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1 Texte: Tony Deimling/ Ines Bellin Die Entwicklung der Porträtmalerei an ausgewählten Werken der Gemäldegalerie, Kulturforum Potsdamer Platz Der Besuch der ständigen Ausstellung ist für Schulklassen kostenlos, Führungen sind bis zur 10. Klasse ebenfalls kostenfrei, ab Klasse 11 kostet die einstündige Führung 35 €. Sollten Sie an einer Führung interessiert sein, rufen Sie uns bitte an. Anmeldung Führungsvermittlung/ Besucher-Dienste: Tel. 266 3666/ Fax 266 3670 Bezüge zu verschiedenen Fächern DEUTSCH - Bilder als Sprechanlass: Erweiterung des sprachlichen Ausdrucks durch Beschreiben der Wahrnehmung, Benennen von Formen und Farben oder Schildern inhaltlicher Aussagen - Anregung der Fantasie durch kreatives Schreiben, Rätselaufgaben und Hineinversetzen in eine bestimmte Person BILDENDE KUNST - Anleitung zu eigenem produktiven Gestalten: Schattenrisse von sich selbst herstellen - Aus eigenen Fotografien Collagen herstellen oder diese verfremden (Andy Warhol) - Proportionsstudien aufarbeiten RELIGION - Malerei diente besonders im Mittelalter der religiösen Verehrung. - Die Rolle der Stifter heute und damals SACHKUNDE - Familienkonzeption damals und heute - Kinderdarstellungen im Wandel der Zeit - Lebens- und Arbeitswelt verschiedener Menschen kennen lernen Weiterführende Literatur: Norbert Schneider: Porträtmalerei. Hauptwerke europäischer Bildniskunst 1420-1670, Köln 2002.
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Die Entwicklung der Porträtmalerei - ww2.smb.museumww2.smb.museum/smb/media/education/22929/Portraetfuehrung2.pdf · 1 Texte: Tony Deimling/ Ines Bellin Die Entwicklung der Porträtmalerei

Feb 07, 2018

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Texte: Tony Deimling/ Ines Bellin

Die Entwicklung der Porträtmalerei an ausgewählten Werken der Gemäldegalerie, Kulturforum Potsdamer Platz

Der Besuch der ständigen Ausstellung ist für Schulklassen kostenlos,

Führungen sind bis zur 10. Klasse ebenfalls kostenfrei,

ab Klasse 11 kostet die einstündige Führung 35 €.

Sollten Sie an einer Führung interessiert sein, rufen Sie uns bitte an.

Anmeldung

Führungsvermittlung/ Besucher-Dienste:

Tel. 266 3666/ Fax 266 3670

Bezüge zu verschiedenen Fächern

DEUTSCH

- Bilder als Sprechanlass: Erweiterung des sprachlichen Ausdrucks durch Beschreiben der Wahrnehmung, Benennen von Formen und Farben oder Schildern inhaltlicher Aussagen

- Anregung der Fantasie durch kreatives Schreiben, Rätselaufgaben und Hineinversetzen in eine bestimmte Person

BILDENDE KUNST

- Anleitung zu eigenem produktiven Gestalten: Schattenrisse von sich selbst herstellen

- Aus eigenen Fotografien Collagen herstellen oder diese verfremden (Andy Warhol)

- Proportionsstudien aufarbeiten

RELIGION

- Malerei diente besonders im Mittelalter der religiösen Verehrung. - Die Rolle der Stifter heute und damals

SACHKUNDE

- Familienkonzeption damals und heute - Kinderdarstellungen im Wandel der Zeit - Lebens- und Arbeitswelt verschiedener Menschen kennen lernen Weiterführende Literatur:

Norbert Schneider: Porträtmalerei. Hauptwerke europäischer Bildniskunst 1420-1670, Köln 2002.

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Porträt

? Schon gewusst ? Ein Porträt ist ein Bild von einem bestimmten Menschen. Es werden aber auch mehrere Personen dargestellt. Je nachdem wie viele Menschen auf einem Bild wiedergegeben sind, unterscheidet man zwischen Einzel-, Doppel- und Gruppenporträt. Auf einem Porträt kann der Ausschnitt der dargestellten Person verschieden sein. So wird zum Beispiel nur Kopf und Schulter (Brustbildnis), der Oberkörper (Halbfigurenbild), bis zu den Knien (Kniestück) oder die ganze Figur gezeigt. Dabei muss der Porträtierte nicht immer nur sitzen, er kann auch stehen oder sogar reiten. Der Künstler kann auch die Darstellung von Gesichtern verändern. Der Kopf erscheint zum Beispiel von vorn (Vorderansicht), von der Seite (Profil) oder gedreht (Dreiviertelansicht). Der Dargestellte kann uns anschauen, durch uns hindurch oder an uns vorbeisehen. Meist versucht der Künstler zu zeigen, wie sich der Mensch im Augenblick des Malens gefühlt hat oder womit er gerade beschäftigt war. Bestimmt hast du auch zu Hause Fotografien von Familienangehörigen oder deinen Freunden. Fotografien gibt es aber erst seit etwa 150 Jahren. Früher ließen sich die Menschen auf Gemälden abbilden. Weshalb möchte man sich auf einem Bild festhalten?

