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Einführung in die Prozessdarstellung mit BPMN (B usiness P rocess M odelling N otation) April 2011 Anna Harder Stabsstelle Qualitätsentwicklung [email protected]
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Feb 06, 2018

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Einführung in die Prozessdarstellung mit BPMN

(Business Process Modelling Notation)

April 2011

Anna Harder Stabsstelle Qualitätsentwicklung [email protected]

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Basic-Leitfaden in BPMN

Handreichung v2.1 Seite 2 von 30

Universität Stuttgart Stabsstelle Qualitätsentwicklung

Inhalt

1. GRUNDLAGEN....................................................................................................................4

1.1. POOLS & LANES ........................................................................................................................4

1.2. SYMBOLE IN BPMN...................................................................................................................6

1.2.1. Aufgaben ........................................................................................................................6

1.2.2. Unterprozesse ................................................................................................................7

1.2.3. Startereignisse................................................................................................................8

1.2.4. Gateways........................................................................................................................9

1.2.5. Zwischenereignisse......................................................................................................15

1.2.6. Endereignisse...............................................................................................................19

1.2.7. Artefakte (Datenobjekte, Text-Anmerkungen & Gruppe) .............................................21

1.3. DARSTELLUNG VON KOMMUNIKATION: SEQUENZ- & NACHRICHTENFLÜSSE.................................22

2. ALTERNATIVE MODELLIERUNGEN IN DER PRAXIS ..............................................................24

3. ANHANG ..........................................................................................................................27

3.1. ÜBERSICHT DER BPMN SYMBOLE...............................................................................................27

3.2. BEISPIELPROZESS ...................................................................................................................28

4. LITERATURANGABEN........................................................................................................30

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Basic-Leitfaden in BPMN

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: BPMN-Diagramm mit 2 Pools ......................................................................................5

Abb. 2: Aufgaben......................................................................................................................6

Abb. 3: Unterprozesse..............................................................................................................7

Abb. 4: Startereignisse .............................................................................................................8

Abb. 5: Gateways als logische Verzweigung ...........................................................................9

Abb. 6: Der exklusive Gateway ..............................................................................................10

Abb. 7: Darstellung eines kontrollierten versus unkontrollierten Prozessflusses ...................12

Abb. 8: Der inklusive Gateway ...............................................................................................13

Abb. 9: Der parallele Gateway ...............................................................................................14

Abb. 10: Das Nachricht-sendende Zwischenereignis.............................................................16

Abb. 11: Das Nachricht-empfangende Zwischenereignis ......................................................17

Abb. 12: Das zeitliche Zwischenereignis................................................................................18

Abb. 13: Linksymbol ...............................................................................................................19

Abb. 14: Endereignisse ..........................................................................................................20

Abb. 15: Artefakte...................................................................................................................21

Abb. 16: Kommunikation zwischen Lanes und Pools.............................................................23

Abb. 17: Umgang mit Nachrichtenereignissen in der Praxis ..................................................24

Abb. 18: Umgang mit Gateways in der Praxis........................................................................25

Abb. 19: Übersicht der BPMN Symbole .................................................................................27

Abb. 20: Beispielprozess........................................................................................................29

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1. GRUNDLAGEN BPMN (Business Process Modelling Notation) ist eine Symbolsprache, die Standards zur Geschäftsprozessmodellierung bzw. grafischen Darstellung von Arbeitsabläufen festlegt. Sie wurde im Jahr 2002 von einem IBM Mitarbeiter entwickelt und von der Business Process Management Initiative veröffentlicht (www.bpmi.org). BPMN wird seit dem Jahr 2006 als ein offizieller Standard der Object Management Group (www.omg.org) veröffentlicht. Prozesse, die der BPMN Semantik folgen können in Computersprachen, bspw. BPEL (Business Pro-cess Execution Language) übersetzt werden.

Eine grundlegende Idee von BPMN ist es, einen Geschäftsprozess, d.h. eine Abfolge von untereinander abhängigen Tätigkeiten in einem Diagramm so darzustellen, dass jede Tätig-keit direkt einer am Prozess beteiligten Geschäftseinheit zugeordnet werden kann. Ge-schäftseinheiten können häufig in Untereinheiten unterteilt werden, so dass die Abfolge von Tätigkeiten auch den im Geschäftsprozess beteiligten Untereinheiten eindeutig zugeordnet werden muss. BPMN liefert die dazu erforderlichen Darstellungs- und Interaktionsregeln (s. Abb. 1).

1.1. POOLS & LANES Zu Beginn der Prozessmodellierung stellt sich die Frage, wer an einem Prozess beteiligt ist. Für alle prozessbeteiligten Geschäftseinheiten werden „Pools“ angelegt. Besteht eine Ge-schäftseinheit aus mehreren prozessbeteiligten Untereinheiten, werden in dem Pool mehrere Lanes angelegt. Pools werden nur soweit unterteilt, wie es für den Prozess erforderlich ist. Es empfiehlt sich Pools und Lanes nicht mit Namen einzelner Personen zu beschriften, son-dern den Namen der Geschäftseinheit (z.B. Fakultät, Zentrale Verwaltung) oder Untereinheit (z.B. Institut, Dezernat) zu verwenden. Für die Universität Stuttgart steht ein Ressourcenmo-dell mit Namen von Pools und Lanes zur Verfügung, dass über die Stabsstelle Qualitätsent-wicklung auf Anfrage hin erweitert werden kann.

