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15 DER AUFSTAND IM WARSCHAUER GHETTO Am 19. April 1943 erheben sich die im Warschauer Ghetto gefange- nen Juden, und es setzt ein verzweifelter Aufstand gegen die deut- sche Besetzung ein, der mehrere Wochen andauern wird und dessen Niederschlagung mit der Sprengung der Großen Synagoge am 16. Mai ein brutales, erbarmungsloses Ende findet. Anlässlich des 70. Jahrestags des Aufstands präsentiert die Retrospektive des Festivals filmPOLSKA ein Programm, das an das polnisch-jüdische Leben vor, während und nach der deutschen Besetzung erinnert. Zu sehen sind unter anderem Dokumentarfilme, die sich mit der Überlieferung der raren historischen Aufnahmen des Warschauer Ghettos auseinander- setzen, und frühe Beispiele filmischen Gedenkens an den Aufstand im Warschauer Ghetto. Die Retrospektive ist zugleich Teil unserer Reihe DIE WELT IN WAFFEN, die sich der Vor- und Nachgeschichte des Kriegsendes in Europa widmet und von The Canine Condition kura- tiert wird. Pod Jednym Niebem DER AUFSTAND IM WARSCHAUER GHETTO
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DER AUFSTAND IM WARSCHAUER GHETTO - dhm.de polska_Aufstand... · Piata Rocznica w Getice Warsawskim Der fünfte Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto PL 1948, R: Saul Goskind,

Aug 31, 2019

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DER AUFSTAND IM WARSCHAUER GHETTOAm 19. April 1943 erheben sich die im Warschauer Ghetto gefange-nen Juden, und es setzt ein verzweifelter Aufstand gegen die deut-sche Besetzung ein, der mehrere Wochen andauern wird und dessen Niederschlagung mit der Sprengung der Großen Synagoge am 16. Mai ein brutales, erbarmungsloses Ende findet. Anlässlich des 70. Jahrestags des Aufstands präsentiert die Retrospektive des Festivals filmPOLSKA ein Programm, das an das polnisch-jüdische Leben vor, während und nach der deutschen Besetzung erinnert. Zu sehen sind unter anderem Dokumentarfilme, die sich mit der Überlieferung der raren historischen Aufnahmen des Warschauer Ghettos auseinander-setzen, und frühe Beispiele filmischen Gedenkens an den Aufstand im Warschauer Ghetto. Die Retrospektive ist zugleich Teil unserer Reihe DIE WELT IN WAFFEN, die sich der Vor- und Nachgeschichte des Kriegsendes in Europa widmet und von The Canine Condition kura-tiert wird.

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Dzień w Warszawie A Day in Warsaw PL 1938, R: Paul Goskind, Text: Asher Lerner, K: V. Kaszimierczak, 10‘ | 35 mm, jiddisch-englische Fassung

Der finfter Jorezeit fun Oipsted in Warschawer Getto Piata Rocznica w Getice Warsawskim Der fünfte Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto PL 1948, R: Saul Goskind, Nathan Gross, 30‘ | 35 mm, jiddische Fassung

Requiem dla 500 tysięcy Requiem für 500.000 PL 1963, R: Jerzy Bossak, Wacław Kaźmierczak, 28‘ | 35 mm, OF englisch eingesprochen

Pod Jednym Niebem Unter demselben Himmel PL 1955, R: Kurt Weber, B: Bronisław Wiernik, Kommentar: Tadeusz Różewicz, 19‘ | 35 mm, OmeU

Polnisch-jüdisches Leben vor dem Krieg und Gedenken an den Aufstand im Warschauer Ghetto. In den Jahren 1938 und 1939 produzierten Saul und Itzhak Goskind für die Warschauer Produktionsfirma Sektor Films sechs Filme über jüdische Gemeinschaften in Polen, von denen fünf Filme überliefert sind. Einer davon ist Dzień w Warszawie, der unter anderem das jüdische Viertel in Warschau porträtiert. Zu sehen sind das Jiddische Theater, der jü-dische Gemeinderat, Krankenhäuser, Schulen und Synagogen. Der Film en-det mit einer Alltagsbeobachtung im Kraschinsky-Park.Es folgen Krieg, Ghetto und Vernichtung: Fünf Jahre nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto und drei Jahre nach der Befreiung Warschaus dokumen-tiert Der finfter Jorezeit... eine Gedenkfeier für den Aufstand. Requiem dla 500 tysięcy und Pod Jednym Niebem sind zwei frühe Beispiele filmischen Gedenkens an den Aufstand im Warschauer Ghetto und zugleich wegwei-sende Filme der polnischen Dokumentarfilmgeschichte, wobei Jay Leyda in seinem Standardwerk über Kompilationsfilme Film Begets Film (1964) die Verwendung der Händelmusik in Requiem dla 500 tysięcy als sentimental aufstieß. (ft)Wir danken dem Steven Spielberg Jewish Film Archive für die freundliche Genehmigung zur Vorführung des Films Dzień w Warszawie.Grußwort: Tomasz Dąbrowski (Direktor des Polnischen Instituts Berlin)Einführung: Fabian Tietkeam 19.4. um 19.00 Uhr

