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Bau- und Möbelschreiner 09/2006, S. 22, 18.08.2006, 08:51,
GEIB
Rückenschule: Ein Dozent der Sporthochschule Köln führt ein
Inhouse-Seminar in der Schreinerei durch
BM-Serie: Erfolgskonzepte
22 BM 9/2006
Schreinerei Brammertz: Motivierte Mitarbeiter – erfolgreicher
Unternehmer
Ausgezeichnetes Betriebsklima Beeindruckend ist die Art, wie man
es in der Aachener Schreinerei Brammertz versteht, die Mitarbeiter
in die Entscheidungsabläufe einzubeziehen, am Erfolg des
Unternehmens teilzuhaben und sie durch gezielte Motivation zu
Höchstleistungen zu bringen. Dies verschafft dem Unterneh-men nicht
nur hohes Ansehen und tolle Auszeichnungen – auch der
unternehmerische Erfolg gibt dem verantwortlichen und
verantwortungsvollen Unternehmerehepaar recht.
Drei Wörter fallen oft, wenn man mit Alice und Eduard Brammertz
über erfolgreiche Unternehmens- und Mitarbeiterführung spricht:
Respekt, Achtung und Ehrlichkeit. Diese Eigenschaften möchten sie
nicht nur untereinander und im Un-ternehmen pflegen, sondern dies
gehört für sie zum mitmensch-lichen Umgang generell. Das tolle
daran: Unternehmer können mit dieser Geisteshaltung auch
wirt-schaftliche Erfolge erzielen. Ganz im Gegensatz zu der heute
oft geäußerten Meinung, dass Ar-beitnehmerrechte eingeschränkt
werden sollten, ist für den Schrei-nermeister das größte Kapital
sei-nes Unternehmens der Mitarbeiter selbst. Und das Team dankt es
ihm mit enger Verbundenheit zur Firma und hoher
Leistungsbereitschaft. In
der Schreinerei gehört es nicht nur zum guten Ton, wenn man sich
per Handschlag morgens begrüßt, son-dern dies ist echter und
authenti-scher Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung. In diesem
Kontext erhielt das Team den „Qualitätspreis NRW“ und be-legte den
zweiten Platz beim Deut-schen Handwerkspreis des ZDHs. Die Jury in
ihrer Urteilsbegrün-dung: „Das Unternehmen gilt als Top-Adresse im
Bereich der Bau-denkmalpflege und hat anspruchs-volle Projekte
verwirklicht. Zugleich verstehe man es aber, das Erreichen
wirtschaftlichen Erfolgs mit der Wahrnehmung gesellschaftlicher
Verantwortung zu verbinden.“
Vom Gutsherrenstil zur Gleichberechtigung Wieso aber machen sich
die in Aa-chen fest verwurzelten Brammertz intensiv Gedanken über
die Mit-arbeitermotivation? Für die 53-jäh-rige Prokuristin des
Unternehmens liegt das auf der Hand: „Bei uns weiß jeder, wo er
steht und was er mit seinen Leistungen erreichen kann.“ Und für
Eduard Brammertz
Hinter dem Brammertz-Betriebsausflug mit Floß-bau und -fahrt
steckt mehr dahinter: Es ist eine gecoachte Fortbildung zur
Teambildung und zum Konflikttraining
von BM-Redakteur Daniel Mund
Der Erfolg gibt Alice und Eduard Brammertz recht
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Bau- und Möbelschreiner 09/2006, S. 23, 18.08.2006, 08:51,
GEIB
Unten: Große Herausfor-derung: Die Sanierung
der Bauelemente in der Villa Massimo in Rom
ist dieses moderne Thema schon seit den 60er Jahren ganz
elemen-tar: Als er damals in den elterlichen Betrieb einstieg,
herrschte noch ein völlig anderer Umgangston und es gab eine
strenge hierarchische Ord-nung. Der frischgebackene Junior-chef
delegierte kaum, befasste sich selbst mit allen Arbeiten. Aber der
Stress fraß ihn förmlich innerlich auf, ein schweres Magengeschwür
gab ihm Gelegenheit zum Reflek-tieren. „Ich wusste, dass es so
nicht weitergehen konnte. Der gesamte Erfolgsdruck lastete auf mir.
Ich lei-tete einen umfangreichen Reform-prozess ein, krempelte mit
der Zeit die gesamte Werkstatt um und be-zog fortan die Mitarbeiter
in alle Abläufe mit ein.“ Und: er nutzte je-de Gelegenheit, sich
und sein Team fortzubilden. „Das fing mit autoge-nem Training an.