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Geschäftseinheit 1

Untereinheit 1 Untereinheit 2

Geschäftseinheit 2

START: Geschäftsprozess

Tätigkeit 2 ausgeführt von Untereinheit 2

Tätigkeit 3 ausgeführt von

Geschäftseinheit 2

ENDE: Geschäftsprozess

Tätigkeit 1ausgeführt vonUntereinheit 1

Sequenzfluss

Nachrichtenfluss

Abb. 1: BPMN-Diagramm mit 2 Pools

Lane

Pool Pool

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1.2. SYMBOLE IN BPMN In BPMN werden Ereignisse, Tätigkeiten und logische Verzweigungen durch Symbole und ihre Abfolge durch Pfeile zwischen den Symbolen dargestellt. Die Pfeile werden als „Flüsse“ bezeichnet und verdeutlichen die Informationsweitergabe. Es wird zwischen Sequenzfluss (Informationsweitergabe zwischen Untereinheiten einer Geschäftseinheit = Intrapool-Kommunikation) und Nachrichtenfluss (Informationsweitergabe zwischen Geschäftseinheiten = Interpool-Kommunikation) unterschieden. Die folgenden Erklärungen beschränken sich auf die Symbole. Eine Zusammenfassung der Kommunikationsregeln befindet sich unter Punkt 1.3 Darstellung von Kommunikation: Sequenz- & Nachrichtenflüsse.

1.2.1. Aufgaben Eine Aufgabe (engl.: task) bezeichnet eine Tätigkeit, die nicht weiter unterteilt werden kann und wird durch ein abgerundetes Rechteck dargestellt. Wenn eine Aufgabe wiederholt wird bis ein bestimmtes Ergebnis erreicht ist, kann das Aufgabensymbol durch ein Schleife-Zeichen ergänzt werden (s. Abb. 2a). Wie Abbildung Abb. 2b zeigt, kann die gleiche Aussa-ge auch durch Verwendung eines nachgeschalteten Gateways erzielt werden. An dem Ga-teway wird der Prozessfluss - je nach Ausgang der Aufgabe - zu der Aufgabe zurückgeleitet oder im Prozess weitergeleitet.

Bedarferheben

Bedarf vonallen erfasst?

...

...

Bedarfergeben

bis Bedarf von allenerfasst ist

...

...

b) Wiederholungsschleife durch Gatewaya) Aufgabe mit Schleife

Ja

Nein

Abb. 2: Aufgaben

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1.2.2. Unterprozesse Eine Reihe von Prozessschritten kann zu einem Unterprozess zusammengefasst werden, um die Übersichtlichkeit eines Diagramms zu erhöhen. Man kann einen Unterprozess als ausgebetteten Unterprozess darstellen, so dass erst bei einem Klick auf den „+“ Anzeiger der Unterprozess in einem neuen Fenster angezeigt wird (s. Abb. 3a). Ein Unterprozess kann auch eingebettet dargestellt werden, so dass die Prozessschritte des Unterprozesses in der Hauptprozess-Diagrammfläche umrandet erscheinen (s. Abb. 3b). Die Verwendung eines „+“ Anzeigers sowie die Hinterlegung des Symbols mit einem Schatten ist in beiden Fällen mög-lich. Wir empfehlen den „+“ Anzeiger zur Kennzeichung eines Unterprozesses zu verwenden.

Reise-organisation

Reisezielbestimmt

Reiseantreten

...

...

Reiseziel bestimmt

...

...

Flugbuchen

BahnTixbestellen

Autoorganisieren

Reiseantreten

a) Ausgebetteter Unterprozess b) Eingebetteter Prozess

Übernachtung?

Hotel buchen

Ja

Anreise mit?

Nein

Abb. 3: Unterprozesse

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1.2.3. Startereignisse Ein Startereignis wird durch einen Kreis mit einfacher Randlinie dargestellt. Bei einem nicht weiter definierten Startereignis bleibt der Kreis unausgefüllt. Wird der Prozessstart durch den Empfang einer Nachricht ausgelöst, enthält der Kreis ein Briefsymbol. Handelt es sich um einen zeitlich bedingten Prozessstart, wird im Kreis ein Uhrensymbol angezeigt.

Ein Prozess kann mehrere Startereignisse haben, das heißt durch mehrere Ereignisse aus-gelöst werden. Bereits das Eintreten eines einzelnen Ereignisses führt zum Start des Pro-zesses. Danach auftretende Ereignisse führen nicht zu einem erneuten Prozessstart. Die Verwendung von mehr als einem Startereignis ermöglicht es einen Prozess auf verschiede-nen Wegen einzuleiten (vgl. Silver 2009: 78).