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Was wäre für dich an einem Bildnis wichtig?

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Wen könnte ein Künstler auf einem Porträt wiedergeben?

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Am Anfang war das Stifterbild

Im Mittelalter* hatte die Kunst die Aufgabe, den Inhalt der Bibel anschaulich zu machen, weil vor über 700 Jahren viele Menschen nicht lesen konnten. Päpste, Kardinäle und Bischöfe bestellten bei den Malern Bilder, auf denen die Gottesmutter Maria mit ihrem Kind Jesus, die drei heiligen Könige oder andere Figuren aus der Bibel abgebildet waren. Doch bald wollten die Auftraggeber mit den himmlischen Gestalten zusammen dargestellt werden.

Auf diesem Bild siehst du einen Mann, der im Verhältnis zur Maria sehr klein und am unteren Bildrand gezeigt ist. Es hat auch einen Grund, warum er so klein abgebildet ist. Er war nicht etwa ein Zwerg oder die Farbe hat nicht gereicht. Im Mittelalter hat man die himmlischen Figuren größer als die Menschen gemalt. Der kleine Mann war der Stifter dieses Bildes (stiften = schenken). Er hat das Bild, auf dem er dargestellt ist, einer Kirche geschenkt. Mit dieser Stiftung wollte er zeigen, wie sehr er an Gott glaubte. Jeder, der in die Kirche geht, sieht ihn auf dem Bild und betet für ihn mit.

Böhmisch: Thronende Maria mit dem Kind (Glatzer Madonna). Um 1340/50 (Saal I). *Das Sternchen erklärt dir den Begriff am Ende der Aufgabenblätter.

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Übrigens: Den Namen des Künstlers, der dieses Bild gemalt hat, kennt man nicht. Man weiß nur, dass er aus Böhmen (heute Tschechien) kam. Zu dieser Zeit haben die Künstler noch nicht ihren Namen unter ihr Werk geschrieben. Noch ist es kein richtiges Porträt. Dem unbekannten Maler ging es nicht darum, ihn möglichst ähnlich darzustellen. Entscheidend ist nur, was er für einen Beruf ausgeübt hat.

Wenn du dir das Bild genau anschaust, erkennst du, was der Stifter vor sich auf die Stufen gelegt hat.

Nenne drei Gegenstände

1. ………………………………………………………………….

2. ……………………………………………………………......

3. …………………………………………………………………

Diese Gegenstände verraten uns, dass er ein Bischof gewesen sein muss. Denn an der Kleidung der Bischöfe hat sich bis heute kaum etwas verändert.

Der Mann hieß Ernst von Pardubitz und hat sich in Prag um seine Gläubigen gekümmert. Der Bischof muss relativ reich gewesen sein. Denn allein die Farben mit denen das Bild gemalt war, vor allem das Blattgold, kosteten viel Geld.

Übrigens: "Stiften gehen" heißt weglaufen.

Erkennst du, was die Engel in den Händen halten?

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Maria wird auch die berühmteste Mutter der Welt genannt. Weißt du warum? ……………………………………………………………………………………………………………….

Wer besuchte Maria, um ihr mitzuteilen, dass sie ein Kind von Gott bekommen wird?

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Für Profis: Das Gemälde ist nicht ganz vollständig. Wo fehlt ein Stück? Tipp: Schau dir mal genauer die Stufen zum Thron an!

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Ich bin genauso wichtig!

Jean Fouquet: Étienne Chevalier und der heilige Stephanus. 1450 (Saal V).

Zur Person: Étienne war ein hoher Beamter unter den französischen Königen Karl VII. und Ludwig XI. Étienne ist Französisch und heißt übersetzt Stephan. Er wurde nach dem heiligen Stephanus benannt. Den Heiligen erkennt man an dem Stein, der hier auf dem Buch liegt. Mit diesem wurde er vor 1700 Jahren wegen seines Glaubens an Christus erschlagen. Erkennst Du die Wunde am Kopf?

