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Newsletter BiK F – 1 – BiK F Forschungszentrum Biodiversität und Klima THEMEN PALMEN AM POL Vor 52 Millionen Jahren wuchs an der Küste der Antarktis ein Regenwald Seite 1 MACHTWECHSEL IN DER SAVANNE Klimawandel begünstigt Bäume Seite 2 ALTE ALPEN Schweizer Alpen beeinflussen Europas Klima seit dem Miozän Seite 2 PINGUINE IN DER PATSCHE Touristen sind wohl nicht schuld Seite 3 KLIMAENTWICKLUNG Tiefseebohrung zeigt langfristige Entwicklung des CO 2 -Kreislaufs Seite 3 TEAMWORK IN DEN TROPEN Bestäuber und Fruchtfresser sind am Äquator wenig wählerisch Seite 3 UNTERWEGS Barsche in der Barentsee Seite 4 KOOPERATIONEN / PROJEKTE Zusammenarbeit mit GIZ auf Sokotra; Neues Großprojekt im Himalaya; LOEWE-Schwerpunkt „Integrative Pilzforschung“ bewilligt Seite 4/5 LEHRE / RÜCKBLICK Summer School in Brasilien; World Wide Views on Biodiversity; Auf dem MainSofa; 2. Platz beim Stadtradeln Seite 5/6 PERSONALIEN / TERMINE Initiative für Bodendiversität; DAAD- Stipendium; Doktorand ausgezeichnet; Diskussion „We feed the world“ Seite 7 Antarktis - wo heute ein Eispanzer den Südozean säumt, stand vor 52 Millionen Jahren ein tropischer bis subtropischer Regenwald, in dem frostempfindliche Pflanzen wie Palmen und Vorläufer der heutigen Affenbrotbäume gediehen. Selbst im Winter herrschten an der Küste milde 10 Grad Celsius – trotz dreimonati- ger Polarnacht. Im Inneren des Konti- nents hingegen war es merklich kühler, hier wuchs ein gemäßigter Regenwald mit Südbuchen und Araukarien, wie er heute in Neuseeland vorkommt. Dies ergab die Studie eines internationa- len Teams um Prof. Jörg Pross, Paläokli- matologe an der Goethe-Universität Frankfurt und Mitglied des BiK-F. Die Wis- senchaflterInnnen analysierten dazu Sedimentproben aus Bohrkernen vom Meeresgrund, die vor der Küste des ant- arktischen Wilkes-Landes im Rahmen des Integrated Ocean Drilling Program (IODP) gewonnen wurden. Die Sedimente aus denen die Proben ge- wonnen worden, sind zwischen 53 und 46 Millionen Jahre alt und enthalten Pollen und Sporen, die nachweislich aus der Küstenregion der Antarktis stammen. Damit konnte die damalige Pflanzenwelt FORSCHUNG: TROPISCHE VERHÄLTNISSE IN DER ANTARKTIS rekonstruiert werden. Zusätzliche Belege für milde Temperaturen lieferte die Analy- se organischer Verbindungen, die von Bo- denbakterien produziert wurden. Diese Mikroorganismen besiedelten damals die küstennahen Böden von Wilkes Land. Vor rund 52 Millionen Jahren war die Konzentration des Treibhausgases CO 2 in der Atmosphäre mehr als doppelt so hoch wie heute. Der Blick in die Vergangenheit erlaubt daher eine Prognose für das künf- tige Klima: „Wenn der derzeitige CO 2 -Aus- stoß durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe ungehindert voranschreitet, könnte die damalige CO 2 -Konzentration womöglich in wenigen hundert Jahren wieder erreicht werden.“ so Pross. Der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre alleine erklärt die nahezu tropischen Bedingun- gen in der Antarktis jedoch nicht hinrei- chend. Ein weiterer wichtiger Faktor war der Wärmetransport durch warme Mee- resströmungen, welche die Antarktis erreichten. Als diese zusammenbrachen, verschwand auch die tropenähnliche Vegetation. >> Studie in „Nature” >> Expeditionsvideos IODP [YouTube] 1 I Küste von Wilkes Island (Antarktis) heute. Foto: Etienne Classen, Integrated Ocean Drilling Program (IODP) 2 I So könnte es hier vor 52 Millionen Jahren ausgesehen haben. Foto: Sven Brenner - Fotolia.com 1 2 AUSGABE 3/2012
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BiK-F Newsletter 03/2012

Mar 10, 2016

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Sabine Wendler

Newsletter of the LOEWE Biodiversity and Climate Research Centre
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Page 1: BiK-F Newsletter 03/2012

NewsletterBiKF

ndash 1 ndash

BiKFForschungszentrumBiodiversitaumlt und Klima

THEMEN

PalMEN aM POl Vor 52 Millionen Jahren wuchs an der Kuumlste der antarktis ein Regenwald Seite 1

MacHTwEcHSEl iN DER SaVaNNE Klimawandel beguumlnstigt Baumlume Seite 2

alTE alPEN Schweizer alpen beeinflussen Europas Klima seit dem Miozaumln Seite 2

PiNguiNE iN DER PaTScHE Touristen sind wohl nicht schuld Seite 3

KliMaENTwicKluNg Tiefseebohrung zeigt langfristige Entwicklung des cO2-Kreislaufs Seite 3

TEaMwORK iN DEN TROPEN Bestaumluber und Fruchtfresser sind am Aumlquator wenig waumlhlerisch Seite 3

uNTERwEgS Barsche in der Barentsee Seite 4

KOOPERaTiONEN PROJEKTE Zusammenarbeit mit giZ auf Sokotra Neues groszligprojekt im Himalaya lOEwE-Schwerpunkt bdquointegrative Pilzforschungldquo bewilligt Seite 45

lEHRE RuumlcKBlicK Summer School in Brasilien world wide Views on Biodiversity auf dem MainSofa 2 Platz beim Stadtradeln Seite 56

PERSONaliEN TERMiNE initiative fuumlr Bodendiversitaumlt DaaD- Stipendium Doktorand ausgezeichnet Diskussion bdquowe feed the worldldquo Seite 7

antarktis - wo heute ein Eispanzer den Suumldozean saumlumt stand vor 52 Millionen Jahren ein tropischer bis subtropischer Regenwald in dem frostempfindliche Pflanzen wie Palmen und Vorlaumlufer der heutigen affenbrotbaumlume gediehen Selbst im winter herrschten an der Kuumlste milde 10 grad celsius ndash trotz dreimonati-ger Polarnacht im inneren des Konti-nents hingegen war es merklich kuumlhler hier wuchs ein gemaumlszligigter Regenwald mit Suumldbuchen und araukarien wie er heute in Neuseeland vorkommtDies ergab die Studie eines internationa-len Teams um Prof Joumlrg Pross Palaumlokli-matologe an der goethe-universitaumlt Frankfurt und Mitglied des BiK-F Die wis-senchaflterinnnen analysierten dazu Sedimentproben aus Bohrkernen vom Meeresgrund die vor der Kuumlste des ant-arktischen wilkes-landes im Rahmen des integrated Ocean Drilling Program (iODP) gewonnen wurden Die Sedimente aus denen die Proben ge-wonnen worden sind zwischen 53 und 46 Millionen Jahre alt und enthalten Pollen und Sporen die nachweislich aus der Kuumlstenregion der antarktis stammen Damit konnte die damalige Pflanzenwelt

forschung Tropische VerhaumllTnisse in der AnTArkTis

rekonstruiert werden Zusaumltzliche Belege fuumlr milde Temperaturen lieferte die analy-se organischer Verbindungen die von Bo-denbakterien produziert wurden Diese Mikroorganismen besiedelten damals die kuumlstennahen Boumlden von wilkes landVor rund 52 Millionen Jahren war die Konzentration des Treibhausgases cO2 in der atmosphaumlre mehr als doppelt so hoch wie heute Der Blick in die Vergangenheit erlaubt daher eine Prognose fuumlr das kuumlnf-tige Klima bdquowenn der derzeitige cO2-aus-stoszlig durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe ungehindert voranschreitet koumlnnte die damalige cO2-Konzentration womoumlglich in wenigen hundert Jahren wieder erreicht werdenldquo so ProssDer cO2-gehalt der atmosphaumlre alleine erklaumlrt die nahezu tropischen Bedingun-gen in der antarktis jedoch nicht hinrei-chend Ein weiterer wichtiger Faktor war der waumlrmetransport durch warme Mee-resstroumlmungen welche die antarktis erreichten als diese zusammenbrachen verschwand auch die tropenaumlhnliche Vegetation

gtgt Studie in bdquoNaturerdquogtgt Expeditionsvideos iODP [YouTube]

1 i Kuumlste von wilkes island (antarktis) heute Foto Etienne classen integrated Ocean Drilling Program (iODP) 2 i So koumlnnte es hier vor 52 Millionen Jahren ausgesehen haben Foto Sven Brenner - Fotoliacom

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auSgaBE 32012

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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forschung schweizer Alpen beeinflussen europAs klimA seiT 15 millionen JAhren

afrikanische Savannenlandschaft Foto Steven Higgins BiK-F

forschung baumlume koumlnnTen in der sAVAnne die oberhAnd gewinnen

timum der Savannenbaumarten liegt wie eine Studie gezeigt hat Mit dem aktuellen anstieg geht das wachstum der Savan-nenbaumlume daher erst richtig losldquo so Prof Steven Higgins (BiK-F und goethe-uni-versitaumlt) Verschiebungen im bdquoMachtverhaumlltnisldquo der Savannenpflanzen die sich in der Vergan-genheit sehr langsam vollzogen werden durch den globalen wandel wahrschein-lich deutlich schneller ablaufen ndash vielleicht sogar schlagartig innerhalb nur weniger Jahre oder Jahrzehnte Voraussichtlich wird der umbruch aber in gegenden in

Eine experimentelle Studie der goethe-universitaumlt Frankfurt hat gezeigt dass weite Teile der afrikanischen Savanne bis 2100 zu waumlldern werden koumlnnten falls ein bestimmter cO2-Schwellenwert in der atmosphaumlre uumlberschritten wirdin der Savanne ringen graumlser und gehoumllze permanent um Dominanz Schwankungen von Temperatur Niederschlag cO2- gehalt in der atmosphaumlre oder auftreten von Feuern bestimmen wer sich durch-setzt bdquoEin houmlherer cO2-gehalt in der atmosphaumlre beguumlnstigt Baumlume da der vorindustrielle cO2-gehalt unter dem Op-

denen die Temperatur klimawandel- bedingt schneller ansteigt (zB im Zent-rum Suumldafrikas) jedoch spaumlter stattfin-den da der steile Temperaturstieg wie-derrum graumlser beguumlnstigt Diese koumlnnen dann trotz steigender cO2-Konzentration in der atmosphaumlre laumlnger erfolgreich mit Baumlumen konkurrieren Obwohl die Vegetationsveraumlnderungen auf lokaler Ebene durchaus abrupt sein koumlnnen wird der Vegetationswandel uumlber die gesamtregion betrachtet graduell ablaufen Dies verringert wiederum das Risiko einer Erschuumltterung des gesamten Erdsystems der einem solchen System-wechsel tendenziell innewohnt beson-ders wenn er sich wie hier auf einem ganzen Kontinent vollzieht ndash immer vor-ausgesetzt die landnutzung laumlsst diesen wandel zu Dies ist allerdings angesichts einer noch immer wachsenden Bevoumllke-rung und der daraus resultierenden zu-nehmend intensiveren landnutzung durchaus fraglich

gtgt Studie in bdquoNaturerdquo

Diese alpengipfel waren schon vor 15 Mio Jahren so hoch wie heute Foto Marion campani BiK-F

wissenschaftlerinnen des BiK-F der goethe-universitaumlt Frankfurt und der Eid-genoumlssichen Technischen Hochschule Zuumlrich haben festgestellt dass die houmlchs-ten gipfel der Schweiz in den erdge-schichtlich jungen Zentralalpen schon seit 15 Millionen Jahren mindestens so hoch wie heute sind Damals waren die gipfel zwischen 2850 und 3350 m hoch und die gebirgskette damit im Durchschnitt sogar noch houmlher als heute Hohe Bergketten bilden ein natuumlrliches Hindernis fuumlr feuchte luftmassen und beeinflussen so das Klima zu beiden Seiten dieser Barriere ihre Houmlhe ist dabei der entscheidende Faktor bdquoDie neuen Erkenntnisse lassen daher Ruumlckschluumlsse auf die Niederschlagsmuster in Suumldeuro-pa und Eurasien und damit indirekt auch auf die Entwicklungsbedingungen ganzer Oumlkosysteme im oumlstlichen Mittelmeerraum seit 15 Millionen Jahren zuldquo so Dr Marion campani BiK-F leitautorin der Studiewie hoch Berge im laufe ihrer Entwick-

lung waren laumlsst sich anhand des Verhaumlltnisses verschiedener Sauerstoff- isotopen zueinander bestimmen Konser-viert im gestein laumlsst sich daraus infor-mationen uumlber die Houmlhe des Nieder-schlags vor 15 Millionen gewinnen im Rahmen der Studie wurde erstmals 15 Millionen Jahre alter Niederschlag aus den Hochgebieten der alpen mit Niederschlag aus dem alpenvorland (damals ungefaumlhr

auf Houmlhe des Meeresspiegels) verglichen um die Houmlhendifferenz zu bestimmen au-szligerdem wurde die Herkunft der feuchten luftmassen betrachtet um Veraumlnderun-gen in der Zusammensetzung und Menge des Niederschlags an dessen ursprung zu beruumlcksichtigen

gtgt Studie in bdquoEarth and Planetary Science lettersrdquo

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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forschung klimAenTwicklung isT keine einbAhnsTrAsse

wissenschaftlerinnen des BiK-F und der goethe-universitaumlt Frankfurt am Main ua Prof Jens Herrle haben gemeinsam mit Kollegen vom Zentrum fuumlr Marine umwelt der universitaumlt Bremen (MaRuM) Tiefseebohrungen in der Regi-on des aumlquatorialen Pazifiks durchge-fuumlhrt waumlhrend einer Expedition im Jahr 2009 bohrten sie in wassertiefen von 4300 bis 5100 m mit dem Ziel ein Klimaarchiv der letzten 55 Millionen Jahre zu erstellen

Das Klima wird ua durch die atmosphauml-rische Konzentration von Kohlendioxid gesteuert welches im gleichgewicht von Ein- und austrag in die atmosphaumlre steht Die globale Bilanz des Kohlenstoff-kreislaufs spiegelt sich in der Karbonat-Kompensationslinie (Meerestiefe unter-halb der das Kohlenstoffmineral Kalkspat vollstaumlndig aufgeloumlst wird) wider So befand sich diese grenze vor 52 bis 47 Millionen Jahren 3000 m unterhalb des Meeresspiegels Bei der heutigen

Konzentration des Treibhausgases ndash die um das 3 bis 6-fache niedriger ist ndash be-findet sie sich in 4500 m Die Tiefseeab-lagerungen belegen wie eng Klima und cO2-Kreislauf verknuumlpft sind und erlau-ben einen Einblick in die langfristige Ent-wicklung unseres Klimas

gtgt Studie in bdquoNaturerdquo

Zuumlgelpinguine bei Baily Head in einer der groumlszligten

Kolonien von Deception island Foto Thomas Muumlller

BiK-F

forschung Tourismus nichT schuld Am pinguin-schwund

Ein Vergleich mit Satellitenbildern ergab dass der Zuumlgelpinguinbestand seit 2002 2003 um fast 40 zuruumlckgegangen ist Es konnte jedoch kein Zusammenhang des Ruumlckgangs mit hohen Besucherzahlen festgestellt werden Schaumltzungen anderer wissenschaftler bestaumltigen dies auch auf mehreren in der Naumlhe liegenden inseln wo ebenfalls Zuumlgelpinguine lebenViele wissenschaftlerinnen vermuten dass der Klimawandel und seine Folgen zumin-dest Mitursache fuumlr den beobachteten Pin-guinruumlckgang sind Falls auch der Touris-mus einen Einfluss hat so wird dieser durch die Erwaumlrmung der antarktis wahr-scheinlich uumlberdeckt

gtgt Studie in bdquoPolar Biologyrdquo

Pinguine sind bei jedermann beliebt doch wird das groszlige interesse an diesen pos-sierlichen gefaumlhrten im Frack ihnen zum Verhaumlngnis Ein unter antarktistouristen besonders beliebtes Ziel ist Deception is-land eine vor der antarktischen Halbinsel gelegene Vulkaninsel die mehrere groszlige Kolonien von Zuumlgelpinguinen beherbergt Ein amerikanisch-deutsches Foschungs-team darunter Dr Thomas Muumlller (BiK-F) untersuchte nun ob Tourismus die ursache fuumlr den hier festgestellten Ruumlck-gang der Brutpaare dieser Tiere istDas Team zaumlhlte dazu Zuumlgelpinguine ndash sowohl in den bdquoTouristenhotspotsldquo der insel als auch in touristisch nicht erschlossenen gebieten So konnte erst-mals die tatsaumlchliche Populationsgroumlszlige der dort lebenden Zuumlgelpinguine be-stimmt werden

forschung besTaumluber und fruchTfresser sind Am aumlquATor weniger waumlhlerisch

