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Vegetation am naturnahen Mühlgraben VERBAND DER WASSERKRAFTWERKSBETREIBER Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. VERBAND DER WASSERKRAFTWERKSBETREIBER Sachsen und Sachsen-Anhalt e.V. Präsidentin: Angela Markert GESCHÄFTSSTELLE Feuerbachstraße 12 04105 Leipzig Telefon: 0341 / 96 25 66 68 Fax: 0341 / 14 99 14 93 E-Mail: [email protected] Internet: www.wasserkraftverband.de Texte und Fotos: Dr. Annett Weiß, Carsten Arndt Layout und Zeichnungen: Werbe- & Zeichenbüro Karin Kreher Sumpf- und Uferpflanzen bieten diese Mühlgräben für Fische, Amphibien, Schnecken oder Libellen vielfältige Unterstands- möglichkeiten, Überwinterungs- quartiere, Laichhabitate und Nahrungsquellen. Für Jungfische und juvenile Froschlurche stellen die Flachwasserzonen in naturnah ausgebauten Mühlgräben wichtige Rückzugsgebiete dar und bieten Schutz vor Fraßfeinden. Wassergebundenen Vögeln (Stockente, Wasseramsel, Eisvogel) dienen Gräben und Stauteiche als Rast-, Brut- und/oder Nahrungsgebiete. Säugetiere wie Biber und Fischotter nutzen die Gewässer als Wanderkorridore oder zur Nahrungssuche. Mühlgräben stellen erhaltenswerte (Ersatz)-Biotope in der heutigen Kulturlandschaft dar. Darüber hinaus sind der Mühlgraben und das Mutter- bett der Wesenitz im Bereich der Elbersdorfer Mühle mit ihren Kiesufern und zeitweilig trockenfallenden Geschiebeinseln, die gewässerbegleitenden Gehölze sowie das umgebende Waldgebiet Jagd-, Nist- und Brut- revier von Vögeln wie Gebirgsstelze (Motacilla cinerea), Bachstelze (Motacilla alba), Wasseramsel (Cinclus cinclus) und Eisvogel (Alcedo atthis). Hier finden sie ihre Beutetiere, die für fließende Gewässer typischen Insekten (v. a. die Larven der Köcher-, Eintags- und Steinfliegen, Libellen, Mücken und Fliegen), Weichtiere (Schnecken, Muscheln), Würmer, Flohkrebse und Wasserkäfer sowie Jungfische (v. a. Groppen), Fischlaich und Kaulquappen. Stockenten (Anas platyrhynchos) sowie Mandarinenten (Aix galericulata) nutzen den Mühlgraben und Wehrteich als Lebensraum. Trittsiegel im schlammigen Ufersubstrat oder im Schnee sowie Losung weisen darauf hin, dass auch Fischotter (Lutra lutra) dem Mühlgraben häufig einen Besuch abstatten. Die Ufer des Mühlgrabens werden überwiegend von Schwarzerlen (Alnus glutinosa), Weiden (Salix sp.) und Schwarzem Holunder (Sambucus nigra) gesäumt. Imago der Blauflügel- Prachtlibelle (Calopteryx virgo) Der Eisvogel (Alcedo atthis) lebt an mäßig schnell fließenden oder stehenden, klaren Gewässern mit Kleinfischbestand. Zur Jagd benötigt er Sitzwarten wie überhängende Äste oder größere Felsen Literatur: LfUG (2006) Rote Liste Libellen Sachsens. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie. LfUG (2006) Rote Liste Mollusken Sachsens. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie. LfULG (2008) Rote Liste der Rundmäuler und Fische (Stand 2008). Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. BNatSchG (2009) Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542); Zuletzt geändert durch Artikel 4 Absatz 100 des Gesetzes vom 7. August 2013 (BGBl. I S. 3154). FFH-RL (1992) Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (ABl. L 206 vom 22.7.1992, S. 7); Zuletzt geändert durch M3 Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. November 2006 Amtsblatt Nr. L 363, S. 368, Datum 20.12.2006. Im Wasser und entlang der Ufer wachsen u. a. Wassermoose, Flutender Schwaden (Glyceria fluitans), Wasserstern (Callitriche sp.), Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera), Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica becca- bunga), Brunnenkresse (Nasturtium officinale) und Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara). Im schattigen Unterwuchs der Ufergehölze gedeihen Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Goldnessel (Lamiastrum galeobdolon), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Kleblabkraut (Galium aparine), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea) und Brombeere (Rubus fruticosus). In besonnten Abschnitten wachsen typische Pflanzen der Uferstaudensäume und Flussröhrichte wie Mädesüß (Filipendula ulmaria), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Behaarter Kälber- kropf (Chaerophyllum hirsutum) und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) sowie Himbeere (Rubus idaeus). Die Artenvorkommen weisen darauf hin, dass eine funktionsfähige Vernetzung zwischen Hauptgewässer (Wesenitz), Mühlgraben und Umland (Gewässerrandstreifen, Gehölzbestände) vorhanden ist und eine erfolgreiche Reproduktion sowie ein Organismenaustausch stattfinden. Mühlgräben sind wertvolle Lebensräume Wenn man die Auswirkung der Wasserkraftnutzung auf unsere Fließgewässer objektiv beurteilen will, so darf dies nicht nur auf den Fragenkomplex der Durchgängigkeit der Fließgewässer reduziert werden. Die Mühlgräben mit dem ausreichend verbleibenden Wasser im Mutterbett der Flüsse sowie Fischauf- und -abstiegshilfen haben zusammengenommen in unserer Kulturlandschaft oftmals einen höheren ökologischen Wert, als der einer Vollwasserstrecke. Aus diesem Grund muss bei der Prüfung der Auswir- kungen einer Wasserkraftanlage immer der ökologische Wert der Mühlgräben, der sog. Ausleitungsstrecke und der Fischauf- und abstiegshilfen mit einer naheliegen- den Referenz-Fließstrecke gegenübergestellt werden. Erst wenn diese Bilanzierung deutlich negativ ist, kann von einer Beeinträchtigung der Gewässer durch die Wasserkraftnutzung gesprochen werden. Die naturnahen bzw. naturnah ausgebauten Mühlgräben Sachsens von rund 175 km Länge bieten mit mehreren Mio. m³ Wasserspeicher einen hervorragenden Rückhalt für unsere Flussfauna in trockenen und frostigen Zeiten. Neben den Lebensräumen für Wasserinsekten und Wasser-, Lebensraum Mühlgraben
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4 Faltblatt Wasserkraft neu · bunga), Brunnenkresse (Nasturtium o˚ cinale) und Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara). Im schattigen Unterwuchs der Ufergehölze gedeihen Buschwindröschen