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Den Stifter eines Bildes erkennt man meist daran, dass er kniet und die Hände zum Gebet zusammengelegt hat. So wurden auch der Bischof Ernst von Pardubitz und hier Étienne Chevalier dargestellt. Aber was für ein Unterschied zwischen den beiden! Fällt dir auf, dass er dem Heiligen näher ist, als der Bischof der Gottesmutter? Étienne Chevalier wagte es also, sich ebenso groß abbilden zu lassen wie die himmlischen Figuren. Das hatte es 100 Jahren zuvor noch nicht gegeben! Nun aber rückt der einzelne Mensch immer stärker in den Mittelpunkt. Es wird jetzt interessant, die Gesichtszüge von Stiftern im Bild festzuhalten. Die Kunst dient nicht mehr nur der Verehrung von Gott. Aus diesen Stifterporträts entwickelt sich später das neue Thema der Malerei: Das Porträt Das Gesicht von Étienne Chevalier ist leicht gedreht, so dass es in Dreiviertelansicht erscheint. Wie viel sieht man von ihm? ………………………………………………………………………………………………………………. Wohin hat der Maler den Namen des Stifters geschrieben? ………………………………………………………………………………………………………………

Zu dem Gemälde gehört noch ein anderes, das sich heute in einem Museum in Antwerpen befindet. Auf diesem ist die Madonna mit dem Kind dargestellt. Der Stifter würde sich ihr also zuwenden. Zeichne ein Bild von Maria und ihrem Sohn. Sie sitzt auf einem Thron, der von Engeln getragen wird.

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Jean Fouquet, Maria mit Kind, Seraphim und Cherubim (Antwerpen, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten)

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Seht mich an!

Albrecht Dürer: Selbstbildnis. 1500 Albrecht Dürer: Hieronymus (München, Alte Pinakothek). Holzschuher. 1526 (Raum 2).

Rechts siehst du Hieronymus Holzschuher. Links den Maler Albrecht Dürer. Er hat seinen Freund Holzschuher gemalt. Damit wir nicht vergessen, wer auf dem Gemälde abgebildet ist, hat Dürer an die Wand über Holzschuher geschrieben: HIERONYMUS HOLZSCHUHER - IM JAHRE 1526 - IN SEINEM 57. LEBENSJAHR. Hätte Dürer das Bild 1450 gemalt, also fast 80 Jahre früher, dann wäre Hieronymus vielleicht zusammen mit seinem Namensheiligen dem heiligen Hieronymus dargestellt worden. So wie Étienne Chevalier mit dem heiligen Stephanus. Adlige und reiche Bürger wie Holzschuher ließen sich stolz verewigen. Und das wollten sie im 16. Jahrhundert bereits ohne die heiligen Figuren. Das Wichtigste an diesem Porträt ist wohl der Blick von Holzschuher. Wie schaut er uns an? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… Mit vielen kleinen Pinselstrichen hat Dürer Bart, Haare und Pelzkragen gemalt. Nichts hat er ausgelassen. Sogar das Fenster durch das Licht in den Raum dringt, hat er gemalt. Um es zu entdecken, musst du ihm tief in die Augen schauen.

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Wenn du das Gemälde in noch einmal sehen willst, besuch uns doch einfach mit deinen Eltern oder der Schule in der Gemäldegalerie. Woran erkennst du, dass Holzschuher ein alter Mann ist? ……………………………………………………………………………………………………………… ………………………………………………………………………………………………………………

Holzschuher gehörte wie Dürer dem

Rat in Nürnberg an und war sogar zweimal Oberbürgermeister dieser Stadt. Er war also eine wichtige Persönlichkeit. Auf einem Wappen konnte der Name eines

Menschen bildlich dargestellt werden. Erkennst du links den Holzschuh auf Stelzen?

Das Porträt hing aber nicht für jeden sichtbar an der Wand. Sonst hätte der Maler Holzschuher mit einem Hut dargestellt. Um es vor fremden Blicken zu schützen oder es auch sicher zu transportieren, konnte man vor das Bild einen Deckel schieben. Auf diesem Deckel war das Wappen der Familie Holzschuher zu sehen. Hast du einen Namen, den man malen kann, oder ein besonderes Hobby? Du kannst auch den Beruf deiner Eltern aufzeichnen. Versuch dein eigenes Wappen zu malen!

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Bis hierher hast du schon eine Menge

über das Porträt am Ende des Mittelalters gelernt. Handelt es sich bei der Abbildung links auch um ein Porträt? …………………………………………………………...

Westfälisch: Das Heilige Antlitz Christi. Um 1400.

Warum/Warum nicht?

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Wenn du das Bild von dem unbekannten westfälischen Maler mit dem Selbstbildnis von Dürer vergleichst, fällt dir vielleicht auf, dass sich Dürer wie Christus dargestellt hat. Diese Ähnlichkeit war beabsichtigt. Er hat sich als vornehmer Herr mit Pelzmantel gemalt. Noch vor einiger Zeit verstanden sich die Künstler als Handwerker, wie die Schneider und Tischler. Dürer aber sah sich als Schöpfer von künstlerischen Werken, wie die Dichter und Philosophen. Rechts von Dürers Kopf steht geschrieben: "So malte ich, Albrecht Dürer aus Nürnberg, mich selbst mit unvergäng- lichen Farben im Alter von 28 Jahren."