Befund der Studie untermauert gegen-waumlrtige Klimabedingungen und die Pflan-zenvielfalt in einem Oumlkosystem haben demnach mehr Einfluss auf den grad der Spezialisierung als fruumlhere Klimaschwan-kungen Das laumlsst vermuten dass bestimmte Oumlko-system-Funktionen wie Bestaumlubung und Samenausbreitung in den Tropen weniger anfaumlllig fuumlr Stoumlrungen sind als in den gemaumlszligigten Breiten denn aufgrund der generalisierten Beziehungen und des houmlheren artenreichtums koumlnnten jeweils mehrere arten die Funktionen einzelner ruumlcklaumlufiger arten uumlbernehmen

gtgt Studie in bdquocurrent Biologyrdquo

Samenausbreitende Voumlgel und bestaumlu-bende insekten sind ndash im gegensatz zur bisherigen lehrmeinung ndash in den Tropen weniger auf einzelne Pflanzen spezialisiert als ihre gegenparts in den gemaumlszligigten Breiten Dies zeigt die Studie einer inter-nationalen Forschergruppe um Dr Matthi-as Schleuning BiK-F Dr Jochen Fruumlnd universitaumlt goumlttingen und Prof Nico Bluumlt-hgen Tu DarmstadtDie untersuchung belegt auch dass die Spezialisierung bei Tier- und Pflanzenar-ten die in einer mutualistischen wechsel-beziehung stehen eher eine Folge der aktuell vorhandenen Ressourcen als das Ergebnis langfristiger anpassungsprozes-se ist Dies wird durch einen weiteren

Der leuchtend rote andenfelsenhahn (Rupicola peru-viana) ernaumlhrt sich von den Fruumlchten von uumlber 100 verschiedenen Pflanzenarten des tropischen Bergregen-walds Foto Matthias Dehling BiK-F

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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proJekTe neuer loewe-schwerpunkT bdquoinTegrATiVe pilzforschung (ipf)ldquo

ab 2013 gibt es den neuen lOEwE-Schwerpunkt bdquointegrative Pilzforschung (iPF) ndash innovation durch integration anwendungs- und grundlagenorientierter Forschung zur Nutzung der pilzlichen Viel-faltldquo Das neue Vorhaben wird von Prof Marco Thines (BiK-F und goethe-universi-taumlt Frankfurt) und Prof Helge Bode (goethe-universitaumlt) koordiniert Eben-falls beteiligt sind seitens BiK-F Prof imke Schmitt und Dr christian Printzen Mit fachuumlbergreifender interdisziplinaumlrer

Zusammenarbeit zwischen goethe-uni-versitaumlt Frankfurt am Main (Feder- fuumlhrung) Philipps-universitaumlt Marburg Justus-liebig-universitaumlt gieszligen univer-sitaumlt Kassel und der Senckenberg gesell-schaft fuumlr Naturforschung Frankfurt soll das schlummernde Potenzial der Pilzviel-falt untersucht und besser nutzbar ge-macht werden wobei ein Hauptfokus auf der Verzahnung von grundlagen- und an-wendungsorientierter Forschung liegt Beispielsweise sollen Pilze im Hinblick auf

forschung neues grossproJekT zur nischeneVoluTion Auf dem bdquodAch der welTldquo

Das Hochland von Tibet (Qinghai-Tibet-Hochebene) erstreckt sich auf 23 Mio km2

und liegt durchschnittlich 4500 m uumlber dem Meeresspiegel Damit ist das als bdquoDach der weltldquo bezeichnete gebiet nicht nur die groumlszligte sondern auch die houmlchstgelegene Hochebene der welt Entstanden ist das Plateau durch die vor 55 Millionen Jahren einsetzende Kollision des indischen Sub-kontinents mit der Eurasischen Platte die langfristig zur Hebung des gebiets fuumlhrte Durch diesen Prozess haben sich Klima und Vegetation veraumlndert und es entstanden neue oumlkologische Nischen Solch eine Evo-lution oumlkologischer Nischen ist einer der Prozesse der artenbildung und -diversifi-zierung antreibt und damit die regionale artenvielfalt verschiedener taxonomischer gruppen steuert Ein neues Forschungsvorhaben geht nun der Frage nach wie diese Entwicklung die Diversifizierung verschiedener arten im

Hochland von Tibet beeinflusst oder gepraumlgt hat Das Verbundprojekt ldquoOrigin and Evolution of Tibetan-Himalayan Bio-tasldquo wird von BiK-F-associate Prof alexan-dra N Muellner-Riehl universitaumlt leipzig koordiniert und von der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFg) zunaumlchst fuumlr einen Zeitraum von 3 Jahren gefoumlrdert in einem interdisziplinaumlren ansatz werden die Evolution von arten und ihre ausbrei-tungsgeschichte anhand molekularbiologi-scher Methoden (zum Beispiel der auf grundlage datierter Stammbaumlume) und mittels Modellierung untersucht Daruumlber hinaus wird die Entwicklung entsprechen-der oumlkologischer Eigenschaften erfasst um die Beziehung zwischen arten und sich ver-aumlndernden umweltbedingungen besser zu verstehen in Teilprojekten soll die Nischenevolution am Beispiel einzelner Organismengruppen nachvollzogen werden Dr Steffen Pauls

ihre zellulaumlren grundprozesse und in ihrer Eigenschaft als Modellorganismen der Molekularbiologie besser erforscht wer-den Durch die interdisziplinaumlre Zusam-menarbeit soll zB die Entdeckung neuer nutzbarer Substanzen kuumlnftig gezielter in biotechnologische Prozesse umgesetzt und damit schneller wirtschaftlich nutzbar gemacht werden

gtgtwwwproloewede

1 i Das Dorf Kyanjing gompa in der Qinghai-Tibet-Hochebene (Nepal Himalaya) Foto Steffen Pauls BiK-F 2 i Ram Devi Tachamo Shah BiK-F bei der gewaumlsseruntersuchung Foto Deep Shah BiK-F

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und Dr Sonja Jaumlhning beide BiK-F unter-suchen dazu endemische Koumlcherfliegen der gattungen Rhyacophila und Himalopsyche Dr Martin Paumlckert BiK-F und Senckenberg untersucht mit Kopperationspartner Dr Frank Hailer BiK-F die Nischenevolution am Beispiel von in alpinen und subalpinen Zonen auftretenden Singvogelarten die zum Teil im Hochland von Tibet endemisch sind Ein drittes Einzelprojekt das von Prof alexandra N Muellner-Riehl geleitet wird rundet das das Bild ab und analysiert die Pflanzengattung Saxifraga Die Einzel-projekte beginnen Ende 2012 anfang 2013 ihre Ergebnisse werden schlieszliglich in ein zusammenfassendes Projekt von Prof alexandra N Muelner-Riehl und Dr adrien Favre universitaumlt leipzig und Prof Dieter uhl Senckenberg einflieszligen

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Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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auszliger in der tropischen Karibik (siehe Newsletter 22012) sind BiK-F-wissen-schaftler auch in kalten gewaumlssern wie der Barentsee gelegen zwischen dem noumlrdlichsten europaumlischen Festland und Spitzbergen unterwegs Thomas Kuhn Doktorand im BiK-F nahm in diesem Sommer an einer knapp einmonatigen Forschungsfahrt des Max Rubner-insti-tuts (MRi) und des Johann Heinrich von Thuumlnen-instituts in diesem gebiet teil um Verbreitungswege und biogeographi-sche grenzen von Fischkrankheiten zu untersuchen Die Barentsee liefert dazu ideale Voraus-setzungen da hier die letzten auslaumlufer des golfstromes auf wassermassen des Polarmeeres treffen und einer Vielzahl kommerziell nutzbarer Fischarten ideale lebensbedingungen bieten Entsprechend ist das Fanggebiet fuumlr den weltweiten Fischhandel von enormer Bedeutung Das Spezialgebiet von Thomas Kuhn sind die wertmindernden Fischparasiten der gattung Anisakis Die Fadenwuumlrmer koumlnnen beim Menschen Magenschleim-

unTerwegs pArAsiTologische unTersuchungen An der grenze zur ArkTis

hautentzuumlndungen oder allergische Reak-tionen hervorrufen an Bord des For-schungsschiffs walter Herwig iii sezierte er Rotbarsch aus der Barentsee um Fadenwuumlrmer die die Fische eventuell besiedelt haben zu gewinnen und quanti-tativ zu erfassen Zuruumlck in Frankfurt wird anhand ihrer DNa bestimmt um welche art es sich jeweils handelt Die gattung Anisakis umfasst neun verschiedene arten die aumluszligerlich zwar nahezu iden-tisch sind sich aber in ihrem Erbgut von-einander unterscheidenauszligerdem wurden vor Ort Kabeljau Schellfisch und Seelachs gefischt und tief-gekuumlhlt Diese Fischarten werden dann in Frankfurt zur gaumlnze daraufhin untersucht welche Parasiten in ihnen stecken Aumlhnli-che untersuchungen hat Kuhn 2010 bereits vor groumlnland in der irmingersee und labradorsee gemacht Die analysen sind Teil einer langzeitreihe bei der Veraumlnderungen von Fischbestaumlnden mit-tels der in ihnen enthaltenen Parasiten erhoben werden

1 i untersuchungsgebiet vor Nordwest-Spitzbergen 2 i Thomas Kuhn bei der aufbereitung von biologi-schen Proben an Bord Fotos Sven Blechner MRi

kooperATionen schuTz fuumlr die heimAT der drAchenbluTbaumlume

Drachenblutbaumlume (Dracaena cinnabari) ndash das Symbol der insel Sokotra Foto Katja Setzkorn giZ

BiK-F die Senckenberg gesellschaft fuumlr Naturforschung die Deutsche gesell-schaft fuumlr internationale Zusammenar-beit (giZ) gmbH im auftrag der Bundes-regierung und die jemenitische umwelt-agentur wollen kuumlnftig enger kooperie-ren um die nachhaltige Entwicklung der insel Sokotra voran zu treiben Damit soll der Spagat gelingen in diesem bdquoParadies der Evolutionldquo die biologische Vielfalt zu schuumltzen und gleichzeitig die lebensbe-dingungen der einheimischen Bevoumllke-rung wesentlich zu verbessern Sokotra ist seit 2008 uNEScO-weltnatur-erbe und gehoumlrt zu Jemen einem der aumlrmsten laumlnder der welt wie lassen sich hier Naturschutz und oumlkonomische Ent-wicklung in Einklang bringen Die loumlsung heiszligt bdquoOumlkotourismusldquo gemeinsam mit der jemenitischen umweltagentur entwi-ckelt die giZ dazu den aufbau entspre-chender Kapazitaumlten Das Programm hat Modellcharakter fuumlr das land was hier funktioniert soll spaumlter auch in anderen Schutzgebieten Jemens das sich Natur-schutz und die nachhaltige Nutzung sei-

ner Ressourcen auf die Fahnen geschrie-ben hat umgesetzt werden um die langfristigen Perspektiven des Projekts auszuloten werden in einem BiK-F-Projekt unter leitung von uwe Za-jonz begleitend Studien zur anpassung an den Klimawandel und zur Bewertung der Resilienz der auf der insel vorhandenen Oumlkosysteme erstellt

Zur engeren wissenschaftlichen Koopera-tion aller institutionen fand vom 21 bis 23 September die 11 Jahrestagung der bdquoFriends of Soqotraldquo im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt statt auf der 70 internationale Teilnehmer zugegen waren Veranstalter der Tagung war BiK-F

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ruumlckblick 2 plATz beim frAnkfurTer bdquosTAdTrAdelnldquo

Vom 27 august bis 16 September 2012 fand in Frankfurt zum fuumlnften Mal die aktion bdquoStadtradelnldquo statt Drei wochen lang waren alle Frankfurter aufgefordert das auto stehen zu lassen und fuumlr moumlg-lichst viele wege aufs Fahrrad umzustei-gen bdquoBiovelocityldquo - das gemeinsame Team von BiK-F Senckenberg und BioFrankfurt hat es geschafft das Vorjahresergebnis von 4200 km deutlich zu uumlbertreffen und in der 2012-aktion insgesamt 6064 Kilome-tern per pedales zuruumlckgelegen Damit errang bdquoBiovelocityldquo unter den 47 Frank-furter Teams dem zweiten Platz

am 19 September hatte das Hessischen Ministeriums fuumlr umwelt Energie land-wirtschaft und Verbraucherschutz zum 2 Hessischen Tag der Nachhaltigkeit einge-laden mit dem Ziel den Buumlrgerinnen nauml-her zu bringen was hinter dem Trendthe-ma steckt auch das BiK-F beteiligte sich mit einer gemeinsam mit BioFrankfurt durchge-fuumlhrten Veranstaltungstriologie Den auf-takt machte ein informationsstand am uumlberdimensionalen bdquoMainSofaldquo aus gras am Mainufer Daruumlber hinaus referierte Prof Bernhard Stribrny BiK-F in einer abendveranstatltung uumlber bdquoEnergie Kli-ma Biodiversitaumlt ndash ein unloumlsbares Trilem-maldquo ndash ein Thema das am naumlchsten Tag im Vortrag von Dr Fritz a Reuswig Pots-dam institut fuumlr Klimafolgenforschung uumlber bdquoKlimawandel und lebensstil war-um die Technik nicht mehr reichen wirdldquo vertieft wurde

ruumlckblick 2 hessischer TAg der nAchhAlTigkeiT

ruumlckblick globAler buumlrgerdiAlog zur biologischen VielfAlT

Die Diskussion um den Erhalt biologischer Vielfalt wird weltweit gefuumlhrt am 15 September war das woumlrtlich zu nehmen Mehrere Tausend Buumlrgerinnen in Europa asien lateinamerika afrika und Nord-amerika diskutierten mit wissenschaft-lerinnen uumlber Maszlignahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Der Buumlrger- dialog bot die gelegenheit weltweit den wissensstand und die Einstellungen der Teilnehmerinnen zu erfragen Bei der zentralen Veranstaltung der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Deutschland kamen uumlber 100 Teilneh-merinnen aus ganz Deutschland zusam-men Nach einem standardisierten ablauf fanden Videopraumlsentationen Diskussio-nen und Befragungen statt zu Themen wie Einrichtung von Schutzgebieten die uumlberfischung der Meere der Schutz von Korallenriffen sowie ein gerechter Vorteilsausgleich bei Nutzung von gene-tischen Ressourcen

Die auswertung des deutschen Buumlrgerdia-logs ergab dass 85 der Teilnehmer- innen der Meinung sind der Verlust der biologischen Vielfalt sei ein Problem von globalem ausmaszlig der die meisten Men-schen auf der welt betrifft Die Mehrheit geht auszligerdem davon aus dass nationale abkommen weniger zur loumlsung der Prob-leme beitragen als lokale Maszlignahmen etwa aufklaumlrungsprogramme an Schulen Marion Mehring (iSOE) Mathias Kuumlmmer-len (BiK-F) und willem warnecke (SgN) moderierten und begleiteten die Diskussi-on der Teilnehmer Die Ergebnisse werden weltweit ausgewertet und sollen in die naumlchste Vertragsstaatgenkonferenz zum uumlbereinkommen uumlber biologische Vielfalt im Oktober 2012 (cOP 11) in Hyderabad indien einflieszligen gtgt biodiversitywwviewsorg

Teilnehmer der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Berlin Foto Museum fuumlr Naturkunde Berlin

lehre bik-f-wissenschAfTler leiTen summer school in recife brAsilien

Vom 249 bis 5102012 wurde von der Federal university of Pernambuco (uFPE) (Brasilien Recife) in Zusammenarbeit mit BiK-F ein Kurs zum Thema bdquoPhyloge-netics and Evolutionldquo angeboten Haupt-thema des Kurses Konzepte und statisti-sche ansaumltze zur Erforschung makroevo-lutionaumlrer Muster und Prozesseim Detail ging es in den Vorlesungen Tutorien und Diskussionsrunden um Phylogenetik und molekulare Datierung die Evolution der arten und historische Biogeographie die Bewertung der Diver-

sifikationsrate sowie die Modellierung der artverbreitung und der Nischenevolution mit Hilfe bioinformatischer Programme Betreut und gehalten wurde der Kurs von Dr Daniele Silvestro (BiK-F und uNil) und Dr Jan Schnitzler (BiK-F und goe-the-universitaumlt) Die Summer School ist ein Kooperationsprojekt zwischen BiK-F der universitaumlt lausanne (uNil Schweiz) und der universidade Federale de Per-nambuco (uFPE Brasilien)

