Foto: EM Alte Lateinschule
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I N N O V A B A U G E S E L L S C H A F T M B H · G E S E L L S C H A F T F Ü R I N N O V A T I V E S B A U E N · B O B E R S B E R G S T R A S S E 1 2 · 0 1 5 5 8 G R O S S E N H A I N · T E L . 0 3 5 2 2 / 5 2 3 8 2 9 · F A X 0 3 5 2 2 / 5 0 3 8 7 5 · W W W. I N N O V A - B A U G E S E L L S C H A F T. D E
Ihr müsst euch das Relief auf den Daumen hauen lassen, da ist
immer was zum Bezahlen da“, riet ein etwas vorlauter Gaukler
während des Stadtfestes auf dem Mittelaltermarkt am Kulturschloss
lauthals. Als er dann für das Foto rekrutiert wurde, hatte er doch
erhebliche Angst um den Teil seiner Hand, der offensichtlich das
Geld zählt. Wenn er gewusst hätte, was er für eine seltene Prägung
bekommen würde, wenn er denn still hielte, hätte er sich vermutlich
Sauer prägt „Geld“ des Markgrafen Dietrich
Grossenhainer
2
Zeitrechnung
3
Siegfried Hoffmann
4
Stadtfest
5
Ausbilder Schmidt
5
Spanischer Hof Gröditz
6
Zeithainer Lustlager
7
Vorsorgebuch
HeroldHerold
INTERVIEW
nicht so sehr gewehrt. „Denn es ist das erste Mal seit 800 Jahren,
dass diese Art Münzen wieder hergestellt wird“, erklärt Norbert
Sauer. Der Großenhainer Bauunternehmer empfand, stilecht als
mittelalterlicher Prägemeister kostümiert, Brakteaten der Mark
Meißen nach. Brakteaten sind hohlgeprägte Münzen mit einer
einseitigen Prägung. Sie waren offizielles Zahlungsmittel für ein
Herrschaftsgebiet und somit nur in einer bestimmten Region im
Umlauf. Durch die reichen Silbervorkommen in Sachsen wurde
diese Art der Währung in der Mark Meißen, die damals erheblich
größer war, erstmals hergestellt und verwendet. Die Repliken aus
dem frühen 13. Jahrhundert sind dünne silberne Denare.
Originale im Museum Alte Lateinschule
Markgraf Dietrich, der später der „Bedrängte" genannt werden
sollte, regierte unser Gebiet von 1197/98 bis 1221. Er gehörte zu
den mächtigsten Fürsten im Osten des Reiches. Dietrich weilte im
Jahre 1207 mit großem Gefolge in Großenhain auf der Burg. Um
diese Zeit gab es mindestens acht Münzprägestätten in der meißni-
schen Herrschaft. Jedes Jahr wurde das alte Geld verrufen und
neues geprägt. Dadurch entstand eine große Zahl von Münzen unter
einer Regentschaft. Sie zeigen oft ähnliche Motive, sind aber mit
unterscheidbaren Details versehen.
Das Bild, welches Norbert Sauer gemeinsam mit den Gästen des
Stadtjubiläums herstellte, stammt aus dem Fundus des Dresdner
Münzkabinetts. Es zeigt den thronenden Markgrafen. In den Händen
hält er die Insignien, die ihn als weltlichen Fürsten auszeichnen: den
Reichsapfel in der Linken und das Lilienzepter in der Rechten.
„Diese Münzen hat es hier gegeben, ich bewege mich somit auf his-
torisch sicherem Terrain“, meint er. „1841 wurden am Zwingerwall
in Großenhain Brakteaten dieser Art gefunden“, bestätigt Frauke
Hellwig, die Leiterin des Museums Alte Lateinschule. Dort sind übri-
gens in der Sonderausstellung „Fernhan-
del zwischen Ost und West“ die origi-
nalen Fundstücke zu sehen. Die
nachempfundenen Münzen können
bei der Innova Baugesellschaft in
der Bobersberg Straße 12, Großen-
hain, zum Preis von drei Euro
erworben werden.
Text und Foto: EM
Bauunternehmer Norbert Sauer (li.) als Prägemeister beim Mittelaltermarkt
G R O S S E N H A I N E R H E R O L D
S E I T E 2
K O M M E N T A R
Wieder Verrechnet?Von Henry Müller
1954 feierten die Großenhainer den 1000.