Kein anderer Maler vor ihm schuf so viele Selbstbildnisse wie Dürer. Das neue Selbstbewusstsein hatte er von den Malern aus Italien mitgebracht. In diesem Land entwickelten sich schon um 1350 eine neue Kunst und ein neues Wissen, die Renaissance*.

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Damit jeder weiß, von wem die Gemälde sind, hat Dürer seine Bilder unterschrieben. Er hat nur den jeweiligen Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens verwendet. So sieht sein Autogramm aus! Wie würdest du dein

Bild unterschreiben?

Wer sieht seinem Bildnis wohl ähnlicher?

Robert Campin: Bildnis des Giorgione : Bildnis eines jungen Robert de Masmines. Vor 1430 (Saal IV). Mannes. Um 1500 (Raum 32). Links hat der Maler Robert Campin den Ritter Robert de Masmines wiedergegeben. Fast wie unter dem Mikroskop erkennt man Bartstoppeln, Runzeln, Falten und das Doppelkinn. Eine wahre Schönheit?

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Der Ritter erscheint bei Campin wirklichkeitsgetreu. Seine Gesichtszüge sind scharf und klar gezeichnet und die Farben eher hell und kühl. Diese Malweise mit vielen feinen Pinselstrichen hat die Menschen damals beeindruckt. Campin wurde für die Maler aus den südlichen Niederlanden, Deutschland und Frankreich zum Vorbild. Giorgione war bei seinem Porträt offenbar etwas ganz anderes wichtig. Worauf legte er bei der Wiedergabe eines jungen Mannes Wert? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………...

Künstler arbeiten in der Regel für einen Auftraggeber. Meistens hat dieser sehr genaue Vorstellungen davon, wie sein Bild aussehen soll. Stell dir vor, dass die Auftraggeber von Campin und Giorgione sich darüber austauschen, wie ihr Porträt entstanden ist! Schreibe das Gespräch auf! Der junge Mann: ………………………………………………………………………………… Robert de Masmines: …………………………………………………………………………… Der junge Mann: ………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ………………………………………………………………………………………………………………

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Möchten Sie meine Frau werden?

Ein Zettel über dem Kopf des Kaufmanns verrät uns, wer der Mann ist. Er hieß Georg Gisze und war 34 Jahre alt, als er sich von Hans Holbein malen ließ. Holbein war zu dieser Zeit ein sehr bekannter und beliebter Porträtmaler. Viele reiche Bürger und sogar die

englische Königsfamilie saß ihm Modell. Von seinem Vater hatte er den Beruf und seinen Namen geerbt. Damit man

die Bilder von Vater und Sohn unter- scheiden kann, wird der Vater Hans Holbein d.Ä. (der Ältere) und der Sohn Hans Holbein d.J. (der Jüngere) genannt.

Hans Holbein d.J.: Der Kaufmann Georg Gisze. 1532 (Raum 4). Georg war ein Kaufmann und kam aus Danzig. Später ging er nach London, wo er mit dem Handel von englischen Tuchen reich wurde. Mit Handel meint man das Kaufen und Verkaufen von Waren. Aber auch um Transport und Lagerung musste sich Georg kümmern. Dass Georg als Kaufmann erfolgreich war, soll man auf dem Bild erkennen können. Wir sehen ihn in teure Seide gekleidet hinter seinem Arbeitstisch sitzen. Das Arbeitszimmer ist recht klein. Stell dir nur mal vor, er würde jetzt aufstehen! Zahlreiche Gegenstände umgeben Georg, mit denen er täglich zu tun hat. Eine Schachtel, Briefe, Bücher und eine Bindfadenkugel hängen an der Wand. Auf dem Tisch liegt ein kostbarer Teppich. Darauf befinden sich Messer, Wappenring und Lack zum Versiegeln von Briefen. Was befindet sich noch auf dem Tisch? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ………………………………………………………………………………………………………………

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Wofür braucht Georg eine Waage, einen Siegelring und die Schlüssel? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ………………………………………………………………………………………………………………

Durch die Blume gesprochen

In diesem Bild sind Georgs Lieblingsblumen zu finden. Nelken und Rosmarin bedeuteten damals das, was man heute jemandem mit roten Rosen sagen möchte: Er wird seine Verlobte immer lieben und und ihr treu sein. Entdeckst du die vergoldete Dosenuhr rechts neben der Vase? Sie hat nur einen Zeiger. Die Uhr und die

welkenden Blumen erinnern uns daran, dass die Zeit schnell vergeht.