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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VerAnsTAlTungen feed The world 2050 ndash wie ernaumlhrT mAn neun milliArden menschen nAchhAlTig herAusforderungen fuumlr die forschung

anlaumlsslich des welternaumlhrungstages laumldt das iSOE ndash institut fuumlr sozial-oumlkologische Forschung gemeinsam mit BiK-F am 1810 zu der Diskussionsveranstaltung bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Milliarden Menschen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo ein um uumlber Ernaumlhrungssicherung aus sozial- und naturwissenschaftlicher Pers-pektive zu diskutieren angesichts der wachsenden weltbevoumllkerung veraumlnder-ter Ernaumlhrungsgewohnheiten und stei-gendem Nutzungsdruck auf Oumlkosysteme muumlssen nachhaltige loumlsungen gefunden werden Denn die derzeit vorherrschen-den agrarmodelle und Ernaumlhrungssys- teme mit ihrem enormen Ressourcenver-brauch haben sich als nicht zukunftsfaumlhig erwiesen Klimawandel und Ruumlckgang der

personAlien ecT bei globAler iniTiATiVe fuumlr bodenbiodiVersiTaumlT

Dr Joumlrg Roumlmbke geschaumlftsfuumlhrer des BiK-F-Partners EcT gmbH ist Mitglied der im September 2011 gegruumlndeten global Soil Biodiversity initiative (gBSi) Durch die initiative soll Expertenwissen zur Bodenbiodiversitaumlt staumlrkeren Eingang in die umweltpolitik und in ansaumltze zur nachhaltigen landnutzung finden Die gSBi war dazu auf dem Rio+20-gipfel vertreten und bringt ihr wissen in die global Soil Partnership ndash eine alllianz der welternaumlhrungsorganisation FaO zur bes-seren Bewirtschaftung der Boumlden - ein

personAlien preis fuumlr besTen VorTrAg

alexander weigand Doktorand an der goethe universitaumlt Frankfurt am Main und am BiK-F wurde anfang September auf der 21 international conference on Sub-terranean Biology in Kosice Slowakei der 1 Preis fuumlr den besten studentischen Vor-trag verliehen Der Titel des Vortrags war bdquoEvolution of subterranean microsnails (carychiidae Zospeum) Phylogeny and cryptic diversificationrdquo

personAlien bik-f-dokTorAndin erhaumllT dAAd-forschungssTipendium

Anna D Sadowska-Deś im vergangenen Jahr DBu gastwissenschaftlerin am BiK-F aus Wrocław Polen erhaumllt ab Oktober 2012 ein zweijaumlhriges DaaD-Forschungs-stipendium um an der goethe-universitaumlt ihre Promotion abzuschlieszligen Sie forscht am BiK-F zur Flechte Lasallia pustulata die in klimatisch sehr unterschiedlichen Regionen beispielsweise Skandinavien und Zentralspanien beheimatet ist in ihrer Doktorarbeit untersucht anna Sadowska-Deś ob sich der Pilz und Alge aus denen die Flechte besteht an den klimatisch ver-schiedenen Standorten genetisch unter-scheiden und ob dies die anpassung an lokale gegebenheiten widerspiegelt

Biodiversitaumlt verschaumlrfen dies zusaumltzlich Es referieren Dr Petra c Braun gmun-denOumlsterreich und Prof Dr Teja Tscharntke goumlttingen

gtgt iSOE Feed the world 2050

welche anforderungen ergeben sich dar-aus fuumlr die Nachhaltigkeitsforschung Diese Frage wird ausfuumlhrlich im workshop bdquoErnaumlhrungssicherung und Biodiversitaumltldquo im Rahmen der iSOE-Tagung bdquowahrhaft nuumltzlich was kritische Nachhaltigkeitsfor-schung ausmachtldquo aufgegriffen Termin 16 November 2012 10-17 uhr im Haus am Dom Frankfurt am Main

gtgt iSOE Tagung 2012

VerAnsTAlTungshinweise

14102012 diskussion im rahmen der reihe bdquodialog an deckldquo 16 - 1730h bdquoVielfalt ist wertvoll warum wir artenreichtum brauchenldquo mit Dr Katja Heubach BiK-F Forschungsschiff MS wissenschaft Viehmarkt anleger suumldlich der Friedensbruumlcke wuumlrzburg

18102012 Vortrag und diskussion 18 - 20h bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Millarden Men schen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo goethe-universitaumlt aFE-Turm Raum 2702 Robert-Mayer-Str 5 60325 Frankfurt

impressum

Biodiversitaumlt und Klima Forschungszentrum (BiK-F) Senckenberganlage 25 D-60325 Frankfurt am Main Redaktion Sabine wendler E-mail sabinewendlersenckenbergde

Mehr informationen uumlber BiK-F online unter wwwbik-fde

Page 2: BiK-F Newsletter 03/2012

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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forschung schweizer Alpen beeinflussen europAs klimA seiT 15 millionen JAhren

afrikanische Savannenlandschaft Foto Steven Higgins BiK-F

forschung baumlume koumlnnTen in der sAVAnne die oberhAnd gewinnen

timum der Savannenbaumarten liegt wie eine Studie gezeigt hat Mit dem aktuellen anstieg geht das wachstum der Savan-nenbaumlume daher erst richtig losldquo so Prof Steven Higgins (BiK-F und goethe-uni-versitaumlt) Verschiebungen im bdquoMachtverhaumlltnisldquo der Savannenpflanzen die sich in der Vergan-genheit sehr langsam vollzogen werden durch den globalen wandel wahrschein-lich deutlich schneller ablaufen ndash vielleicht sogar schlagartig innerhalb nur weniger Jahre oder Jahrzehnte Voraussichtlich wird der umbruch aber in gegenden in

Eine experimentelle Studie der goethe-universitaumlt Frankfurt hat gezeigt dass weite Teile der afrikanischen Savanne bis 2100 zu waumlldern werden koumlnnten falls ein bestimmter cO2-Schwellenwert in der atmosphaumlre uumlberschritten wirdin der Savanne ringen graumlser und gehoumllze permanent um Dominanz Schwankungen von Temperatur Niederschlag cO2- gehalt in der atmosphaumlre oder auftreten von Feuern bestimmen wer sich durch-setzt bdquoEin houmlherer cO2-gehalt in der atmosphaumlre beguumlnstigt Baumlume da der vorindustrielle cO2-gehalt unter dem Op-

denen die Temperatur klimawandel- bedingt schneller ansteigt (zB im Zent-rum Suumldafrikas) jedoch spaumlter stattfin-den da der steile Temperaturstieg wie-derrum graumlser beguumlnstigt Diese koumlnnen dann trotz steigender cO2-Konzentration in der atmosphaumlre laumlnger erfolgreich mit Baumlumen konkurrieren Obwohl die Vegetationsveraumlnderungen auf lokaler Ebene durchaus abrupt sein koumlnnen wird der Vegetationswandel uumlber die gesamtregion betrachtet graduell ablaufen Dies verringert wiederum das Risiko einer Erschuumltterung des gesamten Erdsystems der einem solchen System-wechsel tendenziell innewohnt beson-ders wenn er sich wie hier auf einem ganzen Kontinent vollzieht ndash immer vor-ausgesetzt die landnutzung laumlsst diesen wandel zu Dies ist allerdings angesichts einer noch immer wachsenden Bevoumllke-rung und der daraus resultierenden zu-nehmend intensiveren landnutzung durchaus fraglich

gtgt Studie in bdquoNaturerdquo

Diese alpengipfel waren schon vor 15 Mio Jahren so hoch wie heute Foto Marion campani BiK-F

wissenschaftlerinnen des BiK-F der goethe-universitaumlt Frankfurt und der Eid-genoumlssichen Technischen Hochschule Zuumlrich haben festgestellt dass die houmlchs-ten gipfel der Schweiz in den erdge-schichtlich jungen Zentralalpen schon seit 15 Millionen Jahren mindestens so hoch wie heute sind Damals waren die gipfel zwischen 2850 und 3350 m hoch und die gebirgskette damit im Durchschnitt sogar noch houmlher als heute Hohe Bergketten bilden ein natuumlrliches Hindernis fuumlr feuchte luftmassen und beeinflussen so das Klima zu beiden Seiten dieser Barriere ihre Houmlhe ist dabei der entscheidende Faktor bdquoDie neuen Erkenntnisse lassen daher Ruumlckschluumlsse auf die Niederschlagsmuster in Suumldeuro-pa und Eurasien und damit indirekt auch auf die Entwicklungsbedingungen ganzer Oumlkosysteme im oumlstlichen Mittelmeerraum seit 15 Millionen Jahren zuldquo so Dr Marion campani BiK-F leitautorin der Studiewie hoch Berge im laufe ihrer Entwick-

lung waren laumlsst sich anhand des Verhaumlltnisses verschiedener Sauerstoff- isotopen zueinander bestimmen Konser-viert im gestein laumlsst sich daraus infor-mationen uumlber die Houmlhe des Nieder-schlags vor 15 Millionen gewinnen im Rahmen der Studie wurde erstmals 15 Millionen Jahre alter Niederschlag aus den Hochgebieten der alpen mit Niederschlag aus dem alpenvorland (damals ungefaumlhr

auf Houmlhe des Meeresspiegels) verglichen um die Houmlhendifferenz zu bestimmen au-szligerdem wurde die Herkunft der feuchten luftmassen betrachtet um Veraumlnderun-gen in der Zusammensetzung und Menge des Niederschlags an dessen ursprung zu beruumlcksichtigen

gtgt Studie in bdquoEarth and Planetary Science lettersrdquo

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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forschung klimAenTwicklung isT keine einbAhnsTrAsse

wissenschaftlerinnen des BiK-F und der goethe-universitaumlt Frankfurt am Main ua Prof Jens Herrle haben gemeinsam mit Kollegen vom Zentrum fuumlr Marine umwelt der universitaumlt Bremen (MaRuM) Tiefseebohrungen in der Regi-on des aumlquatorialen Pazifiks durchge-fuumlhrt waumlhrend einer Expedition im Jahr 2009 bohrten sie in wassertiefen von 4300 bis 5100 m mit dem Ziel ein Klimaarchiv der letzten 55 Millionen Jahre zu erstellen

Das Klima wird ua durch die atmosphauml-rische Konzentration von Kohlendioxid gesteuert welches im gleichgewicht von Ein- und austrag in die atmosphaumlre steht Die globale Bilanz des Kohlenstoff-kreislaufs spiegelt sich in der Karbonat-Kompensationslinie (Meerestiefe unter-halb der das Kohlenstoffmineral Kalkspat vollstaumlndig aufgeloumlst wird) wider So befand sich diese grenze vor 52 bis 47 Millionen Jahren 3000 m unterhalb des Meeresspiegels Bei der heutigen

Konzentration des Treibhausgases ndash die um das 3 bis 6-fache niedriger ist ndash be-findet sie sich in 4500 m Die Tiefseeab-lagerungen belegen wie eng Klima und cO2-Kreislauf verknuumlpft sind und erlau-ben einen Einblick in die langfristige Ent-wicklung unseres Klimas

gtgt Studie in bdquoNaturerdquo

Zuumlgelpinguine bei Baily Head in einer der groumlszligten

Kolonien von Deception island Foto Thomas Muumlller

BiK-F

forschung Tourismus nichT schuld Am pinguin-schwund

Ein Vergleich mit Satellitenbildern ergab dass der Zuumlgelpinguinbestand seit 2002 2003 um fast 40 zuruumlckgegangen ist Es konnte jedoch kein Zusammenhang des Ruumlckgangs mit hohen Besucherzahlen festgestellt werden Schaumltzungen anderer wissenschaftler bestaumltigen dies auch auf mehreren in der Naumlhe liegenden inseln wo ebenfalls Zuumlgelpinguine lebenViele wissenschaftlerinnen vermuten dass der Klimawandel und seine Folgen zumin-dest Mitursache fuumlr den beobachteten Pin-guinruumlckgang sind Falls auch der Touris-mus einen Einfluss hat so wird dieser durch die Erwaumlrmung der antarktis wahr-scheinlich uumlberdeckt

gtgt Studie in bdquoPolar Biologyrdquo

Pinguine sind bei jedermann beliebt doch wird das groszlige interesse an diesen pos-sierlichen gefaumlhrten im Frack ihnen zum Verhaumlngnis Ein unter antarktistouristen besonders beliebtes Ziel ist Deception is-land eine vor der antarktischen Halbinsel gelegene Vulkaninsel die mehrere groszlige Kolonien von Zuumlgelpinguinen beherbergt Ein amerikanisch-deutsches Foschungs-team darunter Dr Thomas Muumlller (BiK-F) untersuchte nun ob Tourismus die ursache fuumlr den hier festgestellten Ruumlck-gang der Brutpaare dieser Tiere istDas Team zaumlhlte dazu Zuumlgelpinguine ndash sowohl in den bdquoTouristenhotspotsldquo der insel als auch in touristisch nicht erschlossenen gebieten So konnte erst-mals die tatsaumlchliche Populationsgroumlszlige der dort lebenden Zuumlgelpinguine be-stimmt werden

forschung besTaumluber und fruchTfresser sind Am aumlquATor weniger waumlhlerisch

Befund der Studie untermauert gegen-waumlrtige Klimabedingungen und die Pflan-zenvielfalt in einem Oumlkosystem haben demnach mehr Einfluss auf den grad der Spezialisierung als fruumlhere Klimaschwan-kungen Das laumlsst vermuten dass bestimmte Oumlko-system-Funktionen wie Bestaumlubung und Samenausbreitung in den Tropen weniger anfaumlllig fuumlr Stoumlrungen sind als in den gemaumlszligigten Breiten denn aufgrund der generalisierten Beziehungen und des houmlheren artenreichtums koumlnnten jeweils mehrere arten die Funktionen einzelner ruumlcklaumlufiger arten uumlbernehmen

gtgt Studie in bdquocurrent Biologyrdquo

Samenausbreitende Voumlgel und bestaumlu-bende insekten sind ndash im gegensatz zur bisherigen lehrmeinung ndash in den Tropen weniger auf einzelne Pflanzen spezialisiert als ihre gegenparts in den gemaumlszligigten Breiten Dies zeigt die Studie einer inter-nationalen Forschergruppe um Dr Matthi-as Schleuning BiK-F Dr Jochen Fruumlnd universitaumlt goumlttingen und Prof Nico Bluumlt-hgen Tu DarmstadtDie untersuchung belegt auch dass die Spezialisierung bei Tier- und Pflanzenar-ten die in einer mutualistischen wechsel-beziehung stehen eher eine Folge der aktuell vorhandenen Ressourcen als das Ergebnis langfristiger anpassungsprozes-se ist Dies wird durch einen weiteren

Der leuchtend rote andenfelsenhahn (Rupicola peru-viana) ernaumlhrt sich von den Fruumlchten von uumlber 100 verschiedenen Pflanzenarten des tropischen Bergregen-walds Foto Matthias Dehling BiK-F

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proJekTe neuer loewe-schwerpunkT bdquoinTegrATiVe pilzforschung (ipf)ldquo

ab 2013 gibt es den neuen lOEwE-Schwerpunkt bdquointegrative Pilzforschung (iPF) ndash innovation durch integration anwendungs- und grundlagenorientierter Forschung zur Nutzung der pilzlichen Viel-faltldquo Das neue Vorhaben wird von Prof Marco Thines (BiK-F und goethe-universi-taumlt Frankfurt) und Prof Helge Bode (goethe-universitaumlt) koordiniert Eben-falls beteiligt sind seitens BiK-F Prof imke Schmitt und Dr christian Printzen Mit fachuumlbergreifender interdisziplinaumlrer

Zusammenarbeit zwischen goethe-uni-versitaumlt Frankfurt am Main (Feder- fuumlhrung) Philipps-universitaumlt Marburg Justus-liebig-universitaumlt gieszligen univer-sitaumlt Kassel und der Senckenberg gesell-schaft fuumlr Naturforschung Frankfurt soll das schlummernde Potenzial der Pilzviel-falt untersucht und besser nutzbar ge-macht werden wobei ein Hauptfokus auf der Verzahnung von grundlagen- und an-wendungsorientierter Forschung liegt Beispielsweise sollen Pilze im Hinblick auf

forschung neues grossproJekT zur nischeneVoluTion Auf dem bdquodAch der welTldquo

Das Hochland von Tibet (Qinghai-Tibet-Hochebene) erstreckt sich auf 23 Mio km2

und liegt durchschnittlich 4500 m uumlber dem Meeresspiegel Damit ist das als bdquoDach der weltldquo bezeichnete gebiet nicht nur die groumlszligte sondern auch die houmlchstgelegene Hochebene der welt Entstanden ist das Plateau durch die vor 55 Millionen Jahren einsetzende Kollision des indischen Sub-kontinents mit der Eurasischen Platte die langfristig zur Hebung des gebiets fuumlhrte Durch diesen Prozess haben sich Klima und Vegetation veraumlndert und es entstanden neue oumlkologische Nischen Solch eine Evo-lution oumlkologischer Nischen ist einer der Prozesse der artenbildung und -diversifi-zierung antreibt und damit die regionale artenvielfalt verschiedener taxonomischer gruppen steuert Ein neues Forschungsvorhaben geht nun der Frage nach wie diese Entwicklung die Diversifizierung verschiedener arten im

Hochland von Tibet beeinflusst oder gepraumlgt hat Das Verbundprojekt ldquoOrigin and Evolution of Tibetan-Himalayan Bio-tasldquo wird von BiK-F-associate Prof alexan-dra N Muellner-Riehl universitaumlt leipzig koordiniert und von der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFg) zunaumlchst fuumlr einen Zeitraum von 3 Jahren gefoumlrdert in einem interdisziplinaumlren ansatz werden die Evolution von arten und ihre ausbrei-tungsgeschichte anhand molekularbiologi-scher Methoden (zum Beispiel der auf grundlage datierter Stammbaumlume) und mittels Modellierung untersucht Daruumlber hinaus wird die Entwicklung entsprechen-der oumlkologischer Eigenschaften erfasst um die Beziehung zwischen arten und sich ver-aumlndernden umweltbedingungen besser zu verstehen in Teilprojekten soll die Nischenevolution am Beispiel einzelner Organismengruppen nachvollzogen werden Dr Steffen Pauls

ihre zellulaumlren grundprozesse und in ihrer Eigenschaft als Modellorganismen der Molekularbiologie besser erforscht wer-den Durch die interdisziplinaumlre Zusam-menarbeit soll zB die Entdeckung neuer nutzbarer Substanzen kuumlnftig gezielter in biotechnologische Prozesse umgesetzt und damit schneller wirtschaftlich nutzbar gemacht werden

gtgtwwwproloewede

1 i Das Dorf Kyanjing gompa in der Qinghai-Tibet-Hochebene (Nepal Himalaya) Foto Steffen Pauls BiK-F 2 i Ram Devi Tachamo Shah BiK-F bei der gewaumlsseruntersuchung Foto Deep Shah BiK-F