START: 1 Monat seitletzter Prüfung vergangen

Überprüfungnach

Notablauf

START: Fehler istaufgetreten

START: Eingang Anfrageauf Überprüfung

Bestimmung, wer Prüfung durchführt

Überprüfungnach Standard-

ablauf

ENDE: Versand vonPrüfungsbericht

Abb. 4: Startereignisse

In Abb. 4 gibt es drei Möglichkeiten, wie der Prozess „Überprüfung“ ausgelöst werden kann. Je nach Startereignis ist zunächst noch die Bestimmung der Person notwendig, die die Überprüfung durchführt oder nicht. Es kommt entweder zum Ablauf des Un-terprozesses „Überprüfung nach Standardablauf“ oder „Überprüfung nach Notablauf“. Der Prozess endet in jedem Fall mit dem Versand eines Prüfungsberichts. Das End-

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ereignis unterscheidet sich von dem Startereignis Symbol durch eine dickere Randli-nie und ist auch an dem ein- und nicht ausgehenden Sequenzfluss zu erkennen.

1.2.4. Gateways Gateways stellen Verzweigungen eines Prozessflusses oder Zusammenführungen von Pro-zessflüssen dar und werden durch eine Raute symbolisiert. An einem Gateway wird verdeut-licht, wie ein Prozess unter gegebenen Bedingungen weiterverläuft. Wichtig ist, dass Gate-ways keine Tätigkeit beinhalten, sondern nur den Prozessverlauf aufgrund getroffener Ent-scheidungen oder bestehender Tatsachen darstellen. Die Tätigkeit der Entscheidung wird als Aufgabe dargestellt. Das Ergebnis der Entscheidung und die Auswirkungen auf den Prozess-fluss werden durch einen Gateway dargestellt.

Anzahl Teilnehmer bestimmen

Teilnehmer informieren

w eiteren Kurs eröffnen

über 30

...

Anzahl Teilnehmerbestimmen

Teilnehmer informieren

w eiteren Kurs eröffnen

über 30

Falsch:Richtig:

Ein Gatew ay kann keine Tätigkeit symbolisieren. Ein Gatew ay ist eine logische Verzw eigung.

... ...

30 und w eniger30 und w enige

...

Inhalt der Veranstaltung

festlegen

Inhalt der Veranstaltung

festlegen

Abb. 5: Gateways als logische Verzweigung

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Exklusiver Gateway

Der exklusive Gateway dient der Darstellung von alternativen Flüssen, d.h. nur einer der ein-bzw. ausgehenden Flüsse wird weitergeleitet ( „exklusiv“). Ein exklusiver Gateway ent-spricht einem exklusiven logischen „Oder“, das heißt es muss bei einem verzweigenden ex-klusiven Gateway genau eine der Alternativen gewählt werden (s. Abb. 6a). Bei einem zu-sammenführenden exklusiven Gateway muss sichergestellt sein, dass nur einer der ankom-menden Flüsse eingehen wird (s. Abb. 6b) (vgl. Allweyer 2009: 23). Andernfalls aktiviert der Gateway mit jedem ankommenden Fluss erneut den nachfolgenden Prozess (vgl. Silver 2009: 118). An den ausgehenden Flüssen eines exklusiven Gateways können Beschriftun-gen angebracht werden, die erklären, unter welcher Bedingung welcher Fluss aktiviert wird1 (s. Abb. 6a).

...... ......

Bedingung 3

b) zusammenführender exklusiver Gatewaya) verzweigender exklusiver Gateway

Bedingung 2Bedingung 1

Abb. 6: Der exklusive Gateway

1 Die Aktivierung eines Flusses beim verzweigenden exklusiven Gateway ist hier nicht als Tätigkeit zu verstehen. Die Aktivierung ergibt sich als logische Konsequenz des eingehenden Flusses.

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Anmerkung zu iGrafx 2009:

Für die Darstellung von „Ja/Nein“ Verzweigungen wird in iGrafx 2009 ein leeres Rau-tensymbol verwendet. Für die Darstellung von nicht mit Ja/Nein beschrifteten ausge-henden Flüssen oder von mehr als zwei ausgehenden Flüssen wird eine Raute mit einem „X“ in der Innenfläche verwendet. Beide Symbole wer-den in iGrafx 2009 u.a. als XOR-Gateway bezeichnet, was eine alternati-ve Bezeichnung für „Exklusiver Gateway“ ist. Zu beachten ist, dass nur in der Symbol-Palette des Programms der Unterschied zwischen den zwei exklusiven Gateways erkenntlich ist (leere Raute vs. Raute mit „X“). In der Diagramm-fläche erscheinen beide als leere Raute. Die in Abb. 6 dargestellten exklusiven Gate-ways enthalten in der Symbolpalette von iGrafx beide ein „X“ in der Mitte der Raute. Auf der Diagrammfläche erscheinen sie wie in Abb. 6 ohne „X“.