Anschließend ent-deckte ich durch die Lehren von Da-le Carnegie die
Kräfte des positiven Denkens.“
Gute Chefs lassen Mitarbeiter wachsen Jetzt hat er zwei Meister
(von ins-gesamt 5), die jeweils einen Be-triebsteil leiten und
denen er voll vertraut. Olaf Lütten ist Betriebslei-ter in der
Schreinerei am Hauptsitz und Prokurist. Wolfgang Braun lei-tet die
Fensterproduktion. Und das ganze Team arbeitet projektbezo-gen: Sie
kalkulieren, erstellen das Angebot, kommunizieren mit dem Kunden
und erstellen die Rech-nung. „Abschließend wird jeder Auftrag
nachkalkuliert“, erläutert Braun. Damit fühlt sich jeder Einzel-ne
nicht mehr nur als Entschei-dungsempfänger. Braun hat mit der
Ausbildung im Unternehmen einmal klein ange-fangen. Nach seiner
Tätigkeit als Meister machten die Brammertz
ihm ein attraktives Angebot: Sie fi-nanzierten ihm Seminare und
lie-ßen ihn im Bereich EDV schulen. So konnten sie den beliebten
und weitsichtigen Mitarbeiter halten und hatten die Betriebsleitung
der Fensterfertigung optimal besetzt. Aber nicht nur die
Betriebsleiter werden gefördert und mit verant-wortungsvollen
Aufgaben be-traut: Jeder im Betrieb hat seinen, durch eine
Stellenbeschreibung ge-nau definierten Arbeitsbereich. Und die
Mitarbeiter bekommen ei-nen ganz speziellen Verantwor-tungsbereich
noch dazu. Beispiels-weise kümmert sich der Mon-tageschreiner um
den Transporter, wartet ihn und bringt ihn, wenn nötig zur
Inspektion. Und der Aus-zubildende kümmert sich um den
Wareneingang. Auch der Chef selbst hat seine eigene
Stellen-beschreibung geschrieben. Darin formuliert er seine
persönlichen Ziele: Er möchte mit seinem Betrieb zu den Besten im
Bereich der Denk-malpflege gehören.
Transparenz schafft Vertrauen Mit vielen weiteren Mitteln möchte
Brammertz das Unternehmen transparent machen:
· Als erstes erstellte er ein Organi-gramm. Per Definition
werden so organisatorische Einheiten sowie deren Aufgabenverteilung
und Kommunikationsbeziehungen er-sichtlich. Jeder weiß, wo er steht
und Brammertz kennt genau den Entwicklungsstand jedes
Mitarbei-ters. Weiterbildungsmaßnahmen können vorausschauend
geplant und Mitarbeiter zu Spezialisten in ihren Bereichen
ausgebildet wer-den. Z. B. nimmt ein Schreiner an der
Aufbau-Schulung für Errichter-unternehmen von mechanischen
Rund 70 Prozent der produzierten Fenster werden in Eichenholz
gefertigt (BM-Fotos: Daniel Mund)
Ein von Brammertz ent-wickeltes Holzfenster, das auch den
Anforde-rungen im Wärmeschutz gerecht wird, glänzt mit
Ansichtsbreiten wie ein historisches Element
Im Betrieb hängen keine blendenden Referenzfotos. Brammertz:
„Das Kapital des Betriebes sind die Mitarbeiter und jeder kann sich
in den Porträts wiederfinden“
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Bau- und Möbelschreiner 09/2006, S. 24, 18.08.2006, 08:51,
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BM-Serie: Erfolgskonzepte
24 BM 9/2006
Sicherheitseinrichtungen teil.
· Gruppendynamische Fortbil-dungsmaßnahmen stehen auch im
Brammertz-Lehrplan: Da geht es um Inhalte wie Teamarbeit,
zwi-schenmenschliche Umgangsfor-men und Konflikttraining. Solche
Trainings finden an einem Wochen-ende im Jahr statt. Betriebsleiter
Braun: „Die Lehrgänge nutzen al-len Beteiligten nicht nur im
Berufli-chen, sondern auch zur eigenen Persönlichkeitsbildung.“
· In den Themenwochen der Schreinerei erarbeiten Kleingrup-pen
konkrete Lösungen und Leitfä-den, die dann dem ganzen Team
vorgetragen werden. Ein Ergebnis davon: Jetzt wolle man nicht mehr
nur wöchentlich die Werkstatt auf-räumen, sondern täglich
Arbeits-platz, Maschinen und Fahrzeuge sauber halten. Eine weitere
Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema „Lob und Kritik“ und gab
einen Leitfaden heraus. Darin wird fest-gehalten, wie man wichtige
Aner-kennungen ausspricht und sachlich kritisiert. Für Eduard
Brammertz gilt hier der Grundsatz: „Kritik unter vier Augen, Lob
und Anerkennung unter vielen Augen.“
· Im Bereich der Gesundheitsvor-sorge beteiligt man sich am
Ge-sundheits-Management der IKK.