Aug 29, 2019

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Page 1: 4 Faltblatt Wasserkraft neu · bunga), Brunnenkresse (Nasturtium o˚ cinale) und Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara). Im schattigen Unterwuchs der Ufergehölze gedeihen Buschwindröschen

Vegetation am naturnahen Mühlgraben

VERBAND DER WASSERKRAFTWERKSBETREIBERSachsen und Sachsen-Anhalt e.V.

VERBAND DER WASSERKRAFTWERKSBETREIBERSachsen und Sachsen-Anhalt e.V.

Präsidentin: Angela Markert

GESCHÄFTSSTELLEFeuerbachstraße 12 • 04105 LeipzigTelefon: 0341 / 96 25 66 68Fax: 0341 / 14 99 14 93E-Mail: [email protected]: www.wasserkraftverband.de

Texte und Fotos: Dr. Annett Weiß, Carsten ArndtLayout und Zeichnungen: Werbe- & Zeichenbüro Karin Kreher

Sumpf- und Uferp� anzen bieten diese Mühlgräben für Fische, Amphibien, Schnecken oder Libellen vielfältige Unterstands-möglichkeiten, Überwinterungs-quartiere, Laichhabitate und Nahrungsquellen. Für Jung� sche und juvenile Froschlurche stellen die Flachwasserzonen in naturnah ausgebauten Mühlgräben wichtige Rückzugsgebiete dar und bieten Schutz vor Fraßfeinden.Wassergebundenen Vögeln (Stockente, Wasseramsel, Eisvogel) dienen Gräben und Stauteiche als Rast-, Brut- und/oder Nahrungsgebiete. Säugetiere wie Biber und Fischotter nutzen die Gewässer als Wanderkorridore oderzur Nahrungssuche. Mühlgräben stellen erhaltenswerte (Ersatz)-Biotope in der heutigen Kulturlandschaft dar.