Die Verwendung eines zusammenführenden exklusiven Gateways ist nicht erforderlich, so-fern die Flüsse in eine Aufgabe münden (vgl. Silver 2009: 113). Allerdings ist zu beachten, dass auch hier die Aufgabe ebenso wie die nachfolgenden Prozessschritte mit jedem einge-henden aktiven Fluss erneut ausgeführt wird. Abb. 7a stellt zwei äquivalente Modellierungen eines kontrollierten Prozessflusses dar. Durch den vorgeschalteten verzweigenden exklusi-ven Gateway ist sichergestellt, dass nur einer der beiden Flüsse in die Aufgabe eingehen kann. Die Aufgabe wird somit nur einmal ausgeführt. Abb. 7b zeigt zwei äquivalente Model-lierungen eines unkontrollierten Prozessflusses. Der Prozessfluss von Aufgabe A und der von Aufgabe B münden in Aufgabe C bzw. in den zusammenführenden exklusiven Gateway. Aufgabe C und alle nachfolgenden Prozessschritte werden demnach zweimal ausgeführt.

x

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NeinJa NeinJa

a) Äquivalente Darstellung eines kontrollierten Prozessflusses (vgl. Silver 2009: Abb. 11-9)

BA

C

BA

C

b) Äquivalente Darstellung eines unkontrollierten Prozessflusses (vgl. Silver 2009: Abb. 11-18)

Abb. 7: Darstellung eines kontrollierten versus unkontrollierten Prozessflusses

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Inklusiver Gateway

Ein inklusiver Gateway2 wird durch eine Raute mit einem Kreis in der Innenfläche dargestellt. Ein inklusiver Gateway entspricht einem inklusiven logischen „Oder“, d.h. es können mehrere eingehende bzw. ausgehende Flüsse im weiteren Prozessfluss berücksichtigt werden. Die logische Bedingung bei einem verzweigenden inklusiven Gateway (s. Abb. 8a) lautet somit, dass mindestens einer der ausgehenden Prozessflüsse aktiviert wird, aber auch mehrere Sequenzflüsse aktiviert werden können. In Abb. 8 zeigen Sterne3 an, welche Sequenzflüsse beim inklusiven Gateway aktiviert wurden. An den ein- und ausgehenden Flüssen eines ver-zweigenden inklusiven Gateways können wiederum Beschriftungen angebracht werden, die erklären, unter welcher Bedingung welcher Fluss bzw. welche Flüsse aktiviert werden.

Bei einem zusammenführenden inklusiven Gateway (s. Abb. 8b) müssen alle aktiven Flüsse eingehen, bevor der Prozess weiterläuft. Ein zusammenführender inklusiver Gateway lässt somit einen Prozess u.U. „warten“ bis alle Flüsse eingegangen sind.

b) zusammenführender inklusiver Gatewaya) verzweigender inklusiver Gateway

.........

............

...

Bedingung 3Bedingung 1

Bedingung 2

Abb. 8: Der inklusive Gateway

Vergleich von Abb. 6 und Abb. 8:

Der zusammenführende exklusive Gateway aktiviert den ausgehenden Fluss sobald einer der ankommenden Flüsse eingegangen ist. Um einen kontrollierten Prozess-fluss zu gewährleisten muss sichergestellt sein, dass nur einer der ankommenden Flüsse tatsächlich eingeht. Im Unterschied dazu können in den zusammenführenden inklusiven Gateway mehrere aktivierte Flüsse einmünden. Der zusammenführende inklusive Gateway lässt den Prozess warten, bis alle zuvor im Prozess aktivierten Flüsse eingegangen sind eingehen und aktiviert dann einmalig den ausgehenden

2 Der inklusive Gateway wird in iGrafx 2009 als Inklusive (OR) Gateway bezeichnet. 3 Die Sterne dienen lediglich zur Veranschaulichung der Wirkung eines inklusiven Gateways. Sie ent-sprechen nicht der BPMN und sind in iGrafx nicht vorhanden.

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Prozessfluss. Bei einem verzweigenden exklusiven Gateway kann nur ein ausgehen-der Fluss aktiviert werden, wohingegen bei einem verzweigenden inklusiven Gateway mehrere Flüsse aktiviert werden können.

Paralleler Gateway

Ein paralleler Gateway ist durch eine Raute mit einem „+“ Zeichen in der Innenfläche symbo-lisiert und entspricht einem logischen „Und“. Es gibt einen verzweigenden und einen zu-sammenführenden parallelen Gateway. Der verzweigende parallele Gateway (s. Abb. 9a) teilt einen Sequenzfluss in zwei oder mehr Flüsse auf. Auf den Einsatz eines verzweigenden parallelen Gateways kann verzichtet werden, wenn die verzweigenden Flüsse von einer Auf-gabe oder einem Ereignis ausgehen (Abb. 9 a und b enthalten dieselbe Information). Der zusammenführende parallele Gateway (s. Abb. 9c) wartet bis alle eingehenden Flüsse ange-kommen sind. Erst dann läuft der Prozess weiter ab. Die Kombination von verzweigenden und zusammenführenden parallelen Gateway (s. Abb. 9d) zeigt an, welche Prozessschritte gleichzeitig (bzw. ohne eine definierte zeitliche Reihenfolge) erfolgen.

...

a) verzweigender paralleler Gateway

Raum organisieren

Catering organisieren

...

START

Teilaufgabe 1 Teilaufgabe 2

ENDE

Aufgabe 1

...

Aufgabe 2 Aufgabe 3

Aufgabe 1

Aufgabe 3Aufgabe 2

...