Geburtstag der Stadt. Die damaligen
Machthaber wollten einen Höhepunkt
schaffen nach den Leiden des Krieges,
ablenken von der Unzufriedenheit über
die Entwicklung in der DDR, die sich
schon ein Jahr zuvor Luft machen wollte,
und der damit verbundenen, immer
größer werdenden, Fluchtwelle. Da
mussten es eben, allen Warnungen der
Historiker zum Trotz, 1000 Jahre sein.
Das ist eine große Zahl. Nun, 51 Jahre
später, heißt es halt 800 JAHRE GROßEN-
HAIN. Jeder hat so seine Sicht- und
Schreibweise...
Das Verständnis für die Befindlichkeiten
ihres derzeitigen Wirkungskreises fehlt
einigen der zugereisten Machthaber der
Neuzeit ja sowieso. Im historischen Fest-
umzug sollten zum Beispiel die FDJ-
Zeichen von den Blauhemden ver-
schwinden. Es hat sogar „West-Gäste“
gegeben, welche die DDR-Fahne im Auf-
marsch anstößig fanden!
Fast zu ausführlich aber dennoch detail-
getreu und facettenreich wurden 40 Jahre
„real existierender Sozialismus“ dar-
gestellt. Die Zeit zwischen 1933 und 1945
fehlte dagegen ganz. Gab es da etwa
keine Glanzpunkte in der Entwicklung
Großenhains? Den Neubau von Strandbad
und Gondelteich konnte man gerade noch
erahnen. Den industriellen Aufschwung
mit dem braunen Mantel zu verdecken,
ist Augenwischerei. Der fade Einwand,
dass vielleicht niemand die Leute von
damals hatte spielen wollen, kann auch
nicht so recht stimmen, die Stasi hatte
schließlich auch genügend Darsteller.
Wann lernen die Deutschen endlich, sich
vernünftig mit ihrer Geschichte auseinan-
der zu setzen? Ohne falschem schlechten
Gewissen und mit mehr Nationalstolz.
Vielleicht haben sich die Organisatoren
auch wieder nur verrechnet. Sie haben
diesmal eben einfach „1000 Jahre“
vergessen.
Die erste urkundliche Erwähnung
mit direktem Bezug zu Großen-
hain (früher Hayn) stellen zwei
Urkunden von Bischof Dietrich II.
von Meißen aus dem Jahr 1205
dar. In Ihnen ist „haynensis men-
surae“ verzeichnet. Nach diesem
Maß wurden die Scheffel Weizen
und Hafer gemessen. Gleichzeitig
wird auch das Döbelner und
Meißner Maß genannt.
Aus den Urkunden ist ersichtlich,
dass in Großenhain und Umge-
bung um 1205 eine eigene
Maßeinheit für Getreide galt.
Damit ist jedoch nicht geklärt, ob
Großenhain um diese Zeit auch
schon eine Stadt gewesen ist.
Die erste Erwähnung als
Städtchen (oppidum) findet sich
in Zusammenhang mit dem
Haynischen Maß in einem Ko-
pialbuch des Kreuzklosters in
Meißen, das in der ersten
Hälfte des 13. Jahrhun-
derts angelegt wor-
den ist. Dort
urkundet Bi-
schof Bruno II.
von Meißen um
1220, dass
Markgraf Dietrich
von Meißen die
Pfarre Lampertswalde
samt der Tochterkirche
Blochwitz dem Kreuzkloster bei
Meißen überwiesen hat. Der
Auszug aus der lateinischen
Urkunde Großenhain betreffend
lautet: „Wir haben die erwähnte
Pfarrei in den 10. Kalenden des
Jahres der Gnade 1219, im 10.
Jahr unseres Pontifikates ge-
weiht. Deren Ertrag ist folgender:
Im Ort selbst von jedem Gehöft
ein Scheffel Weizen und ein
Scheffel Gerste von der Maßein-
heit, die in dem Städtchen Ozzec
(slaw. Hayn) gilt, im Ort Scho-
nenburne zahlt das Gehöft auf
gleiche Weise, vom Ort Lince
ebensoviel...“
haynensis mensuraefür Getreide
Die zweite Erwähnung als Stadt
ist in einer Urkunde vom 26.