Requiem dla 500 tysięcy

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Ulica Graniczna Grenzstraße PL 1948, R: Aleksander Ford, K: Jaroslav Tuzar, D: Mieczysława Ćwiklińska, Jerzy Leszczyński, Władysław Walter, 126‘ | 35 mm, OmeU

Ein Ausnahmefilm. Nachdem der in Kiew als Mosche Liwczyc geborene Filmregisseur Aleksander Ford mit der Roten Armee nach Polen zurückge-kehrt war, realisierte er auf Anregung von Saul Goskind mit Ulica Graniczna den ersten fiktionalen Film über den Aufstand im Warschauer Ghetto. Ulica Graniczna spiegelt in der Geschichte einer Warschauer Straße, die an das Ghetto grenzt, die Auswirkungen der deutschen Besatzung auf die polni-sche Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen die Erlebnisse einiger Familien, insbesondere der Kinder, die trotz aller Not fest zusammenhalten. Die Ent-scheidung Aleksander Fords, die jüdische Bevölkerung ins Zentrum seines Films zu stellen und die nicht-jüdische polnische Bevölkerung in all ihren Facetten von Solidarität bis zur hin Kollaboration zu zeigen, fand wenig Begeisterung bei der zeitgenössischen Politik, die Ford »antipolnische Ten-denzen« vorwarf. Ausländische Kritiker wiesen auf Fords besondere Ansprü-che an das Publikum hin. »Einer jener Filme, die, weil sie von der Naziver-gangenheit handeln und sie so, wie sie sich dem Auge eines unterdrückten und gequälten Volkes darbot, schonungslos offen und anklagend wiederge-ben, ernstliche Ansprüche an den Betrachter stellen: an seine Einsicht, an seine Aufrichtigkeit sich selber gegenüber, an seine Aufnahmebereitschaft, sein Mitfühlenwollen, an seine politische Reife schließlich.« (Hans Ulrich Eylau, Tägliche Rundschau, 18.8.1949). (ft)am 19.4. um 21.00 Uhr

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Im Warschauer Ghetto D 1942, 9‘ | 16 mm

Shtikat Haarchion Geheimsache Ghettofilm D/IL 2010, R/B: Yael Hersonski, K: Itai Ne‘eman, S: Joel Alexis, 89‘ | DigiBeta, OmeU

Filmaufnahmen, die ein Nazi-Propagandateam 1942 im Warschauer Ghetto drehte, prägen bis heute unsere Vorstellungen vom Leben der Juden im Ghetto. Als vermeintlich objektive Darstellungen tauchen sie in unzähligen Dokumentationen über das Warschauer Ghetto auf. In ihrem Film Geheim-sache Ghettofilm konfrontiert die Filmemacherin Yael Hersonski Überleben-de, die sich an die Dreharbeiten des Propagandafilms erinnern, mit diesen vermeintlich authentischen Aufnahmen. Hersonski recherchiert Aufzeich-nung in Tagebüchern und entdeckt das Verhörprotokoll des Kameramanns der Aufnahmen. Sichtbar wird die durchgängig gewaltsame, propagandisti-sche Zurichtung der Bilder. »Mehr noch als mündliche oder schriftliche Zeugnisse eignen sich Bilder für Interpretationen und Manipulationen. Mit dem Archivmaterial zum Holocaust setzte die erste systematische Film-Do-kumentation von Kriegsverbrechen ein. Nachdem die Welt einen Teil der Verbrechen mit eigenen Augen hatte sehen können, waren die Bilder nicht länger, was sie zuvor waren. Etwas hat sich verändert, ein typisch menschli-cher Schutzreflex wurde entfernt, und der Schleier aus Taubheit, der über dem Unfassbaren lag und den reinen Horror verbarg, wurde gelüftet.« (Yael Hersonski). (ft)am 20.4. um 19.00 Uhr