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und Dr Sonja Jaumlhning beide BiK-F unter-suchen dazu endemische Koumlcherfliegen der gattungen Rhyacophila und Himalopsyche Dr Martin Paumlckert BiK-F und Senckenberg untersucht mit Kopperationspartner Dr Frank Hailer BiK-F die Nischenevolution am Beispiel von in alpinen und subalpinen Zonen auftretenden Singvogelarten die zum Teil im Hochland von Tibet endemisch sind Ein drittes Einzelprojekt das von Prof alexandra N Muellner-Riehl geleitet wird rundet das das Bild ab und analysiert die Pflanzengattung Saxifraga Die Einzel-projekte beginnen Ende 2012 anfang 2013 ihre Ergebnisse werden schlieszliglich in ein zusammenfassendes Projekt von Prof alexandra N Muelner-Riehl und Dr adrien Favre universitaumlt leipzig und Prof Dieter uhl Senckenberg einflieszligen

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auszliger in der tropischen Karibik (siehe Newsletter 22012) sind BiK-F-wissen-schaftler auch in kalten gewaumlssern wie der Barentsee gelegen zwischen dem noumlrdlichsten europaumlischen Festland und Spitzbergen unterwegs Thomas Kuhn Doktorand im BiK-F nahm in diesem Sommer an einer knapp einmonatigen Forschungsfahrt des Max Rubner-insti-tuts (MRi) und des Johann Heinrich von Thuumlnen-instituts in diesem gebiet teil um Verbreitungswege und biogeographi-sche grenzen von Fischkrankheiten zu untersuchen Die Barentsee liefert dazu ideale Voraus-setzungen da hier die letzten auslaumlufer des golfstromes auf wassermassen des Polarmeeres treffen und einer Vielzahl kommerziell nutzbarer Fischarten ideale lebensbedingungen bieten Entsprechend ist das Fanggebiet fuumlr den weltweiten Fischhandel von enormer Bedeutung Das Spezialgebiet von Thomas Kuhn sind die wertmindernden Fischparasiten der gattung Anisakis Die Fadenwuumlrmer koumlnnen beim Menschen Magenschleim-

unTerwegs pArAsiTologische unTersuchungen An der grenze zur ArkTis

hautentzuumlndungen oder allergische Reak-tionen hervorrufen an Bord des For-schungsschiffs walter Herwig iii sezierte er Rotbarsch aus der Barentsee um Fadenwuumlrmer die die Fische eventuell besiedelt haben zu gewinnen und quanti-tativ zu erfassen Zuruumlck in Frankfurt wird anhand ihrer DNa bestimmt um welche art es sich jeweils handelt Die gattung Anisakis umfasst neun verschiedene arten die aumluszligerlich zwar nahezu iden-tisch sind sich aber in ihrem Erbgut von-einander unterscheidenauszligerdem wurden vor Ort Kabeljau Schellfisch und Seelachs gefischt und tief-gekuumlhlt Diese Fischarten werden dann in Frankfurt zur gaumlnze daraufhin untersucht welche Parasiten in ihnen stecken Aumlhnli-che untersuchungen hat Kuhn 2010 bereits vor groumlnland in der irmingersee und labradorsee gemacht Die analysen sind Teil einer langzeitreihe bei der Veraumlnderungen von Fischbestaumlnden mit-tels der in ihnen enthaltenen Parasiten erhoben werden

1 i untersuchungsgebiet vor Nordwest-Spitzbergen 2 i Thomas Kuhn bei der aufbereitung von biologi-schen Proben an Bord Fotos Sven Blechner MRi

kooperATionen schuTz fuumlr die heimAT der drAchenbluTbaumlume

Drachenblutbaumlume (Dracaena cinnabari) ndash das Symbol der insel Sokotra Foto Katja Setzkorn giZ

BiK-F die Senckenberg gesellschaft fuumlr Naturforschung die Deutsche gesell-schaft fuumlr internationale Zusammenar-beit (giZ) gmbH im auftrag der Bundes-regierung und die jemenitische umwelt-agentur wollen kuumlnftig enger kooperie-ren um die nachhaltige Entwicklung der insel Sokotra voran zu treiben Damit soll der Spagat gelingen in diesem bdquoParadies der Evolutionldquo die biologische Vielfalt zu schuumltzen und gleichzeitig die lebensbe-dingungen der einheimischen Bevoumllke-rung wesentlich zu verbessern Sokotra ist seit 2008 uNEScO-weltnatur-erbe und gehoumlrt zu Jemen einem der aumlrmsten laumlnder der welt wie lassen sich hier Naturschutz und oumlkonomische Ent-wicklung in Einklang bringen Die loumlsung heiszligt bdquoOumlkotourismusldquo gemeinsam mit der jemenitischen umweltagentur entwi-ckelt die giZ dazu den aufbau entspre-chender Kapazitaumlten Das Programm hat Modellcharakter fuumlr das land was hier funktioniert soll spaumlter auch in anderen Schutzgebieten Jemens das sich Natur-schutz und die nachhaltige Nutzung sei-

ner Ressourcen auf die Fahnen geschrie-ben hat umgesetzt werden um die langfristigen Perspektiven des Projekts auszuloten werden in einem BiK-F-Projekt unter leitung von uwe Za-jonz begleitend Studien zur anpassung an den Klimawandel und zur Bewertung der Resilienz der auf der insel vorhandenen Oumlkosysteme erstellt

Zur engeren wissenschaftlichen Koopera-tion aller institutionen fand vom 21 bis 23 September die 11 Jahrestagung der bdquoFriends of Soqotraldquo im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt statt auf der 70 internationale Teilnehmer zugegen waren Veranstalter der Tagung war BiK-F

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ruumlckblick 2 plATz beim frAnkfurTer bdquosTAdTrAdelnldquo

Vom 27 august bis 16 September 2012 fand in Frankfurt zum fuumlnften Mal die aktion bdquoStadtradelnldquo statt Drei wochen lang waren alle Frankfurter aufgefordert das auto stehen zu lassen und fuumlr moumlg-lichst viele wege aufs Fahrrad umzustei-gen bdquoBiovelocityldquo - das gemeinsame Team von BiK-F Senckenberg und BioFrankfurt hat es geschafft das Vorjahresergebnis von 4200 km deutlich zu uumlbertreffen und in der 2012-aktion insgesamt 6064 Kilome-tern per pedales zuruumlckgelegen Damit errang bdquoBiovelocityldquo unter den 47 Frank-furter Teams dem zweiten Platz

am 19 September hatte das Hessischen Ministeriums fuumlr umwelt Energie land-wirtschaft und Verbraucherschutz zum 2 Hessischen Tag der Nachhaltigkeit einge-laden mit dem Ziel den Buumlrgerinnen nauml-her zu bringen was hinter dem Trendthe-ma steckt auch das BiK-F beteiligte sich mit einer gemeinsam mit BioFrankfurt durchge-fuumlhrten Veranstaltungstriologie Den auf-takt machte ein informationsstand am uumlberdimensionalen bdquoMainSofaldquo aus gras am Mainufer Daruumlber hinaus referierte Prof Bernhard Stribrny BiK-F in einer abendveranstatltung uumlber bdquoEnergie Kli-ma Biodiversitaumlt ndash ein unloumlsbares Trilem-maldquo ndash ein Thema das am naumlchsten Tag im Vortrag von Dr Fritz a Reuswig Pots-dam institut fuumlr Klimafolgenforschung uumlber bdquoKlimawandel und lebensstil war-um die Technik nicht mehr reichen wirdldquo vertieft wurde

ruumlckblick 2 hessischer TAg der nAchhAlTigkeiT

ruumlckblick globAler buumlrgerdiAlog zur biologischen VielfAlT

Die Diskussion um den Erhalt biologischer Vielfalt wird weltweit gefuumlhrt am 15 September war das woumlrtlich zu nehmen Mehrere Tausend Buumlrgerinnen in Europa asien lateinamerika afrika und Nord-amerika diskutierten mit wissenschaft-lerinnen uumlber Maszlignahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Der Buumlrger- dialog bot die gelegenheit weltweit den wissensstand und die Einstellungen der Teilnehmerinnen zu erfragen Bei der zentralen Veranstaltung der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Deutschland kamen uumlber 100 Teilneh-merinnen aus ganz Deutschland zusam-men Nach einem standardisierten ablauf fanden Videopraumlsentationen Diskussio-nen und Befragungen statt zu Themen wie Einrichtung von Schutzgebieten die uumlberfischung der Meere der Schutz von Korallenriffen sowie ein gerechter Vorteilsausgleich bei Nutzung von gene-tischen Ressourcen

Die auswertung des deutschen Buumlrgerdia-logs ergab dass 85 der Teilnehmer- innen der Meinung sind der Verlust der biologischen Vielfalt sei ein Problem von globalem ausmaszlig der die meisten Men-schen auf der welt betrifft Die Mehrheit geht auszligerdem davon aus dass nationale abkommen weniger zur loumlsung der Prob-leme beitragen als lokale Maszlignahmen etwa aufklaumlrungsprogramme an Schulen Marion Mehring (iSOE) Mathias Kuumlmmer-len (BiK-F) und willem warnecke (SgN) moderierten und begleiteten die Diskussi-on der Teilnehmer Die Ergebnisse werden weltweit ausgewertet und sollen in die naumlchste Vertragsstaatgenkonferenz zum uumlbereinkommen uumlber biologische Vielfalt im Oktober 2012 (cOP 11) in Hyderabad indien einflieszligen gtgt biodiversitywwviewsorg

Teilnehmer der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Berlin Foto Museum fuumlr Naturkunde Berlin

lehre bik-f-wissenschAfTler leiTen summer school in recife brAsilien

Vom 249 bis 5102012 wurde von der Federal university of Pernambuco (uFPE) (Brasilien Recife) in Zusammenarbeit mit BiK-F ein Kurs zum Thema bdquoPhyloge-netics and Evolutionldquo angeboten Haupt-thema des Kurses Konzepte und statisti-sche ansaumltze zur Erforschung makroevo-lutionaumlrer Muster und Prozesseim Detail ging es in den Vorlesungen Tutorien und Diskussionsrunden um Phylogenetik und molekulare Datierung die Evolution der arten und historische Biogeographie die Bewertung der Diver-

sifikationsrate sowie die Modellierung der artverbreitung und der Nischenevolution mit Hilfe bioinformatischer Programme Betreut und gehalten wurde der Kurs von Dr Daniele Silvestro (BiK-F und uNil) und Dr Jan Schnitzler (BiK-F und goe-the-universitaumlt) Die Summer School ist ein Kooperationsprojekt zwischen BiK-F der universitaumlt lausanne (uNil Schweiz) und der universidade Federale de Per-nambuco (uFPE Brasilien)

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VerAnsTAlTungen feed The world 2050 ndash wie ernaumlhrT mAn neun milliArden menschen nAchhAlTig herAusforderungen fuumlr die forschung

anlaumlsslich des welternaumlhrungstages laumldt das iSOE ndash institut fuumlr sozial-oumlkologische Forschung gemeinsam mit BiK-F am 1810 zu der Diskussionsveranstaltung bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Milliarden Menschen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo ein um uumlber Ernaumlhrungssicherung aus sozial- und naturwissenschaftlicher Pers-pektive zu diskutieren angesichts der wachsenden weltbevoumllkerung veraumlnder-ter Ernaumlhrungsgewohnheiten und stei-gendem Nutzungsdruck auf Oumlkosysteme muumlssen nachhaltige loumlsungen gefunden werden Denn die derzeit vorherrschen-den agrarmodelle und Ernaumlhrungssys- teme mit ihrem enormen Ressourcenver-brauch haben sich als nicht zukunftsfaumlhig erwiesen Klimawandel und Ruumlckgang der

personAlien ecT bei globAler iniTiATiVe fuumlr bodenbiodiVersiTaumlT

Dr Joumlrg Roumlmbke geschaumlftsfuumlhrer des BiK-F-Partners EcT gmbH ist Mitglied der im September 2011 gegruumlndeten global Soil Biodiversity initiative (gBSi) Durch die initiative soll Expertenwissen zur Bodenbiodiversitaumlt staumlrkeren Eingang in die umweltpolitik und in ansaumltze zur nachhaltigen landnutzung finden Die gSBi war dazu auf dem Rio+20-gipfel vertreten und bringt ihr wissen in die global Soil Partnership ndash eine alllianz der welternaumlhrungsorganisation FaO zur bes-seren Bewirtschaftung der Boumlden - ein

personAlien preis fuumlr besTen VorTrAg

alexander weigand Doktorand an der goethe universitaumlt Frankfurt am Main und am BiK-F wurde anfang September auf der 21 international conference on Sub-terranean Biology in Kosice Slowakei der 1 Preis fuumlr den besten studentischen Vor-trag verliehen Der Titel des Vortrags war bdquoEvolution of subterranean microsnails (carychiidae Zospeum) Phylogeny and cryptic diversificationrdquo

personAlien bik-f-dokTorAndin erhaumllT dAAd-forschungssTipendium

Anna D Sadowska-Deś im vergangenen Jahr DBu gastwissenschaftlerin am BiK-F aus Wrocław Polen erhaumllt ab Oktober 2012 ein zweijaumlhriges DaaD-Forschungs-stipendium um an der goethe-universitaumlt ihre Promotion abzuschlieszligen Sie forscht am BiK-F zur Flechte Lasallia pustulata die in klimatisch sehr unterschiedlichen Regionen beispielsweise Skandinavien und Zentralspanien beheimatet ist in ihrer Doktorarbeit untersucht anna Sadowska-Deś ob sich der Pilz und Alge aus denen die Flechte besteht an den klimatisch ver-schiedenen Standorten genetisch unter-scheiden und ob dies die anpassung an lokale gegebenheiten widerspiegelt

Biodiversitaumlt verschaumlrfen dies zusaumltzlich Es referieren Dr Petra c Braun gmun-denOumlsterreich und Prof Dr Teja Tscharntke goumlttingen

gtgt iSOE Feed the world 2050

welche anforderungen ergeben sich dar-aus fuumlr die Nachhaltigkeitsforschung Diese Frage wird ausfuumlhrlich im workshop bdquoErnaumlhrungssicherung und Biodiversitaumltldquo im Rahmen der iSOE-Tagung bdquowahrhaft nuumltzlich was kritische Nachhaltigkeitsfor-schung ausmachtldquo aufgegriffen Termin 16 November 2012 10-17 uhr im Haus am Dom Frankfurt am Main

gtgt iSOE Tagung 2012

VerAnsTAlTungshinweise

14102012 diskussion im rahmen der reihe bdquodialog an deckldquo 16 - 1730h bdquoVielfalt ist wertvoll warum wir artenreichtum brauchenldquo mit Dr Katja Heubach BiK-F Forschungsschiff MS wissenschaft Viehmarkt anleger suumldlich der Friedensbruumlcke wuumlrzburg

18102012 Vortrag und diskussion 18 - 20h bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Millarden Men schen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo goethe-universitaumlt aFE-Turm Raum 2702 Robert-Mayer-Str 5 60325 Frankfurt

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Biodiversitaumlt und Klima Forschungszentrum (BiK-F) Senckenberganlage 25 D-60325 Frankfurt am Main Redaktion Sabine wendler E-mail sabinewendlersenckenbergde

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forschung klimAenTwicklung isT keine einbAhnsTrAsse

wissenschaftlerinnen des BiK-F und der goethe-universitaumlt Frankfurt am Main ua Prof Jens Herrle haben gemeinsam mit Kollegen vom Zentrum fuumlr Marine umwelt der universitaumlt Bremen (MaRuM) Tiefseebohrungen in der Regi-on des aumlquatorialen Pazifiks durchge-fuumlhrt waumlhrend einer Expedition im Jahr 2009 bohrten sie in wassertiefen von 4300 bis 5100 m mit dem Ziel ein Klimaarchiv der letzten 55 Millionen Jahre zu erstellen

Das Klima wird ua durch die atmosphauml-rische Konzentration von Kohlendioxid gesteuert welches im gleichgewicht von Ein- und austrag in die atmosphaumlre steht Die globale Bilanz des Kohlenstoff-kreislaufs spiegelt sich in der Karbonat-Kompensationslinie (Meerestiefe unter-halb der das Kohlenstoffmineral Kalkspat vollstaumlndig aufgeloumlst wird) wider So befand sich diese grenze vor 52 bis 47 Millionen Jahren 3000 m unterhalb des Meeresspiegels Bei der heutigen