geworden war diese Maßnahme, um auf dem belgischen Markt
kon-kurrenzfähige Angebote abgeben zu können. Brüssel erlebt im
Be-reich Bauen im Bestand gegenwär-tig einen regelrechten Bauboom,
da der Steuersatz für diese Leistun-gen von 21 auf 6 Prozent
ermäßigt wurde. Und in diesem Markt wollte man unbedingt
mitmischen. Alice Brammertz hat sich um eine belgi-sche
Steuernummer und eine Re-gistrierungsnummer gekümmert und erste
Aufträge aus dem Nach-barland sind schon erteilt worden.
Die Seele alter Bausubstanz würdigen Im Bereich der
Denkmalpflege hat sich der Mittelständler inzwischen einen Namen
gemacht, der weit über die Grenzen Aachens hinaus bekannt ist. In
Rom hat man 320 Fenster, Türen und Portale der deutschen
Künstlerakademie Villa Massimo originalgetreu nach-gebaut und 180
Stiltüren restau-riert. Bald wird man Schlösser im iri-schen Cork
mit Holzfenster aus Aa-chen verschönern. Kunden aus aller Welt
können Brammertz' Kompetenz direkt an der Schreinerei ablesen: Die
Büro- und Wohnräume befinden sich in einem 1789 erbauten so
genann-ten Drei-Fenster-Haus, das 2001 aufwändig restauriert wurde.
Brammertz: „Wir haben mit Res-pekt an die Erbauerphase die
Zweckbestimmung des Gebäudes verändert. Wichtig dabei ist immer,
dass Zeitalter am Gebäude ables-bar sind.“ Brammertz Markt ist
nicht die Kon-sumbefriedigung, so sei er nicht aufgestellt. „Wir
sind für das Au-ßergewöhnliche.“ Aber: „Natürlich leimen wir auch
den Tisch oder Stuhl des Nachbars“, erklärt er. Da-bei knüpfen er
und seine Frau im-mer wieder neue Netzwerke und Kontakte. Alice
Brammertz arbeitet in zahlreichen wirtschaftlichen und
gesellschaftlichen Vereinigungen ehrenamtlich mit. Und ihr Mann ist
Vorsitzender des „Tarif- und sozial-politischen Ausschusses
Tischler NRW“, stellvertretender Obermeis-ter der Innung Aachen
sowie im Vorstand des Landesfachverban-des. Die Frage, wie er das
alles zeit-lich bewältigen kann, beantwortet er mit einem
zufriedenen Lä-cheln: „Meine Mitarbeiter kom-men im Tagesgeschäft
auch mal ganz gut ohne mich aus.“ �
www.brammertz-schreinerei.de
Ablesbare Bausubstanz: In einem 1789 gebauten so genannten
„Drei- Fenster-Haus“ hat man im Dachgeschoss das vorhan-dene
Balkenwerk erhal-ten und mit einem Stahl-tragwerk einen großen
hellen Büroraum für die Schreinerei ge schaffen
Die Teamplayer v. l. : Olaf Lütten (Betriebsleiter und
Prokurist), Wolfgang Braun (Betriebsleiter Fenster produktion),
Alice Brammertz (Prokuristin) und Eduard Brammertz
Dabei werden mögliche Gesund-heitsbelastungen aufgedeckt,
Ar-beitsplätze und Abläufe optimiert und gezielte Methoden zum
Aus-gleich trainiert. Und das zahlt sich doppelt aus: Die
Arbeitszufrieden-heit steigt und der Krankenstand geht zurück.
· In Teamgesprächen werden zu-künftige Unternehmensziele und
Projekte anvisiert. Diese Bespre-chungen verlaufen in
demokrati-scher Weise und die Gesprächsfüh-rung wechselt reihum. So
ist es für
die Beteiligten schon zur Selbstver-ständlichkeit geworden, dem
eige-nen Chef das Wort zu erteilen. Durch die gelebte Transparenz
be-kommen die Mitarbeiter ein Ge-spür für die
Unternehmensstrate-gien und die Ziele und haben dann auch mehr
Verständnis für ein-schneidende Entscheidungen: Z. B. hat das ganze
Team sich darauf ver-ständigt, künftig 42 bezahlte Wo-chenstunden
zu arbeiten, denn da-mit konnte man den Stundenver-rechnungssatz
reduzieren. Nötig
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