Wielki tydzień Die Karwoche PL/D/F 1995, R/B: Andrzej Wajda nach der gleichnamigen Erzählung von Jerzy Andrzejewski, D: Beata Fudalej, Wojciech Malajkat, Wojciech Pszoniak, Magdalena Warzecha, Cezary Pazura, 93‘ | 35 mm, OmeU

Nachdem Andrzej Wajda vor allem von französischen Intellektuellen der Vorwurf gemacht wurde, er habe in Korczak den polnischen Antisemitismus ausgeblendet, wendet er sich in Die Karwoche explizit diesem Thema zu. Ins

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Zentrum der im Jahr 1943 spielenden Geschichte stellt er die Jüdin Irena, die aus dem Ghetto flieht und von Jan, einem früheren Freund, in einem Miets-haus in der Warschauer Vorstadt versteckt wird. Die Bewohner dieses Hau-ses und ihre Beziehungen zu der jungen Frau stehen für Wajda prototypisch für die Verhaltensweisen der Polen unter der deutschen Okkupation. – Das filmische Gruppenbild, das viele Facetten menschlichen Handelns zwischen Nächstenliebe und Hass, Mut, Feigheit und Gier spiegelt, entstand nach einer Erzählung von Jerzy Andrzejewski, der auch die Vorlage zu Asche und Diamant lieferte. (rs)am 20.4. um 21.00 Uhr

Kronika powstania w Getcie Warszawskim wg Marka Edelmana Chronik des Aufstandes im Warschauer Ghetto Chronicle of the Warsaw Ghetto Uprising According to Marek Edelman PL 1993, R/B/K: Jolanta Dylewska, S: Wanda Seeman, 74‘ | Beta SP, OmeU

Auch Jolanta Dylewskas Chronik des Aufstandes im Warschauer Ghetto arbeitet mit den nationalsozialistischen Propagandaaufnahmen aus dem Warschauer Ghetto. Dylewska verschränkt ihren forschenden Zugang zu den visuellen Quellen mit der präzisen, lebendigen Erzählung Marek Edelmans. Edelman hatte sich bereits als Jugendlicher der wichtigsten Organisation sozialistischer Juden in Osteuropa, dem Allgemejne Jidischer Arbeter-Bund in Russland, Lite un Poiln (kurz: Bund) angeschlossen, ehe er im November 1942 dem Bund der Jüdischen Kampforganisation (Żydowska Organizacja Bojowa) beitrat. Als der letzte Überlebende des Führungsstabs, der den Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto organisierte, legt Edelmann in Dylewskas Film ein bewegendes Zeugnis ab. (ft)am 21.4. um 19.00 Uhr

Kronika powstania w Getcie Warszawskim wg Marka Edelmana

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Pamiętam I remember USA, PL 2001, R: Andrzej Wajda, K: Jacek Knopp, Andrzej Adamczak, 58‘ | DigiBeta, OmeU

Beauftragt von der Shoah Foundation widmet sich Andrzej Wajda in seinem Dokumentarfilm Pamiętam dem Verhältnis von Polen und Deutschen, Juden und Christen. Wajda greift auf Aufnahmen der Interviewsammlung der Shoah Foundation zurück, stellt die persönlichen Erinnerungen von vier Überleben-den vor und kombiniert diese mit neu gedrehtem Material etwa vom »Marsch der Lebenden« (»March of the Living.«). Historisches Filmmaterial und ein Kommentar kommen nicht zum Einsatz. »Der Film befasst sich mit den dramatischen Beziehungen zwischen Juden und Polen im nazistisch besetzten Polen. Wenn ich nur eine geringe Anzahl von Berichten verwende, so dient das dazu, sich auf die Geschichte dieser Menschen zu konzentrie-ren, deren Erlebnisse die historischen Tatsachen, die damalige Atmosphäre und den Geist dessen, was geschehen ist, wiedergeben.« (Andrzej Wajda). Pamiętam, der Bestandteil der fünfteiligen Broken Silence-Reihe der Shoah Foundation ist, verdeutlicht beispielhaft die aktuelle pädagogische Vermitt-lungsarbeit. (ft)am 21.4. um 20.30 Uhr

Mir lebn geblibene We Are Still Alive PL 1947, R: Natan Gross, P: Kinor-Film-Kooperative, 70‘ | Beta SP