Konzentration des Treibhausgases ndash die um das 3 bis 6-fache niedriger ist ndash be-findet sie sich in 4500 m Die Tiefseeab-lagerungen belegen wie eng Klima und cO2-Kreislauf verknuumlpft sind und erlau-ben einen Einblick in die langfristige Ent-wicklung unseres Klimas

gtgt Studie in bdquoNaturerdquo

Zuumlgelpinguine bei Baily Head in einer der groumlszligten

Kolonien von Deception island Foto Thomas Muumlller

BiK-F

forschung Tourismus nichT schuld Am pinguin-schwund

Ein Vergleich mit Satellitenbildern ergab dass der Zuumlgelpinguinbestand seit 2002 2003 um fast 40 zuruumlckgegangen ist Es konnte jedoch kein Zusammenhang des Ruumlckgangs mit hohen Besucherzahlen festgestellt werden Schaumltzungen anderer wissenschaftler bestaumltigen dies auch auf mehreren in der Naumlhe liegenden inseln wo ebenfalls Zuumlgelpinguine lebenViele wissenschaftlerinnen vermuten dass der Klimawandel und seine Folgen zumin-dest Mitursache fuumlr den beobachteten Pin-guinruumlckgang sind Falls auch der Touris-mus einen Einfluss hat so wird dieser durch die Erwaumlrmung der antarktis wahr-scheinlich uumlberdeckt

gtgt Studie in bdquoPolar Biologyrdquo

Pinguine sind bei jedermann beliebt doch wird das groszlige interesse an diesen pos-sierlichen gefaumlhrten im Frack ihnen zum Verhaumlngnis Ein unter antarktistouristen besonders beliebtes Ziel ist Deception is-land eine vor der antarktischen Halbinsel gelegene Vulkaninsel die mehrere groszlige Kolonien von Zuumlgelpinguinen beherbergt Ein amerikanisch-deutsches Foschungs-team darunter Dr Thomas Muumlller (BiK-F) untersuchte nun ob Tourismus die ursache fuumlr den hier festgestellten Ruumlck-gang der Brutpaare dieser Tiere istDas Team zaumlhlte dazu Zuumlgelpinguine ndash sowohl in den bdquoTouristenhotspotsldquo der insel als auch in touristisch nicht erschlossenen gebieten So konnte erst-mals die tatsaumlchliche Populationsgroumlszlige der dort lebenden Zuumlgelpinguine be-stimmt werden

forschung besTaumluber und fruchTfresser sind Am aumlquATor weniger waumlhlerisch

Befund der Studie untermauert gegen-waumlrtige Klimabedingungen und die Pflan-zenvielfalt in einem Oumlkosystem haben demnach mehr Einfluss auf den grad der Spezialisierung als fruumlhere Klimaschwan-kungen Das laumlsst vermuten dass bestimmte Oumlko-system-Funktionen wie Bestaumlubung und Samenausbreitung in den Tropen weniger anfaumlllig fuumlr Stoumlrungen sind als in den gemaumlszligigten Breiten denn aufgrund der generalisierten Beziehungen und des houmlheren artenreichtums koumlnnten jeweils mehrere arten die Funktionen einzelner ruumlcklaumlufiger arten uumlbernehmen

gtgt Studie in bdquocurrent Biologyrdquo

Samenausbreitende Voumlgel und bestaumlu-bende insekten sind ndash im gegensatz zur bisherigen lehrmeinung ndash in den Tropen weniger auf einzelne Pflanzen spezialisiert als ihre gegenparts in den gemaumlszligigten Breiten Dies zeigt die Studie einer inter-nationalen Forschergruppe um Dr Matthi-as Schleuning BiK-F Dr Jochen Fruumlnd universitaumlt goumlttingen und Prof Nico Bluumlt-hgen Tu DarmstadtDie untersuchung belegt auch dass die Spezialisierung bei Tier- und Pflanzenar-ten die in einer mutualistischen wechsel-beziehung stehen eher eine Folge der aktuell vorhandenen Ressourcen als das Ergebnis langfristiger anpassungsprozes-se ist Dies wird durch einen weiteren

Der leuchtend rote andenfelsenhahn (Rupicola peru-viana) ernaumlhrt sich von den Fruumlchten von uumlber 100 verschiedenen Pflanzenarten des tropischen Bergregen-walds Foto Matthias Dehling BiK-F

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

ndash 4 ndash

proJekTe neuer loewe-schwerpunkT bdquoinTegrATiVe pilzforschung (ipf)ldquo

ab 2013 gibt es den neuen lOEwE-Schwerpunkt bdquointegrative Pilzforschung (iPF) ndash innovation durch integration anwendungs- und grundlagenorientierter Forschung zur Nutzung der pilzlichen Viel-faltldquo Das neue Vorhaben wird von Prof Marco Thines (BiK-F und goethe-universi-taumlt Frankfurt) und Prof Helge Bode (goethe-universitaumlt) koordiniert Eben-falls beteiligt sind seitens BiK-F Prof imke Schmitt und Dr christian Printzen Mit fachuumlbergreifender interdisziplinaumlrer

Zusammenarbeit zwischen goethe-uni-versitaumlt Frankfurt am Main (Feder- fuumlhrung) Philipps-universitaumlt Marburg Justus-liebig-universitaumlt gieszligen univer-sitaumlt Kassel und der Senckenberg gesell-schaft fuumlr Naturforschung Frankfurt soll das schlummernde Potenzial der Pilzviel-falt untersucht und besser nutzbar ge-macht werden wobei ein Hauptfokus auf der Verzahnung von grundlagen- und an-wendungsorientierter Forschung liegt Beispielsweise sollen Pilze im Hinblick auf

forschung neues grossproJekT zur nischeneVoluTion Auf dem bdquodAch der welTldquo

Das Hochland von Tibet (Qinghai-Tibet-Hochebene) erstreckt sich auf 23 Mio km2

und liegt durchschnittlich 4500 m uumlber dem Meeresspiegel Damit ist das als bdquoDach der weltldquo bezeichnete gebiet nicht nur die groumlszligte sondern auch die houmlchstgelegene Hochebene der welt Entstanden ist das Plateau durch die vor 55 Millionen Jahren einsetzende Kollision des indischen Sub-kontinents mit der Eurasischen Platte die langfristig zur Hebung des gebiets fuumlhrte Durch diesen Prozess haben sich Klima und Vegetation veraumlndert und es entstanden neue oumlkologische Nischen Solch eine Evo-lution oumlkologischer Nischen ist einer der Prozesse der artenbildung und -diversifi-zierung antreibt und damit die regionale artenvielfalt verschiedener taxonomischer gruppen steuert Ein neues Forschungsvorhaben geht nun der Frage nach wie diese Entwicklung die Diversifizierung verschiedener arten im

Hochland von Tibet beeinflusst oder gepraumlgt hat Das Verbundprojekt ldquoOrigin and Evolution of Tibetan-Himalayan Bio-tasldquo wird von BiK-F-associate Prof alexan-dra N Muellner-Riehl universitaumlt leipzig koordiniert und von der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFg) zunaumlchst fuumlr einen Zeitraum von 3 Jahren gefoumlrdert in einem interdisziplinaumlren ansatz werden die Evolution von arten und ihre ausbrei-tungsgeschichte anhand molekularbiologi-scher Methoden (zum Beispiel der auf grundlage datierter Stammbaumlume) und mittels Modellierung untersucht Daruumlber hinaus wird die Entwicklung entsprechen-der oumlkologischer Eigenschaften erfasst um die Beziehung zwischen arten und sich ver-aumlndernden umweltbedingungen besser zu verstehen in Teilprojekten soll die Nischenevolution am Beispiel einzelner Organismengruppen nachvollzogen werden Dr Steffen Pauls

ihre zellulaumlren grundprozesse und in ihrer Eigenschaft als Modellorganismen der Molekularbiologie besser erforscht wer-den Durch die interdisziplinaumlre Zusam-menarbeit soll zB die Entdeckung neuer nutzbarer Substanzen kuumlnftig gezielter in biotechnologische Prozesse umgesetzt und damit schneller wirtschaftlich nutzbar gemacht werden

gtgtwwwproloewede

1 i Das Dorf Kyanjing gompa in der Qinghai-Tibet-Hochebene (Nepal Himalaya) Foto Steffen Pauls BiK-F 2 i Ram Devi Tachamo Shah BiK-F bei der gewaumlsseruntersuchung Foto Deep Shah BiK-F

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und Dr Sonja Jaumlhning beide BiK-F unter-suchen dazu endemische Koumlcherfliegen der gattungen Rhyacophila und Himalopsyche Dr Martin Paumlckert BiK-F und Senckenberg untersucht mit Kopperationspartner Dr Frank Hailer BiK-F die Nischenevolution am Beispiel von in alpinen und subalpinen Zonen auftretenden Singvogelarten die zum Teil im Hochland von Tibet endemisch sind Ein drittes Einzelprojekt das von Prof alexandra N Muellner-Riehl geleitet wird rundet das das Bild ab und analysiert die Pflanzengattung Saxifraga Die Einzel-projekte beginnen Ende 2012 anfang 2013 ihre Ergebnisse werden schlieszliglich in ein zusammenfassendes Projekt von Prof alexandra N Muelner-Riehl und Dr adrien Favre universitaumlt leipzig und Prof Dieter uhl Senckenberg einflieszligen

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Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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auszliger in der tropischen Karibik (siehe Newsletter 22012) sind BiK-F-wissen-schaftler auch in kalten gewaumlssern wie der Barentsee gelegen zwischen dem noumlrdlichsten europaumlischen Festland und Spitzbergen unterwegs Thomas Kuhn Doktorand im BiK-F nahm in diesem Sommer an einer knapp einmonatigen Forschungsfahrt des Max Rubner-insti-tuts (MRi) und des Johann Heinrich von Thuumlnen-instituts in diesem gebiet teil um Verbreitungswege und biogeographi-sche grenzen von Fischkrankheiten zu untersuchen Die Barentsee liefert dazu ideale Voraus-setzungen da hier die letzten auslaumlufer des golfstromes auf wassermassen des Polarmeeres treffen und einer Vielzahl kommerziell nutzbarer Fischarten ideale lebensbedingungen bieten Entsprechend ist das Fanggebiet fuumlr den weltweiten Fischhandel von enormer Bedeutung Das Spezialgebiet von Thomas Kuhn sind die wertmindernden Fischparasiten der gattung Anisakis Die Fadenwuumlrmer koumlnnen beim Menschen Magenschleim-

unTerwegs pArAsiTologische unTersuchungen An der grenze zur ArkTis

hautentzuumlndungen oder allergische Reak-tionen hervorrufen an Bord des For-schungsschiffs walter Herwig iii sezierte er Rotbarsch aus der Barentsee um Fadenwuumlrmer die die Fische eventuell besiedelt haben zu gewinnen und quanti-tativ zu erfassen Zuruumlck in Frankfurt wird anhand ihrer DNa bestimmt um welche art es sich jeweils handelt Die gattung Anisakis umfasst neun verschiedene arten die aumluszligerlich zwar nahezu iden-tisch sind sich aber in ihrem Erbgut von-einander unterscheidenauszligerdem wurden vor Ort Kabeljau Schellfisch und Seelachs gefischt und tief-gekuumlhlt Diese Fischarten werden dann in Frankfurt zur gaumlnze daraufhin untersucht welche Parasiten in ihnen stecken Aumlhnli-che untersuchungen hat Kuhn 2010 bereits vor groumlnland in der irmingersee und labradorsee gemacht Die analysen sind Teil einer langzeitreihe bei der Veraumlnderungen von Fischbestaumlnden mit-tels der in ihnen enthaltenen Parasiten erhoben werden

1 i untersuchungsgebiet vor Nordwest-Spitzbergen 2 i Thomas Kuhn bei der aufbereitung von biologi-schen Proben an Bord Fotos Sven Blechner MRi

kooperATionen schuTz fuumlr die heimAT der drAchenbluTbaumlume

Drachenblutbaumlume (Dracaena cinnabari) ndash das Symbol der insel Sokotra Foto Katja Setzkorn giZ

BiK-F die Senckenberg gesellschaft fuumlr Naturforschung die Deutsche gesell-schaft fuumlr internationale Zusammenar-beit (giZ) gmbH im auftrag der Bundes-regierung und die jemenitische umwelt-agentur wollen kuumlnftig enger kooperie-ren um die nachhaltige Entwicklung der insel Sokotra voran zu treiben Damit soll der Spagat gelingen in diesem bdquoParadies der Evolutionldquo die biologische Vielfalt zu schuumltzen und gleichzeitig die lebensbe-dingungen der einheimischen Bevoumllke-rung wesentlich zu verbessern Sokotra ist seit 2008 uNEScO-weltnatur-erbe und gehoumlrt zu Jemen einem der aumlrmsten laumlnder der welt wie lassen sich hier Naturschutz und oumlkonomische Ent-wicklung in Einklang bringen Die loumlsung heiszligt bdquoOumlkotourismusldquo gemeinsam mit der jemenitischen umweltagentur entwi-ckelt die giZ dazu den aufbau entspre-chender Kapazitaumlten Das Programm hat Modellcharakter fuumlr das land was hier funktioniert soll spaumlter auch in anderen Schutzgebieten Jemens das sich Natur-schutz und die nachhaltige Nutzung sei-

ner Ressourcen auf die Fahnen geschrie-ben hat umgesetzt werden um die langfristigen Perspektiven des Projekts auszuloten werden in einem BiK-F-Projekt unter leitung von uwe Za-jonz begleitend Studien zur anpassung an den Klimawandel und zur Bewertung der Resilienz der auf der insel vorhandenen Oumlkosysteme erstellt

Zur engeren wissenschaftlichen Koopera-tion aller institutionen fand vom 21 bis 23 September die 11 Jahrestagung der bdquoFriends of Soqotraldquo im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt statt auf der 70 internationale Teilnehmer zugegen waren Veranstalter der Tagung war BiK-F

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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ruumlckblick 2 plATz beim frAnkfurTer bdquosTAdTrAdelnldquo

Vom 27 august bis 16 September 2012 fand in Frankfurt zum fuumlnften Mal die aktion bdquoStadtradelnldquo statt Drei wochen lang waren alle Frankfurter aufgefordert das auto stehen zu lassen und fuumlr moumlg-lichst viele wege aufs Fahrrad umzustei-gen bdquoBiovelocityldquo - das gemeinsame Team von BiK-F Senckenberg und BioFrankfurt hat es geschafft das Vorjahresergebnis von 4200 km deutlich zu uumlbertreffen und in der 2012-aktion insgesamt 6064 Kilome-tern per pedales zuruumlckgelegen Damit errang bdquoBiovelocityldquo unter den 47 Frank-furter Teams dem zweiten Platz

am 19 September hatte das Hessischen Ministeriums fuumlr umwelt Energie land-wirtschaft und Verbraucherschutz zum 2 Hessischen Tag der Nachhaltigkeit einge-laden mit dem Ziel den Buumlrgerinnen nauml-her zu bringen was hinter dem Trendthe-ma steckt auch das BiK-F beteiligte sich mit einer gemeinsam mit BioFrankfurt durchge-fuumlhrten Veranstaltungstriologie Den auf-takt machte ein informationsstand am uumlberdimensionalen bdquoMainSofaldquo aus gras am Mainufer Daruumlber hinaus referierte Prof Bernhard Stribrny BiK-F in einer abendveranstatltung uumlber bdquoEnergie Kli-ma Biodiversitaumlt ndash ein unloumlsbares Trilem-maldquo ndash ein Thema das am naumlchsten Tag im Vortrag von Dr Fritz a Reuswig Pots-dam institut fuumlr Klimafolgenforschung uumlber bdquoKlimawandel und lebensstil war-um die Technik nicht mehr reichen wirdldquo vertieft wurde

ruumlckblick 2 hessischer TAg der nAchhAlTigkeiT

ruumlckblick globAler buumlrgerdiAlog zur biologischen VielfAlT

Die Diskussion um den Erhalt biologischer Vielfalt wird weltweit gefuumlhrt am 15 September war das woumlrtlich zu nehmen Mehrere Tausend Buumlrgerinnen in Europa asien lateinamerika afrika und Nord-amerika diskutierten mit wissenschaft-lerinnen uumlber Maszlignahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Der Buumlrger- dialog bot die gelegenheit weltweit den wissensstand und die Einstellungen der Teilnehmerinnen zu erfragen Bei der zentralen Veranstaltung der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Deutschland kamen uumlber 100 Teilneh-merinnen aus ganz Deutschland zusam-men Nach einem standardisierten ablauf fanden Videopraumlsentationen Diskussio-nen und Befragungen statt zu Themen wie Einrichtung von Schutzgebieten die uumlberfischung der Meere der Schutz von Korallenriffen sowie ein gerechter Vorteilsausgleich bei Nutzung von gene-tischen Ressourcen

Die auswertung des deutschen Buumlrgerdia-logs ergab dass 85 der Teilnehmer- innen der Meinung sind der Verlust der biologischen Vielfalt sei ein Problem von globalem ausmaszlig der die meisten Men-schen auf der welt betrifft Die Mehrheit geht auszligerdem davon aus dass nationale abkommen weniger zur loumlsung der Prob-leme beitragen als lokale Maszlignahmen etwa aufklaumlrungsprogramme an Schulen Marion Mehring (iSOE) Mathias Kuumlmmer-len (BiK-F) und willem warnecke (SgN) moderierten und begleiteten die Diskussi-on der Teilnehmer Die Ergebnisse werden weltweit ausgewertet und sollen in die naumlchste Vertragsstaatgenkonferenz zum uumlbereinkommen uumlber biologische Vielfalt im Oktober 2012 (cOP 11) in Hyderabad indien einflieszligen gtgt biodiversitywwviewsorg