......... ...

b) Verzweigung ohne Gateway

c) zusammenführender paralleler Gateway d) Kombination von verzweigenden und zusammenführenden parallelen Gateway

Abb. 9: Der parallele Gateway

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Beispiel: In Abb. 9d laufen die Tätigkeiten „Raum organisieren“ und „Catering organi-sieren“ parallel ab bzw. es ist keine zeitliche Reihenfolge der beiden Aufgaben defi-niert. Dies wird durch den verzweigenden parallelen Gateway dargestellt. Der zu-sammenführende Gateway verdeutlicht, dass beide Aufgaben abgeschlossen sein müssen, bevor der Prozess weiterläuft.

1.2.5. Zwischenereignisse Zwischenereignisse werden durch einen doppelt umrandeten Kreis dargestellt. Sie haben einen eingehenden und einen ausgehenden Sequenzfluss (Allweyer 2008: 70), wobei auch jeweils nur ein Sequenzfluss ein- und ausgehen darf (vgl. Allweyer 2008: 124). Zwischener-eignisse können zum einen verwendet werden, um eine Pause im Prozess darzustellen. Der Sequenzfluss geht solange nicht weiter bis ein bestimmtes Ereignis eingetreten ist. Zum an-deren können Zwischenereignisse dafür verwendet werden, Ausnahmen im Prozessfluss zu modellieren. In diesem Fall wird das Zwischenereignis an den Rand einer Aufgabe bzw. ei-nes Unterprozesses geheftet. Näheres zur Verwendung von am Rand von Aufgaben bzw. Unterprozessen angehefteten Zwischenereignissen (engl.: „boundary events“) findet sich bei Allweyer (2009): 97 ff. und Silver (2009): 119 ff. Nachricht-sendendes Zwischenereignis Von einem Nachricht4-sendenden Zwischenereignis wird eine Nachricht an einen anderen Pool oder eine prozessexterne Einheit ausgeworfen. Innerhalb eines Pools können keine Nachrichten versandt werden, denn die Informationsweitergabe wird bereits durch den Se-quenzfluss dargestellt (vgl. Silver 2009: 62 ff., 89 und Allweyer 2009: 70).

4 Hinweis: iGrafx 2009 verwendet den Ausdruck Meldung anstatt Nachricht.

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Pool 1 Pool 2

Einladungerstellen

OrganisationTreffen

VersandEinladung

Terminkalenderüberprüfen

(bzgl. Einladung)

...

Die Nachricht geht an einen anderen Pool.

Im Sequenzfluss ist hier lediglich die Information impliziert, dass die Nachricht versandt wurde. Der Sequenzfluss bedeutetbeim Nachricht-sendenden Zwischenereignis nicht, dass die Nachricht an denjenigen geht, der die nächste Aufgabe ausführt.Nachrichten werden über Nachrichtenflüsse übertragen, nicht über Sequenzflüsse

... ...

Abb. 10: Das Nachricht-sendende Zwischenereignis

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Nachricht-empfangendes Zwischenereignis Von einem Nachricht-empfangenden Zwischenereignis wird eine Nachricht aufgefangen, die von einem anderen Pool oder einer prozessexternen Einheit ausgeht. Auch hier kann eine Nachricht nicht von einer pool-internen Einheit kommen. Nur Sequenzflüsse übermitteln In-formationen zwischen pool-internen Einheiten.

Pool 1

PlanungTreffen

Bestellung Catering

Anmeldungeingegangen

...

...

Anmeldung

Die Nachricht geht von einer prozessexternen Einheitan Pool 1. Pool 1 empfängt die Nachricht.

Im Sequenzfluss ist die Information impliziert, dass die Nachricht empfangen wurde. Der Inhalt der Nachricht steht im folgenden Prozessfluss zur Verfügungund kann bei der nächsten Aufgabe berücksichtigt werden.

gg

Abb. 11: Das Nachricht-empfangende Zwischenereignis

Beispiel: In Abb. 11 wird nach der „Planung des Treffens“ gewartet, bis das Ereignis „Nachricht empfangen“ (hier: „Anmeldung eingegangen“) empfangen wurde. Dann sich der Prozess fort mit der Aufgabe „Bestellung Catering“.

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Zeitliches Zwischenereignis Bei einem zeitlichen Zwischenereignis wartet der Prozess solange, bis eine prozessintern festgelegte Zeit vergangen ist. Dann setzt er sich fort.

Prüfungsthemabekanntgeben

3 Wochen

Prüfung abhalten

...

...

Abb. 12: Das zeitliche Zwischenereignis

Beispiel: In Abb. 12 muss nach Bekanntgabe des Prüfungsthemas drei Wochen ge-wartet werden, bis die Prüfung abgehalten wird.

Ausgehender Link und eingehender Link Linksymbole werden verwendet, um übermäßig lange Sequenzflüsse in Diagrammen zu ver-meiden und die Lesbarkeit zu steigern. Der Sequenzfluss geht über einen Link an eine ande-re Stelle im Diagramm. Die Ausgangsstelle und Eingangsstelle für den Link sind durch das gleiche Symbol gekennzeichnet. Links werden in BPMN 2.0 als Zwischenereignisse im Pro-zess behandelt. Die aktuelle Version von iGrafx verwendet jedoch keine doppelte Randlinie beim Linksymbol.

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Aufgabe

...

...

...

Prüfungsergebnis?