Das Bild wurde Christine, einer Tochter des Danziger Bürgers Tiedemann Krüger, zugesandt. Die Botschaft des Bildes hat Georgs Verlobte verstanden. Schon 3 Jahre später hat sie ihm das Jawort gegeben. Bei einem Porträt kommt es nicht nur darauf an, dass die Person möglichst ähnlich wiedergegeben wird. Durch Bildnisse erfahren wir, wie der dargestellte Mensch gelebt und sich gefühlt hat, und was er uns mit dem Bild sagen möchte.

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Wo ist Was?

Versuche fünf Gegenstände zu benennen. 1. ……………………………………………………………………………………………………… 2. ………………………………………………………………………………………………………

3. ………………………………………………………………………………………………………

4. ………………………………………………………………………………………………………

5. ………………………………………………………………………………………………………

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Da bist du ja!

Kinder sind gar nicht so selten auf Bildern zu sehen. Du kennst bestimmt die kleinen Kinderengel, die oft fast nackt sind und kleine Flügel besitzen. Das berühmteste Kind der Welt ist wohl das Jesuskind. Neben den himmlischen Kindern gibt es natürlich die weltlichen Kinder. Diese tauchen schon im Mittelalter auf Stifterbildnissen auf und später auf Familienporträts.

Meister von 1456 (Köln): Maria auf der Mondsichel im Hortus conclusus (Raum 1).

Mutter und Kind?

Frans Hals: Catharina Hooft mit ihrer Amme. Um 1619/20 (Raum 13).

Der Maler hat Catharina Hooft zusammen mit ihrer Amme, also ihrem Kindermädchen, gemalt. Wir haben die beiden gerade beim Spielen überrascht. Auf dem Bild ist Catharina erst zwei Jahre alt.

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Kaum zu glauben, denn Frans Hals hat sie als "kleine Erwachsene" dargestellt. Das einzige Kindliche im Bild ist das Schellenspiel, das sie in der linken Hand hält.

Kannst du dir vorstellen, wozu ein Schellenspiel benutzt wird? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… Wie viel hat uns der Maler von beiden gezeigt? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… Wie schauen sie uns an? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… Die Familie Hooft wollte bestimmt, dass der Maler zeigt, wie reich sie waren. Woran erkennt man das? Denke dabei auch an die Kleidung der Amme. ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… Wenn du Catharina als frisch verheiratete junge Frau sehen willst, besuch uns wieder einmal in der Gemäldegalerie.

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Platz da! Jetzt komm ich!

Mit diesem dicken Mann möchte man sich lieber nicht streiten! Er hat sich als ganze Figur darstellen lassen. Wir müssen sogar zu ihm aufblicken. Die Säule rechts ist ein Zeichen der Macht und wurde für viele Herrscherporträts verwendet. Mit der linken Hand greift der Mann seinen Degen und mit der rechten seinen Mantel. Wie schaut er uns an? ……………………………………………… ……………………………………………… ………………………………………………

Charles Mellin: Bildnis eines Mannes. Um 1630 (Saal XIV). Warum hat er sich wohl von Charles Mellin malen lassen? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………….

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Man weiß nicht genau, wer dieser Mann war. Vielleicht war er ein italienischer Feldhauptmann. Hast du eine Idee? Schreibe eine Biografie über ihn! Denke an seine Eltern, Ausbildung, Familie und seinen Beruf. ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ………………………………………………………………………………………………………………

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Hereinspaziert!

Das geht ja zu wie in einem Zirkus! Ein Hund tanzt mit einem Zwerg. Wenn du aber genau hinschaust, dann siehst du, dass wir gerade dem Maler über die Schulter blicken. Die Werkstatt eines Malers nennt man Atelier.

Jan Miense Molenaer: Die Werkstatt des Malers. 1631 (Raum 13). Rechts steht der bewegliche Ständer (Staffelei). Auf der Staffelei steht ein Rahmen, in den die Leinwand (Stoff) mit Schnüren eingespannt ist. Darüber hängt die Palette, die der Maler zum Mischen der Farben verwendet. Auf dem Hocker befindet sich noch der Malstock. Wenn er den an das Bild hält und seine Hand darauf abstützt, kann er mit sicherer Hand viele kleine Pinselstriche ausführen. Aber der Maler ist nicht allein in der Werkstatt. Bei der Arbeit stehen ihm Lehrlinge und Gesellen zur Seite. In deinem Alter hättest du schon in einer Werkstatt arbeiten dürfen. Natürlich braucht der Maler noch ein Modell, das oft ein Freund oder Familienmitglied war. Erkennst du die Menschen auf dem Bild? Wer könnten sie sein?