Darüber hinaus sind der Mühlgraben und das Mutter-bett der Wesenitz im Bereich der Elbersdorfer Mühle mit ihren Kiesufern und zeitweilig trockenfallenden Geschiebeinseln, die gewässerbegleitenden Gehölze sowie das umgebende Waldgebiet Jagd-, Nist- und Brut-revier von Vögeln wie Gebirgsstelze (Motacilla cinerea), Bachstelze (Motacilla alba), Wasseramsel (Cinclus cinclus) und Eisvogel (Alcedo atthis). Hier � nden sie ihre Beutetiere, die für � ießende Gewässertypischen Insekten (v. a. die Larven der Köcher-, Eintags- und Stein� iegen, Libellen, Mücken und Fliegen), Weichtiere (Schnecken, Muscheln), Würmer, Flohkrebse und Wasserkäfer sowie Jung� sche (v. a. Groppen), Fischlaich und Kaulquappen.

Stockenten (Anas platyrhynchos) sowie Mandarinenten (Aix galericulata) nutzen den Mühlgraben und Wehrteich als Lebensraum. Trittsiegel im schlammigen Ufersubstrat oder im Schnee sowie Losung weisen darauf hin, dass auch Fischotter (Lutra lutra) dem Mühlgraben häu� g einen Besuch abstatten.Die Ufer des Mühlgrabens werden überwiegend von Schwarzerlen (Alnus glutinosa), Weiden (Salix sp.) und Schwarzem Holunder (Sambucus nigra) gesäumt.

Imago der Blau� ügel-

Prachtlibelle (Calopteryx virgo)

Der Eisvogel (Alcedo atthis)

lebt an mäßig schnell � ießenden oder stehenden,

klaren Gewässern mit Klein� schbestand.

Zur Jagd benötigt er Sitzwarten wie überhängende

Äste oder größere Felsen

Literatur:LfUG (2006) Rote Liste Libellen Sachsens. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie.LfUG (2006) Rote Liste Mollusken Sachsens. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie.LfULG (2008) Rote Liste der Rundmäuler und Fische (Stand 2008). Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.BNatSchG (2009) Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542); Zuletzt geändert durch Artikel 4 Absatz 100 des Gesetzes vom 7. August 2013 (BGBl. I S. 3154).FFH-RL (1992) Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und P� anzen (ABl. L 206 vom 22.7.1992, S. 7); Zuletzt geändert durch M3 Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. November 2006 Amtsblatt Nr. L 363, S. 368, Datum 20.12.2006.

Im Wasser und entlang der Ufer wachsen u. a. Wassermoose, Flutender Schwaden (Glyceria � uitans), Wasserstern (Callitriche sp.), Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera), Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica becca-bunga), Brunnenkresse (Nasturtium o� cinale) und Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara).

Im schattigen Unterwuchs der Ufergehölze gedeihen Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Goldnessel (Lamiastrum galeobdolon), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Kleblabkraut (Galium aparine), Gras-Sternmiere (Stellaria graminea) und Brombeere (Rubus fruticosus).

In besonnten Abschnitten wachsen typische P� anzen der Uferstaudensäume und Flussröhrichte wie Mädesüß (Filipendula ulmaria), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Behaarter Kälber-kropf (Chaerophyllum hirsutum) und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) sowie Himbeere (Rubus idaeus).

Die Artenvorkommen weisen darauf hin, dass eine funktionsfähige Vernetzung zwischen Hauptgewässer (Wesenitz), Mühlgraben und Umland (Gewässerrandstreifen,Gehölzbestände) vorhanden ist und eine erfolgreiche Reproduktion sowie ein Organismenaustausch statt� nden.