November 1238 zu finden. Sie
enthält einen Vertrag zwischen
Bischof Engelhard von Naumburg
und Markgraf Heinrich dem
Erlauchten von Meißen. Die be-
treffende Stelle der lateinischen
Urkunde lautet: „Gleichzeitig
überträgt mir der Bischof die
Lehen, welche bereits meine Vor-
fahren von ihm empfangen
haben, nämlich die jenseits der
Elbe gelegene Stadt, welche
Indago (lat. Hayn)
genannt wird,
mit Gerichten
und sonstigen
Zugehörig-
keiten, das
Städtchen
Ortrand mit
Zubehör...“ Es
werden ebenfalls
die Städte Oschatz und
Grimma mit Gerichten und Zuge-
hörigkeiten übertragen.
Aus der Bezeichnung Stadt und
der Aufzählung von Gerichten
und Zugehörigkeiten ist er-
sichtlich, dass Großenhain zu
dieser Zeit schon eine Stadt in
vollem Rechtssinn, d.h. mit
eigenem Wirtschafts-, Gerichts-
und Selbstverwaltungsbereich
darstellte.
Für die sächsischen Städte der
Markgrafschaft Meißen im 12.
und 13. Jahrhundert ist keine
einzige Gründungsurkunde vor-
handen. Die ältesten, wichtigsten
und bedeutendsten Städte Sach-
sens sind ausnahmslos plan-
mäßige Neugründungen.
Gründungsurkunden sind verloren gegangen
Dabei wurde nicht etwa das
slawische Fischerdorf oder das
deutsche Kolonistendorf in eine
Stadt verwandelt, sondern neben
ihnen, teilweise auch auf ihren
Fluren, eine völlig neue Stadt
angelegt.
Auch Großenhain ist als Fern-
handelsstadt an der Hohen
Straße im Wege einer planmäßi-
gen Anlage entstanden. Dabei
bedeutete die Stadtgründung ein
stufenweiser Prozess, der einer-
seits verschiedene Siedlungs-
komplexe in sich einschloss und
in der Konstituierung der Bürger-
gemeinde sowie der Verleihung
des Stadtrechts gipfelte. Als zeit-
liche Eingrenzung kann dabei ein
Vergleich mit den vorher ge-
nannten sächsischen Städten
Meißen, Döbeln, Grimma und
Oschatz dienen. Es ist jedoch zu
beachten, dass viele alte Urkun-
den verloren gegangen sind.
Die Burg Meißen wurde von
König Heinrich I. um 929
angelegt. Die Erwähnung von
ersten Siedlungsanfängen für die
Stadtgründung geschieht um
1150. 1256 erscheint Meißen
als Stadt in fertiger Um-
mauerung. Das Meißnische Maß
für Getreide wird in den Urkun-
den von 1205 erstmalig er-
wähnt. Döbeln wird 981 als
kaiserliche Burg und Militär-
stützpunkt genannt. 1220 übt
ein markgräflicher Vogt die
richterliche Gewalt aus. Döbeln
wird 1286 mit eigenem Rechts-
bezirk und damit als Stadt be-
zeichnet. Auch das Döbelnsche
Maß für Getreide wird erstmalig
1205 erwähnt. Grimma wird im
Jahr 1200 in Form der Auf-
führung von zwei Zeugen auf
dem Schloss Grimma erstmalig
erwähnt. Die Bezeichnung als
Stadt erfolgte 1220. Zwölf Jahre
danach war die Ummauerung
der Stadt beendet.
Fernhandelsstadtan der hohen Straße
Das Grimmaische Maß für Getrei-
de taucht erst viel später als 1205
urkundlich auf. Für Oschatz be-
steht die Ersterwähnung gleich-
falls in der Nennung eines Zeugen
im Jahr 1200. Gemeinsam mit
Großenhain wird Oschatz als
Stadt mit eigenen Gerichten und
Zugehörigkeiten erstmalig 1238
genannt. Das Oschatzer Maß für
Getreide taucht auch weit nach
1205 auf.
Der Vergleich mit diesen Städten
zeigt, dass Großenhain keine
außergewöhnliche Entstehungs-
geschichte als sächsische Stadt
besitzt. Man kann annehmen,
dass die städtische Entwicklung
mit eigenem Marktrecht schon
vor 1205 begonnen hatte und
etwa um 1230 in seiner Ge-
samtheit zum Abschluss gekom-
men ist.