...

bestanden

...

A

A

nicht bestanden

Abb. 13: Linksymbol

Beispiel: In Abb. 13 ist ein Prozessausschnitt zu sehen, der ab „Aufgabe“ wiederholt werden muss, wenn das Prüfungsergebnis „nicht bestanden“ erzielt wurde. Je nach-dem, wie groß der Prozessausschnitt ist, empfiehlt es sich mit Linksymbolen (hier: Buchstabe A) zu arbeiten

1.2.6. Endereignisse Endereignisse werden durch einen Kreis mit dicker Umrandung dargestellt und haben einen eingehenden, aber keinen ausgehenden Sequenzfluss. Sie symbolisieren das Ende des Prozesses. Ein Prozess kann mit verschiedenen Ergebnissen zu Ende gehen. Demnach ist es möglich, dass in einem Prozessdiagramm mehrere Endereignisse vorkommen. Ein Pro-zess kann auf nicht näher bestimmte Weise enden, dargestellt durch ein leeres Kreissymbol mit dickem Rand. Ein Prozess kann mit dem Versand einer Nachricht enden, so dass im End-Symbol ein Brief-umschlag abgebildet ist. Endet er aufgrund einer aufgetretenen Ausnahme, enthält der Kreis ein Blitzzeichen. Im Englischen wird das Ausnahme-Ende trefflicher als „Error End Event“ bezeichnet. Alle im Prozess aktiven Flüsse enden sofort, sobald ein Fluss ein Ausnahme-Ende Symbol (Error End Event) erreicht. Gleiches geschieht, wenn der Prozess ein Termi-nierungs-End-Symbol erreicht, dass durch einen großen schwarzen Punkt in der Kreismitte

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gekennzeichnet ist. Ein Terminierungs-Ende ist im Gegensatz zu einem Ausnahme-Ende ein planmäßiges Ende.

In BPMN (und iGrafx 2009) gibt es noch das Endereignis „Abbruch“, dass ausschließ-lich in transaktionalen Prozessen bzw. Prozessschritten verwendet wird. Unter dem Begriff Transaktion wird hier eine Kette von Aufgaben verstanden, die nur Sinn ergibt, wenn alle Aufgaben erfüllt werden. Wird eine Aufgabe nicht erfüllt, gilt die Transaktion als nicht erfolgreich und wird abgebrochen. Es kommt zur Kompensation von schon getätigten Aufgaben, wofür in BPMN das Zwischenereignis „Kompensation“ vorgese-hen ist. Kompensation bedeutet, dass getätigte Schritte rückgängig gemacht werden. Das Endereignis „Abbruch“ löst die Kompensation aus und wird durch einen Kreis mit dickem Rand und einem „X“ in der Innenfläche dargestellt. Nähere Informationen zu Transaktionen, der Verwendung des Abbruch Endereignisses sowie dem Kompensa-tions-Zwischenereignis finden sich bei Silver (2009): 153 ff. und Allweyer (2009): 107 ff.

Vortragsraumauffinden

benötigte Medienvorhanden?

Ausnahme-ENDE:Referat fällt aus

Nein

Vortrag halten

ENDE mit Nachrichtenversand:Nachricht an Chef,

dass Vortrag erfolgreichgehalten wurde

...

Ja

... ...

Experiment 1 abbrechen

Terminierungs-ENDE:auch der andere ak tive Fluss

im Prozess wird gestoppt

Unterlagen archivieren

nicht weiterspezifiziertes ENDE

Experiment 2aufbauen

...

Abb. 14: Endereignisse

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1.2.7. Artefakte (Datenobjekte, Text-Anmerkungen & Gruppe) Artefakte haben keinen Einfluss auf den Prozessfluss. Durch die beiden Artefakte Datenob-jekt und Text-Anmerkung können einem Prozessschritt weitere Informationen hinzugefügt werden, wie z.B. die Information über eine vorhandene Checkliste oder festgelegte Regeln. Ein Datenobjekt wird durch eine Seite mit abgeknickter Ecke dargestellt. Das Artefakt Grup-pe hilft bei der Veranschaulichung zusammengehöriger Prozessschritte und umschließt die ausgewählten Prozessschritte mit einer gestrichelten Linie.

Datenobjekt

Text-Anmerkung

Mitglieder einladen

NeinJa

...

...

Einladung entwerfen

GruppeMitglieder-verzeichnis

Einladungen dürfen beliebig gestaltet werden

Abb. 15: Artefakte

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1.3. DARSTELLUNG VON KOMMUNIKATION: SEQUENZ- & NACHRICHTENFLÜSSE Der Informationsfluss wird durch Sequenz- und Nachrichtenflüsse dargestellt.

Sequenzfluss Der Sequenzfluss ist durch einen durchgezogenen Pfeil symbolisiert und stellt die Informati-onsweitergabe zwischen zwei Untereinheiten eines Pools dar. Zur Darstellung von INTRA-POOL-Kommunikation werden ausschließlich Sequenzflüsse verwendet. Die Zwischenereig-nisse Nachrichtenversand und –empfang werden nicht verwendet.