Teilnehmer der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Berlin Foto Museum fuumlr Naturkunde Berlin

lehre bik-f-wissenschAfTler leiTen summer school in recife brAsilien

Vom 249 bis 5102012 wurde von der Federal university of Pernambuco (uFPE) (Brasilien Recife) in Zusammenarbeit mit BiK-F ein Kurs zum Thema bdquoPhyloge-netics and Evolutionldquo angeboten Haupt-thema des Kurses Konzepte und statisti-sche ansaumltze zur Erforschung makroevo-lutionaumlrer Muster und Prozesseim Detail ging es in den Vorlesungen Tutorien und Diskussionsrunden um Phylogenetik und molekulare Datierung die Evolution der arten und historische Biogeographie die Bewertung der Diver-

sifikationsrate sowie die Modellierung der artverbreitung und der Nischenevolution mit Hilfe bioinformatischer Programme Betreut und gehalten wurde der Kurs von Dr Daniele Silvestro (BiK-F und uNil) und Dr Jan Schnitzler (BiK-F und goe-the-universitaumlt) Die Summer School ist ein Kooperationsprojekt zwischen BiK-F der universitaumlt lausanne (uNil Schweiz) und der universidade Federale de Per-nambuco (uFPE Brasilien)

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VerAnsTAlTungen feed The world 2050 ndash wie ernaumlhrT mAn neun milliArden menschen nAchhAlTig herAusforderungen fuumlr die forschung

anlaumlsslich des welternaumlhrungstages laumldt das iSOE ndash institut fuumlr sozial-oumlkologische Forschung gemeinsam mit BiK-F am 1810 zu der Diskussionsveranstaltung bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Milliarden Menschen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo ein um uumlber Ernaumlhrungssicherung aus sozial- und naturwissenschaftlicher Pers-pektive zu diskutieren angesichts der wachsenden weltbevoumllkerung veraumlnder-ter Ernaumlhrungsgewohnheiten und stei-gendem Nutzungsdruck auf Oumlkosysteme muumlssen nachhaltige loumlsungen gefunden werden Denn die derzeit vorherrschen-den agrarmodelle und Ernaumlhrungssys- teme mit ihrem enormen Ressourcenver-brauch haben sich als nicht zukunftsfaumlhig erwiesen Klimawandel und Ruumlckgang der

personAlien ecT bei globAler iniTiATiVe fuumlr bodenbiodiVersiTaumlT

Dr Joumlrg Roumlmbke geschaumlftsfuumlhrer des BiK-F-Partners EcT gmbH ist Mitglied der im September 2011 gegruumlndeten global Soil Biodiversity initiative (gBSi) Durch die initiative soll Expertenwissen zur Bodenbiodiversitaumlt staumlrkeren Eingang in die umweltpolitik und in ansaumltze zur nachhaltigen landnutzung finden Die gSBi war dazu auf dem Rio+20-gipfel vertreten und bringt ihr wissen in die global Soil Partnership ndash eine alllianz der welternaumlhrungsorganisation FaO zur bes-seren Bewirtschaftung der Boumlden - ein

personAlien preis fuumlr besTen VorTrAg

alexander weigand Doktorand an der goethe universitaumlt Frankfurt am Main und am BiK-F wurde anfang September auf der 21 international conference on Sub-terranean Biology in Kosice Slowakei der 1 Preis fuumlr den besten studentischen Vor-trag verliehen Der Titel des Vortrags war bdquoEvolution of subterranean microsnails (carychiidae Zospeum) Phylogeny and cryptic diversificationrdquo

personAlien bik-f-dokTorAndin erhaumllT dAAd-forschungssTipendium

Anna D Sadowska-Deś im vergangenen Jahr DBu gastwissenschaftlerin am BiK-F aus Wrocław Polen erhaumllt ab Oktober 2012 ein zweijaumlhriges DaaD-Forschungs-stipendium um an der goethe-universitaumlt ihre Promotion abzuschlieszligen Sie forscht am BiK-F zur Flechte Lasallia pustulata die in klimatisch sehr unterschiedlichen Regionen beispielsweise Skandinavien und Zentralspanien beheimatet ist in ihrer Doktorarbeit untersucht anna Sadowska-Deś ob sich der Pilz und Alge aus denen die Flechte besteht an den klimatisch ver-schiedenen Standorten genetisch unter-scheiden und ob dies die anpassung an lokale gegebenheiten widerspiegelt

Biodiversitaumlt verschaumlrfen dies zusaumltzlich Es referieren Dr Petra c Braun gmun-denOumlsterreich und Prof Dr Teja Tscharntke goumlttingen

gtgt iSOE Feed the world 2050

welche anforderungen ergeben sich dar-aus fuumlr die Nachhaltigkeitsforschung Diese Frage wird ausfuumlhrlich im workshop bdquoErnaumlhrungssicherung und Biodiversitaumltldquo im Rahmen der iSOE-Tagung bdquowahrhaft nuumltzlich was kritische Nachhaltigkeitsfor-schung ausmachtldquo aufgegriffen Termin 16 November 2012 10-17 uhr im Haus am Dom Frankfurt am Main

gtgt iSOE Tagung 2012

VerAnsTAlTungshinweise

14102012 diskussion im rahmen der reihe bdquodialog an deckldquo 16 - 1730h bdquoVielfalt ist wertvoll warum wir artenreichtum brauchenldquo mit Dr Katja Heubach BiK-F Forschungsschiff MS wissenschaft Viehmarkt anleger suumldlich der Friedensbruumlcke wuumlrzburg

18102012 Vortrag und diskussion 18 - 20h bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Millarden Men schen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo goethe-universitaumlt aFE-Turm Raum 2702 Robert-Mayer-Str 5 60325 Frankfurt

impressum

Biodiversitaumlt und Klima Forschungszentrum (BiK-F) Senckenberganlage 25 D-60325 Frankfurt am Main Redaktion Sabine wendler E-mail sabinewendlersenckenbergde

Mehr informationen uumlber BiK-F online unter wwwbik-fde

Page 4: BiK-F Newsletter 03/2012

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proJekTe neuer loewe-schwerpunkT bdquoinTegrATiVe pilzforschung (ipf)ldquo

ab 2013 gibt es den neuen lOEwE-Schwerpunkt bdquointegrative Pilzforschung (iPF) ndash innovation durch integration anwendungs- und grundlagenorientierter Forschung zur Nutzung der pilzlichen Viel-faltldquo Das neue Vorhaben wird von Prof Marco Thines (BiK-F und goethe-universi-taumlt Frankfurt) und Prof Helge Bode (goethe-universitaumlt) koordiniert Eben-falls beteiligt sind seitens BiK-F Prof imke Schmitt und Dr christian Printzen Mit fachuumlbergreifender interdisziplinaumlrer

Zusammenarbeit zwischen goethe-uni-versitaumlt Frankfurt am Main (Feder- fuumlhrung) Philipps-universitaumlt Marburg Justus-liebig-universitaumlt gieszligen univer-sitaumlt Kassel und der Senckenberg gesell-schaft fuumlr Naturforschung Frankfurt soll das schlummernde Potenzial der Pilzviel-falt untersucht und besser nutzbar ge-macht werden wobei ein Hauptfokus auf der Verzahnung von grundlagen- und an-wendungsorientierter Forschung liegt Beispielsweise sollen Pilze im Hinblick auf

forschung neues grossproJekT zur nischeneVoluTion Auf dem bdquodAch der welTldquo

Das Hochland von Tibet (Qinghai-Tibet-Hochebene) erstreckt sich auf 23 Mio km2

und liegt durchschnittlich 4500 m uumlber dem Meeresspiegel Damit ist das als bdquoDach der weltldquo bezeichnete gebiet nicht nur die groumlszligte sondern auch die houmlchstgelegene Hochebene der welt Entstanden ist das Plateau durch die vor 55 Millionen Jahren einsetzende Kollision des indischen Sub-kontinents mit der Eurasischen Platte die langfristig zur Hebung des gebiets fuumlhrte Durch diesen Prozess haben sich Klima und Vegetation veraumlndert und es entstanden neue oumlkologische Nischen Solch eine Evo-lution oumlkologischer Nischen ist einer der Prozesse der artenbildung und -diversifi-zierung antreibt und damit die regionale artenvielfalt verschiedener taxonomischer gruppen steuert Ein neues Forschungsvorhaben geht nun der Frage nach wie diese Entwicklung die Diversifizierung verschiedener arten im

Hochland von Tibet beeinflusst oder gepraumlgt hat Das Verbundprojekt ldquoOrigin and Evolution of Tibetan-Himalayan Bio-tasldquo wird von BiK-F-associate Prof alexan-dra N Muellner-Riehl universitaumlt leipzig koordiniert und von der Deutschen For-schungsgemeinschaft (DFg) zunaumlchst fuumlr einen Zeitraum von 3 Jahren gefoumlrdert in einem interdisziplinaumlren ansatz werden die Evolution von arten und ihre ausbrei-tungsgeschichte anhand molekularbiologi-scher Methoden (zum Beispiel der auf grundlage datierter Stammbaumlume) und mittels Modellierung untersucht Daruumlber hinaus wird die Entwicklung entsprechen-der oumlkologischer Eigenschaften erfasst um die Beziehung zwischen arten und sich ver-aumlndernden umweltbedingungen besser zu verstehen in Teilprojekten soll die Nischenevolution am Beispiel einzelner Organismengruppen nachvollzogen werden Dr Steffen Pauls

ihre zellulaumlren grundprozesse und in ihrer Eigenschaft als Modellorganismen der Molekularbiologie besser erforscht wer-den Durch die interdisziplinaumlre Zusam-menarbeit soll zB die Entdeckung neuer nutzbarer Substanzen kuumlnftig gezielter in biotechnologische Prozesse umgesetzt und damit schneller wirtschaftlich nutzbar gemacht werden

gtgtwwwproloewede

1 i Das Dorf Kyanjing gompa in der Qinghai-Tibet-Hochebene (Nepal Himalaya) Foto Steffen Pauls BiK-F 2 i Ram Devi Tachamo Shah BiK-F bei der gewaumlsseruntersuchung Foto Deep Shah BiK-F

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und Dr Sonja Jaumlhning beide BiK-F unter-suchen dazu endemische Koumlcherfliegen der gattungen Rhyacophila und Himalopsyche Dr Martin Paumlckert BiK-F und Senckenberg untersucht mit Kopperationspartner Dr Frank Hailer BiK-F die Nischenevolution am Beispiel von in alpinen und subalpinen Zonen auftretenden Singvogelarten die zum Teil im Hochland von Tibet endemisch sind Ein drittes Einzelprojekt das von Prof alexandra N Muellner-Riehl geleitet wird rundet das das Bild ab und analysiert die Pflanzengattung Saxifraga Die Einzel-projekte beginnen Ende 2012 anfang 2013 ihre Ergebnisse werden schlieszliglich in ein zusammenfassendes Projekt von Prof alexandra N Muelner-Riehl und Dr adrien Favre universitaumlt leipzig und Prof Dieter uhl Senckenberg einflieszligen

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auszliger in der tropischen Karibik (siehe Newsletter 22012) sind BiK-F-wissen-schaftler auch in kalten gewaumlssern wie der Barentsee gelegen zwischen dem noumlrdlichsten europaumlischen Festland und Spitzbergen unterwegs Thomas Kuhn Doktorand im BiK-F nahm in diesem Sommer an einer knapp einmonatigen Forschungsfahrt des Max Rubner-insti-tuts (MRi) und des Johann Heinrich von Thuumlnen-instituts in diesem gebiet teil um Verbreitungswege und biogeographi-sche grenzen von Fischkrankheiten zu untersuchen Die Barentsee liefert dazu ideale Voraus-setzungen da hier die letzten auslaumlufer des golfstromes auf wassermassen des Polarmeeres treffen und einer Vielzahl kommerziell nutzbarer Fischarten ideale lebensbedingungen bieten Entsprechend ist das Fanggebiet fuumlr den weltweiten Fischhandel von enormer Bedeutung Das Spezialgebiet von Thomas Kuhn sind die wertmindernden Fischparasiten der gattung Anisakis Die Fadenwuumlrmer koumlnnen beim Menschen Magenschleim-

unTerwegs pArAsiTologische unTersuchungen An der grenze zur ArkTis

hautentzuumlndungen oder allergische Reak-tionen hervorrufen an Bord des For-schungsschiffs walter Herwig iii sezierte er Rotbarsch aus der Barentsee um Fadenwuumlrmer die die Fische eventuell besiedelt haben zu gewinnen und quanti-tativ zu erfassen Zuruumlck in Frankfurt wird anhand ihrer DNa bestimmt um welche art es sich jeweils handelt Die gattung Anisakis umfasst neun verschiedene arten die aumluszligerlich zwar nahezu iden-tisch sind sich aber in ihrem Erbgut von-einander unterscheidenauszligerdem wurden vor Ort Kabeljau Schellfisch und Seelachs gefischt und tief-gekuumlhlt Diese Fischarten werden dann in Frankfurt zur gaumlnze daraufhin untersucht welche Parasiten in ihnen stecken Aumlhnli-che untersuchungen hat Kuhn 2010 bereits vor groumlnland in der irmingersee und labradorsee gemacht Die analysen sind Teil einer langzeitreihe bei der Veraumlnderungen von Fischbestaumlnden mit-tels der in ihnen enthaltenen Parasiten erhoben werden

1 i untersuchungsgebiet vor Nordwest-Spitzbergen 2 i Thomas Kuhn bei der aufbereitung von biologi-schen Proben an Bord Fotos Sven Blechner MRi

kooperATionen schuTz fuumlr die heimAT der drAchenbluTbaumlume

Drachenblutbaumlume (Dracaena cinnabari) ndash das Symbol der insel Sokotra Foto Katja Setzkorn giZ

BiK-F die Senckenberg gesellschaft fuumlr Naturforschung die Deutsche gesell-schaft fuumlr internationale Zusammenar-beit (giZ) gmbH im auftrag der Bundes-regierung und die jemenitische umwelt-agentur wollen kuumlnftig enger kooperie-ren um die nachhaltige Entwicklung der insel Sokotra voran zu treiben Damit soll der Spagat gelingen in diesem bdquoParadies der Evolutionldquo die biologische Vielfalt zu schuumltzen und gleichzeitig die lebensbe-dingungen der einheimischen Bevoumllke-rung wesentlich zu verbessern Sokotra ist seit 2008 uNEScO-weltnatur-erbe und gehoumlrt zu Jemen einem der aumlrmsten laumlnder der welt wie lassen sich hier Naturschutz und oumlkonomische Ent-wicklung in Einklang bringen Die loumlsung heiszligt bdquoOumlkotourismusldquo gemeinsam mit der jemenitischen umweltagentur entwi-ckelt die giZ dazu den aufbau entspre-chender Kapazitaumlten Das Programm hat Modellcharakter fuumlr das land was hier funktioniert soll spaumlter auch in anderen Schutzgebieten Jemens das sich Natur-schutz und die nachhaltige Nutzung sei-

ner Ressourcen auf die Fahnen geschrie-ben hat umgesetzt werden um die langfristigen Perspektiven des Projekts auszuloten werden in einem BiK-F-Projekt unter leitung von uwe Za-jonz begleitend Studien zur anpassung an den Klimawandel und zur Bewertung der Resilienz der auf der insel vorhandenen Oumlkosysteme erstellt

Zur engeren wissenschaftlichen Koopera-tion aller institutionen fand vom 21 bis 23 September die 11 Jahrestagung der bdquoFriends of Soqotraldquo im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt statt auf der 70 internationale Teilnehmer zugegen waren Veranstalter der Tagung war BiK-F

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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ruumlckblick 2 plATz beim frAnkfurTer bdquosTAdTrAdelnldquo

Vom 27 august bis 16 September 2012 fand in Frankfurt zum fuumlnften Mal die aktion bdquoStadtradelnldquo statt Drei wochen lang waren alle Frankfurter aufgefordert das auto stehen zu lassen und fuumlr moumlg-lichst viele wege aufs Fahrrad umzustei-gen bdquoBiovelocityldquo - das gemeinsame Team von BiK-F Senckenberg und BioFrankfurt hat es geschafft das Vorjahresergebnis von 4200 km deutlich zu uumlbertreffen und in der 2012-aktion insgesamt 6064 Kilome-tern per pedales zuruumlckgelegen Damit errang bdquoBiovelocityldquo unter den 47 Frank-furter Teams dem zweiten Platz

am 19 September hatte das Hessischen Ministeriums fuumlr umwelt Energie land-wirtschaft und Verbraucherschutz zum 2 Hessischen Tag der Nachhaltigkeit einge-laden mit dem Ziel den Buumlrgerinnen nauml-her zu bringen was hinter dem Trendthe-ma steckt auch das BiK-F beteiligte sich mit einer gemeinsam mit BioFrankfurt durchge-fuumlhrten Veranstaltungstriologie Den auf-takt machte ein informationsstand am uumlberdimensionalen bdquoMainSofaldquo aus gras am Mainufer Daruumlber hinaus referierte Prof Bernhard Stribrny BiK-F in einer abendveranstatltung uumlber bdquoEnergie Kli-ma Biodiversitaumlt ndash ein unloumlsbares Trilem-maldquo ndash ein Thema das am naumlchsten Tag im Vortrag von Dr Fritz a Reuswig Pots-dam institut fuumlr Klimafolgenforschung uumlber bdquoKlimawandel und lebensstil war-um die Technik nicht mehr reichen wirdldquo vertieft wurde

ruumlckblick 2 hessischer TAg der nAchhAlTigkeiT

ruumlckblick globAler buumlrgerdiAlog zur biologischen VielfAlT

Die Diskussion um den Erhalt biologischer Vielfalt wird weltweit gefuumlhrt am 15 September war das woumlrtlich zu nehmen Mehrere Tausend Buumlrgerinnen in Europa asien lateinamerika afrika und Nord-amerika diskutierten mit wissenschaft-lerinnen uumlber Maszlignahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Der Buumlrger- dialog bot die gelegenheit weltweit den wissensstand und die Einstellungen der Teilnehmerinnen zu erfragen Bei der zentralen Veranstaltung der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Deutschland kamen uumlber 100 Teilneh-merinnen aus ganz Deutschland zusam-men Nach einem standardisierten ablauf fanden Videopraumlsentationen Diskussio-nen und Befragungen statt zu Themen wie Einrichtung von Schutzgebieten die uumlberfischung der Meere der Schutz von Korallenriffen sowie ein gerechter Vorteilsausgleich bei Nutzung von gene-tischen Ressourcen