Kai-Uwe Schwokowski
Das „Maß“ ist das Maß für die Zeitrechnung
Der Großenhainer Scheffel im Festumzug Foto: EM
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Bildtext Siegel: Ältestes Siegel der Stadt Hayn, Ende des 13. Jahrhunderts (aus
Schuberth, Gustav: Chronik der Stadt Großenhain, Großenhain 1892)
G R O S S E N H A I N E R H E R O L D
S E I T E 3
Idealismus der Jugend ist sehr wichtig!H E N R Y M Ü L L E R I M G E S P R Ä C H M I T S T A D T A R C H I V A R S I E G F R I E D H O F F M A N N
mehr zu fördern. Er ist nun malder Motor einer Kleinstadt wieGroßenhain. Ich bin bestimmt für die Histo-rie. Aber dass wir Geld für dasStadttorprojekt ausgeben findeich nicht gut. Ja, wenn mansie, oder auch nur eins derTore, im alten Stil wieder auf-bauen könnte. Aber das wäre
wohl verkehrstechnisch nichtmöglich. Die finanziellen Mittelsollten lieber für sinnvolleDinge, wie zum Beispiel Park-plätze außerhalb der Stadt-mauern oder die Postsäule ver-wendet werden.Und auch in der heutigen Zeitsollte mehr Wert auf Familiegelegt werden, auf die kleinste
100 Jahre Flugplatz und dieRemonte. Die Nazizeit fehlteganz, das haben einige derZuschauer kritisiert. Zu dieserZeit fand doch auch ein enormerindustrieller Aufschwung statt.Der Webstuhlbau war ganzgroß, die Wachstuchfabrikationhatte Konjunktur, um nureiniges zu nennen. Die Auto-bahn wurde gebaut, aberwelchem Zweck sollte sie späterdienen? Alles Themen, die aus-gespart wurden. Die Eröffnungvon Bad und Gondelteich mitdem Stadt- und Seefest 1935kam auch zu kurz. Die Anlageblieb doch, mit nur wenigenbaulichen Veränderungen biszur Landegartenschau, so be-stehen, wie sie errichtet wordenwar. Die Epoche hätte ja durch-aus - wenn auch schwierig zubetiteln - unter dem Motto: Daswar unsere große Schande,laufen können. Aber sie ganz weg-zulassen ist auch Geschichts-fälschung.
Wie beurteilen Sie die Entwick-lung Großenhains in den letztenJahren?
Es ist sehr viel getan worden,aber es sind noch vieleSchwierigkeiten zu meistern.Für die Entwicklung Großen-hains wäre es sehr wichtig,private Initiativen mehr zuunterstützen. Die meistengroßen Betriebe sind ge-schlossen und der Flugplatzals Wirtschaftsfaktor nochnicht richtig in Schwung, dasist sehr schade. Ich halte esfür notwendig, den Mittelstand
Von 1970 bis 1991 waren Sieehrenamtlich als Archivar beider Stadtverwaltung tätig.Schon deshalb sind Sie eng mitder Historie Großenhains ver-bunden. Aber auch jetzt liegtIhnen Großenhain am Herzen.Wie stehen Sie zur diesjährigen800-Jahr-Feier?
1954 habe ich vor einerGeschichtsverfälschung gewarnt.Sicher ist Hayn als Ansiedlungviel älter als 1000 Jahre, aberurkundlich ist das nicht belegt.Kurz nach dem Krieg sollte ebenein richtig großes Jubiläum her.Sehen Sie, die Trauer um dievielen Gefallenen, das Leid derUmsiedler, die ihre Heimat ver-loren hatten und die Unzu-friedenheit der Leute, all dasversuchte man zu übertünchen.Es musste was gemacht wer-den, um abzulenken. Und es hatfunktioniert, man spricht jaheute noch davon. Die Leute ha-ben, trotz des Materialmangelsdamals, viel auf die Beinegestellt. Die Dekoration derInnenstadt war zum Beispiel vielschöner als in diesem Jahr. Gut fand ich diesmal dieFestveranstaltung in der Kirche,zu Beginn des Stadtfestes.
Sie sind jetzt 84 Jahre und ken-nen die Geschichte der Stadtsehr genau. Wie hat Ihnen derhistorische Festumzug gefallen?
Es war ein schöner Umzug. Lei-der fehlte einiges in der Mili-tärgeschichte, mit der Großen-hain nun mal eng verbunden ist.Zu kurz kamen zum Beispiel
Zelle menschlichen Zusammen-lebens. Das kommt leiderimmer mehr zu kurz. DurchKrieg und Gefangenschaft habeich eine andere Einstellung zumLeben gekommen. Besondersfreue ich mich, wenn jungeMenschen trotz aller Schwierig-keiten Idealismus haben undnachrücken.