Ein Kompilationsfilm, der mit Schwung und Optimismus das jüdisch-polni-sche Leben der Nachkriegszeit aus wochenschauähnlichen Materialien der Filmkooperative Kinor kompiliert, die der kurz zuvor aus der Sowjetunion zurückgekehrte Produzent Saul Goskind mit Władysław und Adolph Forbert 1945 gegründet hatte. Die Produktionskooperative stellte Natan Gross als Regisseur an, der für Kinor eine Reihe von Wochenschauen realisierte. Goskind entwickelte die Idee zu einem abendfüllenden Film über das jüdi-sche Leben in Polen nach dem Krieg. Ästhetisches Kernstück von Mir lebn geblibene ist eine Montagesequenz mit Aufnahmen von Drehbänken und Maschinen als Eloge auf die Arbeit im Stile der Avantgarde der 1920er Jahre. Der Film besteht aus zehn Teilen, die jeweils ein anderes Thema behandeln: die Erinnerung an die Shoah; die Überlebenden der Konzentrationslager; zionistische Jugend, die ihre Auswanderung nach Palästina plant; Gedenk-feiern zur Erinnerung an die Shoah; das Leben und die jüdische Kultur nach dem Krieg. (ft)Einführung: Stewart Trysteram 22.4. um 20.00 Uhr

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DER AUFSTAND IM WARSCHAUER GHETTO

Sie sind frei, Dr. Korczak BRD/IL 1975, R: Aleksander Ford, K: Jerzy Lipman, D: Leo Genn, Orna Porat, Efrat Levi, 99‘ | 35 mm, DF

Seit den gedenkpolitischen Wenden der 1980er Jahre fand die Figur Janusz Korczaks als Kinderarzt und Alternativpädagoge regelmäßig den Weg auf die Leinwand. Mitte der 1970er Jahre war hingegen die Geschichte dieses couragierten Mannes, der nicht nur im Warschauer Ghetto ein Waisenhaus betrieb, sondern sich, als den Kindern die Deportation drohte, weigerte, diese allein zu lassen, wenig präsent. Der Berliner Produzent Artur Brauner, der sich neben populären Stoffen immer wieder auch der Aufklärung über den Holocaust widmete, betraute 1975 Aleksander Ford, der seit Ende der 1968er Jahre in Israel lebte, nachdem er im Zuge einer antisemitischen Kam-pagne seine Hochschulstellung in Polen verloren hatte, mit dem Film Sie sind frei, Dr. Korczak. Die zeitgenössische Kritik war gespalten, lobte aber vor allem die Leistung von Leo Genn in dessen letztem Film: »Sie sind frei, Doktor Korczak [ ] ist ein ehrenwerter, aber auch ein ehrenwert altmodi-scher Film. Der pingelige Naturalismus der Inszenierung, ungemein sorgfäl-tig photographiert und ausgeleuchtet, schafft eine gelegentlich arg sterile Kulissen-Atmosphäre, die angesichts der furchtbaren Realität unangemes-sen bieder wirkt. Dagegen ist Leo Genn als Korczak bewegend in seiner nüchternen Menschlichkeit.« (Die Zeit, 18.4.1975). (ft)am 23.4. um 20.00 Uhr

The Pianist Der Pianist GB/PL/D/F 2002, R: Roman Polański, B: Ronald Harwood nach der Autobiographie von Władysław Szpilman, K: Paweł Edelman, D: Adrien Brody, Thomas Kretschmann, Emilia Fox, 148‘ | 35 mm, OF

Eigentlich unglaublich, dass Władysław Szpilmans 1946 geschriebene Auto-biographie nicht schon früher verfilmt wurde: Szpilman ist ein erfolgreicher Pianist, ehe er mit seiner Familie von den Deutschen ins Ghetto gezwungen wird, diesem entflieht, den Abtransport vieler Einwohner des Ghettos (unter anderem den Abtransport von Janusz Korczak und der Kinder) beobachtet, durch Warschau irrt und ausgerechnet von einem deutschen Offizier geret-tet wird. Roman Polański verfilmte die Autobiographie zwischen seinem eher kruden The Ninth Gate und der gediegenen Oliver Twist-Adaption und drehte einen seiner besten Filme, für den dieser 2002 die Goldene Palme in Cannes und am 23. März 2003 drei Oscars für Regie, Drehbuch und Haupt-darsteller Adrien Brody erhielt. »Man beginnt die Wahrnehmung von Polanskis Film mit dem Empfinden einer sehr klassischen Bilderwelt, aber mit dem Fortschreiten der Erzählung verändert sich unser Blick. Die Ikono-grafie des Grauens wird wie ein Vorhang vor der Geschichte weggezogen.« (Georg Seeßlen). (ft)am 24.4. um 19.30 Uhr