Mühlgräben sind wertvolle Lebensräume Wenn man die Auswirkung der Wasserkraftnutzung auf unsere Fließgewässer objektiv beurteilen will, so darf diesnicht nur auf den Fragenkomplex der Durchgängigkeitder Fließgewässer reduziert werden. Die Mühlgräben mit dem ausreichend verbleibenden Wasser im Mutterbett der Flüsse sowie Fischauf- und -abstiegshilfen haben zusammengenommen in unserer Kulturlandschaft oftmals einen höheren ökologischen Wert, als der einer Vollwasserstrecke. Aus diesem Grund muss bei der Prüfung der Auswir-kungen einer Wasserkraftanlage immer der ökologische Wert der Mühlgräben, der sog. Ausleitungsstrecke und der Fischauf- und abstiegshilfen mit einer naheliegen-den Referenz-Fließstrecke gegenübergestellt werden.

Erst wenn diese Bilanzierung deutlich negativ ist, kann von einer Beeinträchtigung der Gewässer durch die Wasserkraftnutzung gesprochen werden.

Die naturnahen bzw. naturnah ausgebauten Mühlgräben Sachsens von rund 175 km Länge bieten mit mehreren Mio. m³ Wasserspeicher einen hervorragenden Rückhalt für unsere Flussfauna in trockenen und frostigen Zeiten.Neben den Lebensräumen für Wasserinsekten und Wasser-,

Lebensraum Mühlgraben

Page 2: 4 Faltblatt Wasserkraft neu · bunga), Brunnenkresse (Nasturtium o˚ cinale) und Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara). Im schattigen Unterwuchs der Ufergehölze gedeihen Buschwindröschen

Lebensraum Mühlgraben –Entdecken Sie die Natur neu

Es gab eine Zeit, als der Mensch noch recht häu� g in unseren Flüssen mit Erfolg ge� scht hat ohne die Fische zuvor künstlich eingesetzt zu haben. Entgegen der heute landläu� gen Meinung scheint es fast unglaublich, dass sich zu dieser Zeit allein in Sachsen über 3.500 die Wasserkraft nutzende Gewerbe die Fließgewässer mit den in Hülle und Fülle vorkommenden aquatischen Lebewesen teilen mussten. In alten Urkunden ist belegt, dass viele Wassermüller nicht nur ein Wasserrecht zum Betrieb ihrer Mühle oder ihres Sägewerkes besaßen, sondern auch über ein gesondertes Fischereirecht für den betre� enden Flussabschnitt verfügten.

Müllgräben zu MühlgräbenEine verfehlte Energiepolitik sowie die Mangelwirtschaft in den östlichen Bundesländern führten dazu, dass in den 1960iger Jahren viele Wasserkräfte mittelständiger Handwerksbetriebe stillgelegt wurden. Mühlgräben verkamen zu Müllgräben. Ein notwendigesUmdenken der 1990iger Jahre brachte die Renaissance für die kleinen Wasserkräfte nicht nur in Sachsen. Die vielfach zu Müllhalden verkommenen Gräben wurdengeräumt und instandgesetzt. Schon nach kurzer Zeit übernahmen die Fluss� ora sowie die ansässige Tierwelt den zum Wildbett angrenzenden Wasserkörper ‚Mühlgraben’. Besonders naturnah aus-gebaute Gräben von Wasserkraftanlagen mit einem vielseitigen Uferbewuchs bilden die Grundlage für ein artenreiches Spektrum an Lebewesen.

Ein Beispiel von vielenObwohl kein natürliches Gewässer, weist beispielsweise der Obergraben der Elbersdorfer Mühle an der Wesenitz in Ostsachsen aufgrund seines mehr als 450jährigen Bestandes, den damit verbundenen regelmäßigen Wasserstandsschwankungen, dem Sediment-, Totholz- und Laubeintrag und den naturnah ausgebauten Ufer-zonen eine gute strukturelle Ausstattung auf.

Obergraben der Elbersdorfer Mühle

während einer betriebsbedingten Reparatur

Sich auf der Grabenwand

sonnendeRingelnattern

(Natrix natrix)

Wie konnte das möglich sein?Schaut man sich ein Fließgewässer im Jahresverlauf an, fällt dem Betrachter die charakteristische Unstetigkeit auf, mit der die Lebewesen auskommen müssen.