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I M P R E S S I O N E N
20. Stadtfest
Großenhainer Waschfrauen
Bernd Thronicke als Kürbis vom Dienst.
????????
Schausteller am Topfmarkt. Fotos (9): EM Ein Ritt auf dem Esel zum Mittelaltermarkt.
kleines Festkonzert
Stadträte
1. Deutsche Frauenzeitung
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S E I T E 5
S C H Ü T Z E N H A U S
Ausbilder Schmidt ist gnadenlos
und lässt keine Unkorrektheit
durchgehen. Er schafft es, selbst
aus dem müdesten Haufen eine
disziplinierte Truppe zu machen.
Durchdringend und streng heizt
er auch dem Publikum ein, bis
es brüllt vor Lachen. In seiner
Kompanie gibt es zehn Aus-
bilder, neun davon kennen die
Menschenrechte: „Na ja, man
muss ja nicht alles mitmachen!“
Schmidt, der im richtigen Leben
eigentlich Müller heißt, war
früher Industriekaufmann, spä-
ter Diamantengutachter. Bei der
Bundeswehr war er zwar auch,
aber Erfahrungen für das Büh-
nenprogramm konnte er dort,
nach eigenen Angaben, nicht so
recht machen. Nur, dass das
Klischee so ist, wie der Aus-
bilder sich gibt, außerdem sei es
typisch deutsch, sich so zu
benehmen. So ist er dann ent-
standen, dieser Schmidt.
Der Schleifer der deutschen
Comedy-Szene, bekannt aus
Pro 7, RTL, WDR ist Garant für
Humor der Extraklasse. Er
erzählt aus seinem Leben, von
seiner Familie, dem Urlaub und
Blümchensex. Im Gepäck hat er
den „schönen Heinz“, Heinz
Gröning und Matthias Jung. Die
Unterstützung durch diese zwei
weiteren Comedians garantiert
Gags nonstop. Das sollte man
nicht verpassen.
Am Samstag, dem 5. November
kommen die drei ins Großen-
hainer Schützenhaus. Einlass ist
ab 20 Uhr. Die Schützenhausbe-
treiber Marcel und Thomas Krause
stellen den Lesern des „Großen-
hainer Herold“ fünfmal zwei
Freikarten zur Verfügung. Frei-
willige Rekruten können sich am
Freitag, dem 15. Juli um 14 Uhr
unter 03522/523829 eintragen
lassen. Der Rechtsweg ist ausge-
schlossen. EM
„Morgen Ihr Luschen!“
S P A N I S C H E R H O F
Gröditz. „Als langjähriger Gast
des Spanischen Hofes freue ich
mich darüber, dass ich seit
Anfang diesen Jahres Eigentümer
dieses Hotels bin“, freut sich Ger-
hard Uhle. „Es muss investiert
werden, wobei die Schwerpunkte
auf Wellness und Tagungen
liegen“, gibt der Miteigentümer
des RIESAPARKES seine Strate-
gie bekannt. Der Bochumer hat
auch neue Ideen. „Wir arbeiten
schon jetzt eng mit den Ver-
anstaltern des Musicals Starlight
Express zusammen“, verrät er.
Vielleicht wird Gröditz bald zum
Mekka der Musicalfans. Zur Fies-
ta verwandeln sich Haus und Hof
in eine Festmeile mit kulina-
rischen Genüssen und spani-
schem Flair. „Der Höhepunkt
unseres Hoteljahres findet vom
29. bis 30. Juli statt“, lädt Ger-
hard Uhle ein. EM
Der kürzeste Wegnach Spanien
Heinz Gröning, Ausbilder Schmidt und Matthias Jung am 5. November im Schützenhaus Foto: Agentur
Obwohl vor dem „Spanischen Hof“ ein Turm mit drei Glocken steht, ziehen alle aneinem Strang. Eigentümer Gerhard Uhle (m.), Hoteldirektorin Katrin Wittig (re.) undKüchenchef Arcodia (li.). Foto: EM
Erscheinungsweise:Der Großenhainer Herold erscheint vierteljährlich. Die Zu-stellung erfolgt kostenlos an alle erreichbaren Haushalteund Geschäfte der Kreisstadt Großenhain. Die von unsgestalteten Anzeigen sind rechtlich geschützt. Nachdruck -auch auszugsweise - ist nicht gestattet.
11. Supermoto des MotorsportclubsGroßenhain im ADAC Foto: EM