Die auswertung des deutschen Buumlrgerdia-logs ergab dass 85 der Teilnehmer- innen der Meinung sind der Verlust der biologischen Vielfalt sei ein Problem von globalem ausmaszlig der die meisten Men-schen auf der welt betrifft Die Mehrheit geht auszligerdem davon aus dass nationale abkommen weniger zur loumlsung der Prob-leme beitragen als lokale Maszlignahmen etwa aufklaumlrungsprogramme an Schulen Marion Mehring (iSOE) Mathias Kuumlmmer-len (BiK-F) und willem warnecke (SgN) moderierten und begleiteten die Diskussi-on der Teilnehmer Die Ergebnisse werden weltweit ausgewertet und sollen in die naumlchste Vertragsstaatgenkonferenz zum uumlbereinkommen uumlber biologische Vielfalt im Oktober 2012 (cOP 11) in Hyderabad indien einflieszligen gtgt biodiversitywwviewsorg

Teilnehmer der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Berlin Foto Museum fuumlr Naturkunde Berlin

lehre bik-f-wissenschAfTler leiTen summer school in recife brAsilien

Vom 249 bis 5102012 wurde von der Federal university of Pernambuco (uFPE) (Brasilien Recife) in Zusammenarbeit mit BiK-F ein Kurs zum Thema bdquoPhyloge-netics and Evolutionldquo angeboten Haupt-thema des Kurses Konzepte und statisti-sche ansaumltze zur Erforschung makroevo-lutionaumlrer Muster und Prozesseim Detail ging es in den Vorlesungen Tutorien und Diskussionsrunden um Phylogenetik und molekulare Datierung die Evolution der arten und historische Biogeographie die Bewertung der Diver-

sifikationsrate sowie die Modellierung der artverbreitung und der Nischenevolution mit Hilfe bioinformatischer Programme Betreut und gehalten wurde der Kurs von Dr Daniele Silvestro (BiK-F und uNil) und Dr Jan Schnitzler (BiK-F und goe-the-universitaumlt) Die Summer School ist ein Kooperationsprojekt zwischen BiK-F der universitaumlt lausanne (uNil Schweiz) und der universidade Federale de Per-nambuco (uFPE Brasilien)

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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VerAnsTAlTungen feed The world 2050 ndash wie ernaumlhrT mAn neun milliArden menschen nAchhAlTig herAusforderungen fuumlr die forschung

anlaumlsslich des welternaumlhrungstages laumldt das iSOE ndash institut fuumlr sozial-oumlkologische Forschung gemeinsam mit BiK-F am 1810 zu der Diskussionsveranstaltung bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Milliarden Menschen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo ein um uumlber Ernaumlhrungssicherung aus sozial- und naturwissenschaftlicher Pers-pektive zu diskutieren angesichts der wachsenden weltbevoumllkerung veraumlnder-ter Ernaumlhrungsgewohnheiten und stei-gendem Nutzungsdruck auf Oumlkosysteme muumlssen nachhaltige loumlsungen gefunden werden Denn die derzeit vorherrschen-den agrarmodelle und Ernaumlhrungssys- teme mit ihrem enormen Ressourcenver-brauch haben sich als nicht zukunftsfaumlhig erwiesen Klimawandel und Ruumlckgang der

personAlien ecT bei globAler iniTiATiVe fuumlr bodenbiodiVersiTaumlT

Dr Joumlrg Roumlmbke geschaumlftsfuumlhrer des BiK-F-Partners EcT gmbH ist Mitglied der im September 2011 gegruumlndeten global Soil Biodiversity initiative (gBSi) Durch die initiative soll Expertenwissen zur Bodenbiodiversitaumlt staumlrkeren Eingang in die umweltpolitik und in ansaumltze zur nachhaltigen landnutzung finden Die gSBi war dazu auf dem Rio+20-gipfel vertreten und bringt ihr wissen in die global Soil Partnership ndash eine alllianz der welternaumlhrungsorganisation FaO zur bes-seren Bewirtschaftung der Boumlden - ein

personAlien preis fuumlr besTen VorTrAg

alexander weigand Doktorand an der goethe universitaumlt Frankfurt am Main und am BiK-F wurde anfang September auf der 21 international conference on Sub-terranean Biology in Kosice Slowakei der 1 Preis fuumlr den besten studentischen Vor-trag verliehen Der Titel des Vortrags war bdquoEvolution of subterranean microsnails (carychiidae Zospeum) Phylogeny and cryptic diversificationrdquo

personAlien bik-f-dokTorAndin erhaumllT dAAd-forschungssTipendium

Anna D Sadowska-Deś im vergangenen Jahr DBu gastwissenschaftlerin am BiK-F aus Wrocław Polen erhaumllt ab Oktober 2012 ein zweijaumlhriges DaaD-Forschungs-stipendium um an der goethe-universitaumlt ihre Promotion abzuschlieszligen Sie forscht am BiK-F zur Flechte Lasallia pustulata die in klimatisch sehr unterschiedlichen Regionen beispielsweise Skandinavien und Zentralspanien beheimatet ist in ihrer Doktorarbeit untersucht anna Sadowska-Deś ob sich der Pilz und Alge aus denen die Flechte besteht an den klimatisch ver-schiedenen Standorten genetisch unter-scheiden und ob dies die anpassung an lokale gegebenheiten widerspiegelt

Biodiversitaumlt verschaumlrfen dies zusaumltzlich Es referieren Dr Petra c Braun gmun-denOumlsterreich und Prof Dr Teja Tscharntke goumlttingen

gtgt iSOE Feed the world 2050

welche anforderungen ergeben sich dar-aus fuumlr die Nachhaltigkeitsforschung Diese Frage wird ausfuumlhrlich im workshop bdquoErnaumlhrungssicherung und Biodiversitaumltldquo im Rahmen der iSOE-Tagung bdquowahrhaft nuumltzlich was kritische Nachhaltigkeitsfor-schung ausmachtldquo aufgegriffen Termin 16 November 2012 10-17 uhr im Haus am Dom Frankfurt am Main

gtgt iSOE Tagung 2012

VerAnsTAlTungshinweise

14102012 diskussion im rahmen der reihe bdquodialog an deckldquo 16 - 1730h bdquoVielfalt ist wertvoll warum wir artenreichtum brauchenldquo mit Dr Katja Heubach BiK-F Forschungsschiff MS wissenschaft Viehmarkt anleger suumldlich der Friedensbruumlcke wuumlrzburg

18102012 Vortrag und diskussion 18 - 20h bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Millarden Men schen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo goethe-universitaumlt aFE-Turm Raum 2702 Robert-Mayer-Str 5 60325 Frankfurt

impressum

Biodiversitaumlt und Klima Forschungszentrum (BiK-F) Senckenberganlage 25 D-60325 Frankfurt am Main Redaktion Sabine wendler E-mail sabinewendlersenckenbergde

Mehr informationen uumlber BiK-F online unter wwwbik-fde

Page 5: BiK-F Newsletter 03/2012

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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auszliger in der tropischen Karibik (siehe Newsletter 22012) sind BiK-F-wissen-schaftler auch in kalten gewaumlssern wie der Barentsee gelegen zwischen dem noumlrdlichsten europaumlischen Festland und Spitzbergen unterwegs Thomas Kuhn Doktorand im BiK-F nahm in diesem Sommer an einer knapp einmonatigen Forschungsfahrt des Max Rubner-insti-tuts (MRi) und des Johann Heinrich von Thuumlnen-instituts in diesem gebiet teil um Verbreitungswege und biogeographi-sche grenzen von Fischkrankheiten zu untersuchen Die Barentsee liefert dazu ideale Voraus-setzungen da hier die letzten auslaumlufer des golfstromes auf wassermassen des Polarmeeres treffen und einer Vielzahl kommerziell nutzbarer Fischarten ideale lebensbedingungen bieten Entsprechend ist das Fanggebiet fuumlr den weltweiten Fischhandel von enormer Bedeutung Das Spezialgebiet von Thomas Kuhn sind die wertmindernden Fischparasiten der gattung Anisakis Die Fadenwuumlrmer koumlnnen beim Menschen Magenschleim-

unTerwegs pArAsiTologische unTersuchungen An der grenze zur ArkTis

hautentzuumlndungen oder allergische Reak-tionen hervorrufen an Bord des For-schungsschiffs walter Herwig iii sezierte er Rotbarsch aus der Barentsee um Fadenwuumlrmer die die Fische eventuell besiedelt haben zu gewinnen und quanti-tativ zu erfassen Zuruumlck in Frankfurt wird anhand ihrer DNa bestimmt um welche art es sich jeweils handelt Die gattung Anisakis umfasst neun verschiedene arten die aumluszligerlich zwar nahezu iden-tisch sind sich aber in ihrem Erbgut von-einander unterscheidenauszligerdem wurden vor Ort Kabeljau Schellfisch und Seelachs gefischt und tief-gekuumlhlt Diese Fischarten werden dann in Frankfurt zur gaumlnze daraufhin untersucht welche Parasiten in ihnen stecken Aumlhnli-che untersuchungen hat Kuhn 2010 bereits vor groumlnland in der irmingersee und labradorsee gemacht Die analysen sind Teil einer langzeitreihe bei der Veraumlnderungen von Fischbestaumlnden mit-tels der in ihnen enthaltenen Parasiten erhoben werden

1 i untersuchungsgebiet vor Nordwest-Spitzbergen 2 i Thomas Kuhn bei der aufbereitung von biologi-schen Proben an Bord Fotos Sven Blechner MRi

kooperATionen schuTz fuumlr die heimAT der drAchenbluTbaumlume

Drachenblutbaumlume (Dracaena cinnabari) ndash das Symbol der insel Sokotra Foto Katja Setzkorn giZ

BiK-F die Senckenberg gesellschaft fuumlr Naturforschung die Deutsche gesell-schaft fuumlr internationale Zusammenar-beit (giZ) gmbH im auftrag der Bundes-regierung und die jemenitische umwelt-agentur wollen kuumlnftig enger kooperie-ren um die nachhaltige Entwicklung der insel Sokotra voran zu treiben Damit soll der Spagat gelingen in diesem bdquoParadies der Evolutionldquo die biologische Vielfalt zu schuumltzen und gleichzeitig die lebensbe-dingungen der einheimischen Bevoumllke-rung wesentlich zu verbessern Sokotra ist seit 2008 uNEScO-weltnatur-erbe und gehoumlrt zu Jemen einem der aumlrmsten laumlnder der welt wie lassen sich hier Naturschutz und oumlkonomische Ent-wicklung in Einklang bringen Die loumlsung heiszligt bdquoOumlkotourismusldquo gemeinsam mit der jemenitischen umweltagentur entwi-ckelt die giZ dazu den aufbau entspre-chender Kapazitaumlten Das Programm hat Modellcharakter fuumlr das land was hier funktioniert soll spaumlter auch in anderen Schutzgebieten Jemens das sich Natur-schutz und die nachhaltige Nutzung sei-

ner Ressourcen auf die Fahnen geschrie-ben hat umgesetzt werden um die langfristigen Perspektiven des Projekts auszuloten werden in einem BiK-F-Projekt unter leitung von uwe Za-jonz begleitend Studien zur anpassung an den Klimawandel und zur Bewertung der Resilienz der auf der insel vorhandenen Oumlkosysteme erstellt

Zur engeren wissenschaftlichen Koopera-tion aller institutionen fand vom 21 bis 23 September die 11 Jahrestagung der bdquoFriends of Soqotraldquo im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt statt auf der 70 internationale Teilnehmer zugegen waren Veranstalter der Tagung war BiK-F

Newsletter des Biodiversitaumlt und Klima ForschungszentrumsBiK F

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ruumlckblick 2 plATz beim frAnkfurTer bdquosTAdTrAdelnldquo

Vom 27 august bis 16 September 2012 fand in Frankfurt zum fuumlnften Mal die aktion bdquoStadtradelnldquo statt Drei wochen lang waren alle Frankfurter aufgefordert das auto stehen zu lassen und fuumlr moumlg-lichst viele wege aufs Fahrrad umzustei-gen bdquoBiovelocityldquo - das gemeinsame Team von BiK-F Senckenberg und BioFrankfurt hat es geschafft das Vorjahresergebnis von 4200 km deutlich zu uumlbertreffen und in der 2012-aktion insgesamt 6064 Kilome-tern per pedales zuruumlckgelegen Damit errang bdquoBiovelocityldquo unter den 47 Frank-furter Teams dem zweiten Platz

am 19 September hatte das Hessischen Ministeriums fuumlr umwelt Energie land-wirtschaft und Verbraucherschutz zum 2 Hessischen Tag der Nachhaltigkeit einge-laden mit dem Ziel den Buumlrgerinnen nauml-her zu bringen was hinter dem Trendthe-ma steckt auch das BiK-F beteiligte sich mit einer gemeinsam mit BioFrankfurt durchge-fuumlhrten Veranstaltungstriologie Den auf-takt machte ein informationsstand am uumlberdimensionalen bdquoMainSofaldquo aus gras am Mainufer Daruumlber hinaus referierte Prof Bernhard Stribrny BiK-F in einer abendveranstatltung uumlber bdquoEnergie Kli-ma Biodiversitaumlt ndash ein unloumlsbares Trilem-maldquo ndash ein Thema das am naumlchsten Tag im Vortrag von Dr Fritz a Reuswig Pots-dam institut fuumlr Klimafolgenforschung uumlber bdquoKlimawandel und lebensstil war-um die Technik nicht mehr reichen wirdldquo vertieft wurde

ruumlckblick 2 hessischer TAg der nAchhAlTigkeiT

ruumlckblick globAler buumlrgerdiAlog zur biologischen VielfAlT

Die Diskussion um den Erhalt biologischer Vielfalt wird weltweit gefuumlhrt am 15 September war das woumlrtlich zu nehmen Mehrere Tausend Buumlrgerinnen in Europa asien lateinamerika afrika und Nord-amerika diskutierten mit wissenschaft-lerinnen uumlber Maszlignahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Der Buumlrger- dialog bot die gelegenheit weltweit den wissensstand und die Einstellungen der Teilnehmerinnen zu erfragen Bei der zentralen Veranstaltung der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Deutschland kamen uumlber 100 Teilneh-merinnen aus ganz Deutschland zusam-men Nach einem standardisierten ablauf fanden Videopraumlsentationen Diskussio-nen und Befragungen statt zu Themen wie Einrichtung von Schutzgebieten die uumlberfischung der Meere der Schutz von Korallenriffen sowie ein gerechter Vorteilsausgleich bei Nutzung von gene-tischen Ressourcen

Die auswertung des deutschen Buumlrgerdia-logs ergab dass 85 der Teilnehmer- innen der Meinung sind der Verlust der biologischen Vielfalt sei ein Problem von globalem ausmaszlig der die meisten Men-schen auf der welt betrifft Die Mehrheit geht auszligerdem davon aus dass nationale abkommen weniger zur loumlsung der Prob-leme beitragen als lokale Maszlignahmen etwa aufklaumlrungsprogramme an Schulen Marion Mehring (iSOE) Mathias Kuumlmmer-len (BiK-F) und willem warnecke (SgN) moderierten und begleiteten die Diskussi-on der Teilnehmer Die Ergebnisse werden weltweit ausgewertet und sollen in die naumlchste Vertragsstaatgenkonferenz zum uumlbereinkommen uumlber biologische Vielfalt im Oktober 2012 (cOP 11) in Hyderabad indien einflieszligen gtgt biodiversitywwviewsorg

Teilnehmer der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Berlin Foto Museum fuumlr Naturkunde Berlin

lehre bik-f-wissenschAfTler leiTen summer school in recife brAsilien

Vom 249 bis 5102012 wurde von der Federal university of Pernambuco (uFPE) (Brasilien Recife) in Zusammenarbeit mit BiK-F ein Kurs zum Thema bdquoPhyloge-netics and Evolutionldquo angeboten Haupt-thema des Kurses Konzepte und statisti-sche ansaumltze zur Erforschung makroevo-lutionaumlrer Muster und Prozesseim Detail ging es in den Vorlesungen Tutorien und Diskussionsrunden um Phylogenetik und molekulare Datierung die Evolution der arten und historische Biogeographie die Bewertung der Diver-

sifikationsrate sowie die Modellierung der artverbreitung und der Nischenevolution mit Hilfe bioinformatischer Programme Betreut und gehalten wurde der Kurs von Dr Daniele Silvestro (BiK-F und uNil) und Dr Jan Schnitzler (BiK-F und goe-the-universitaumlt) Die Summer School ist ein Kooperationsprojekt zwischen BiK-F der universitaumlt lausanne (uNil Schweiz) und der universidade Federale de Per-nambuco (uFPE Brasilien)