Nachrichtenfluss Der Nachrichtenfluss ist durch einen gestrichelten Pfeil symbolisiert und stellt die Informati-onsweitergabe zwischen zwei Pools bzw. zwischen einem Pool und einer prozessexternen Einheit5 dar. Zur Darstellung von INTER-POOL-Kommunikation werden ausschließlich Nach-richtenflüsse verwendet. Zur grafischen Veranschaulichung können zusätzlich die Zwischen-ereignisse Nachrichtenversand und Nachrichtenempfang verwendet werden.

5 Die internen Arbeitsschritte einer prozessexternen Einheit werden im Gegensatz zu einem Pool nicht näher im Prozessdiagramm dargestellt. D.h. es wird lediglich der Versand von Informationen an die prozessexterne Einheit und der Empfang von Informationen von der prozessexternen Einheit darge-stellt, nicht die Generierung oder Verwertung der Information auf Seiten der prozessexternen Einheit.

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Externe Einheit Geschäf tseinheit (GE) 1

Untereinheit (UE) 1 Untereinheit (UE) 2

Geschäf tseinheit (GE) 2

Untereinheit (UE) A Untereinheit (UE) B

START

macht Prozessschritt, weil mit Sequenzfluss

Information von GE 1, UE 1 über Abschluss des

vorherigen Prozess-schrittes eingegangen ist

macht Prozessschritt, weil mit Nachrichtenfluss

Information von GE 1, UE 2 über Abschluss des

vorherigen Prozess-schrittes eingegangen ist

macht Prozessschritt, weil von Pool 2, Abt. 1 versendete Information

eingegangen ist; tätigt Versand

(s.nächstes Symbol)

INTRA-POOL Kommunikation Inf ormation wird über Sequenzf luss transportiert

INTER-POOL Kommunikation Inf ormation wird über Nachrichtenf luss transportiert

Versand Zwischenereignis:Versand e. Nachricht an Pool 2, Abt. 1

macht Prozessschritt, weil von Pool 1, Abt. 2 versendete Information

eingegangen ist

...

...

Empf angs-Zwischenereignis:Empf ang einer Nachricht v on einer externen

Prozesseinheit

Kommunikation von externer Einheit kommend

Abb. 16: Kommunikation zwischen Lanes und Pools

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2. ALTERNATIVE MODELLIERUNGEN IN DER PRAXIS

Umgang mit den Nachrichtenereignissen in der Praxis In der Praxis zeigt sich manchmal ein von BPMN Konvention abweichender Umgang mit den Nachrichtenereignissen. Modellierer setzen diese teilweise gezielt ein, um die Informations-weitergabe zwischen Einheiten einer Organisation stärker hervorzuheben. Diese ist per se durch den Sequenzfluss dargestellt, weshalb der Einsatz der Nachrichtensymbole überflüs-sig ist. Es liegt in der Entscheidung des Modellierers, ob Nachrichtensymbole auch zur In-formationsweitergabe innerhalb einer Organisation eingesetzt werden. Jedenfalls sollte dar-auf geachtete werden, dass ein Prozess nicht mit einer Vielzahl an Symbolen überfrachtet wird.

Abt. 1

Abt. 1.1 Abt. 1.2

sendet Liste an Abt. 1.2.

ergänzt Liste ...

...

...

Abb. 17: Umgang mit Nachrichtenereignissen in der Praxis

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Umgang mit Gateways in der Praxis In der Praxis wird manchmal von der strengen Definition eines Gateways als ein Symbol, das Entscheidungsmöglichkeiten, nicht jedoch die Tätigkeit des Entscheidungtreffens darstellt abgewichen. Bei selbsterklärenden Entscheidungen, die allen Lesern und Beteiligten des Prozesses klar sind, werden manchmal nur die Entscheidungsoptionen an den ausgehenden Flüsse des Gateways genannt und auf ein vorgeschaltetes, die Tätigkeit der Entscheidung beschreibendes Symbol verzichtet. Dies wird manchmal in der Praxis getan, sofern die Leser des Prozesses Menschen (und nicht Maschinen) sind, das Wissen der Leser über die Ent-scheidung als sicher vorausgesetzt werden kann und die Übersichtlichkeit der Darstellung durch das Weglassen eines weiteren Tätigkeitssymbols deutlich erhöht wird.

XY informieren

Änderung umsetzen

Änderung MIT Auswirkung auf XY

Änderung OHNE Auswirkung auf XY

Änderung beschließen

XY informieren

Änderung umsetzen

Änderung MIT Auswirkung auf XY

Änderung OHNE Auswirkung auf XY

Änderung beschließen

prüfen, ob Änderung

Auswirkung auf XY hat

BPMN konform: Teilweise abweichende Darstellung in der Praxis:

...

... ...

...

......

Abb. 18: Umgang mit Gateways in der Praxis

In Abb. 18 nimmt der Modellierer der rechten Darstellung an, dass die Prozessbeteiligten mit dem Beschluss der Änderung (Tätigkeit: „Änderung beschließen“) auch wissen, ob die beschlossene Änderung eine Auswirkung auf XY hat oder nicht. Beispielweise könnte in der Studienkommission eine Änderung im Studiengang beschlossen worden sein, die

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Auswirkungen auf die Prüfungsordnung hat oder nicht. Der Modellierer nimmt an, dass alle Beteiligten dies bei der Beschlussfassung schon wissen. Der Modellierer der linken Darstellung hingegen nimmt an, dass nach dem Beschluss der Änderung tatsächlich noch geprüft werden muss, ob die beschlossene Änderung eine Auswirkung auf XY hat oder nicht.