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Worauf kann man noch malen? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… ………………………………………………………………………………………………………………

Links im Hintergrund steht der Maler, der die Ölfarben neu anmischt. Die wurden damals von den Malern noch selbst hergestellt, denn man konnte noch keine Farben in Tuben kaufen. Erde, Pflanzen, Steine oder Metalle rieb man zu Pulver. Dieses Pulver wurde dann mit etwas Wasser und Ei angerührt. Diese Eitempera trocknete sehr schnell auf dem Bild. Aber als die Farben getrocknet waren, sahen sie anders aus. Die Ölfarben dagegen sahen fast genauso aus wie im getrockneten Zustand. Außerdem konnte der Maler noch bis zu zwei Tage später die Farben verändern. Oft dauerte es fast ein ganzes Jahr bis ein Gemälde mit Ölfarben vollständig getrocknet war. Für die Ölfarben mischte man das Pulver meist mit Leinöl. Willst du das auch einmal probieren und malen wie die Alten Meister? Hier ist das Rezept: Du brauchst dazu: 1 Tasse, 1 Gabel, Gläser mit Schraubverschluss, Wasser, Tempera-Farbpulver. Schütte nun 1 Tasse Wasser und 2 Tassen Tempera-Farbpulver in ein Glas. Verrühre Farbpulver und Wasser vorsichtig mit der Gabel. Mit viel Wasser vermischt, wirkt die Farbe schwächer und stumpf. Wenn Ihr nur wenig Wasser benutzt, wird die Farbe kräftig und intensiv.

Denk noch an den Malkittel! Wo kommen nur auf einmal die ganzen Farbkleckse her??

Wer findet das kleinste Porträt der Gemäldegalerie?

Auf diesem Bild seht Ihr die Königin Charlotte von England. Mit 17 Jahren heiratete sie den englischen König Georg III., mit dem sie 15 Kinder hatte. Zuletzt wurde das Bild in Raum 34 gesehen!

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Eine Sensation!

Die Gemäldegalerie besitzt dieses Bild schon seit 70 Jahren. Aber bisher

wusste niemand, wer darauf abgebildet war. Durch Zufall hat man vor kurzem herausgefunden, dass es sich hierbei um Wolfgang Amadeus Mozart handelt. Johann Georg Edlinger hat das letzte Porträt des berühmten

Komponisten gemalt. 1756 wurde Mozart in Salzburg geboren und starb schon mit 34 Jahren in Wien. Zu seinem 249. Geburtstag wurde das Bild jetzt der ganzen Welt vorgestellt.

Edlinger: Bildnis des Wolfgang Amadeus Mozart (Raum 54).

Ein Lächeln wert!

Leonardo da Vincis Mona Lisa ist bestimmt das berühmteste aller Porträts. Drei Jahre lang hat der Maler an dem Bild gesessen. Mona Lisa war vermutlich die Frau des Grafen Francesco del Giocondo. Deshalb wird das Bild auch "La Gioconda" genannt. Weißt du, warum dieses Bild so bekannt ist? ………………………………………………………… …………………………………………………………

Leonardo da Vinci: Mona Lisa. 1503-1506 (Louvre, Paris), (Detail).

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Wer bin ich?

Das ist Rembrandt! Er war der bekannteste holländische Maler des 17. Jahrhunderts. Nächstes Jahr, also 2006, ist sein 400. Geburtstag. Unser Museum hat sich deshalb etwas ganz besonderes für das Geburtstagskind ausgedacht. Viele seiner Werke, die sonst nicht zu sehen sind, werden gezeigt. Was, denkst du, so etwas feiert man? Aber natürlich! Aus dem Sohn eines Müllers ist einer der wichtigsten Maler der Kunstgeschichte geworden, der die Menschen bis heute begeistert.

Rembrandt Harmensz. van Rijn: Selbstbildnis mit Samtbarett und Mantel mit Pelzkragen. 1634 (Saal X). Aller Anfang ist schwer. Um gute Porträts zu malen, mussten die Künstler üben. Das konnten sie am besten mit dem Selbstporträt. Sie brauchten dazu nur einen Spiegel. Im Laufe seines Lebens hat Rembrandt sich mindestens dreißigmal auf der Leinwand verewigt. Aber auch auf Zeichnungen und Kupferstichen* hielt er sich fest. Man sieht einen lachenden, schreienden oder erschrockenen Rembrandt. Mit 19 Jahren malte er sein erstes und mit 63 Jahren sein letztes Selbstbildnis. Doch er porträtierte sich nicht nur als Künstler. Wie ein Schauspieler schlüpfte er in immer neue Kostüme und hielt sich in verschiedenen Rollen fest, um die jeweiligen Körperhaltungen und Gesichtsausdrücke zu studieren. Die Erkenntnisse, die er dabei gewann, kamen ihm später bei seinen spannenden Darstellungen von Bibelgeschichten zugute, oder bei den Porträts anderer Menschen. Aber auch seine erste Frau Saskia, sein Sohn Titus und seine zweite Frau Hendrickje Stoffels standen ihm Modell. Das Bild oben zeigt Rembrandt als erfolgreichen und frisch verliebten Künstler. Er ist 28 Jahre alt und hat gerade Saskia van Uylenburgh geheiratet, die Tochter eines reichen Anwalts aus Friesland.