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VerAnsTAlTungen feed The world 2050 ndash wie ernaumlhrT mAn neun milliArden menschen nAchhAlTig herAusforderungen fuumlr die forschung

anlaumlsslich des welternaumlhrungstages laumldt das iSOE ndash institut fuumlr sozial-oumlkologische Forschung gemeinsam mit BiK-F am 1810 zu der Diskussionsveranstaltung bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Milliarden Menschen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo ein um uumlber Ernaumlhrungssicherung aus sozial- und naturwissenschaftlicher Pers-pektive zu diskutieren angesichts der wachsenden weltbevoumllkerung veraumlnder-ter Ernaumlhrungsgewohnheiten und stei-gendem Nutzungsdruck auf Oumlkosysteme muumlssen nachhaltige loumlsungen gefunden werden Denn die derzeit vorherrschen-den agrarmodelle und Ernaumlhrungssys- teme mit ihrem enormen Ressourcenver-brauch haben sich als nicht zukunftsfaumlhig erwiesen Klimawandel und Ruumlckgang der

personAlien ecT bei globAler iniTiATiVe fuumlr bodenbiodiVersiTaumlT

Dr Joumlrg Roumlmbke geschaumlftsfuumlhrer des BiK-F-Partners EcT gmbH ist Mitglied der im September 2011 gegruumlndeten global Soil Biodiversity initiative (gBSi) Durch die initiative soll Expertenwissen zur Bodenbiodiversitaumlt staumlrkeren Eingang in die umweltpolitik und in ansaumltze zur nachhaltigen landnutzung finden Die gSBi war dazu auf dem Rio+20-gipfel vertreten und bringt ihr wissen in die global Soil Partnership ndash eine alllianz der welternaumlhrungsorganisation FaO zur bes-seren Bewirtschaftung der Boumlden - ein

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alexander weigand Doktorand an der goethe universitaumlt Frankfurt am Main und am BiK-F wurde anfang September auf der 21 international conference on Sub-terranean Biology in Kosice Slowakei der 1 Preis fuumlr den besten studentischen Vor-trag verliehen Der Titel des Vortrags war bdquoEvolution of subterranean microsnails (carychiidae Zospeum) Phylogeny and cryptic diversificationrdquo

personAlien bik-f-dokTorAndin erhaumllT dAAd-forschungssTipendium

Anna D Sadowska-Deś im vergangenen Jahr DBu gastwissenschaftlerin am BiK-F aus Wrocław Polen erhaumllt ab Oktober 2012 ein zweijaumlhriges DaaD-Forschungs-stipendium um an der goethe-universitaumlt ihre Promotion abzuschlieszligen Sie forscht am BiK-F zur Flechte Lasallia pustulata die in klimatisch sehr unterschiedlichen Regionen beispielsweise Skandinavien und Zentralspanien beheimatet ist in ihrer Doktorarbeit untersucht anna Sadowska-Deś ob sich der Pilz und Alge aus denen die Flechte besteht an den klimatisch ver-schiedenen Standorten genetisch unter-scheiden und ob dies die anpassung an lokale gegebenheiten widerspiegelt

Biodiversitaumlt verschaumlrfen dies zusaumltzlich Es referieren Dr Petra c Braun gmun-denOumlsterreich und Prof Dr Teja Tscharntke goumlttingen

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welche anforderungen ergeben sich dar-aus fuumlr die Nachhaltigkeitsforschung Diese Frage wird ausfuumlhrlich im workshop bdquoErnaumlhrungssicherung und Biodiversitaumltldquo im Rahmen der iSOE-Tagung bdquowahrhaft nuumltzlich was kritische Nachhaltigkeitsfor-schung ausmachtldquo aufgegriffen Termin 16 November 2012 10-17 uhr im Haus am Dom Frankfurt am Main

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14102012 diskussion im rahmen der reihe bdquodialog an deckldquo 16 - 1730h bdquoVielfalt ist wertvoll warum wir artenreichtum brauchenldquo mit Dr Katja Heubach BiK-F Forschungsschiff MS wissenschaft Viehmarkt anleger suumldlich der Friedensbruumlcke wuumlrzburg

18102012 Vortrag und diskussion 18 - 20h bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Millarden Men schen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo goethe-universitaumlt aFE-Turm Raum 2702 Robert-Mayer-Str 5 60325 Frankfurt

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ruumlckblick 2 plATz beim frAnkfurTer bdquosTAdTrAdelnldquo

Vom 27 august bis 16 September 2012 fand in Frankfurt zum fuumlnften Mal die aktion bdquoStadtradelnldquo statt Drei wochen lang waren alle Frankfurter aufgefordert das auto stehen zu lassen und fuumlr moumlg-lichst viele wege aufs Fahrrad umzustei-gen bdquoBiovelocityldquo - das gemeinsame Team von BiK-F Senckenberg und BioFrankfurt hat es geschafft das Vorjahresergebnis von 4200 km deutlich zu uumlbertreffen und in der 2012-aktion insgesamt 6064 Kilome-tern per pedales zuruumlckgelegen Damit errang bdquoBiovelocityldquo unter den 47 Frank-furter Teams dem zweiten Platz

am 19 September hatte das Hessischen Ministeriums fuumlr umwelt Energie land-wirtschaft und Verbraucherschutz zum 2 Hessischen Tag der Nachhaltigkeit einge-laden mit dem Ziel den Buumlrgerinnen nauml-her zu bringen was hinter dem Trendthe-ma steckt auch das BiK-F beteiligte sich mit einer gemeinsam mit BioFrankfurt durchge-fuumlhrten Veranstaltungstriologie Den auf-takt machte ein informationsstand am uumlberdimensionalen bdquoMainSofaldquo aus gras am Mainufer Daruumlber hinaus referierte Prof Bernhard Stribrny BiK-F in einer abendveranstatltung uumlber bdquoEnergie Kli-ma Biodiversitaumlt ndash ein unloumlsbares Trilem-maldquo ndash ein Thema das am naumlchsten Tag im Vortrag von Dr Fritz a Reuswig Pots-dam institut fuumlr Klimafolgenforschung uumlber bdquoKlimawandel und lebensstil war-um die Technik nicht mehr reichen wirdldquo vertieft wurde

ruumlckblick 2 hessischer TAg der nAchhAlTigkeiT

ruumlckblick globAler buumlrgerdiAlog zur biologischen VielfAlT

Die Diskussion um den Erhalt biologischer Vielfalt wird weltweit gefuumlhrt am 15 September war das woumlrtlich zu nehmen Mehrere Tausend Buumlrgerinnen in Europa asien lateinamerika afrika und Nord-amerika diskutierten mit wissenschaft-lerinnen uumlber Maszlignahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt Der Buumlrger- dialog bot die gelegenheit weltweit den wissensstand und die Einstellungen der Teilnehmerinnen zu erfragen Bei der zentralen Veranstaltung der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Deutschland kamen uumlber 100 Teilneh-merinnen aus ganz Deutschland zusam-men Nach einem standardisierten ablauf fanden Videopraumlsentationen Diskussio-nen und Befragungen statt zu Themen wie Einrichtung von Schutzgebieten die uumlberfischung der Meere der Schutz von Korallenriffen sowie ein gerechter Vorteilsausgleich bei Nutzung von gene-tischen Ressourcen

Die auswertung des deutschen Buumlrgerdia-logs ergab dass 85 der Teilnehmer- innen der Meinung sind der Verlust der biologischen Vielfalt sei ein Problem von globalem ausmaszlig der die meisten Men-schen auf der welt betrifft Die Mehrheit geht auszligerdem davon aus dass nationale abkommen weniger zur loumlsung der Prob-leme beitragen als lokale Maszlignahmen etwa aufklaumlrungsprogramme an Schulen Marion Mehring (iSOE) Mathias Kuumlmmer-len (BiK-F) und willem warnecke (SgN) moderierten und begleiteten die Diskussi-on der Teilnehmer Die Ergebnisse werden weltweit ausgewertet und sollen in die naumlchste Vertragsstaatgenkonferenz zum uumlbereinkommen uumlber biologische Vielfalt im Oktober 2012 (cOP 11) in Hyderabad indien einflieszligen gtgt biodiversitywwviewsorg

Teilnehmer der bdquoworld wide Views on Biodiversityldquo in Berlin Foto Museum fuumlr Naturkunde Berlin

lehre bik-f-wissenschAfTler leiTen summer school in recife brAsilien

Vom 249 bis 5102012 wurde von der Federal university of Pernambuco (uFPE) (Brasilien Recife) in Zusammenarbeit mit BiK-F ein Kurs zum Thema bdquoPhyloge-netics and Evolutionldquo angeboten Haupt-thema des Kurses Konzepte und statisti-sche ansaumltze zur Erforschung makroevo-lutionaumlrer Muster und Prozesseim Detail ging es in den Vorlesungen Tutorien und Diskussionsrunden um Phylogenetik und molekulare Datierung die Evolution der arten und historische Biogeographie die Bewertung der Diver-

sifikationsrate sowie die Modellierung der artverbreitung und der Nischenevolution mit Hilfe bioinformatischer Programme Betreut und gehalten wurde der Kurs von Dr Daniele Silvestro (BiK-F und uNil) und Dr Jan Schnitzler (BiK-F und goe-the-universitaumlt) Die Summer School ist ein Kooperationsprojekt zwischen BiK-F der universitaumlt lausanne (uNil Schweiz) und der universidade Federale de Per-nambuco (uFPE Brasilien)

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VerAnsTAlTungen feed The world 2050 ndash wie ernaumlhrT mAn neun milliArden menschen nAchhAlTig herAusforderungen fuumlr die forschung

anlaumlsslich des welternaumlhrungstages laumldt das iSOE ndash institut fuumlr sozial-oumlkologische Forschung gemeinsam mit BiK-F am 1810 zu der Diskussionsveranstaltung bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Milliarden Menschen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo ein um uumlber Ernaumlhrungssicherung aus sozial- und naturwissenschaftlicher Pers-pektive zu diskutieren angesichts der wachsenden weltbevoumllkerung veraumlnder-ter Ernaumlhrungsgewohnheiten und stei-gendem Nutzungsdruck auf Oumlkosysteme muumlssen nachhaltige loumlsungen gefunden werden Denn die derzeit vorherrschen-den agrarmodelle und Ernaumlhrungssys- teme mit ihrem enormen Ressourcenver-brauch haben sich als nicht zukunftsfaumlhig erwiesen Klimawandel und Ruumlckgang der

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Dr Joumlrg Roumlmbke geschaumlftsfuumlhrer des BiK-F-Partners EcT gmbH ist Mitglied der im September 2011 gegruumlndeten global Soil Biodiversity initiative (gBSi) Durch die initiative soll Expertenwissen zur Bodenbiodiversitaumlt staumlrkeren Eingang in die umweltpolitik und in ansaumltze zur nachhaltigen landnutzung finden Die gSBi war dazu auf dem Rio+20-gipfel vertreten und bringt ihr wissen in die global Soil Partnership ndash eine alllianz der welternaumlhrungsorganisation FaO zur bes-seren Bewirtschaftung der Boumlden - ein

personAlien preis fuumlr besTen VorTrAg

alexander weigand Doktorand an der goethe universitaumlt Frankfurt am Main und am BiK-F wurde anfang September auf der 21 international conference on Sub-terranean Biology in Kosice Slowakei der 1 Preis fuumlr den besten studentischen Vor-trag verliehen Der Titel des Vortrags war bdquoEvolution of subterranean microsnails (carychiidae Zospeum) Phylogeny and cryptic diversificationrdquo

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Anna D Sadowska-Deś im vergangenen Jahr DBu gastwissenschaftlerin am BiK-F aus Wrocław Polen erhaumllt ab Oktober 2012 ein zweijaumlhriges DaaD-Forschungs-stipendium um an der goethe-universitaumlt ihre Promotion abzuschlieszligen Sie forscht am BiK-F zur Flechte Lasallia pustulata die in klimatisch sehr unterschiedlichen Regionen beispielsweise Skandinavien und Zentralspanien beheimatet ist in ihrer Doktorarbeit untersucht anna Sadowska-Deś ob sich der Pilz und Alge aus denen die Flechte besteht an den klimatisch ver-schiedenen Standorten genetisch unter-scheiden und ob dies die anpassung an lokale gegebenheiten widerspiegelt

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gtgt iSOE Feed the world 2050

welche anforderungen ergeben sich dar-aus fuumlr die Nachhaltigkeitsforschung Diese Frage wird ausfuumlhrlich im workshop bdquoErnaumlhrungssicherung und Biodiversitaumltldquo im Rahmen der iSOE-Tagung bdquowahrhaft nuumltzlich was kritische Nachhaltigkeitsfor-schung ausmachtldquo aufgegriffen Termin 16 November 2012 10-17 uhr im Haus am Dom Frankfurt am Main

gtgt iSOE Tagung 2012

VerAnsTAlTungshinweise

14102012 diskussion im rahmen der reihe bdquodialog an deckldquo 16 - 1730h bdquoVielfalt ist wertvoll warum wir artenreichtum brauchenldquo mit Dr Katja Heubach BiK-F Forschungsschiff MS wissenschaft Viehmarkt anleger suumldlich der Friedensbruumlcke wuumlrzburg

18102012 Vortrag und diskussion 18 - 20h bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Millarden Men schen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo goethe-universitaumlt aFE-Turm Raum 2702 Robert-Mayer-Str 5 60325 Frankfurt

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Biodiversitaumlt und Klima Forschungszentrum (BiK-F) Senckenberganlage 25 D-60325 Frankfurt am Main Redaktion Sabine wendler E-mail sabinewendlersenckenbergde

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anlaumlsslich des welternaumlhrungstages laumldt das iSOE ndash institut fuumlr sozial-oumlkologische Forschung gemeinsam mit BiK-F am 1810 zu der Diskussionsveranstaltung bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Milliarden Menschen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo ein um uumlber Ernaumlhrungssicherung aus sozial- und naturwissenschaftlicher Pers-pektive zu diskutieren angesichts der wachsenden weltbevoumllkerung veraumlnder-ter Ernaumlhrungsgewohnheiten und stei-gendem Nutzungsdruck auf Oumlkosysteme muumlssen nachhaltige loumlsungen gefunden werden Denn die derzeit vorherrschen-den agrarmodelle und Ernaumlhrungssys- teme mit ihrem enormen Ressourcenver-brauch haben sich als nicht zukunftsfaumlhig erwiesen Klimawandel und Ruumlckgang der

personAlien ecT bei globAler iniTiATiVe fuumlr bodenbiodiVersiTaumlT

Dr Joumlrg Roumlmbke geschaumlftsfuumlhrer des BiK-F-Partners EcT gmbH ist Mitglied der im September 2011 gegruumlndeten global Soil Biodiversity initiative (gBSi) Durch die initiative soll Expertenwissen zur Bodenbiodiversitaumlt staumlrkeren Eingang in die umweltpolitik und in ansaumltze zur nachhaltigen landnutzung finden Die gSBi war dazu auf dem Rio+20-gipfel vertreten und bringt ihr wissen in die global Soil Partnership ndash eine alllianz der welternaumlhrungsorganisation FaO zur bes-seren Bewirtschaftung der Boumlden - ein

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alexander weigand Doktorand an der goethe universitaumlt Frankfurt am Main und am BiK-F wurde anfang September auf der 21 international conference on Sub-terranean Biology in Kosice Slowakei der 1 Preis fuumlr den besten studentischen Vor-trag verliehen Der Titel des Vortrags war bdquoEvolution of subterranean microsnails (carychiidae Zospeum) Phylogeny and cryptic diversificationrdquo

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Anna D Sadowska-Deś im vergangenen Jahr DBu gastwissenschaftlerin am BiK-F aus Wrocław Polen erhaumllt ab Oktober 2012 ein zweijaumlhriges DaaD-Forschungs-stipendium um an der goethe-universitaumlt ihre Promotion abzuschlieszligen Sie forscht am BiK-F zur Flechte Lasallia pustulata die in klimatisch sehr unterschiedlichen Regionen beispielsweise Skandinavien und Zentralspanien beheimatet ist in ihrer Doktorarbeit untersucht anna Sadowska-Deś ob sich der Pilz und Alge aus denen die Flechte besteht an den klimatisch ver-schiedenen Standorten genetisch unter-scheiden und ob dies die anpassung an lokale gegebenheiten widerspiegelt

Biodiversitaumlt verschaumlrfen dies zusaumltzlich Es referieren Dr Petra c Braun gmun-denOumlsterreich und Prof Dr Teja Tscharntke goumlttingen

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welche anforderungen ergeben sich dar-aus fuumlr die Nachhaltigkeitsforschung Diese Frage wird ausfuumlhrlich im workshop bdquoErnaumlhrungssicherung und Biodiversitaumltldquo im Rahmen der iSOE-Tagung bdquowahrhaft nuumltzlich was kritische Nachhaltigkeitsfor-schung ausmachtldquo aufgegriffen Termin 16 November 2012 10-17 uhr im Haus am Dom Frankfurt am Main

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14102012 diskussion im rahmen der reihe bdquodialog an deckldquo 16 - 1730h bdquoVielfalt ist wertvoll warum wir artenreichtum brauchenldquo mit Dr Katja Heubach BiK-F Forschungsschiff MS wissenschaft Viehmarkt anleger suumldlich der Friedensbruumlcke wuumlrzburg

18102012 Vortrag und diskussion 18 - 20h bdquoFeed the world 2050 ndash wie ernaumlhrt man neun Millarden Men schen nachhaltig Herausforderungen fuumlr die Forschungldquo goethe-universitaumlt aFE-Turm Raum 2702 Robert-Mayer-Str 5 60325 Frankfurt

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Biodiversitaumlt und Klima Forschungszentrum (BiK-F) Senckenberganlage 25 D-60325 Frankfurt am Main Redaktion Sabine wendler E-mail sabinewendlersenckenbergde

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