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3. ANHANG

3.1. ÜBERSICHT DER BPMN SYMBOLE

Abb. 19: Übersicht der BPMN Symbole

eingebetteterUnterprozess

StartZeitl. bedingter

StartStart durch

Empf ang v . Nachricht

Auf gabe

ausgeblendeterUnterprozess

Auf gabe (Schleif e)

Gateway Exklusiv (XOR)

Gateway Fluss-zusammenf ührung

Inklusiv

Entscheidungs-GatewayInklusiv

Entscheidungs-Gateway

Exklusiv (XOR)

Parallel (AND)Gateway

Zwischen-Ereignis

Ende

Zeitge-bundenesZwischen-Ereignis

Meldungs-empf angs-Zwischen-Ereignis

Meldungs-v ersands-Zwischen-Ereignis

AusnahmeZwischen-Ereignis

Ende mit Versandv on Meldung

Terminierungs-Ende

Die beiden XOR Gateway s unterscheiden sich in der

Darstellung in der Sy mbolpalettein iGraf x, nicht jedoch in der

Diagrammf läche

Start

Aufgabe

Unterprozess

Gateway

Zwischenereignis

Ende

DatenObjekt Gruppe

Text-AnmerkungArtef akte

Ausnahme-Ende

x

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3.2. BEISPIELPROZESS Das folgende Beispiel ist stark an ein Beispiel von Silver angelehnt (s. Silver 2009: 40, Abb. 5-3). Es zeigt den Prozess eines Neuwagenverkaufs mit direktem Finanzierungsabschluss an dem die Abteilungen Verkauf, Vorbereitung und Finanzierung eines Autohauses beteiligt sind.

Der Prozess startet durch den Eingang der schriftlichen Bestellung eines Neuwagens in der Verkaufsabteilung. Dort wird die Bestellung in ein System eingegeben und es läuft ein Un-terprozess ab, der auf der Hauptprozessebene nicht weiter abgebildet ist. Der Unterprozess liefert das Ergebnis, ob der Neuwagen bei der Fabrik bestellt werden muss oder nicht. Ist keine Bestellung erforderlich, bereitet die Abteilung Vorbereitung den Neuwagen für die Aus-lieferung vor. Ist eine Bestellung bei der Fabirk erforderlich, wird ein Unterprozess zur Bestel-lung ausgelöst. Der Unterprozess liefert das Ergebnis, ob der Neuwagen verfügbar ist. Ist er nicht verfügbar, endet der Prozess ohne Verkauf. Das Terminierungsende bewirkt, dass alle im Prozess aktiven Flüsse (z.B. die Organisation der Finanzierung) sofort enden. Ist er ver-fügbar, wird der Neuwagen geliefert (Zwischenereignis) und die Abteilung Vorbereitung be-reitet den Wagen für die Auslieferung vor. Gleich nach der Eingabe der Bestellung im Sys-tem organisiert die Abteilung Finanzierung in einem Unterprozess die Finanzierung. Ist keine Finanzierung verfügbar, endet der Prozess ohne Verkauf. Das Terminierungsende bewirkt, dass alle im Prozess aktiven Flüsse (z.B. die Bestellung des Neuwagens bei der Fabrik) so-fort enden. Ist die Finanzierung verfügbar und sind die Vorbereitungen der Abteilung Vorbe-reitung abgeschlossen, wird in der Abteilung Finanzierung die Bestellung abgeschlossen. Die Abteilung Vorbereitung übergibt den Neuwagen an den Kunden. Der Prozess endet und es ist zum Verkauf des Neuwagens gekommen.

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Autohaus

Verkauf Vorbereitung Finanzierung

START: Neuwagenverkauf mit Finanzierungsabschluss Eingang der Bestellung von Kunden

gibt Bestellung in System ein

Bestellung bei Fabrikerforderlich?

bestellt Neuwagen bei

Fabrik

Ja

Neuwagenverfügbar?

ENDE: Neuwagenverkaufkein Verkauf, weil Neuwagen nicht verfügbar

Nein

bereitet Neuwagen für

den Verkauf vor

Ja

organisiert Finanzierung

Finanzierungverfügbar?

Ja

schießt Bestellung ab

ENDE: NeuwagenverkaufVerkauf erfolgreich

ENDE: Neuwagenverkauf kein Verkauf, weil Finan-zierung nicht verfügbar

Nein

Nein

LieferungNeuwagen

übergibt Neuwagen an

Kunden

Abb. 20: Beispielprozess

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4. LITERATURANGABEN Allweyer, Thomas (2008): BPMN. Business Process Modeling Notation. Einführung in den

Standard für die Geschäftsprozessmodellierung. Books on Demand GmbH, Norder-stedt. ISBN: 978-3-8370-7004-0.

Silver, Bruce (2009): BPMN Method and Style, Cody-Cassady Press, USA. ISBN: 978-0-9823681-0-7.