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Sein Gesicht hat er in Hell und Dunkel ausgeleuchtet wie auf einer Theaterbühne. Diese Hell-Dunkel-Malerei war im Barock* sehr beliebt. Wie ist die Haltung des Kopfes und des Oberkörpers? ……………………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………………… Was hat das für eine Wirkung auf dich? ……………………………………………………………………………………………………………… ………………………………………………………………………………………………………………

Noch einmal Rembrandt

Was für ein Gesicht macht Rembrandt? ……………………………… ……………………………… ………………………………

Rembrandt: Selbstbildnis mit offenen Mund und aufgerissenen Augen. 1630 (Kupferstichkabinett).

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Mach' dir selbst ein Bild von dir!

Kinderleicht denkst du, dich selbst im Spiegel zu malen? Versuch es auch einmal. Aber nicht nur Punkt, Punkt, Komma, Strich! Du kannst auch einen Schattenriss von dir anfertigen! Der Schattenriss links ist übrigens von dem Schriftsteller Johann Wolfgang Goethe (1749-1832). Von dem liest du bestimmt etwas in der Schule, wie wir das auch mussten.

Huch, die sind ja blass!

Die Familie des George Clive lässt sich an den weiß geschminkten Gesichtern erkennen. Warum sehen sie aus wie Gespenster? …………………………………………… ……………………………………………

……………………………………………Sir Joshua Reynolds: George Clive und seine Familie mit einer indischen Dienerin. Um 1765/66 (Raum 20). George Clive war ein Verwandter des berühmten Eroberers von Indien und hatte sich englischen Truppen bei ihren Feldzügen angeschlossen. Als reicher Mann kehrte er nach England zurück und wurde in die Regierung gewählt. Mit diesem Familienporträt wollte er zeigen, was er in seinem Leben erreicht hat. Der Reichtum der Familie Clive wird in den teuren Stoffen und auch in dem Purpurvorhang sichtbar. Dieser Vorhang wurde sonst von Kaisern und Königen getragen.

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Übrigens: Die Purpurfarbe gewann man aus den Purpurschnecken. Die sonderten diesen Farbton ab. Schon vor über 2000 Jahren wurden die Schnecken deshalb verfolgt und fast ausgerottet. Aber was hat eine indische Frau auf dem Porträt einer

englischen Familie zu suchen?

Als George Clive von Indien zurückkam, brachte er eine indische Frau mit, die du hier als Dienerin siehst. Warum war er in Indien?

Im 18. Jahrhundert begann Großbritannien viele Ländereien zu erobern, die das British Empire bildeten. Die Engländer beherrschten zu dieser Zeit mit ihrer Flotte sämtliche Weltmeere. Zu diesem Reich gehörte auch Indien. Die Briten verdrängten hier erst die Portugiesen, Niederländer und Franzosen. Sein Verwandter Robert Clive legte den Grundstein des Britischen Reichs (British Empire). Er konnte die französische Herrschaft in Indien beenden. Indien war nun eine Kolonie von Großbritannien. 1876 nahm Königin Viktoria sogar den Titel der Kaiserin von Indien an.

Die Karte zeigt das britische Weltreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Erst 1947 erlangte Indien seine Unabhängigkeit.

Porträts zeigen uns nicht nur, wie die Menschen damals wirklich aussahen oder sich sehen wollten. Sie erzählen auch etwas über unsere Geschichte. Denn oft haben sich berühmte Persönlichkeiten darstellen lassen, die du bis heute in Geschichtsbüchern finden kannst. Auf Gemälden haben sich Kaiser, Könige, Fürsten und andere wichtige Menschen für die Nachwelt verewigen lassen. In unserem Museum kannst du ihnen in die Augen schauen.