Beginnen wir mit dem Frühling: Der Schnee schmilzt undder Fluss wird zu einem reißenden Strom, alles mit sich ziehend, was das aufgewühlte Wasser fassen kann. Wie gut hat es jetzt die Flussfauna, wenn sie sich in einemStauraum und einem langsam � ießenden Mühlgraben in Sicherheit bringen kann. Der Sommer: Es hat Wochen nicht geregnet, die Quellen versiegen, die Zu� üsse sind kleine Rinnsale und die Flusspegel sinken. Die Mühlen können momentan vom Wasser wenig Kraft erwarten, aber die zugehörigen Mühlgräben sind als Reservoir vorhanden und dienen den Fischen wieder als Zu� uchtsort. Im Herbst erholt sich zumeist der Wasserstand – schließ-lich beginnt nun die Laichzeit vieler Flussbewohner, die wiederum auch die Mühlgräben zum Ablaichen nutzen. Der Winter kämpft mit harten Bandagen: Bei ca. -10°C frieren sämtliche Flüsse zu. Gerade zu diesem Zeitpunkt frieren die langsam � ießenden Gräben der Wasser-kraftanlagen schnell zu und ermöglichen unter der sich bildenden Eisdecke den Fischen und anderen wechsel-warmen (poikilothermen) Lebewesen, die Winterzeit heil zu überstehen.

handelt es sich um juvenile Exemplare der Gemeinen Teichmuschel (Anodonta anatina), eine nach BNatSchG „geschützte“ und nach BArtSchV „besonders geschützte“ Art. Nach Roter Liste Sachsen gilt die Art als „gefährdet“. Das kiesige und von Totholz durchsetzte Sediment des Mühlgrabens wird zudem von zahlreichen Kugel-muscheln (u. a. Sphaerium corneum) besiedelt.

Aus der Gruppe der Insekten kommen Larven der Groß-libellen (Familie Gomphidae-Flussjungfern), die Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus; „gefährdet“ nach Roter Liste Sachsen; „geschützt“ nach BNatSchG) und die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia; FFH-RL II-Art und FFH-RL IV-Art; „gefährdet“ nach Roter Liste Sachsen; „geschützt“ nach BNatSchG) sowie Imagines der Blau-� ügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo; „gefährdet“ nach Roter Liste Sachsen; „geschützt“ nach BNatSchG) vor. Diese Arten bevorzugen sandige Bäche und Flüsse und sind sehr emp� ndlich gegenüber Gewässerver-schmutzung, Gewässerregulierung und Ausbaumaßnahmen. Wegen ihrer hohen Lebensraumansprüche ist das Vorkommen dieser Arten im Mühlgraben besonders bemerkenswert.

Aufgrund der naturnahen Gestaltung und Substrat-zusammensetzung sind zahlreiche Habitate für Fauna und Flora vorhanden, so dass der Obergraben eine hohe ökologische Lebensraumfunktion und –qualität besitzt. In Abhängigkeit von Sohlsubstrat, Mikrohabitaten (im Lückensystem, unter Laub, an Totholz oder in P� anzen-beständen), Strömungsgeschwindigkeit und Nahrungs-angebot haben sich verschiedene wassergebundene Tier- und P� anzenarten angesiedelt.

Bei einer Reparatur des Mühlgrabens der Elbersdorfer Mühle konnten aus der Gruppe der Rundmäuler und Fische u. a. Groppen (Cottus gobio) (>50 Individuen; FFH-RL II-Art, „stark gefährdet“ nach Roter Liste Sachsen), Bachneunaugen (Lampetra planeri) (2 Individuen; FFH-RL II-Art, „stark gefährdet“ nach Roter Liste Sachsen, „geschützt“ nach BNatSchG) und Bachforellen (Salmo trutta fario) (>15 Individuen; „gefährdet“ nach Roter Liste Sachsen) ermittelt werden.

In den ruhigen oder leicht strömenden Rand-bereichen dieses Mühlgrabens wurden im Schlammgrund mehrere Flussmuscheln der Gattung Anodonta (Familie Unionidae)nachgewiesen (>10 Individuen). Vermutlich

Larven der Flussjungfern

(Gomphidae)

Groppe (Cottus gobio)

auf dem kiesigen Grund des Mühlgrabens