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Die Maler (Auswahl)

Robert Campin

war ein niederländischer Maler, der von etwa 1378 bis 1444 lebte. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der altniederländischen Malerei. Er malte religiöse Bilder, aber auch die bürgerliche Welt, die er sehr realistisch wiedergab. Albrecht Dürer

wurde in 1471 Nürnberg geboren. Sein Vater war ein Goldschmied aus Ungarn. In seine Werkstatt ging der zwölfjährige Albrecht in die Lehre. Er malte nicht nur Bilder, sondern fertigte auch zahlreiche Holzschnitte*, Kupferstiche* und Zeichnungen an. Von seinen beiden Reisen nach Italien brachte er die Ideen der Renaissance mit. Um die große Nachfrage nach seinen Arbeiten zu stillen, gründete Dürer eine eigene Werkstatt. Er wurde zum berühmtesten deutschen Maler seiner Zeit. Jean Fouquet (1415/20 bis 1477/81) [sprich: djan fuke] Bei diesem französischen Maler weiß man nicht genau in welchem Jahr er geboren und gestorben ist. Fouquet hat Bilder und Bücher bemalt. Er arbeitete für den französischen König Ludwig XI. Als einer der ersten Maler hat er die neue Malerei der Renaissance aus Italien verwendet. Er hat berühmte Persönlich-keiten wie den Papst Eugen IV. und König Karls VII. porträtiert. Giorgione (1478 bis 1510) [sprich: dschordschone] Über das Leben diesen italienischen Malers ist sehr wenig bekannt. Zu seiner Zeit war er ein wichtiger Vertreter der Renaissance in Venedig. Die Darstellung der Landschaft stand bei ihm im Vordergrund. Die Natur wurde von ihm in ein weiches Licht gehüllt. Das war damals ein ganz neues Bildthema. Frans Hals (um 1581 bis 1666) Dieser niederländische Künstler zählt zu den bedeutendsten Meister der Porträtmalerei. Er wurde in der flämischen Stadt Antwerpen (heute in Belgien) geboren, arbeitet aber in Holland. Er fertigte Porträts von wohlhabenden Bürgern, Bauern und Soldaten, und Gruppenbilder von Herrschern und Familien an. Er hielt die Menschen in einem bestimmten Augenblick fest, so dass sie natürlich und lebendig wirkten.

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Hans Holbein d.J.

war ein deutscher Porträtmaler und wurde 1497 in Augsburg geboren. In der Werkstatt seines Vaters Hans Holbein d.Ä. wurde er ausgebildet. Später arbeitete er in der Schweiz und lernte auf seinen Italienreisen die Arbeiten der Renaissancekünstler kennen. 1536 wurde er der Hofmaler des englischen Königs Heinrich VIII. In London fertigte er auch das Porträt des Georg Gisze an. 1543 starb er an der Pest in London. Rembrandt Harmensz. van Rijn

Wurde 1606 in der holländischen Stadt Leiden als Sohn eines Müllers geboren. Mit 16 Jahren ging bei dem Maler Pieter Lastmann in Amsterdam in die Lehre. Schon bald feierte er große Erfolge als Porträt- und Historienmaler. Er gründet eine große Werkstatt und ließ Gesellen für sich arbeiten. Bei vielen seiner Gemälde weiß man nicht so genau, ob sie von ihm oder seinen Schülern stammen. Er war auch ein großer Kunstsammler. Diese Sammelleidenschaft führte mit zum wirtschaftlichen Zusammenbruch. Rembrandt verarmte und musste schließlich sein Hab und Gut verkaufen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1669 entstanden noch zahlreiche Meisterwerke.

Glossar

Barock*: Die Epoche des Barock reicht von etwa 1600 bis 1750. Der Begriff geht auf das portugiesische Wort barocco zurück und bezeichnet eine krumme, nicht ganz runde Perle. Diese Eigenschaften kennzeichnet auch die schwungvolle Malweise. Es entstanden neue Themen in der Malerei wie Landschaften und Stillleben (auf einem Stillleben waren Blumen, Früchte oder alltägliche Gegenstände zu sehen).

Holzschnitt*: Ein Holzschnitt ist eine aus einem Holzblock herausgeschnittene und von da aus gedruckte Zeichnung.

Kupferstich*: Ein Kupferstich ist eine auf eine Kupferplatte eingeritzte und von da aus gedruckte Zeichnung.

Mittelalter*: Zeitraum von 500-1500, in dem der christliche Glaube das Leben der Menschen bestimmte. Kriege, Hungersnöte und die Pest, streitlustige Könige, Kaiser und Päpste ließen Europa nicht zur Ruhe kommen. Aber es ist auch die Zeit der Entstehung von Kathedralen, Universitäten und großen Städten.

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Renaissance*: Das Wort Renaissance kommt aus dem Französischen und bedeutet "Wiedergeburt". Die Epoche dauerte von etwa 1350 bis 1550 und löste das Mittelalter ab. Künstler und Gelehrte begannen nun die Philosophie, Kunst und Literatur der Antike wiederzuentdecken. Diese Rückbesinnung auf die Antike wird Renaissance genannt. Die Maler schauten sich den Menschen und seine Umgebung genauer an. Beides begann man neu zu erforschen und im Bild festzuhalten. Außerdem war die Renaissance eine Zeit der Entdeckungen neuer Erdteile, wie Amerika.